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Helmut Ortner: Widerstand ist zwecklos. Aber sinnvoll

Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 27.01.2014

Cover Helmut Ortner: Widerstand ist zwecklos. Aber sinnvoll ISBN 978-3-939816-19-5

Helmut Ortner: Widerstand ist zwecklos. Aber sinnvoll. Nomen (Frankfurt) 2014. 200 Seiten. ISBN 978-3-939816-19-5. 19,90 EUR.

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Querdenker sind Selbstdenker

„Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge“ – diese „positive Subversion“ stammt von Hans A. Pestalozzi (Nach uns die Zukunft, 1979). Und dass die Wahrheit die Erfindung eines Lügners sei, dieser Rat(schlag) für Skeptiker ist einzuordnen in die Traditionslinie von widerständigem Denken (Heinz von Foerster / Bernhard Pörksen, Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/13980.php). Es sind die Imponderabilien, die als Wirklichkeiten gesagt werden, sich als Proklamationen darstellen und darauf setzen, dass die Menschen Gesagtem unbesehen glauben (Karl Heinz Bohrer, Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12903.php). Es ist das Gewirr von Gesagtem, das Verwirrung stiftet (Manfred Lütz, Bluff! Die Fälschung der Welt, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/14059.php); und es sind die Aufforderungen, Alternativen zu den scheinbar urwüchsigen und unveränderbaren Wirklichkeiten zu denken (Rainer Lehmann, Aufforderung zum Ungehorsam, 2013, www.socialnet.de/rezensionen/16098.php), die Aufmerksamkeit auf Querdenker lenken.

Autor

Der Frankfurter Schriftsteller, Publizist und Mitglied der Jury „Best of Corporate Publishing“, Helmut Ortner, ist einer, der sich einmischt in gemachte und gewordene öffentliche Meinungen, der nachfragt nach historischen und so genannten Wahrheiten, und der provoziert gegen etablierte Mächte und illegitimes machtvolles Handeln, hier und anderswo.

Aufbau und Inhalt

Im Klappentext des Buches „Widerstand ist zwecklos. Aber sinnvoll“ wird angekündigt: „Ortners Texte sind Notwehr-Attacken: Subjektiv, provokant und ungerecht“. Und das Titelbild mit einem unschuldig dreinschauenden Gartenzwerg-Kopf lässt ahnen, welches „Heimat“- Bild Ortner aufspießen will mit seinen „kleinen überschaubaren Portionen von den Tollheiten der politischen Akteure, den Dreistigkeiten der Finanzkriminellen und anderen Zumutungen des Alltags“.

Es sind 192 kurze Provokationen und Notizen, die der Autor zwischen Januar und Dezember 2013 aufgeschrieben, hinausgeschrien, mit maßvollen Worten formuliert oder herausgek… hat.

  • Es ist die Rede von „komischen Zeiten, in denen Amalgamfüllungen abgeschafft werden, weil sie jemand schädigen könnten – aber Landminen dürfen weiter produziert werden“;
  • es geht um „gezieltes Töten“ mit Drohnen, um die Wiedererstehung von (religiösen, fundamentalistischen) Eiferern;
  • um „Sinti- und Roma-Schnitzel“;
  • um die „Gnade der Verjährung“;
  • um die Ankündigung, dass Hitlers, Mein Kampf, bald im Buchhandel zu erwerben sein wird;
  • um präsidiale „Schnäppchenjäger“;
  • um bayerische „Spezl-Wirtschaft“;
  • um „Waffen und Moral“;
  • um „Lebenslügen“ und patriotische, populistische Töne;
  • um „Lauschangriffe“;
  • Zocker und Zukunftssucher;
  • um „akademischen Kapitalismus“,
  • um „Pofalla“ und andere Fallen;
  • um „Geiz ist geil“;
  • um „Sarrazin“ und die Macht der öffentlichen Meinung;
  • um Profiteure, Berater, Experten und Interessenvertretern;
  • um die Fußballweltmeisterschaft und Sklavenarbeit;
  • um „Stolpersteine“ und saubere Straßen.

Fazit

Es sind „gedroschene“ Worte, die den Leser aufregen können. Und es sind Versuche, den ach so bequemen und beruhigenden Einstellungen – „Da kann man ja sowieso nichts dagegen machen!“, und: „Da könnt‘ je jeder kommen!“, und: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ – Widerworte entgegen zu setzen. Worte, die jeder verstehen kann, wenn er will, und gegen die es lohnt, nachzudenken und vielleicht sogar Widerstand zu proben! Die Texte signalisieren keine Weltuntergangsstimmungen und schon gar keine fatalistischen Gedanken, sondern sie enthalten ein gehörig Maß von Aufforderungscharakter: „Du kannst etwas ändern an dem scheinbar Unveränderbaren!“. Sie kommen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher, sondern als Gesprächsstoff von dir zu mir! Deshalb sind die „Notwehr-Notizen von der Heimat-Front“ nichts für das Sofa. Sie müssen in die Hand genommen werden, als Wort-Werkzeug, und wenn es notwendig ist, auch als Wort-Waffe! Weil – da sind wir wieder beim Anfang – selbst denken mehr ist als abnicken!

Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Es gibt 1689 Rezensionen von Jos Schnurer.

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ISSN 2190-9245