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Falko von Ameln, Ruth Gerstmann et al.: Psychodrama

Rezensiert von Dr. Birgit Szczyrba, 23.11.2004

Cover Falko von Ameln, Ruth Gerstmann et al.: Psychodrama ISBN 978-3-540-00872-9

Falko von Ameln, Ruth Gerstmann, Josef Kramer: Psychodrama. Springer (Berlin) 2004. 561 Seiten. ISBN 978-3-540-00872-9. 39,95 EUR. CH: 68,00 sFr.

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Einführung

Das Buch "Psychodrama" stellt eine Zusammenstellung von Beiträgen dar, deren Bestandteile über Jahre gesammelt und auf ihren Gehalt geprüft wurden. Nun liegt ein umfangreiches Werk mit Lehrbuchcharakter zum Psychodrama vor, das sich in sieben Teile und einen Anhang gliedert. Ziel des Buches ist es, das Psychodrama in seiner Gesamtheit auf dem Markt der Therapie- und Beratungsverfahren mit seinem Potenzial darzustellen und um Anerkennung zu werben - leider noch immer eine notwendige Strategie, denn die häufige ausschließliche Verknüpfung des Psychodramas mit dem Format Therapie ist ein sich hartnäckig haltendes Überbleibsel der Pionierzeiten des Psychodramas in Deutschland.

Dieses Buch stellt das Psychodrama in der Therapie, Sozialarbeit, Organisationsberatung u.a. Feldern vor. Neben den Beiträgen der drei Autoren wird das Buch durch andere Autoren bereichert, die sich u.a. mit den Themengebieten Schule, Erwachsenenbildung, Mediation und Exerzitienarbeit befassen.

Zu den Autor/inn/en

  • Dr. phil. Falko von Ameln, Dipl.-Psych., ist als Organisationsberater, Autor und Musiker tätig. Seine Schwerpunkte sind Kommunikation, Konfliktmanagement, Teamwork und Führung.
  • Ruth Gerstmann, Dipl.-Psych. und Dipl.-Päd., ist Gründerin und Leiterin des ifpt Institut für Psychologie - Psychodrama - Training in Heidelberg. Ihre Schwerpunkte sind Coaching, Beratung, Supervision, Teamentwicklung, Persönlichkeits- und Kommunikationstraining sowie Konflikttraining.
  • Dr. phil. Josef Kramer, Dipl.-Psych. und Dipl.-Päd., ist seit 1996 Geschäftsführer des Instituts für angewandte Personalentwicklung in Köln. Er arbeitet als Führungscoach, OE-Berater, Gruppentrainer und Supervisor am ifpt.

Aufbau und Inhalte

  1. Der Band "Psychodrama" enthält im ersten Teil Methodische Grundlagen des Psychodramas sieben Beiträge, in denen Instrumente, Aktionsphasen, Handlungstechniken und Vorgehen in Einzel- und Gruppensettings vorgestellt werden.
  2. Sechs Beiträge unter der Überschrift Vorbereitung und Gestaltung psychodramatischer Prozesse beschreiben die klassischen Phasen der Beziehungsarbeit: Kontakt, Kontrakt, Zielplanung, Erwärmung, Aktions- und Integrationsphase, Auswertungs- und Vertiefungsphase sowie die Grundregeln der Psychodrama-Leitung.
  3. Zwei Beträge in Teil III Theoretische Grundlagen des Psychodramas, unverzichtbarer Bestandteil jedes Lehrwerks, befassen sich mit dem Leben Morenos als Begründer des Psychodramas und den theoretischen Basiskonzepten.
  4. Teil IV "Bausteine für eine integrative Arbeit mit dem Psychodrama" setzt sich mit anderen Verfahren der Beziehungsarbeit auseinander, die mit dem Psychodrama gemeinsam sinnvolle und bereichernde Konzepte der Therapie und Beratung bilden können, wie die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die Gestalttherapie und die systemischen Ansätze.
  5. Querschnittsthemen in der Arbeit mit dem Psychodrama - unabhängig von Arbeitsfeld und Thema - sind Scham und Tabuthemen, Widerstand gegen Veränderung, gruppendynamische Prozesse sowie Macht und Dominanz in Teil V.
  6. Dann folgen in Teil VI neun Beiträge von weiteren Autoren zum Thema Psychodrama in der Anwendung. So kommen die Psychotherapie - auch mit Kindern -, das Psychodrama in der Schule, der Erwachsenenbildung, der Personal- und Organisationsentwicklung, der Supervision, der Mediation, der Sozialarbeit und der Exerzitienarbeit zur Sprache.
  7. Den letzten Teil vor dem Anhang mit Informationen zum Internet, einem Glossar und Autorenporträts bildet die Wirkungsforschung zum Psychodrama. Hier werden empirische Befunde und Prozessvariablen thematisiert.

Alle Teile des Buches sind mit einer Einführung versehen. Darüber hinaus enthält das Buch zahlreiche Grafiken und Übersichtstafeln.

Bewertung

Mit dem Buch "Psychodrama" legen die Autoren - und in Teil VI die Co-Autoren - ein Lehrwerk vor, das es in dieser Form noch nicht auf dem Markt der Psychodrama-Literatur gibt. Es enthält alle relevanten Bereiche, die ein/e im Verfahren Psychodrama Auszubildende/r überblicken und im Detail kennen sollte. Am Verfahren Psychodrama Interessierte - sei es im Bereich Therapie, Beratung oder OE - können sich relativ umfangreich informieren.

Als langjährige Kritikerin des sorglosen Umgangs der Psychodrama-Szene mit einem eher therapeutisch konnotierten Vokabular habe ich aufmerksam "quer" geblättert. Hier sei lediglich angemerkt, dass beim Quereinsteigen in das Buch trotz des Anspruches kein therapielastiges Buch zu sein, häufig eine therapeutische Terminologie auftaucht (der Patient, die Klientin), die den Eindruck vermitteln kann, Psychodrama habe doch überwiegend mit Therapie zu tun. Der Gesamteindruck wiegt dies aber wieder auf.

Ein wichtiges, weil aktuelles Thema ist die interkulturelle Dimension im Teil Querschnittsthemen. Es taucht unter dem Titel "Macht und Dominanz" auf, was verwirrend ist. Zum einen assoziiert man mit diesem Titel durchaus noch andere Bereiche als den interkulturellen, zum andern kann die interkulturelle Dimension auch unter anderen als machtzentrierten Ansätzen betrachtet werden. Von der leicht irre führenden Ankündigung durch den Titel abgesehen bietet das Kapitel wertvolle Anstöße zur interkulturellen Arbeit unter Berücksichtigung aktueller theoretischer Ansätze.

Zielgruppe

Das Buch richtet sich durch die Behandlung von verschiedenen Anwendungsfeldern und Formaten sowie durch den Ansatz, das Psychodrama mit anderen Verfahren zu kombinieren, an unterschiedliche Lesergruppen: zum einen an die therapeutisch arbeitenden Berufe, zum andern an die beratenden Berufe im psychosozialen wie im Organisationsbereich.

Fazit

Als Buch mit Lehrwerkcharakter überzeugt es nicht zuletzt durch die detaillierte und akribische Aufbietung sämtlicher Teilaspekte, die das Psychodrama insgesamt zu einem hoch wirksamen, elaborierten Verfahren machen und die Menschen in ihrer beruflichen Beziehungsarbeit mit dem Psychodrama beherrschen sollten.

Rezension von
Dr. Birgit Szczyrba
Sozial-und Erziehungswissenschaftlerin, Psychodrama-Leiterin (DFP/DAGG), Leiterin der Hochschuldidaktik in der Qualitätsoffensive Exzellente Lehre der Technische Hochschule Köln, Sprecherin des Netzwerks Wissenschaftscoaching
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Es gibt 24 Rezensionen von Birgit Szczyrba.

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ISSN 2190-9245