Dagmar Jacobs: Dem guten Tag flieht nie die Nacht
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 09.04.2014

Dagmar Jacobs: Dem guten Tag flieht nie die Nacht. Vierzehn Geschichten. edition garamond (Wien) 2013. 134 Seiten. ISBN 978-3-85306-053-7. D: 19,80 EUR, A: 19,80 EUR, CH: 32,70 sFr.
„Ihnen gehören die verlorenen Geschichten“
Wer schreibt, ob in das heimliche, sorgsam verschlossene Tagebuch, oder in Briefen an Freunden, vielleicht sogar als Biographie, oder heute als Internet-Posaune, will etwas mitteilen. Wenn es gut geht, erst einmal sich selbst, als Vergewisserung des eigenen Daseins, der eigenen Habhaftwerdung; und dann der Drang, das Eigene mitzuteilen an Andere. Daraus entstehen Veröffentlichungen. Der Wiener Verlag Guthmann-Peterson, der mittlerweile auch eine Dependance in Mühlheim an der Ruhr hat, verlegt in der Edition Garamond überwiegend Literatur von jungen österreichischen Schreib-Talenten, seit neuem auch von deutschen Autorinnen und Autoren. Es sind literarische Schreibversuche, die als Lyrik und Prosa publiziert werden und sich überwiegend an der Schreib-Kunst Interessierte wenden. Die Gestaltung und Herstellung folgt den ökologischen und ethischen Prinzipien. Papier und Druckmaterialien. Der Produktionsprozess wird ressourcenschonend und ökologisch nachhaltig vorgenommen. Es mag sein, dass dabei die Preisgestaltung nicht den Schnäppchen- und Ramsch-Kriterien-Erwartungen entsprechen. Das ist gut so!
Themen und Autorin
Wenn Erzählungen klingen, als seien die Worte einfach so daher gesagt, kann man mit zwei Reaktionen darauf reagieren: Entweder es ist Geplapper, dann kann man es – hoffentlich folgenlos – über sich ergehen und vorüber gehen lassen; oder sie haben Substanz und die Worte sind klug, einfühlsam und manchmal auch mit überraschenden Wendungen, mit Witz und Verstand versehen, dann lohnt es sich hinzuhören und weiter zu lesen. Wenn letzteres der Fall ist, kann man Leserinnen und Lesern empfehlen, das Büchlein von Dagmar Jacobs „Dem guten Tag flieht nie die Nacht“ zur Hand zu nehmen.
Die 1952 im niedersächsischen Alfeld an der Leine geborene Dagmar Jacobs ist Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Kleinstadt Sarstedt, zwischen Hildesheim und Hannover gelegen.
Inhalt
Die Malerin und Bildhauerin bezieht ihre Geschichten nicht selten bei der Arbeit im eigenen Atelier und bei Kontakten und Gesprächen, die sie als ausgebildete und zertifizierte Beraterin und Gesundheitscoach erlebt. Die vierzehn kurzen Geschichten signalisieren bereits mit der jeweiligen Titelgebung den Inhalt. Es sind mehr oder weniger ausformulierte, auch stichwortartig gesetzte und angedeutete persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, denen Menschen beim wachen Erleben des Alltags begegnen, wie z. B.: „Der Betrug“, „Der Fotograf“, „Sammeltassen“, „Die Stufen vorm Haus Nr. 14“, „Guten Morgen!“. Und es sind philosophische Auseinandersetzungen, wie sie in der Erzählung, die dem Buch den Titel gab – „Dem guten Tag flieht nie die Nacht“ – deutlich werden; als Nachdenken darüber, „wie ich geworden bin, was ich bin“. Da kommen überraschende, tatsächlich an den Grundfesten und -erfahrungen des Lebens rührende Sätze zu Tage, wie: „Warum putzt Großmutter so gründlich die Langeweile?“. Es sind die „Warum“-Fragen, auf die es , wenn man behütet und beachtet heranwächst, Antworten gibt – die einem befriedigen und weiter bringen, (zum Glück!) aber auch in bestimmten Situationen allein lassen; weil es wichtig ist, selbst damit fertig zu werden.
Fazit
Es tut gut, gelegentlich sich zurück lehnen zu können und sich mit Gedanken aufzuhalten, die einfach daher kommen, aber es in sich haben, wenn man sie an sich heran lässt. So geht es mir beim Lesen der Erzählungen von Dagmar Jacobs!
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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