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Matthew Johnstone: Mein schwarzer Hund

Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 04.04.2014

Cover Matthew Johnstone: Mein schwarzer Hund ISBN 978-3-88897-537-0

Matthew Johnstone: Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legte. Verlag Antje Kunstmann GmbH (München) 2008. 48 Seiten. ISBN 978-3-88897-537-0. D: 14,90 EUR, A: 15,30 EUR, CH: 27,90 sFr.

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Thema

Viele Menschen erkranken an einer Depression. Oft fehlen Worte für diesen schwer fassbaren Zustand. Johnstone vergleicht seine Depression mit einem großen schwarzen Hund, der von nun an sein Leben begleitet. Er berichtet in diesem Buch von seinen Erfahrungen mit dieser Erkrankung. Wichtig dabei ist, die Hoffnung nicht aufzugeben. Das Buch handelt davon, wie man lernen kann, einen Umgang mit dem schwarzen Hund, also mit der Krankheit und dem Leben zu finden.

Autor

Geboren wurde Matthew Johnstone 1964 in Australien. Er arbeitete als Kreativdirektor in renommierten Werbeagenturen in Sydney, San Francisco und New York. Neben diesem Buch schrieb er in zwei weitere Bücher über seine Depression. Die Bücher sind in Deutschland, Australien, Neuseeland und England erschienen und Bestseller geworden.

Entstehungshintergrund

Matthew Johnstone erkrankte im Alter von 20 Jahren an Depressionen. „Der Schwarze Hund“ ist sein erstes Buch. Gemeinsam mit seiner Frau Ainsley Johnstone schrieb er eine Fortsetzung unter dem Titel „Mit dem schwarzen Hund leben“ und in seinem dritten Buch „Den Geist beruhigen“ berichtet er von seinen Erfahrungen, mithilfe von Meditation seinen Geist zur Ruhe zu bringen.

Aufbau und Inhalt

Dieses Buch im DIN A 5 Querformat umfasst 48 Seiten. Zahlreiche Illustrationen umrahmen kurze Texte und Erklärungen. Sie beschreiben chronologisch, wie der schwarze Hund in das Leben des Autors trat, wo er ihm überall begegnete, welchen Einfluss er auf sein Leben nahm z.B. vermieste er ihm die Stimmung, störte die Konzentration, ließ ihn unfreundliche Dinge sagen, drängte sich ins Ehebett, übernahm die Regie im Leben und zwang ihn in die Knie. Das scheint der Tiefpunkt zu sein.

Die Wende stellte sich ein, als er erkennt, dass es nicht gelingen wird, sich gegen das Leben mit dem Hund zu stemmen. Er findet „Heilung“, in dem einen Weg ausfindig macht, mit dem Hund zu leben, dessen Fähigkeiten zu erkennen (der Hund hat z.B. einen Sinn für soziale Gerechtigkeit) und zu entschlüsseln, was der schwarze Hund mag und auch nicht mag (Bewegung). Nach und nach lernt er, sich auf den Hund einzulassen und keine Angst mehr vor ihm zu haben. Dabei hilft es ihm sehr, in einem Gefühlstagebuch seine Gedanken zu Papier zu bringen und dadurch zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Er erkennt, dass er den schwarzen Hund nutzen kann, um jeden Tag zu bewerten, wie er sich fühlt. Er erkennt zunehmend, dass der schwarze Hund ihn darauf hinweist, sein Leben zu überdenken und es zu vereinfachen. Der schwarze Hund wird sein Leben lang ein Weggefährte sein und bei ihm bleiben, aber es ist dem Autor gelungen, ihn an die Leine zu legen.

Diskussion

Eines Tages lief dem Autor ein schwarzer Hund zu und begleitet von nun an sein Leben. Er steht für Depressionen, ein schwer fassbarer Zustand. Durch das Bild eines Hundes gelingt es dem Autor, das Problem zu externalisieren und sich damit eine Distanz zu seiner Erkrankung zu schaffen. Es ist leichter, mit etwas klarzukommen, was sich in einem Außen befindet. Diese andere Dimension eröffnet Möglichkeiten, einen Umgang zu finden, statt von negativen Gefühlen überrollt zu werden. Die Wahrscheinlichkeit an Depressionen zu erkranken ist nicht gering, denn eine von vier Frauen und einer von sechs Männern sind betroffen. Anfänglich versucht der Autor den schwarzen Hund, der ihm nicht mehr von der Seite wich, zu bekämpfen, im Laufe der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Hund erkennt er, dass dieser von nun an zu seinem Leben gehört, ein Teil von ihm ist. Der Autor erkennt, dass von nun an die Aufgabe darin besteht einen individuell passenden Umgang zu finden. Statt den schwarzen Hund abzulehnen gelangt er zunehmend zu der Erkenntnis, dass der Hund treu ist und die Fähigkeit hat, auf Dinge aufmerksam zu machen, die vorher keine Bedeutung hatten. Er beginnt mit ihm zu leben und ihn anzuerkennen.

Fazit

Ein Bilderbuch für Erwachsene? Wozu? Dies könnte die erste Reaktion sein, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Das Buch macht neugierig, denn es sind vor allem die Illustrationen, die ansprechen. Ein Bild kann mehr sagen als 1000 Worte. Die Bilder sind das Besondere an diesem Buch. Sie hatten auf mich eine große Wirkung. Die Illustration auf dem Titelbild ist verblüffend: man sieht auf den ersten Blick einen hockenden Mann, mit grauer Gesichtsfarbe, der einen Schatten wirft. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass der Schatten nicht das Abbild des Mannes ist, sondern einen Hund darstellt. Solche Eindrücke ziehen sich durch das ganze Buch. Die Bilder sind so gewählt, dass sie dem Betrachter die Möglichkeit eröffnen, an eigene Erfahrungen anzuknüpfen. Dem Autor ist es gelungen, aussagekräftige Bilder zu finden. Die Texte geben kleine Orientierungshilfen. Depression ist ein schwer fassbarer Zustand. „Diejenigen, die eine klinische Depression erlebt haben werden mit einem schmerzlichen Lächeln und tief berührt auf diese Bilder reagieren. Für alle anderen ist dieses Buch ein einfühlsamer und aufschlussreicher Zugang zum Verständnis der klinischen Depression“. (Vorwort). Betroffenen macht es Mut, sich dem Leben mit all seinen Facetten zu stellen wie in diesem Fall mit der Begegnung mit dem schwarzen Hund, der ungefragt ins Leben tritt, sich dort einen Platz sucht und nicht von der Seite weicht. Diese Bildergeschichte hat mich tief berührt und zum Nachdenken über das eigene Leben angeregt. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen – trotz der Schwere des Themas macht es Mut, denn es zeigt Möglichkeiten und Wege mit dem schwarzen Hund zu leben und Perspektiven zu entwickeln. Depression ist keine lebenslange Krankheit, sie ist heilbar.

Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Es gibt 315 Rezensionen von Petra Steinborn.

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ISSN 2190-9245