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Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Gute Zusammenarbeit mit Eltern in Kitas, Schulen und Jugendhilfe

Rezensiert von Katharina Lörsch, 17.04.2015

Cover Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Gute Zusammenarbeit mit Eltern in Kitas, Schulen und Jugendhilfe ISBN 978-3-8474-0167-4

Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Gute Zusammenarbeit mit Eltern in Kitas, Schulen und Jugendhilfe. Qualitätsfragen, pädagogische Haltung und Umsetzung. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2014. 180 Seiten. ISBN 978-3-8474-0167-4. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 27,90 sFr.

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Thema

Die vorgestellte Publikation thematisiert die Grundsätze guter Zusammenarbeit mit Eltern im pädagogischen Handlungsfeld. Schwerpunktmäßig wird die Haltung der pädagogischen Fachkräfte, als entscheidender Einflussfaktor sowie die professionelle Gestaltung der Zusammenarbeit mit Eltern in den Blick genommen. Der Dialog, als Basis für eine gelingende Erziehungs- und Bildungspartnerschaft wird in den Ausführungen hervorgehoben. Darüber hinaus umfasst das Buch sechs Qualitätsmerkmale- bzw. Qualitätsfragen zur Erarbeitung, Gestaltung und Reflexion der Elternarbeit im pädagogischen Handlungsfeld.

Herausgeberin

Sigrid Tschöpe-Scheffler, Dr. phil., Sozialpädagogin, Dipl.-Pädagogin, systemische Beraterin und Gestalttherapeutin, lehrt als Professorin für Erziehungswissenschaften am Institut für Kindheit, Jugend, Familien und Erwachsene der Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften. Dort leitete sie das Lehr- und Lernforschungsprojekt zum Thema Qualitätsfragen und Haltung in der Familienbildung, in dessen Kontext die hier rezensierte Veröffentlichung entstand. Neben Sigrid Tschöpe-Scheffler sind folgend aufgeführte Autoren an der Publikation beteiligt: Gianna Balaban, Anna Bairuk, Helena Drechsler, Sarah Hoffmann, Silke Krohne, Karolin Königsfeld, Jana Marek, Lorna Ross, Xenia Roth, Johannes Schopp, Christiane Solf, Kathrin Stabroth, Rainer Strätz, Verena Wittke.

Entstehungshintergrund

Nach eigenen Angaben ist „ die vorliegende Publikation aus einem gemeinsamen dialogischen Prozess vieler Autoreninnen und Autoren entstanden.“ Die Herausgeberin Sigrid Tschöpe-Scheffler, die sich bereits im Rahmen einer Expertenrunde der Vodafon-Stiftung mit dem Thema „entwicklungsfördernde Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule“ beschäftigte, implementierte im Kontext des Bachelorstudiengangs Pädagogik der frühen Kindheit und Familienbildung an der Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, ein Forschungsseminar, dass sich mit der Qualität der Zusammenarbeit mit Eltern bzw. der Familienbildung in der frühpädagogischen Fachpraxis (Kindertagesstätte, Familienzentren, Kinder- und Jugendhilfe etc.) beschäftigte. In diesem Rahmen entwickelten Studierende im dialogischen Prozess, wissenschaftlich fundierte Qualitätsfragen- und Merkmale guter Zusammenarbeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften sowie einflussnehmende Schlüsselfaktoren und erprobten diese auf ihre Tauglichkeit in der Praxis.

Aufbau

Das Buch umfasst 183 Seiten, die in zwei große Bereiche unterteilt sind.

  1. Der erste Teil des Buches befasst sich mit der Qualität, Umsetzung und Haltung in der Zusammenarbeit mit Eltern und ist wiederum in fünf Kapitel mit jeweils verschiedenen Unterpunkten aufgeteilt.
  2. Der zweite Teil gleicht einer Aufsatzsammlung, in der es um die Zusammenarbeit mit Familien bzw. um weitere einflussnehmende Perspektiven geht. Hier sind fünf themenbezogene, weiterführende Aufsätze von unterschiedlichen Autoren zu lesen.

Darüber hinaus ermöglicht das Vorwort zu Beginn einen guten Einstieg in die Thematik und erläutert den Entstehungshintergrund des Buches.

Ein zusammenfassender Überblick in der Mitte des Buches verbindet beide große Themenbereiche und bietet Orientierung über die im zweiten Teil des Buches aufgeführten Artikel.

Das Autorenverzeichnis stellt am Ende alle am Werk beteiligten Autoren und Autorinnen vor.

An einigen Stellen werden die Aussagen durch Bebilderung bzw. den Einsatz von Grafiken und Tabellen unterstütz. Jeder Aufsatz enthält am Ende der Ausführungen ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Im Rahmen des oben erläuterten Forschungsprojektes entwickelten Studierende der Fachhochschule Köln gemeinsam mit der Herausgeberin Sigrid Tschöpe-Scheffler folgend aufgeführte Merkmale guter Zusammenarbeit mit Eltern bzw. Familien im pädagogischen Handlungsfeld (z.B. Kindertagesstätte, Familienzentrum etc.)

  1. Familien herzlich willkommen heißen
  2. Achtsam und konstruktiv kommunizieren
  3. Erziehungs- und Bildungspartnerschaft gestalten
  4. Partizipation praktizieren
  5. Gemeinsam für die Rechte der Kinder eintreten
  6. Gemeinsam soziale Netze knüpfen und pflegen

Der Entstehungsprozess der Qualitätsmerkmale wird im Vorwort des Buches nachvollziehbar beschrieben.

Zum ersten Teil

Der erste Teil des Buches umfasst inhaltlich die Qualität, Umsetzung und Haltung in der Zusammenarbeit mit Eltern.

Im ersten Kapitel geht Sigrid Tschöpe-Scheffler auf gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen ein und beschreibt neue Herausforderungen und notwendige Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit mit Familien. Die Ausführungen der Autorin reichen vom heutigen Zeitstand bis in die Geschichte zurück. Darüber hinaus wird die Entwicklung des Konstrukts Familie gezeigt und Überlegungen zur Unterstützung der Familie in der Geschichte der Pädagogik dargestellt. Auf den Unterschied zwischen formalen und informellen Lernprozessen sowie Angebote für Eltern und Familien und deren Bedeutung für die pädagogische Praxis wird eingegangen. Ein notweniger Paradigmenwechsel für die Gestaltung der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien wird herausgestellt und eine wertschätzende Haltung sowie Interaktion im Dialog als Grundsatz für eine gute Zusammenarbeit verdeutlicht.

Das zweite Kapitel befasst sich mit der Bedeutung der Haltung in der Zusammenarbeit mit Eltern. In mehreren Aufsätzen von unterschiedlichen Autoren, erfolgt eine Annäherung an den Begriff der Haltung sowie dessen Bedeutung im pädagogischen Kontext. Darüber hinaus wird die Selbstreflexion und die aktive Arbeit an der eigenen Haltung, bezogen auf Fachkräfte im pädagogischen Handlungsfeld, als bedeutend herausgestellt. Lorna Ross beschreibt weitere Aspekte einer entwicklungsfördernden professionellen Haltung und geht im Besonderen auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang mit Eltern sowie auf ein vorurteilsbewusstes und ressourcenorientiertes Denken und Handeln ein.

Im dritten Kapitel wird die Bedeutung des Wohlbefindens in der Zusammenarbeit mit Familien herausgearbeitet. Sarah Hoffmann zeigt zunächst wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohlbefinden auf und stellt einen Bezug zur Gegenwart und den Belastungen der Moderne sowie zur Bedeutung des Wohlbefindens in der Pädagogik her. Darüber hinaus wird darauf eingegangen, wie das Wohlbefinden aller, in der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien gefördert bzw. unterstützt werden kann.

Darauf aufbauend befasst sich Lorna Ross im vierten Kapitel mit zu beachtenden Prozessen auf dem Weg zur optimalen Zusammenarbeit mit Familien. Störungen in der Zusammenarbeit werden thematisiert sowie Prozesse nicht gelingender und gelingender Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften aufgeführt und durch den Einsatz von erläuternden Grafiken verdeutlicht.

Das fünfte Kapitel, welches durch eine Vielzahl von Autoren verfasst wurde, umfasst die im Forschungsprojekt formulierten Qualitätsfragen und Schlüsselbegriffe bzw. Empfehlungen für den Umgang mit den Qualitätsfragen. Die sechs Qualitätsmerkmale in der Zusammenarbeit mit Familien werden dargestellt und der Einsatz im frühpädagogischen Praxisfeld erläutert. Die tabellarische Darstellung sowie vertiefende Impulsfragen ermöglichen ein systematisches (er-)arbeiten in der Praxis. Bezugnehmend zu den Qualitätsfragen werden folgend die Schlüsselbegriffe Orte und Räume, Zeit, Transparenz, Vielfalt, Gleichwürdigkeit, Kommunikation sowie Weiterbildung und Supervision vertiefend erläutert. Im Anschluss daran erfolgt eine Darstellung von Kathrin Stabroth und Sarah Hoffmann über die Erprobung der entwickelten Qualitätsfragen in der Praxis, den Austausch mit den PraktikerInnen sowie zwischen Eltern und Fachkräften.

Zum zweiten Teil

Der zweite Teil des Buches beginnt mit einem einleitenden Überblick von Anna Bairuk, über die folgenden Aufsätze zu weiteren Perspektiven der Zusammenarbeit mit Familien.

Rainer Strätz führt einen Aufsatz zum Qualitätsmanagement im pädagogischen Bereich an. Hier fokussiert er die Bestimmung pädagogischer Qualität, verschiedene Qualitätsbereiche und Dimensionen sowie die Beteiligung am Prozess der Qualitätsbestimmung.

Johannes Schopp und Jana Marek gehen im zweiten Aufsatz auf die Bedeutung des Dialogprozesses für die Zusammenarbeit mit Eltern ein. Sie beschreiben Kernfähigkeiten für den Dialogprozess nach Dorithy und Hartkemeyer, gehen auf den Dialog als Haltung ein und nehmen Bezug zum Ansatz der Salutogenese.

Xenia Roth verfasste daran anschließend den dritten Aufsatz, in dem sie darlegt, was nun eigentlich eine Erziehung- und Bildungspartnerschaft ist. In ihren Ausführungen bezieht sie sich auf rechtliche Grundlagen, stellt die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien im Kontext frühpädagogischer Handlungsfelder heraus, stellt häufig auftretende Spannungsfelder vor und benennt Grenzen der Verantwortung bzw. Partnerschaft.

Im vierten Aufsatz, mit dem Titel „Partizipation als Strukturmaxime und Handlungsprinzip in der Eltern und Familienbildung“ beziehen sich Verena Wittke und Christiane Solf auf Studienergebnisse, welche die Beteiligung von Eltern in einer Tagesgruppe untersuchten. Darüber hinaus erörtern sie die Bedeutung des Einbezugs der Beteiligten bzw. der partizipativen Familienbildung.

Karolin Königsfeld gibt danach einen Einblick in den Bereich des Kinderschutzes und thematisiert die Zusammenarbeit mit Eltern in einem System früher Hilfen. Dort betont sie die gemeinsam zu tragende Verantwortung für Kinder und Familien, hin zu einer Kultur des achtsamen Umgangs miteinander.

Abschließend gibt Sigrid Tschöpe-Scheffler einen Ausblick über den möglichen Einsatz der Publikation in der Praxis und dessen Nutzen für pädagogische Fachkräfte. Die Herausgeberin betont dabei, dass jede Einrichtung ihre eigene Kultur der Zusammenarbeit mit Eltern entwickeln muss. Themenübergreifend wird darüber hinaus deutlich, dass die Grundhaltung der professionellen pädagogischen Fachkräfte entscheidenden Einfluss auf das Gelingen der Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften und Eltern nimmt.

Diskussion

Das Buch setzt sich intensiv mit der Zusammenarbeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften im frühpädagogischen Handlungsfeld auseinander. Dabei legten die Herausgeberin bzw. die Autorin ihre Schwerpunkte besonders auf den einflussnehmenden Faktor der Haltung pädagogischen Fachkraft und die offene und dialoggeprägte Interaktion mit den Familien bzw. Eltern. Der ressourcenorientierte, neugierige und forschende Blick auf die Kompetenzen der Familien wird betont. Die Publikation ist anspruchsvoll und nach Ansprüchen des wissenschaftlichen Arbeitens erstellt. Der Einbezug einschlägiger Fachliteratur sowie der Bezug zur pädagogischen Historie und den Ansichten bekannter Pädagogen sowie Erziehung- und Sozialwissenschaftlern, fundieren die in dem Buch formulierten Ansichten. Praxisnahe Beispiele fördern das Verständnis und die Einbettung der theoretischen Aspekte in die Praxis des frühpädagogischen Handlungsfeldes (Kindertagesstätte, Familienzentren etc.).

Das Buch betont auf vielfältige Weise, dass ein Umdenken bezüglich der Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften und Eltern bzw. Familien erforderlich ist und bietet praxistaugliche Informationen bzw. Anregungen zur Überarbeitung bzw. Reflexion der bestehenden Zusammenarbeit in Institutionen frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung. Nach Ansicht der Rezensentin lassen sich die formulierten Qualitätsmerkmale und Schlüsselbegriffe der Forschergruppe aber auch gut auf andere Bereiche des pädagogischen Handlungsfelds übertragen.

Fazit

Festzuhalten bleibt abschließend, dass die Publikation eine Bereicherung für alle professionellen Fachkräfte darstellt, die mit Eltern zusammen arbeiten, in der Familienbildung tätig sind und deren Arbeitserfolg auf die intensive Zusammenarbeit mit Eltern und Familien beruht. Die Inhalte des Buches regen zur individuellen Auseinandersetzung im Kontext der eigenen Fachpraxis bzw. zur aktiven Arbeit am beruflichen Habitus an. Darüber hinaus lassen sich die Inhalte des Buches, insbesondere die Qualitätsmerkmale und Schlüsselbegriffe, zur Unterstützung der konzeptionellen Arbeit in der Praxis einsetzten sowie in der Aus-, Fort-, und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte nutzen. Die Stärken des Buches liegen vor allem darin, dass es den AutorInnen gelungen ist, die Bedeutung der Grundhaltung gegenüber Eltern in der Einrichtung und deren einflussnehmende Wirkung zu verdeutlichen sowie eine dialogorientierte, offene Kommunikation und eine forschende, wertschätzende, ressourcenorientierte und vorurteilsbewusste Haltung der pädagogischen Fachkräfte zu vermitteln.

Rezension von
Katharina Lörsch
Bildungs- und Sozialmanagement mit dem Schwerpunkt frühe Kindheit (B.A.) / Sozialpädagogin / Erzieherin / Fachkraft für Frühpädagogik
Referentin in der Aus- Fort- und Weiterbildung pädagogischer Fachkräfte
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Es gibt 8 Rezensionen von Katharina Lörsch.

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Zitiervorschlag
Katharina Lörsch. Rezension vom 17.04.2015 zu: Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hrsg.): Gute Zusammenarbeit mit Eltern in Kitas, Schulen und Jugendhilfe. Qualitätsfragen, pädagogische Haltung und Umsetzung. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2014. ISBN 978-3-8474-0167-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16455.php, Datum des Zugriffs 09.12.2024.


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