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Sabine Kühnel, Livia Koller (Hrsg.): Bei mir zuhause ist was anders

Rezensiert von Dr. Anja Frindt, 13.09.2018

Cover Sabine Kühnel, Livia Koller (Hrsg.): Bei mir zuhause ist was anders ISBN 978-3-86321-168-4

Sabine Kühnel, Livia Koller (Hrsg.): Bei mir zuhause ist was anders. Was Kinder psychisch kranker Eltern erleben. Mabuse-Verlag GmbH (Frankfurt am Main) 2014. 45 Seiten. ISBN 978-3-86321-168-4. D: 16,90 EUR, A: 17,40 EUR, CH: 23,90 sFr.
Bezirkskliniken Schwaben; St. Gregor, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.

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Thema

Das Buch vermittelt anhand von Kinderzeichnungen und Zitaten einen Eindruck von der Lebenswelt von Kindern psychisch kranker Eltern.

Entstehungshintergrund

Das Buch wurde aus Anlass des fünfjährigen Bestehens der Augsburger Kindersprechstunde herausgegeben. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Bezirkskrankenhauses Augsburg mit der St. Gregor Kinder-, Jugend- und Familienhilfe mit dem Ziel, Hilfen, Beratung und Information für Kinder psychisch kranker Eltern anzubieten.

Herausgeberinnen

Die beiden Herausgeberinnen haben die Kindersprechstunde gemeinsam aufgebaut. Sabine Kühnel arbeitet als Sozialpädagogin im Bezirkskrankenhaus Augsburg, Livia Koller ist als Psychologin bei der St. Gregor-Jugendhilfe beschäftigt.

Aufbau

Den Hauptteil des Buches bilden Kinderzeichnungen (jeweils auf der rechten Seite) sowie Zitate (jeweils linke Seite), die das Erleben der psychischen Erkrankung eines Elternteils aus Sicht der betroffenen Kinder aufzeigen. Diese werden gerahmt von zwei Vorwörtern der beteiligten Kooperationspartner, einem kurzen zweiseitigen Text mit dem Thema „Wie geht es den Kindern psychisch kranker Eltern?“ und einer Zusammenstellung von Websites von Einrichtungen und Projekten für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil sowie Literaturtipps für Kinder psychisch kranker Eltern und/oder suchtbelasteter Eltern sowie jeweils deren Bezugspersonen und Fachkräften.

Inhalt

Die Zeichnungen vermitteln eindrücklich sowohl die Sorgen und Nöte der Kinder als auch deren Freude über eine angenommene Heilung des Elternteils. Mal gegenständlich, mal abstrakt, mal bedrückend düster, mal mit heiterem Sonnenschein veranschaulichen die Bilder die von den Kindern erlebte „Andersartigkeit“ ihres Zuhauses.

So zeigen die Zeichnungen beispielsweise Erwachsene in Betten, übergroße Monster, die Personen umkrallen oder aufzufressen drohen und einen Teufel mit einer Flasche, in der jemand gefangen ist. Die Zitate verdeutlichen die Gefühlswelt der Kinder, die sich alleingelassen, hilflos und verunsichert fühlen, sich schämen, Elternaufgaben übernehmen, sich für die Erkrankung verantwortlich fühlen, unter Ängsten, Schuldgefühlen und der Tabuisierung psychischer Erkrankung leiden und Informationen über diese und die Behandlung der Eltern brauchen.

Diskussion

Das Buch ist 2014 in Lizenzausgabe im Mabuse-Verlag erschienen, die Originalausgabe bereits 2012 in einem Augsburger Verlag. Dementsprechend berücksichtigen die Empfehlungen für Websites und Literaturtipps nur die bis zu diesem Zeitpunkt erschienenen Literaturbeiträge bzw. Projekte. Da das Thema Kinder psychisch kranker Eltern immer mehr die ihm zustehende Aufmerksamkeit bekommt, ließen sich diese Tipps ergänzen und aktualisieren (bspw. um Brockmann, Lenz; Jungbauer (Hrsg.); Lenz, Wiegand-Grefe (alle 2016) und für Kinder sehr schön Eder, Rebhandl-Schartner, Gassner (2013).

Fazit

Empfohlen wird das Buch von den Herausgeberinnen für Fachleute, die mit Kindern arbeiten, deren Familien von einer psychischen Erkrankung betroffen sind und allen mittelbar und unmittelbar Betroffenen. Dieser Empfehlung kann man nur zustimmen. Es ist zu wünschen, dass das „Bilderbuch“, dessen Konzept, über die Zeichnungen der Kinder Einblicke in deren Erleben zu ermöglichen, über das Format und die farbigen Seiten gestalterisch sehr gelungen umgesetzt wurde, seinen Weg in möglichst viele Schulen, Kindergärten und weitere Institutionen der Jugend- und Gesundheitshilfe findet, um Verständnis für den Alltag von Kindern mit psychisch kranken Elternteilen zu wecken, was angesichts der Prävalenz psychischer Erkrankungen dringend notwendig ist. Zudem hat das „Bilderbuch“ für die interessierten Leser_innen den Vorteil, dass es nicht „gelesen“ sondern angeschaut wird, was einen kreativen Zugang jenseits des Lesens darstellt, Zeit spart und die Möglichkeit bietet, über die Bilder in den Austausch (über eigenes Erleben) zu treten.

Rezension von
Dr. Anja Frindt
Dipl. Päd., Dipl. Sozarb./Sozpäd.

Es gibt 7 Rezensionen von Anja Frindt.

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ISSN 2190-9245