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Pedro Graf, Maria Spenger: Leitbild- und Konzeptentwicklung

Rezensiert von Prof. Dr. Florian Hinken, 17.04.2014

Cover Pedro Graf, Maria Spenger: Leitbild- und Konzeptentwicklung ISBN 978-3-940562-88-3

Pedro Graf, Maria Spenger: Leitbild- und Konzeptentwicklung. ZIEL Verlag (Augsburg) 2013. 6., überarb. Auflage. 184 Seiten. ISBN 978-3-940562-88-3. CH: 47,37 sFr.
Blaue Reihe - SozialManagement Praxis.

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Thema

Leitbilder und Konzepte dienen in Organisationen der Sozialwirtschaft als wichtige Instrumente der Steuerung und des Qualitätsmanagements. Vor dem Hintergrund eines Selbstverständnisses als lernende Organisation sollte eine Leitbild- und Konzeptentwicklung einen aktivierenden Prozesscharakter haben. Die Publikation gibt Erklärungen und praxisnahe Hilfestellung für die Erstellung.

Autoren

Pedro Graf (verstorben 2009) war Jurist und Politikwissenschaftler, als Hochschullehrer tätig. Er hatte umfassende Erfahrung in Fragestellungen der Sozialen Arbeit, der Organisationsberatung und der Organisationsentwicklung.

Maria Spengler ist Sozialpädagogin und Supervisorin mit Praxiserfahrung in der Jugendarbeit, der Jugendhilfe, der Erwachsenenbildung und der Beratung.

Entstehungshintergrund

Die Publikation erscheint mittlerweile in der sechsten überarbeiteten und ergänzten Auflage. Die erste und zweite Auflage beinhaltete ausschließlich die Konzeptions- und Konzeptentwicklung. In der dritten Auflage erfolgte eine Erweiterung um die Themen Leitbildentwicklung und Leistungsbeschreibung. Unter Berücksichtigung neuer Steuerungsmodelle und dem zunehmenden Einzug von Qualitätssicherungsinstrumenten entstand die vierte Auflage (siehe die Rezension zur 4. Aufl. vom 28.06.2005 unter: www.socialnet.de/rezensionen/2783.php). Grundlegende Ergänzungen der fünften Auflage waren thematisch die stärkere Marktorientierung in der Sozialwirtschaft sowie ein Exkurs zu Qualitäts- und Erfolgskontrolle. Die vorliegende sechste Auflage erfuhr eine weitere umfassende Aktualisierung und Erweiterung zum aktuellen Entwicklungsstand der Sozialwirtschaft, zu Managementperspektiven, zur Entwicklung, Differenzierung und Strukturierung von Zielen, zu methodischen Hilfestellungen etc.

Aufbau

Die Publikation ist in ein Vorwort und sieben Kapitel gegliedert. Aufgrund der unterschiedlichsten Themenkomplexe sollen die Kapitel nachfolgend inhaltlich anhand von Schlagwörtern skizziert werden:

  1. Begriffsbestimmung und theoretischer Rahmen: Differenzierung Konzept und Konzeption, Besonderheiten von Non-Profit-Organisationen, Sozialwirtschaft und sozialen Dienstleistungen, Organisationen als soziale Systeme etc.
  2. Die Konzeption als Instrument der globalen Steuerung von sozialen Organisationen: systemtheoretischer Hintergrund von Steuerung, Funktion von Konzeptionen (Integration, Orientierung, Qualitätssicherung, Verhaltenssteuerung, Systemgleichgewicht und Öffentlichkeitsarbeit) und Zielen zur Steuerung etc.
  3. Inhalte von Konzeptionen auf Verbands- und Trägerebene: Ausprägungen von Konzeptionen und Leitbildern, Anforderungen, Konzeption und Führung etc.
  4. Das Verfahren der Konzeptions- und Leitbildentwicklung: Konzeptionsentwicklung als systemischer Prozess, Wert-, IST- und Umweltanalyse, Umsetzung etc.
  5. Konzeptionen für pädagogische Einrichtungen und Maßnahmen: Funktion und Bestandteile von Einrichtungs- und Projektkonzeptionen, Finanzierungsplan, methodische Hilfestellungen etc.
  6. Leistungsbeschreibung als Grundlage für Vereinbarungen und Verträge mit den öffentlichen Trägern: outputorientierte Steuerung, Produktplan, Entwicklungsschritte einer Leistungsbeschreibung, Qualitätsentwicklung, öffentliche Ausschreibungen etc.
  7. Instrumente zur Konzeptionsentwicklung: Stakeholder- und SWOT-Analyse, Gestaltung von Zukunftskonferenzen.

Ausgewählte Inhalte

Um einen Einblick in die Inhalte zu ermöglichen, werden nachfolgend zwei Abschnitte exemplarisch vorgestellt:

In Abschnitt 2.1 wird zunächst die Bedeutung von Konzeptionen und Leitbildern für die (Selbst-)Steuerung von Organisationen am systemischen Strukturmodell von Beer (1983) veranschaulicht. Mit dem Modell wird das menschliche neurophysiologische Regulationssystem auf Organisationen übertragen, da hier ähnliche Steuerungsmechanismen wirken. Hier wird sodann eine Analogie zu dem von Schwarz (1992) für Non-Profit-Organisationen entwickelten Zielsetzungs-, Planungs- und Kontrollsystem herausgestellt. Dieses finde sich wiederum mit geringen Abweichungen St. Gallener Managementmodell wieder. Eine auf dieser Herleitung basierende Folgerung lautet: „Auf Organisationen übertragen würde das bedeuten, ihre langfristige Grundorientierung in einem breiten Diskussionsprozess zu erarbeiten, an dem alle Untergliederungen und MitarbeiterInnen entsprechend ihrer unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortung zu beteiligen wären […].“ (S. 43) Daran anknüpfend wird die Aufgabe von Konzeptionen für die Steuerung von Systemen differenziert beschrieben als: geistige Integrationsfunktion, Orientierungsfunktion, Instrument zur Qualitätssicherung, verhaltenssteuernde Funktion, systemerhaltende Gleichgewichtsfunktion und Instrument der Öffentlichkeitsarbeit.

In Kapitel 4 wird der systemische Prozess der Konzeptions- und Leitbildentwicklung detailliert in allen Schritten beschrieben:

  • Vorbereitungsphase
  • Erarbeitungsphase mit den Bestandteilen Wertanalyse, IST-Analyse, Umweltanalyse, Visionsentwicklung, Zielbestimmung, Beschreibung der Wege und Mittel zur Zielerreichung, redaktionelle Bearbeitung der Konzeption
  • Umsetzungsphase
  • Kontrolle und Fortschreibung

Eine abschließende Reflexion des Erstellungsprozesses durch die Autoren verdeutlicht, dass die Konzeptionsentwicklung „[…] weit mehr ist als die Herstellung eines schön gedruckten Selbstdarstellungs- und Legimitationspapiers […]“. (S. 110)

Diskussion

Mit der vorliegenden „Arbeitshilfe“ wird insbesondere für Fachkräfte in der Praxis ein praktikables, informatives und zudem umfangreiches Werk zum komplexen Bereich der Entwicklung von und des Umgangs mit Leitbildern und Konzeptionen vorgelegt. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf praktischen Verfahrensweisen, wobei aber auch eine theoretische Fundierung in ausreichendem Maße Berücksichtigung findet. Es sei an dieser Stelle auf lediglich zwei kritische Aspekte hingewiesen:

Im Rahmen aktueller Qualitätsdiskussionen – beispielhaft sei hier genannt § 79a SGB VIII – wäre der an einigen Stellen angerissene, aber nicht vertiefte Zusammenhang von Leitbildern und Konzeptionen mit Qualitätsentwicklungsprozessen in einer nächsten Auflage sinnvollerweise zu vertiefen.

Auch wenn es eine Publikation „aus der Praxis für die Praxis“ ist, wäre es wünschenswert, wenn auch aktuellere fachliche Diskurse sich wiederfinden lassen würden. Hier – so scheint es – bleibt der wiedergegebene Kenntnisstand in Bezug auf Aktualität etwas zurück. Vor dem Hintergrund, dass sich die Erstellung von Leitbildern und Konzepten nicht innerhalb weniger Jahre grundlegend verändert, schmälert dies nicht den Wert der Publikation für die Praxis.

Fazit

PraktikerInnen und Studierende sollten nach der Lektüre dieser herausragend praxistauglichen und umfassenden Arbeitshilfe befähigt sein, Entwicklungsprozesse von Leitbildern und Konzeptionen zu planen und zu realisieren. Darüber hinaus sollte ein Verständnis für den Umgang in der täglichen Praxis mit Leitbildern und Konzeptionen gewachsen sein.

Rezension von
Prof. Dr. Florian Hinken
Professor im Studiengang Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der Evangelischen Hochschule Berlin
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Es gibt 10 Rezensionen von Florian Hinken.

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ISSN 2190-9245