Peter Graaf: Schematherapie mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
Rezensiert von Thomas Buchholz, 28.10.2014

Peter Graaf: Schematherapie mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Beltz Verlag
(Weinheim, Basel) 2014.
ISBN 978-3-621-28140-9.
D: 19,95 EUR,
A: 20,60 EUR,
CH: 27,90 sFr.
Kartenset mit 56 Bildkarten. Mit zwölfseitigem Booklet.
Thema
Schematherapie ist ein Verfahren innerhalb der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie findet insbesondere Anwendung bei Persönlichkeits- aber auch bei affektiven Störungen, wie Depression oder Angsterkrankungen, sowie bei Patienten mit Essstörungen oder in der Paartherapie. Die Schematherapie folgt dem Ansatz, dass es bestimmte Grundschemata gibt. Schemata sind spezifische erlernte Verhaltensmuster die sich aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen speisen und das Verhalten im Hier und Jetzt steuern. Sie zielen darauf ab Grundbedürfnisse zu befriedigen. In der Regel sind bei jedem Menschen mehrere Schemata (auch „Modi“ oder „Zustände“) zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Situationen aktiv. In der Schematherapie wird zwischen verschiedenen Modi unterschieden, z.B. Kindermodi, Bewältigungsmodi, Elternmodi und der Modi des kompetenten Kindes. Für die Bewältigung von dysfunktionalem Veralten oder von problematischen Interaktionen ist es daher wichtig, die eigenen Modi zu kennen und die Reaktion auf diese zu verändern. In der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie kann dies z.B. spielerisch über die Anwendung von Handpuppen oder Stofftieren geschehen. Mit dem vorliegenden Kartenset können auch Bildkarten zur Visualisierung der verschiedenen Anteile in der Therapie oder Beratung herangezogen werden.
Aufbau und Inhalt
Zur Besprechung liegt ein Kartenset mit 56 Bildkarten vor. Der Autor weist daraufhin, dass diese vielfältig genutzt werden können, z.B.
- Zur Einführung in die therapeutische Arbeit mit Anteilen und zur Visualisierung verschiedener Persönlichkeitsanteile
- Als Anregung für Verhaltensmodifikation z.B. durch Ausspielen anderer Karten und damit zu Verdeutlichung von Handlungsalternativen („Wie würdest du im Zustand des glücklichen Kindes reagieren?“)
- Als Erinnerungshilfe im Alltag
- Zur Visualisierung von Interaktionsmustern zwischen mehreren Beteiligten.
Der Therapeut kann anregen, dass der Klient verschiedene Persönlichkeitsanteile mithilfe der Karten zu differenzieren lernt. Anschließend kann der Klient diese Anteile durch gezieltes Nachfragen durch den Therapeuten besser kennenlernen. Denn hinter jedem Anteil steht ein bestimmter Erfahrungshorizont und ein spezifisches Bedürfnis („Wie fühlt sich dieser Anteil?“ „Welche Gedanken begleiten ihn?“ „Was möchte dieser Anteil?“). Mithilfe der Karten werden diese verschiedenen Anteile visualisiert und bekommen einen Namen. Der Autor weist daraufhin, dass besonders unglückliche Zustände in der Therapie/Beratung Beachtung finden sollten. Durch Stärken von kompetenten Anteilen kann der Therapeut eine Verhaltensänderung anregen und somit die Befriedigung von zuvor ungestillten Bedürfnissen unterstützen. Anschließend kann die Aktivierung bestimmter kompetenter Modi in konkreten Situationen z.B. durch Rollenspiele geübt werden.
Das Kartenset enthält 12 Karten für Kindermodi, 14 Karten für Bewältigungsmodi, 3 Karten für den Modus des kompetenten Kindes/inneren Unterstützer und 8 Karten für Eltern- und Erwachsenenmodi.
Diskussion
Das Kartenset eignet sich hervorragend für die Einführung des Moduskonzepts, für die Bearbeitung dysfunktionaler Bewältigungsmodi und für die Stärkung kompetenter Anteile. Die Karten sind ansprechend visualisiert und haben durch ihre Beschaffenheit eine hohe haptische Qualität. Es liegen 56 Karten vor, die eine Vielfalt verschiedener Zustände abdecken. Durch die Art der Visualisierung lässt der Autor Raum für individuelle Interpretation, gibt dem Therapeut durch die Legende im Begleitheft aber auch Hinweise auf den Modus.
Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sollte im Vorfeld bereits eine Auswahl getroffen werden, da Klienten sonst schnell überfordert wären. Ein weiterer Vorteil in der Art der Gestaltung besteht darin, dass die Karten geschlechtsspezifisch unterscheiden und somit ein höherer Identifikationsgrad erreicht wird, z.B. Karte 13/14: der passive Erdulder (Junge) / die passive Erdulderin (Mädchen).
Fazit
Für Therapeuten und Berater geeignet, die die Auseinandersetzung ihres Klienten mit verschiedenen Persönlichkeitsanteilen anregen wollen. Die Karten sind farbenfroh und in einer guten Qualität gestaltet und regen daher zum Erzählen und Nachfragen an. Geeignet für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Rezension von
Thomas Buchholz
M.A.
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