Claudia de Witt, Thomas Czerwionka: Mediendidaktik
Rezensiert von Dipl.-Päd. Patrick Bettinger, 04.07.2014
Claudia de Witt, Thomas Czerwionka: Mediendidaktik.
W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
(Bielefeld) 2013.
2. Auflage.
180 Seiten.
ISBN 978-3-7639-5315-8.
D: 19,90 EUR,
A: 20,50 EUR,
CH: 28,50 sFr.
Reihe: Studientexte für Erwachsenenbildung.
Thema
Das in der Reihe „Studientexte für Erwachsenenbildung“ inzwischen in der zweiten Auflage erschienene Buch richtet sich an „Studierende der Erwachsenenbildung und Bildungswissenschaft, aber auch an professionell in der Weiterbildung Tätige“ (S. 13). Das Werk möchte einen Überblick über das Themenfeld geben, wobei sowohl auf historische Aspekte wie auch auf aktuelle Entwicklungen eingegangen wird.
Autorin und Autor
- Claudia de Witt ist Professorin für Bildungstheorie und Medienpädagogik an der FernUniversität in Hagen.
- Thomas Czerwionka ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Braunschweig im Projekt „teach4TU“.
Aufbau und Inhalt
Das Buch gliedert sich in acht Kapitel, die von einem Vorwort sowie einem Glossar gerahmt werden.
Das einleitende erste Kapitel fasst die Zielgruppe sowie den zentralen Fokus knapp zusammen und gibt einen ersten Einblick in die nachfolgenden Kapitel und den Aufbau des Buches.
In Kapitel zwei erörtern de Witt und Czerwionka knapp Hintergründe und zentrale Zusammenhänge zwischen den Begriffen Medien und Didaktik. Hierzu werden überblicksartig definitorische Vorklärungen dargelegt und ein Begründungsrahmen für die didaktische Auseinandersetzung mit Medien geschaffen.
Das dritte Kapitel dreht sich um die disziplinäre Verortung der Mediendidaktik im Feld der Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Neben einer historischen Rückschau auf mediendidaktische Entwicklungslinien werden Bezüge sowie Abgrenzungen zu anderen Wissenschaftsdisziplinen dargestellt. Das Kapitel nimmt abschließend Bezug auf das Selbstverständnis und damit einher gehende Anforderungen und Aufgaben der Mediendidaktik, was anhand der historischen (Weiter-)Entwicklung verschiedener Klassifikationsschemata zur Erfassung und Strukturierung von Lehr-Lernprozessen veranschaulicht wird.
Kapitel vier behandelt die für ein Mediendidaktik-Lehrbuch unentbehrlichen lerntheoretischen Paradigmen. Neben der behavioristischen, kognitivistischen und konstruktivistischen Position wird auch ein pragmatistisches Verständnis von Lehr-Lernprozessen erläutert. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ansätze werden dargelegt, wobei die Betonung auf der konstruktivistischen Perspektive liegt.
Kommunikation ist der thematische Schwerpunkt des fünften Kapitels. Neben der Erläuterung basaler Kommunikationsmodelle wird kurz auf die Rolle medienbasierter Kommunikation und deren Bedeutung für die Mediendidaktik eingegangen.
Im sechsten Kapitel widmen sich die AutorInnen dem Thema der Medien in Lehr- Lernprozessen im Bereich der Erwachsenenbildung. Hier werden zentrale klassische wie auch neuere (medien-)didaktische Modelle (z.B. Web-Didaktik, gestaltungsorientierte Mediendidaktik und kooperatives Lernen) aufgegriffen und erläutert.
Das siebte Kapitel nimmt mit der Fokussierung auf das Lernen und Lehren mit digitalen Medien den mit Abstand größten Raum ein. Dabei werden konkrete E-Learning-Szenarien dargelegt, unterschiedliche Anwendungen hinsichtlich ihres potenziellen didaktischen Mehrwerts betrachtet und verschiedene Methoden (z.B. E-Portfolios) besprochen. Das Kapitel diskutiert außerdem aktuelle Trends der Mediendidaktik wie PLEs, E-Learning 2.0, MOOCs oder E-Assessment. Darüber hinaus wird das Thema zunehmender Entgrenzung des Lernens im Zuge von E- und M-Learning besprochen.
Kapitel acht rundet das Buch mit einem Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen der Mediendidaktik ab.
Diskussion
Die Mediendidaktik ist ein weites Feld mit zahlreichen Facetten, die verschiedene wissenschaftliche Bezugspunkte und -disziplinen adressieren. Das stellt ein Einführungswerk vor Herausforderungen, wie auch der Band von de Witt und Czerwionka deutlich macht. Es gilt, den goldenen Mittelweg zwischen thematischer Breite und Tiefe zu finden. Dies ist den AutorInnen mit ihrem Buch größtenteils gelungen. Die aufgegriffenen Themenbereiche spiegeln die Mediendidaktik angemessen wider und ermöglichen einen Einstieg in die Materie. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem in Kapitel sieben ausführlich dargestellten Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Mit dieser Akzentuierung werden zeitgemäße mediendidaktische Themen (z.B. MOOCs, Microlearning, Entgrenzung des Lernens) entsprechend gewürdigt.
Auch die didaktische Strukturierung des Buches erscheint sinnvoll. Der Inhaltliche Aufbau ist schlüssig und zur weiteren Vertiefung wird durch Fragen zur Reflexion des Gelesenen am Ende der einzelnen Kapitel angeregt. Positiv ist hervorzuheben, dass die einzelnen Kapitel bei Bedarf auch unabhängig voneinander gelesen und verstanden werden können, da sie in sich abgeschlossene Einheiten bilden. Gerade Einsteiger können so einen schnellen Zugang zum Themenfeld finden, da nicht zwingendermaßen zuerst die „trockene Theorie“ durchexerziert werden muss. Darüber hinaus finden sich einige ergänzende Online-Quellenangaben, Literaturempfehlungen zur weiteren Vertiefung und ein Glossar mit den wichtigsten Schlagworten am Ende.
Kritisch gesehen werden kann die Gewichtung einzelner Passagen des Buches. Der Band holt zum Teil an Stellen etwas weit aus (bspw. in Kapitel 3), deren Bedeutsamkeit für ein Einführungswerk diskussionswürdig erscheint. Die Ausführungen zu den historischen und disziplinären Entwicklungen der Mediendidaktik und -pädagogik sowie definitorische Vorklärungen nehmen im Verhältnis zu dem insgesamt recht schlanken Band relativ viel Raum ein.
Auch kann konstatiert werden, dass der durch die Zugehörigkeit des Buches zu den „Studientexten für Erwachsenenbildung“ suggerierte Bezug zu eben diesem Bildungsbereich eher schwach ausgeprägt ist. So wird eine Übertragung der angeführten mediendidaktischen Modelle, Ansätze und Konzepte auf die Erwachsenenbildung lediglich punktuell vorgenommen. Hier wäre beispielsweise ein gesonderter Abschnitt zum Lernen Erwachsener, das Eingehen auf institutionelle und organisationale Besonderheiten des Feldes oder die Berücksichtigung von Professionalisierungsaspekten – also dezidiert erwachsenenbildnerischen Themen, die durchaus auch didaktische Entscheidungen beeinflussen – hilfreich gewesen.
Fazit
Mit seinen insgesamt 180 Seiten und dem thematisch recht breit angelegten Spektrum bietet der Band Studierenden und PraktikerInnen einen fundierten und übersichtlichen Einstieg in die Mediendidaktik. Neben den „klassischen“ Themenbereichen legen de Witt und Czerwionka besonderen Wert auf die Darstellung aktueller Trends in der Mediendidaktik. Interessierten LeserInnen wird damit ein insgesamt lesenswertes Einsteigerwerk geboten.
Rezension von
Dipl.-Päd. Patrick Bettinger
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Mediendidaktik, Institut für Medien, Wissen und Kommunikation, Universität Augsburg
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Zitiervorschlag
Patrick Bettinger. Rezension vom 04.07.2014 zu:
Claudia de Witt, Thomas Czerwionka: Mediendidaktik. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
(Bielefeld) 2013. 2. Auflage.
ISBN 978-3-7639-5315-8.
Reihe: Studientexte für Erwachsenenbildung.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16242.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.
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