Tobias Illig: Die stärkenfokussierte Organisation
Rezensiert von Prof. Dr. Bernd Halfar, 10.09.2014
Tobias Illig: Die stärkenfokussierte Organisation. Methoden und Instrumente des positiven Managements.
Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH
(Stuttgart) 2013.
187 Seiten.
ISBN 978-3-7910-3245-0.
D: 49,95 EUR,
A: 51,40 EUR,
CH: 67,00 sFr.
Reihe: systemisches Management.
Autor und Thema
Tobias Illig ist gelernter Sozialpädagoge und Erwachsenenpädagoge und als Coach, systemischer Organisationsentwickler und Change-Management-Berater tätig. Auch wenn der Rezensent niemals ohne Zwang ein Buch lesen würde, das ein Coach, systemischer Organisationsentwickler und Change-Manager geschrieben hat, musste ich meine Zusage gegenüber socialnet.de erfüllen und habe begonnen, ein Buch über „Die stärkenfokussierte Organisation“ zu lesen. Den Titel finde ich auch nicht gut.
Entstehungshintergrund
Man kann auf die Schwächen einer Organisation schauen oder auf die Stärken. (Offensichtlich kaum auf beides). In Deutschland, der Heimat von Beckmesser, wird die Schwachstellenanalyse bevorzugt, Herr Illig tut das nicht. Er sucht die positiven Ansätze, die positive Psychologie mit positiven Emotionen, positivem Charakter und positiver Institution, das happy/good/meaningful life, das wellbeing, das „Positive Organizational Scholor Ship“ – kurzum das Gute im Menschen und an der Organisation.
Aufbau und Inhalt
Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Geschichte des Guten. In dieser Fundgrube sind dann der, methodisch ja nicht ganz zur Nachahmung zu empfehlende Glücksatlas der Deutschen Post (Hauptgewinner am Glücksrad sind meistens die Ostfriesen), der Wellbeing Index von Gallup, der Better-Life-Index der OECD und noch allerlei ala „Stärken stärken und Schwächen schwächen“, zu finden. Es ist ein Sammelsurium von positiven Ansätzen aller Art, kurz und knapp dargestellt, gut zu lesen.
Im zweiten Kapitel taucht dann eine Philosophie des Positiven Managements auf. Die Begriffe führen beim Rezensenten zwar zu Sodbrennen („Positive Devianz“, „Heliotropes Prinzip“, „Aufwärtsspirale“, „EPOS-Managementrad“, „Offensiver Optimismus“ etc.), und ob das Philosophie ist, weiß ich auch nicht, aber es ist eine vergnügliche Lektüre mit vielen Hinweisen, Beispielen und Illustrationen. Man lernt von Illig den Perspektivenwechsel, abgestützt durch Theoreme, die als Philosophie eingeführt werden.
Anschließend werden zwei Grundprinzipien eines „stärkenfokussierten Unternehmens“ besprochen: die Stärkenpyramide und die Stärkensynergetik. Dieses Kapitel kann man überblättern.
Das umfangreichste Kapitel befasst sich mit der Stärkenfokussierten Mitarbeiterführung. Der Autor surft durch alle Literaturgattungen, alle Fundstücke, wo irgendein Hinweis zu finden ist, dass Positive Mitarbeiterführung was bringt, werden eingesammelt und aufbereitet. Das macht Illig nicht schlecht, es liest sich gut, man wird gut unterhalten.
Und so geht es im Buch weiter. Es folgen die Stärkenfokussierte Organisationsentwicklung und das Stärkenfokussierte Gesundheitsmanagement. Das Strickmuster bleibt gleich: flotte Schreibe, interessante Beispiele, gute, bedenkenswerte Hinweise, viele Anregungen.Im abschließenden, achten Kapitel gibt´s dann den Werkzeugkosten mit drei Unterabteilungen: Tools für die Stärkenreflexion, Tools für die Mitarbeiterführung und Tools für die Organisationsentwicklung. Wenn ich Coach wäre, fände ich diese Sammlung von x-Instrumente richtig gut; man hat alles auf einen Griff. Kurz und knapp und gut beschrieben.
Fazit
Das Buch ist ein Sachbuch, kein wissenschaftliches Buch. Es gehorcht dem Verifikationsprinzip; kritische Gedanken, das Suchen nach empirischer Evidenz: Fehlanzeige. Der Autor setzt sich nicht wissenschaftlich mit der Fragestellung auseinander, wie eine Organisation besser werden kann, sondern er zeigt die „Stärkenfokussierung“ als Lösung, ohne das Problem zu beschreiben. Das Buch ist durchgängig eine Fundgrube – allerdings eklektisch: es ist sammelnd, zeigend, ausbreitend, nicht systematisch, nicht reflexiv, nicht theoretisch bedacht. Die anfängliche Skepsis des Rezensenten bei der Lektüre ist der Lesefreude gewichen und der Einsicht, dass man einiges lernen kann, wenn man dem Gedankengang des Autors folgt.
Rezension von
Prof. Dr. Bernd Halfar
Es gibt 38 Rezensionen von Bernd Halfar.
Zitiervorschlag
Bernd Halfar. Rezension vom 10.09.2014 zu:
Tobias Illig: Die stärkenfokussierte Organisation. Methoden und Instrumente des positiven Managements. Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH
(Stuttgart) 2013.
ISBN 978-3-7910-3245-0.
Reihe: systemisches Management.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16123.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.
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