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Russ Harris: Schwierige Situationen in der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)

Rezensiert von Prof. Dr. Christian Schulte-Cloos, 18.08.2014

Cover Russ Harris: Schwierige Situationen in der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) ISBN 978-3-621-28145-4

Russ Harris: Schwierige Situationen in der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2014. 182 Seiten. ISBN 978-3-621-28145-4. D: 36,95 EUR, A: 37,90 EUR, CH: 48,00 sFr.

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Thema

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit einer Weiterentwicklung der (kognitiven) Verhaltenstherapie – der Akzeptanz-Commitment- Therapie (ACT) nach Hayes. Diese stellt in den Focus der Intervention die Überzeugung, Prozesse von Schmerz und Leid nicht energievoll abzuwehren und hieran letztlich zu scheitern ( und im Leid dadurch festzustecken!), sondern zu lernen, auch unangenehme Gefühle anzunehmen, sie als Bestandteil des Lebens zu akzeptieren und dadurch die Energie und Verantwortung „frei“ zu haben, sich auf Werte und Ziele zu orientieren und diese durch konkretes Handeln anzustreben. Hierdurch reduziert sich Leid, Selbstkompetenz nimmt zu, die Lebensgestaltung gelingt besser. ACT kann mittlerweile als gut eingeführte und in Publikationen auch im deutschen Sprachraum reichlich vermittelt Therapieform gelten; mit vermehrten Einsatz verbunden sind natürlich auch das Erfahrungen mit und bei Umsetzungsschwierigkeiten. Harris beschäftigt sich mit der Systematisierung und Lösung solcher Schwierigkeiten, wie sie im Therapieprozess auch in der Anwendung von ACT natürlich sind.

Autor

Russ Harris ist promovierter Psychologe, betreibt eine eigene Praxis und ein Ausbildungsinstitut und ist beispielhaft auch im Internet erreichbar: www.actmindfully.com.au.

Entstehungshintergrund

Wie angedeutet ist der Autor in eigener Praxis, aber auch in Zusammenarbeit mit KollegInnen während Ausbildungsseminaren immer wieder beschäftig mit Fallstricken in der Umsetzung von ACT. Es ist das erklärte Ziel, diesen Fundus von Erfahrungen zu systematisieren und anderen KollegInnen zugänglich zu machen, um so Fortschritte dieser verhaltensthera-peutischen Behandlungsmethode zu unterstützen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch besteht aus zwei Teilen und einem anschließenden Materialteil.

Teil 1 nennt der Autor „Unsere eigenen Hürden überwinden“ - er thematisiert in vier Unterkapiteln die Notwendigkeit, dass die Umsetzung einer Therapiemethode über das Medium Therapeut geschieht, es deshalb vordringlich beim Auftauchen von Schwierigkeiten zu fragen ist, in wieweit diese Schwierigkeiten in der Person des Therapeuten, in dessen Verständnis für die Methode oder in anderen persönlichen Schwierigkeiten gründen. Entsprechend beschäftigt sich Harris insbesondere mit der Notwendigkeit einer sauberen Fallkonzeptionierung durchzuführen, sowie den Einsatz des sog. Hexaflex und der Funktionsanalyse, mit der die Funktion der Klientenschwierigkeiten im Kontext erkannt werden können, zu beherrschen.

Im 2. Teil wird in 10 Unterkapitel auf typische Schwierigkeiten auf Seiten des Klienten eingegangen – Harris nennt diesen Teil „Hürden mit unseren Klienten überwinden“ und betont hierbei einerseits die Verantwortung des Therapeuten, aber eben auch die Notwendigkeit der Einbeziehung des Klienten, was der Tatsache Rechnung trägt, dass die entstehenden Schwierigkeiten nur im Beziehungsgeschehen des therapeutischen Prozesses bearbeitet und bewältigt werden können.

Die Überschriften der Unterkapitel sprechen für sich- hier eine Auswahl:

  • „Der widerwillige Klient“,
  • „Klienten helfen, beim Thema zu bleiben“,
  • „Höflich unterbrechen“,
  • „Rigide Gedanken“
  • „Die Unmotivierten motivieren“, u.a.m.

(vgl. insgesamt Inhaltverzeichnis unter: www.beltz.de/de/psychologie) Kennzeichnend ist jeweils, dass zunächst die in der Überschrift thematisierte Schwierigkeit am Beispiel dargestellt wird, hilfreiche Ansätze auch in direkten Formulierungen zusammengestellt werden, um dann anhand von Therapie- Dialogen Lösungen für die genannten Barrieren im Prozess vorzustellen und darüber hinaus anzuregen, weitergehende Alternativen selbst zu entwickeln. Arbeitsblätter, die zwischengeschaltet sind, machen dies sehr anschaulich, Übungen am Kapitelende sollen helfen, das Vermittelte zu erproben und durch eigene Erfahrungen zu vertiefen. Um unmotivierte Klienten zu motivieren wird bspw. das sog. SMART- Konzept vorgestellt, mit dem geholfen werden kann, Ziele und Zielsetzungen wirksam zu gestalten:

  • Spezifisch: Welche Handlungen möchten Sie genau vornehmen?
  • M= meaningfull- bedeutsam: Nach welchen Werten möchten Sie handeln, wenn Sie das machen?
  • A= Adaptiv- geeignet/ dienlich: Wird Ihnen diese Handlung etwas bringen in Ihrem Leben?
  • R= Realistisch: Ist das Ziel realistisch im Hinblick auf Ressourcen, die Sie zurzeit haben…?
  • T= Time-framed (mit Zeitangabe) – Wann und wie lange (Tag, Datum, Uhrzeit) werden Sie das machen?

Schließlich regt der Autor Selbstunterstützung an – er beruft sich auf Neff und sieht Selbst-Mitgefühl (gerade bei auftauchende Umsetzungsschwierigkeiten in der Therapie) als aus 3 Basis-Komponenten zusammengesetzt: Achtsamkeit, Freundlichkeit und verbindende Humanität (worunter er die Fähigkeit zu Leiden als Conditio Humanae versteht). Materialien und Hinweise auf andere Publikationen/ Veröffentlichungen und Internet-Quellen schließen das Buch ab.

Diskussion

Es kann im Rahmen der Buchbesprechung keine theoretische Auseinandersetzung mit der Methode ACT erfolgen- es zeugt allerdings vom Selbstverständnis und auch vom Selbstbewusstsein als sich etablierende Methode in der Psychotherapie, dass Harris ausführlich Umsetzungsschwierigkeiten thematisiert, sie beispielhaft anschaulich macht und Lösungsvorschläge anbietet. Dabei ist das Buch auch als Trainingsmanual aufzufassen, denn in den dargestellten Dialogen, mit den vorgeschlagenen Übungen wird es möglich, eigene therapeutische Kompetenzen zu erweitern. Hilfreich auch die guten Arbeitsblätter- zu verwenden für Klienten im Sinne einer verbesserten Fallkonzeptionierung, oder als Hausaufgabenhilfen für spezifische Blockierungen. Insgesamt macht Harris deutlich, dass Psychotherapie ein kooperativer Prozess ist und dass Schwierigkeiten nicht einseitig angelastet oder gelöst werden können; sie sind Gelegenheiten den Umgang damit zu verbessern – so kann schließlich die Lebensbewältigungs- Kompetenz von Klient und Therapeut erweitert werden, ein lebenslanger Prozess.

Fazit

Eine leicht lesbare, didaktisch gut aufbereitete und durch Praxisbeispiele anschaulich gestaltete Hilfestellung für die Psychotherapie-Praxis – nicht nur für ACT- Interessierte ist die Lektüre uneingeschränkt ein Gewinn – schön, dass der Verlag einen E-book-Code mitliefert!

Rezension von
Prof. Dr. Christian Schulte-Cloos
Hochschullehrer Hochschule Fulda, Fachbereich Sozialwesen, seit 31.8.2011 pensioniert
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Es gibt 90 Rezensionen von Christian Schulte-Cloos.

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ISSN 2190-9245