Heide von Felden, Christiane Hof et al. (Hrsg.): Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von [...]
Rezensiert von Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy, 02.05.2014
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Heide von Felden, Christiane Hof, Sabine Schmidt-Lauff (Hrsg.): Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis. Vom 27. bis 29. September 2012 am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE).
Schneider Verlag Hohengehren
(Baltmannsweiler) 2013.
196 Seiten.
ISBN 978-3-8340-1246-3.
D: 19,80 EUR,
A: 20,40 EUR,
CH: 28,50 sFr.
Reihe: Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft / Sektion Erwachsenenbildung: Dokumentation der Jahrestagung ... der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft - 2013.
Herausgeberinnen
- Prof. Dr. Heide von Feldenist Professorin für Erwachsenenbildung/ Weiterbildung an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
- Prof. Dr. Christiane Hofist Professorin für Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Goethe Universität Frankfurt/Main.
- Prof. Dr. Sabine Schmidt-Lauff ist Professorin für Erwachsenenbildung/ Weiterbildung an der TU Chemnitz.
Autoren und Autorinnen
- Thomas Baranay, M.A. (Technische Universität Chemnitz);
- Christina Buschle, M.A. (Ludwig-Maximilians-Universität München);
- Dipl. Päd. Sabine Digel(Universität Tübingen);
- Prof. Dr. Regina Egetenmeyer(Julius-Maximilians- Universität Würzburg);
- PD Dr. Claudia Fahrenwald ( Universität Augsburg);
- Dr. Julia Franz(Universität Bamberg);
- Dr. Jens Fiebre(Deutsches Institut für Erwachsenenbildung);
- Prof. Dr. Wiltrud Gieseke(Humboldt Universität Berlin);
- Dr. Erik Haberzeth(Humboldt Universität Berlin);
- Dörthe Herbrechter, M.A. (Justus-Liebig-Universität Gießen);
- Prof. Dr. Bernd Käpplinger(Humboldt Universität Berlin);
- Dipl. Päd. Claudia Kulmus(Humboldt Universität Berlin);
- Prof. Dr. Dieter Nittel(Goethe-Universität Frankfurt);
- Dr. Elisabeth Reichart(Deutsches Institut für Erwachsenenbildung);
- Dipl. Päd. Hannah Rosenberg(Goethe-Universität Frankfurt);
- Dipl. Päd. Thomas Schmitt(Justus-Liebig-Universität Gießen);
- Prof. Dr. Wolfgang Seitter(Philipps-Universität Marburg);
- Bettina Setzer, M.A. (Ludwig-Maximilians-Universität München);
- Prof. Dr. Rudolf Tippelt(Ludwig-Maximilians-Universität München);
- Johannes Wahl(Goethe-Universität Frankfurt);
- Prof. Dr. Susanne Maria Weber (Philipps-Universität Marburg)
Thema und Entstehungsgrund
Der Band ist eine Dokumentation der Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung vom 27. bis 29. September 2012 am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz- Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) in Bonn unter dem Titel „Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis“. Das umfangreiche Aufgabengebiet der Erwachsenenbildung wird unter folgenden Aspekten beleuchtet:
- der Weiterbildungsforschung
- der Professionalisierung
- des Selbstverständnisses und der Entwicklung sowie
- der Entwicklung von Institutionen in der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung.
Sowohl theoretische und begriffliche Auseinandersetzungen als auch Bezüge zur Praxis geben Antworten auf die Fragen der Positionierung und Legitimierung der Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis.
Aufbau
Das Buch umfasst folgende Abschnitte:
- Einleitende Vorbemerkungen
- Hauptvortrag
- Weiterbildungsforschung
- Professionalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung
- Selbstverständnis und Entwicklung der Weiterbildungswissenschaft
- Entwicklung von Institutionen der Erwachsenen- und Weiterbildung
Zu den Einleitenden Vorbemerkungen
Die Autorinnen spannen einen Bogen von der Verankerung der Wissenschaft von der Erwachsenenbildung an Universitäten vor mehr als vier Jahrzehnten bis hin zur nach wie vor unbearbeiteten Frage der Positionierung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis. Wissenschaftlich bilden die teilweise fehlenden eigenen theoretischen Ansätze, methodische Zugänge und methodologische Standards Kritikpunkte. Die Weiterbildungspraxis wiederum prägen Selbst- und Fremdbeobachtung als wissenschaftlich gestützte Verfahren auch außerhalb der universitären Forschung den Alltag. Die Bildungspolitik konzentriert sich national sowie international auf das Prinzip der Evidenzbasierung sowohl politischer Entscheidungen als auch praktischer Handlungen. Damit verliert sie den benötigten Weitblick und reduziert die Erwachsenenbildungswissenschaft auf eine angewandte Wissenschaft, insbesondere durch begrenzte Projektförderungen.
Zum Hauptvortrag
Lebenslanges Lernen. Erwachsenenbildung/Weiterbildung sichtbar und wirksam zwischen Forschungsmöglichkeiten und Bildungspolitik Wiltrud Gieseke geht in ihrem Vortrag auf die grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Frage der Sichtbarkeit und Wirksamkeit von Erwachsenen- und Weiterbildung ein, sowohl in Hinblick auf die Forschungsmöglichkeiten als auch auf die Bildungspolitik. Kritische Betrachtungen in Hinblick auf die Einbindung bestehender Forschungsbefunde bei bildungspoltischen Forderungen wie auch die Positionierung der Disziplin bei bildungspolitischen Fragestellungen führen im Vortrag bis zur Frage der gesellschafts-, sozial und professionspolitischen Verantwortung der Erwachsenenbildung.
Zu Weiterbildungsforschung
Kapitel 1 Weiterbildungsforschung als kommunikativer Darstellungs- und Aushandlungsprozess. Der Hessische Weiterbildungsbericht zwischen Politik, Praxis und Wissenschaft. Wolfgang Seiter analysiert in seinem Vortrag den Hessischen Weiterbildungsbericht. Er beschreibt sowohl das methodische Design als auch die diskursive Kommunikation und Aushandlung im Prozess der Konzeption, Durchführung und Erstellung des Berichtes. Weiters beleuchtet der Autor die kommunikative Kompromissbildung und inter-systemische Mehrsprachigkeit der Weiterbildungsforschung.
Kapitel 2 Wissenschaft, Politik und Praxis: Wer spricht? Dispositive der Relationierung im Feld der Politikberatung. Susanne Weber konzentriert sich in ihrem Vortrag auf Politikberatung- ein Thema im Trend der Zeit. Dabei analysiert sie sowohl den Trend zur Politikberatung als auch die Reflexierung der MachtWissen-Beziehungen in der Rekonstruktion (erziehungs-)wissenschaftlicher Politikberatung. Dispositive der Politikberatung sind ebenso Thema wie das expertokratisch-dezisionistisches Dispositiv des Wissenschafts-Transfers: Politikberatung zwischen Sachrationalität und Legitimation. Sowohl das Dispositiv ökonomischer Dienstleistung: Strategische Kommunikation und unternehmerische Politik als auch das Dispositiv epistemischer Irritationen: Wahrsprechen („Parrhesia“) in Gegen-Öffentlichkeiten werden ausführlich dargestellt. Mit dem Dispositiv diskursiver Gestaltung: Koproduktion von Wissen, Übersetzung und Vermittlung zwischen Differenz(en) in der medialen Agora und einem Fazit endet der Betrag von Weber.
Kapitel 3 Kompetenzentwicklung bei älteren Menschen. Zugänge und Barrieren. Jen Friebe, Bettina Setzer und Rudolf Tippelt beginnen ihren Beitrag mit der Bedeutung der Kompetenzentwicklung älterer Menschen und stellen die Studie „Competencies in later life“ (CiLL) vor. Die Vorbereitung der Erhebung im Projekt „CiLL“ sowie die Begleitung und Einschätzung der Feldphase führen schließlich zur detaillierten Beschreibung der Fallstudien der CiLL-Studie. Der Ausblick: Interesse von Wissenschaft und Praxis bildet schließlich den Abschluss.
Zu Professionalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung
Kapitel 1 Förderung professioneller Kompetenz Lehrender. Studierende und erfahrene Lehrkräfte im Vergleich . Sabine Digel, Dörthe Herbrechter und Thomas Schmitt beschäftigen sich mit Förderung professioneller Kompetenz Lehrender. Studierende und erfahrene Lehrkräfte werden dabei verglichen. Von der Ausgangslage über das Konzept der Videofallarbeit sowie den theoretischen Grundlagen: Expertiseforschung wird die Forschungsfrage entwickelt. Design und Teilnehmende werden detailliert beschrieben. Mit Ergebnissen zur Akzeptanz und Wirkung sowie Diskussion und Perspektiven endet dieses Kapitel.
Kapitel 2 Lehren im Angesicht aktueller Herausforderungen. Eine empirische Rekonstruktion kollektiver Orientierungen in Organisationen der Allgemeinen Erwachsenenbildung. Julia Franz beginnt das Kapitel mit einer allgemeinen Einführung zum Thema und beschreibt das methodische Vorgehen. Sie beschreibt kollektive Strategien in Organisationen der Allgemeinen Erwachsenenbildung- Empirische Rekonstruktion. Dabei unterscheidet Franz Organisation A: Sprachliche Anpassung an fachwissenschaftliche Herausforderungen, Organisation B: Beziehungsprägende Bildungsarbeit als reflektierte Stärke und Organisation C: Die Vorbildfunktion der Lehrenden als implizite Stärke. Anschließend fast sie die Ergebnisse zusammen. Die Diskussion der Ergebnisse teilt die Autorin einerseits in die Dominanz finanzieller Herausforderungen- zwischen funktionalem Systemerhalt und politischer Rationalität sowie andererseits in die Variation kollektiver Srategien- zwischen Selbstreferenz und Selbstregierung.
Kapitel 3 Erwachsenenpädagogische Professionalisierungsentwicklung durch Auslandssemester. Regina Egetenmeyer beschreibt basierend auf der Ausgangslage: Studentische Auslandsmobilität und Internationalität in der deutschen Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie der theoretischen Rahmung: Akademische Professionalisierungsentwicklung und Transkulturalität ein entsprechendes Untersuchungsdesign. Sie beschäftigt sich intensiv mit praxisorientierten Erwachsenenpädagoginnen mit hermeneutische Wissenschafts-Praxis-Verzahnung. Dabei spielen sowohl professionalitätsbezogene Perzeptionen als auch Motive und Erwartungen an das Auslandssemester sowie die Rahmenbedingungen während des Auslandssemesters eine große Rolle. Mit einem Fazit endet dieser Beitrag.
Kapitel 4 Das lebenslange Lernen als einheitsstiftende Formel für pädagogisch Tätige? . Dieter Nittel, Johannes Wahl und Christine Buschle liefern in diesem Kapitel Beiträge zur Verankerung des lebenslangen Lernens in Bildungspolitik und Erziehungswissenschaft. Weiters analysieren sie die Verankerung des lebenslangen Lernens im pädagogisch organisierten Systems des lebenslangen Lernens. Chancen zur Vergemeinschaftung im pädagogisch organisierten System des lebenslangen Lernens bilden den Abschluss dieses Beitrages.
Zu Selbstverständnis und Entwicklung der Weiterbildungswissenschaft
Kapitel 1 Ambivalenzen in der betrieblichen Weiterbildung. Hochkonjunktur in der Politik- Stagnation und Expansion in der Empirie- Defizite in der Theorie. Bernd Käpplinger beginnt das Kapitel mit einer Beschreibung der Hochkonjunktur betrieblicher Weiterbildung in der Politik. Die Weiterbildungspraxis im (Zerr-)Spiegel der Statistik beschreibt der Autor detailliert. Weiters konzentriert er sich auf die verschiedenen Facetten der Theorieentwicklung in der betrieblichen Weiterbildungsforschung und endet mit einem Fazit.
Kapitel 2 Weiterbildung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik. Aktuelle Herausforderungen der Bildungsberichterstattung in Deutschland am Beispiel der Weiterbildungsbeteiligung. Elisabeth Reichart bietet zu Beginn des Kapitels einen Überblick des Status Quo des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik in der Bildungsberichterstattung sowie der Konzepte, Daten und Indikatoren zur Weiterbildungsbeteiligung. Es folgt eine Zusammenfassung der aktuellen Berichterstattung zur Weiterbildungsbeteiligung. Daraus ergeben sich schlüssig mehrere Herausforderungen. Als Herausforderung 1 identifiziert Reichart Angemessene Berücksichtigung der verschiedenen Lernformen, als Herausforderung 2 die Entwicklung von Indikatoren mit Lebenslaufbezug. Auch Reichart endet mit einem Fazit.
Kapitel 3 Erwachsenenbildung im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik. Eine Analyse der Tagungsdokumentationen . Hannah Rosenberg fokussiert auf Analyse der Tagungsdokumenationen und beschreibt dabei das Feld von der Konstituierung und ersten (sozialen) Konsolidierung (1971 – 1981) über die Ausweitung des Themen- und Bezugsrahmens (1982 – 1988) bis zur zunehmenden (politischen) Außenorientierung (1989 – 1999). Die Jahre 2000 – 2011 ortet sie als „zwischen Selbstvergewisserung und Außenlegitimation“. Mit einer Diskussion endet das Kapitel.
Zu Entwicklung von Institutionen der Erwachsenen- und Weiterbildung
Kapitel 1 Erwachsenenbildung in der zivilgesellschaft. Bildungstheoretische Begründungen und bildungspraktische Herausforderungen. Claudia Fahrenwald bezieht in die bildungstheoretische Grundlegung sowohl das Konzept der Zivilgesellschaft, das zivilgesellschaftliche Engagement sowie die Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement mit ein. Als bildungspraktische Herausforderungen ortet sie das zivilgesellschaftliche Engagement als Bildungschance und beschreibt Lern- und Unterstützungsbedarfe zivilgesellschaftlicher Institutionen. Eine bildungspraktische Reflexion der Ergebnisse sowie Fazit und Ausblick runden das Kapitel ab.
Kapitel 2 Die Nutzung von Förderprogrammen zwischen berufsstrukturellen Bedingungen und subjektiven Lebensinteressen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu Weiterbidlungsgutscheinen in Brandenburg. Erik Haberzeth und Claudia Kulmus beschreiben zu Beginn die Problemstellung sowie allgemein Weiterbildungsgutscheine auf der Länderebene. Ein Überblick über empirische Studien zu Weiterbildungsgutscheinen sowie die inhaltlich -kontextbezogene Analyse um Programmnutzung zu verstehen bilden die Wissensbasis für den Hauptpunkt des Kapitels: die Studie zum Bildungsscheck Brandenburg, die in weiterer Folge detailliert beschrieben wird. Das Kapitel endet mit einem Fazit.
Kapitel 3 Erwachsenenbildung und universitäre Weiterbildung. Herausforderungen, Ansprüche und Divergenzen. Thomas Barany widmet sich zu Beginn des Kapitels den Funktionsansprüchen an universitäre Weiterbildung. Er legt Determinanten der Ausgestaltung universitärer Weiterbildung fest und beschreibt Grenzlinien und Potenziale von Universität und Erwachsenenbildung. Empirische Befunde führen schließlich zu einem Resümee.
Fazit
Die Autoren und Autorinnen verdichten in diesem Buch wissenschaftliche Erkenntnisse zu Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Die theoretische und praktische Vielfalt ist beeindruckend. Auch die Koppelung an die Praxis gelingt. Sowohl Experten und Expertinnen als auch Studierende können bei der Lektüre dieses Bandes nicht nur geballte Informationen erhalten, sondern werden bedauern, dass sie bei dieser gelungenen Fachveranstaltung persönlich anwesend waren. Ein wichtiger Beitrag Positionierung und Legitimierung der Erwachsenenbildung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Praxis.
Rezension von
Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy
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