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Sabine Fischer, Kristina Speck-Giesler: Praxisanleitungpädagogisch Fachkräfte

Rezensiert von Dr. Anke Meyer, 30.07.2014

Cover Sabine Fischer, Kristina Speck-Giesler: Praxisanleitungpädagogisch Fachkräfte ISBN 978-3-589-24865-0

Sabine Fischer, Kristina Speck-Giesler: Praxisanleitung rpädagogische Fachkräfte. Der Weg zu mehr Qualität. Cornelsen Verlag GmbH (Berlin) 2014. 160 Seiten. ISBN 978-3-589-24865-0. 24,95 EUR.

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Thema

Ganz Deutschland bildet im Dualen System aus? Nein, eine kleine Anzahl von Berufen leistet tapfer Widerstand und bildet seinen typischerweise weiblichen Nachwuchs vornehmlich in der Schule aus. Hier stellt sich dann die Frage, wie der Transfer in die Praxis gelingen kann. In den Fachschulen für Sozialpädagogik, in denen die Erzieher/innen ausgebildet werden, geschieht dies über Praktika. Angeleitet werden sie hier in der Regel von ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern, die aber keine besondere Qualifizierung für diese Tätigkeit erhalten wie im Handwerk die Meister/innen.

Sabine Fischer und Kristina Speck-Giesler stellen in diesem Buch ein von der evangelischen Kirche in Mannheim erprobtes Fortbildungskonzept vor, in dem Erzieher/innen auf ihrem Weg zur Praxisanleitung begleitet werden.

Aufbau und Inhalt

Im ersten Kapitel des Buches stellen die beiden Autorinnen Sabine Fischer und Kristina Speck-Giesler Überlegungen dazu an, was die Qualität einer Praxisanleitung ausmacht. Als Grundlage hierfür dienen Studien und die geltenden Richtlinien der Kultusminister. In dem Abschnitt „Strukturqualität“ geht es um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen die Praktika stattfinden und typische Probleme, die in der Kooperation der beiden Lernorte Schule und Praxis auftreten. Der Abschnitt „Prozessqualität“ nimmt die unterschiedlichen Akteure und ihre Interaktionsmöglichkeiten in den Blick. Im Abschnitt „Ergebnisqualität“ geht es darum, wie sich die Wirkungen von Fortbildungen für Praxisanleiter/innen erkennen lassen.

Das zweite Kapitel ist sehr praxisorientiert. Hier werden die einzelnen Module der Fortbildung vorgestellt und mit Literaturempfehlungen, möglichen Schwierigkeiten und weiteren Anregungen unterfüttert. Die Module folgen dabei den Phasen des Anerkennungsjahres: Orientierungs-, Vertiefungs- und Verselbstständigungsphase. Zunächst sollen die angehenden Anleiter/innen sich mit ihrer eigenen Berufsbiografie und ihrer zukünftigen Rolle als Anleiterin auseinandersetzen. Sie lernen, wie der Beginn des Praktikums gestaltet werden kann und welche Bedeutung die Kooperation zwischen Kita und Fachschule hat. Im zweiten Modul wird der Einstieg ins Praktikum reflektiert und die Anleiter/innen können ihren Anleitungsstil weiterentwickeln. Im dritten Modul lernen die Anleiter/innen, wie sie ihre Praktikant/inn/en in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen können. Im vierten Modul geht es vor allem um die Grundlagen der Kommunikation und die Vertiefung von Gesprächstechniken. Im fünften und letzten Modul setzen sich die Anleiter/innen damit auseinander, dass sie ihre Praktikant/inn/en zum Abschluss bewerten müssen, und sie entwickeln Ideen, wie sie die Abschlussphase – auch in Hinblick auf die Kinder – gestalten können.

Begleitend zur Durchführung des Praktikums werden in kleineren Gruppen Reflexionsworkshops angeboten.

Zum Abschluss des zweiten Kapitels reflektieren die Fortbildnerinnen über den Ertrag und die Grenzen der Fortbildung und geben einen Ausblick dazu, welche weiteren Möglichkeiten sie sehen, die Praxisanleitung in der Erzieher/innenausbildung zu verbessern.

Das dritte Kapitel ist ein Leitfaden für die Praxisanleiter/innen und ihr Team. Hier werden die Inhalte der Fortbildungsmodule noch einmal konkretisiert und schriftlich festgehalten. Checklisten und Reflexionsfragen dienen dazu die eigene Arbeit zu verbessern.

Diskussion

Das Anerkennungsjahr ist ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Die Studierenden haben den vollzeitschulischen Teil ihrer Ausbildung mit einer Prüfung abgeschlossen und sollen nun im Anerkennungsjahr das, was sie theoretisch gelernt haben, praktisch umsetzen. Von schulischer Seite gibt es Unterstützung in Form von Praktikumsbesuchen und Blockunterricht. Das alltägliche Lernen in der Praxis wird von Anleiter/innen unterstützt, die in der Regel selbst vor längerer oder kürzerer Zeit diese Ausbildung absolviert haben. Zusätzliche Qualifizierungsangebote für die Praxisanleitung gibt es in der Regel nicht, obwohl die Ausbildung von Erwachsenen etwas ganz anderes ist, als Kinder in ihrer Bildung zu unterstützen.

Die Inhalte und der Aufbau des dargelegten Fortbildungskonzeptes orientieren sich vor allem an den Erfordernissen des Anerkennungsjahres bzw. der praxisintegrierten Ausbildung, weniger an den Blockpraktika wie sie in vielen Bundesländern im schulischen Teil der Ausbildung üblich sind. Mit Sicherheit profitieren die Anleiter/innen einer solchen Fortbildung aber auch für die Begleitung eines Kurzzeitpraktikums.

Ein Problem des Buches ist, dass nicht ganz deutlich wird, für wen es geschrieben ist. Zu Beginn liest es sich – etwas spröde – wie ein Rechenschaftsbericht für den Träger, der die Fortbildung ausrichten lässt. Im zweiten Kapitel wendet es sich m.E. an Fortbildner/innen für Praxisanleiter/innen, denen die Module sehr genau vorgestellt werden. Das dritte Kapitel liefert dann wesentlich anschaulicher sehr hilfreiche Vertiefungen, die vor allem als Leitfaden für Praxisanleiter/innen gedacht sind.

Eine persönliche Anmerkung der Rezensentin, die über das Thema des Buches hinausgeht: Ich finde es sehr erfreulich, dass es mittlerweile Autorinnen gibt, die sich der einfacheren Lesart wegen für die weibliche statt für die männliche Form entscheiden und es den männlichen Lesern zumuten, einmal „mitgemeint“ zu sein. Wenn man aber Männer für diesen Beruf gewinnen möchte, die ohnehin häufig mit dem Vorwurf konfrontiert werden „nur“ einen Frauenberuf auszuüben, der auch noch vergleichsweise schlecht bezahlt wird, oder dem Generalverdacht ausgesetzt sind pädophil zu sein, ist es sicher kontraproduktiv sie auch noch über die Sprache ihrer Männlichkeit zu berauben. Aber unsere Kinder BRAUCHEN Männer!!!!

Fazit

Die Autorinnen greifen hier ein wichtiges Thema auf und es wird deutlich, dass sie die Probleme, die sich aus dem Dreieck zwischen Fachschule, Kita und den Praktikant/innen strukturell ergeben, gut kennen. In ihrem Fortbildungskonzept knüpfen sie gut an den Kompetenzen und Motivationen der Anleiter/innen an. Träger, die zur Qualifizierung von Praxisanleiter/innen beitragen möchten, können hier hilfreiche Anregungen bekommen. Auch Fachschulen können einzelne Bestandteile nutzen um die Anleiter/innen in der Praxis zu unterstützen und so ihr Engagement zu honorieren und den Theorie-Praxis-Transfer zu verbessern.

Rezension von
Dr. Anke Meyer
Lehrerin am Berufskolleg, Fachleiterin für Sozialpädgogik in der LehrerInnenausbildung
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Es gibt 59 Rezensionen von Anke Meyer.

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ISSN 2190-9245