Siegfried Pater: Abenteuer Gerechtigkeit
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 27.06.2014

Siegfried Pater: Abenteuer Gerechtigkeit. In einem halben Jahrhundert um die Welt. Retap-Verlag (Bonn) 2012. 288 Seiten. ISBN 978-3-931988-28-9. D: 18,90 EUR, A: 19,10 EUR.
Etwas bewegen
Die Erfahrung, dass jemand, der bewusst und längerfristig sich in einem anderen Land aufhält, dabei die Mentalitäten und Kulturen der Menschen erlebt und in deren Leben einzutauchen versucht, anders in das eigene Land zurück kommt, als er abgereist ist, lässt sich geradezu exemplarisch an einem Menschen zeigen, der sich 1967 erstmals als Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes auf den Weg machte, um als Vermessungsingenieur in einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in Nordost-Brasilien mitzuarbeiten: Siegfried Pater! Als er nach dem zweijährigen Freiwilligendienst aus Brasilien zurück kehrte, da ist das eingetreten, was die erwähnte und von vielen Menschen erlebte o. a. Erfahrung beschreibt. Er ist nicht nur als ein Anderer zurück gekommen, sondern er hat dieses Anders-Geworden-Sein auch mitgeteilt und es gewissermaßen zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Auf Siegfried Pater und seine Arbeit bin ich als damaliger Lehrer – mit eigenen Erfahrungen als ehemaliger Beamter des Auswärtigen Amts, und in dieser Eigenschaft als Botschaftssekretär von 1962 bis 1966 an der neueröffneten Deutschen Botschaft in Niamey in der Republik Niger – durch ein Buch aufmerksam geworden, das den bezeichneten Titel trägt: „Etwas geben – viel nehmen“ (1976). Darin berichten er und andere ehemalige Entwicklungshelfer über ihre Arbeit in der damals noch als „Entwicklungshilfe“ benannten (überwiegend freiwilligen) Tätigkeit. Sie stellten unisono fest, dass sie tatsächlich als anders denkende, anders motivierte und aufgeklärte Menschen zurück gekommen sind.
Der nunmehr 69jährige hat seitdem in Hunderten von Büchern, Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, Hörbüchern, Radio- und Fernsehauftritten, Filmen und Vorträgen über das Anliegen berichtet, das in ihm spätestens seit 1967 rumort, nämlich mitzuhelfen, dass die (Eine?) Welt friedlicher, gerechter und humaner wird. Dabei ist er ein oft unbequemer Mahner und Kritiker an den Zuständen in der Welt geworden; und zwar mit dem Zeigefinger, wenn es darum geht, die Missstände, egoistischen und korrupten Situationen in den Ländern des Südens zu benennen, wohl wissend, dass der Zeigefinger mit drei Fingern auf den Ankläger zurück verweisen; nämlich dem Bewusstsein, dass „die Dritte Welt bei uns beginnt“ (Wilfried Hoffer / Gernot Schley, Die Dritte Welt beginnt bei uns, Peter Hammer-Verlag, Wuppertal 1982, 94 S.). Eines von Paters Markenzeichen dürfte die Fähigkeit zur Vernetzung sein. Für seine Schreibe, seine Vorträge und Projekte sucht und findet er immer Kooperationspartner; und er verdeutlicht damit auch, dass die Arbeit an der und für Weltgerechtigkeit Gemeinschaftsaufgabe ist!
Aufbau und Inhalt
Ob das Buch „Abenteuer Gerechtigkeit“ ein Lebensbericht ist, in dem Siegfried Pater seine Erfahrungen, Versuche, Projekte und Erlebnisse in die Schrift bringt, eine Bestandsaufnahme der Landmarken, die er abgesteckt hat, oder eine Autobiographie seines engagierten Welt-Erlebens, braucht hier nicht entschieden zu werden. Das Bild von einer „bunten Perlenkette“, das er in seinem Einführungstext benutzt, scheint mir passend zu sein, und das von der „Spurensuche“ auch; denn ich neige dazu, das Buch als einen „Zwischenbericht“ zu lesen, weil davon auszugehen ist, dass er damit keinen Schlusspunkt seines Engagements für eine gerechte(re) Welt setzen will.
Siegfried Pater baut die einzelnen Texte nicht chronologisch auf, sondern eher nach Gedankensplittern, und es scheint, dass er sich dabei eher von seinen prägenden Erinnerungen leiten lässt, denn von einer vorgegebenen Erzähltechnik. Die Umwege, die er dabei geht, ermöglichen es dem Leser, den Zufälligkeiten des Lebens und der Frage – Wie ist Siegfried Pater geworden, was er ist? – nachzugehen. Erfreulich dabei, und das garantiert sowieso seine Schreibe und seine kommunikative Fähigkeit, nicht sich, sondern die Sache in den Mittelpunkt zu stellen, dass es in den Ich-Erzählungen überwiegend um Imponderabilien und Problembereiche geht, die es zu bewältigen galt, mit Chuzpe, mit Naivität, Glück, Zufälligkeiten und letztlich mit einem gehörigen Maß an Selbst- und Fremdvertrauen. Die erste Erzählung ordnet er dem Jahr 1965 zu, als der damals Zwanzigjährige sich per Anhalter durch die USA aufmachte und in Mexiko im Gefängnis landete: „Mein erster Schritt in die Dritte Welt“ titelt er den Text: Die Erlebnisse von Solidarität und Empathie, aber auch von Brutalität, Egoismus und Rassismus dürften es sein, die der Autor in den folgenden Jahrzehnten immer wieder und an vielen Orten der Welt erfuhr, und die ihn prägen sollten.
Der Schlenker zurück in das Jahr 1950, als er als Fünfjähriger von zu Hause ausbüxte; und noch ein paar Jahre früher, als er 1945 bei der Flucht seiner Mutter aus Schlesien im Luftschutzbunker des Krankenhauses in Thum im Erzgebirge geboren wurde, einige Erinnerungsfetzen auf die Jahre 1951, etwa „Vom Karpfen in der Badewanne“ in der Wohnung in Duisburg-Hamborn, die Grundschulzeit, der Übertritt in die Realschule und die familiären Probleme, besonders wegen der nach ihm geborenen, mit Hüftleiden und jahrelang in Gipsbetten liegenden zwei Schwestern; daher vielleicht die Empathiegefühle, Beschützerinstinkte und (Vor-)Lese-Erfahrungen?
1959: Die Entdeckung der Literatur von Heinrich Böll, den er zu seinem Lieblingsschriftsteller erkor, und dessen schriftstellerischer und auch persönlicher Einfluss seine weitere Identitätssuche entscheidend beeinflusste. 1964: Nach dem Besuch der Berufsaufbauschule, vorher einer Lehre der Vermessungstechnik, danach Vermessungstechniker im Katasteramt der Stadt Viersen, dann schließlich das Studium für Vermessungstechnik an der Staatlichen Ingenieurschule in Frankfurt/M.
1967: Das Diplom in der Tasche, eine Freundin, und die Frage, wie die bevorstehende Einberufung zur Bundeswehr umgangen werden könnte. Ein Prospekt des Deutschen Entwicklungsdienstes zeigte eine Möglichkeit auf. Gemeinsam, sie als Kinderkrankenschwester, er als Vermessungsingenieur, verheiratet und voller Tatendrang und Abenteuerlust: Nepal? Afrika? Es wurde, weil gerade dort die Qualifikationen der Beiden gefragt war, Pindorama, in Nordost-Brasilien, scheinbar am „Ende der Welt“, eine hitzige, moskitoverseuchte Landschaft, in der sich eine landwirtschaftliche Genossenschaft befand. Er sollte als Vermessungsingenieur Land an Hunderte von Familien aufteilen, die vorher Tagelöhner waren; sie eine Krankenstation aufbauen. Aus diesen Erfahrungen entsteht sein Beitrag in dem Buch „Etwas geben – viel nehmen“; denn es sind die Missverständnisse und das mühsame interkulturelle Lernen bei alttäglichen und kulturellen Unterschieden, wie etwa das Braten von Rindfleisch auf dem Grill beim Besuch des Herrn Ministerialrats vom Bonner Entwicklungshilfe-Ministerium: „Kalbfleisch zu essen ist eine Sünde“, höre ich eine Brasilianerin sagen, „denn Gott hat gewollt, dass mehr Fleisch wächst“. Einige andere Projekte, westlich-wissend begonnen und theorie-strategisch forciert umgesetzt, wie etwa die Schweinezucht oder der Anbau von Maracuja-Bäumen in bescheidenem, Arbeitsplätze schaffendem Maßstab, bei der die Saft- und Marmelade-Produktion funktionierte, bis die deutsche Firma Eckes im 500 Kilometer Entfernung eine Maracuja-Plantage errichtete und die Produkte auf dem regionalen Markt billiger verkaufte.
1969: Wie nicht selten – die Rückkehr nach Deutschland war wie eine „Rückkehr in die Fremde“. In den angestammten Beruf zurückkehren? Oder so etwas wie „Aufklärer“ werden über die Zusammenhänge von Erster und Dritter Welt? Es waren nur zwei Jahre, in denen Siegfried Pater als Vermessungsingenieur arbeitete. Die Begegnung mit Günter Grass und dem Wissenschaftler Erhard Meueler und Diskussionen mit ehemaligen Entwicklungshelfern stellten die Weichen für einen neuen Beruf: Studium der Volkswirtschaft mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik und freischaffender Journalist und Schriftsteller.
1973: Zahlreiche Initiativen, aus den engagierten, aber weitgehend vereinzelt wirkenden Aktivitäten Solidaritätsgruppen und -organisationen mit zu gründen, wie z.B.: die „Informationsstelle Lateinamerika“ (ila), den Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO), CLAT, eine Solidaritätsgruppe für die lateinamerikanischen christlichen Gewerkschaften, VOLKSMUND, eine Aktion für kritische Aufklärungsarbeit, Engagement bei der Heinrich-Böll-Stiftung, und zahlreiche weitere Projekte. Paters unbestechliche und selbstbewusste Haltung, besonders bei Fragen der „Effizienz“ und dem Bau von Potemkinschen Dörfern in der Entwicklungshilfe brachten ihm bald den Ruf eine „Kritikers“ ein, der oft den offiziellen, eigennützigen und ökonomischen Zielsetzungen entgegen stand. Der Slogan „Entwicklung muss von unten kommen“ brachte ein gewisses Highlight in die unterbelichtete bundesrepublikanische Landschaft in Sachen „Eine Welt“. Die mehrteilige Sendereihe „Götter, Gräber und Experten“, die eine kritische Position zu den eurozentrierten Macher-Aktivitäten in der Entwicklungshilfe einnahm, wurde zwar nur in den Dritten Fernsehprogrammen von WDR und HR ausgestrahlt, dann aber immerhin mit den Grimme-Preis ausgezeichnet. Es war insbesondere Siegfried Paters Initiative, dass es dazu kam.
1981: Ein weiterer, vielstimmiger Aufschrei, der von Siegfried Pater entscheidend mit veranlasst wurde: Der Bau von Staudämmen am Sobradinho und Itaparica im Nordosten Brasiliens: „Staudamm gegen das Volk“, aber mit deutscher Beteiligung. Zahlreiche Protestaktionen von Dritte-Welt-Gruppen gegen Landvertreibung und -vernichtung brachten nicht den gewünschten Erfolg. Die Staudämme wurden gebaut, die Menschen mit Einschüchterungen, Gewalt, in einigen Fällen auch mit Mord, von ihrem angestammten Land vertrieben. Die „globale Wirtschaftsdiktatur“ hatte wieder gesiegt. Der resignativen Erkenntnis – „Bücher und Filme allein können nichts verändern, sie können nur denen helfen, die etwas verändern wollen“ – allerdings wohnt auch die Hoffnung bei.
1983: „Die schwierige Verfolgung der Blutspuren von Behring“. Die Aktion gegen den internationalen Blutmarkt. Der Film und das Buch „Bluternte“ zeigen in drastischer und schockierender Weise die Praktiken der Bluthändler.
1985: „Der Big Mäc aus dem Tropenwald“. Es ist die Geschichte „Wie McDonald´s mich mit Günter Wallraff zusammenbrachte“. Es ist die Geschichte, die sich im Buch „Das Brot des Siegers – Das Hackfleischimperium“, in Peter Hellers Film „Dschungenburger“, im Film „Der Sojakomplex“ und dem Buch „Zum Beispiel Soja“ niederschlugen.
1988: Ortswechsel. Es geht um „Mosambik im Krieg“ und die zahlreichen Aktivitäten und Recherchen vor Ort, um die verbreiteten Lügen darüber in unseren Medien zu korrigieren.
1989: Ein Glücksfall, wie Siegfried Pater erklärt. Er lernt den brasilianischen Ökologen und Umweltaktivisten José Lutzenberger kennen und arbeitet mit ihm bei zahlreichen Projekten, Filmen und Aufklärungsaktionen zusammen.
1991: „Kubas einsamer Kampf“. Es ist die unausbleibliche Auseinandersetzung mit Kapitalismus und Sozialismus, um Hegemonie und nationalem Selbstbewusstsein, um Reichtum und Armut, um Ideologie; charakterisiert in dem Wort von Dom Helder Camara, dem damaligen Erzbischof von Recife: „Gebe ich einem Armen ein Stück Brot, bin ich ein Heiliger, sage ich ihm aber, warum er arm ist, bin ich ein Kommunist“.
1992: Begegnung mit dem Maler David Messer in Paris: „Ein Jude, der mir jüdische Witze erzählt“. Daraus entsteht die Geschichte „David Messer – Impressionen aus dem dritten Leben“.
1993: „Auge in Auge mit dem Dalai Lama“. Die beeindruckende Begegnung beim Interview in Berlin mit ihm, seine eindringlichen, einfachen Worte, wie – „Hass kann man nicht mit Hass begegnen, so wie man Feuer nicht mit Feuer löschen kann“ – vermitteln Pater: „Ich fühle mich bestätigt in meinem Handeln“.
1994: Eine gefährliche Reise erster Klasse als Zeuge der Anklage gegen Organhändler nach Brasilien. „Noch nie hatte ich eine so große Medienpräsenz wie beim Thema Organhandel“. Und nie vorher waren er – und sogar seine Familie – solchen Repressionen, Bedrohungen, Erpressungen, ja sogar Überfällen ausgesetzt wie hier.
1998: „Wie wir Langnasen Bäume in der Wüste Gobi pflanzten“. Es ging um eine Ausstellung von Kalligraphien des Malers René Böll in der großen Pekinger Kunsthalle, und es war der Beginn eines fantastischen Projektes, das die Hamburger Umweltstiftung „Safe Our Future“ mit der chinesischen Umweltorganisation „Friends of Nature“ seitdem durchführt, begleitet vom Medien- und Eine-Welt-Experten Siegfried Pater.
2000: Immer wieder Heinrich Böll, Paters Vorbild, Mentor und Freund. Die Familie Böll besitzt an der Nordküste der Insel, in der Bucht von Dugort bei Achill Island ein Haus, in dem er sein „Irisches Tagebuch“ schrieb und das heute als Arbeitsrefugium für Künstler aus Irland und aller Welt dient.
2006: Ein Abstecher nach Mariposa auf Teneriffa; nicht um Urlaub zu machen, sondern in der Zukunfts- und Ethikwerkstatt MARIPOSA (natürlich!) über „Gerechtigkeit in der Welt“ nachzudenken und mit Denkern aus aller Welt darüber zu diskutieren.
2007: „Nepal ist mehr als Himalaya“. Es ist die Zusammenarbeit mit der Dortmunder Shanti Leprahilfe. Daraus entsteht die wunderbare Geschichte „Sonam – Ein nepalesischer Hund erzählt“. Pater liest daraus vor allem in deutschen Grundschulen und bewirkt auch, dass ein Bewusstsein von der Zusammengehörigkeit, Aufeinander-Angewiesen-Sein und Solidarität der Menschheit ganz früh in die Köpfe und Herzen der Kinder gelangt.
2009: „Fluch und Segen des Wassers in Bangladesh“. Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen spricht von der „größten Massenvergiftung in der Menschheitsgeschichte“. Durch erdgeschichtliche Ablagerungen von Arsen im Boden gelangt durch forcierte Brunnenbohrungen das Gift in das Grundwasser und an die Oberfläche. Weil Menschen Wasser zum Leben benötigen, hilft nur, das Trinkwasser vorher zu filtern. Die Anschaffung des relativ einfach und preisgünstig zu produzierenden Filters aber ist für die Armen unmöglich. Aufklärung und Hilfe tun not. Das Kinderbuch „Nipas Traum – Sauberes Wasser für Bangladesh“ schreibt Siegfried Pater mit seinem Sohn Dietrich.
2010: „Wie aus Erfahrungen Visionen werden“. Es geht darum, wie es gelingen kann, ein humanes und solidarisches Eine-Welt-Bewusstsein in die Welt zu bringen. Da kann Siegfried Pater mit „seiner“ niederrheinischen Philosophie aufwarten: „Nichts ist so schlecht, dass es nicht noch für irgendetwas gut ist“. Das ist keine pessimistische oder gar fatalistische, sondern eine grundlegend optimistische Einstellung. Als die weißen Siedler 1854 den Häuptling Sealth von den Suquamish-Indianern anboten, sein Stammesland zu kaufen, da wies er das Ansinnen empört zurück: „Die Erde gehört nicht dem Menschen, der Mensch gehört zur Erde“ (MAB, Der Mensch und die Biosphäre, Bonn 1990, S. 10).
2011: Existenz und Gefahr. „Den kann nichts umwerfen“, so ein Eindruck, wenn man die zahlreichen und unermüdlichen Aktivitäten von Siegfried Pater betrachtet. Als dann die Diagnose kam: „Tumor im Rückgrat mit beginnender Querschnittslähmung“. Die Bedrohung des Sterben-Müssens und sein Kampf ums Leben. „Es lohnt sich zu kämpfen, denn es geht nicht nur um Monate, sondern um Jahre, die Sie leben werden“; ausgerechnet ein asiatisch aussehender Arzt ermuntert ihn damit.
2012: „Die unheilbare Tumorerkrankung steckt mir in den Knochen“. Aber sein Optimismus, dass er – „mit oder ohne Korsett“ – wieder mit seinen Partnern, dem Flötisten Roland Geiger und der Gitarristin Karin Kramer, auf Konzertreise gehen könne, um mit dafür zu kämpfen, dass die Erde ein Ort der Gerechtigkeit wird, wie die Hoffnung bleibt, dass auch im Himmel Gerechtigkeit herrschen möge.
Den Erzählungen seines Vaters fügt der Sohn Dietrich Pater einige Seiten „Anekdoten“ hinzu. Es sind sensible, vorsichtige Worte und nachsichtige Beschreibungen über „den Mann, um den es in diesem Buch geht, (den ich) letztlich besser kenne als jede(n) andere(n) Mensch(en) auf diesem schönen Planeten“. Dass auch diese Anekdoten zu keinem „Abgesang“ werden, zeigt auch die Sensibilität und Empathie des Sohnes!
Fazit
Der offizielle Slogan der deutschen Entwicklungshilfe, die heute als „Entwicklungszusammenarbeit“ und „Entwicklungspolitik“ benannt wird, lautet: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Zeitweise warb das zuständige deutsche Ministerium, das BMZ, sogar mit der (vielleicht sogar ehrlicheren) Begründung, dass eine für Entwicklungshilfe ausgegebene D-Mark zwei zurück kommen. Im Vorwort zu dem von ihm herausgegebenem Sammelband „Etwas geben – viel nehmen. Entwicklungshelfer berichten“ (1976), vermittelt Siegfried Pater den Wunsch eines „Unterentwickelten“: „Erzählt zu Hause, was ihr hier gesehen habt und verschweigt nicht, dass es auch eure Landsleute sind, die mit ihren Firmen unser Land ausbeuten“. Diese Aufforderung gilt bis heute, betrachten wir z. B. nur die Zustände, wie sie sich in Afrika, Lateinamerika und Asien um „Landraub“ vollziehen (vgl. z. B. dazu: Wilfried Bommert, Bodenrausch. Die globale Jagd nach den Äckern der Welt, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/13381.php; sowie: www.socialnet.de/materialien/171.php ). Für sein Engagement wurde Siegfried Pater mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. 2003 mit dem Oscar-Romero-Preis, mit dem er „als Arbeiter für Gerechtigkeit und unbeugsamer Anwalt für entrechtete und ausgegrenzte Menschen gewürdigt“ wird. Am 14. März 2014 erhielt er für sein „über 30jähriges Engagement für Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt“ das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Auf seiner Website (www.siegfried-pater-aktuell.de/) kündigt er sein neues Projekt an: „Vida do Brasil. Vom Amazonas zum Zuckerhut“.
Der 1931 geborene und 1982 verstorbene ugandische Sänger, Tänzer und Kulturwissenschaftler Okot p´Bitek hat in einem Vortrag, den er beim National Arts Festival of Zambia 1967 in Lusaka gehalten hat (Rüdiger Jestel, Hrsg., Das Afrika der Afrikaner, Ffm 1982, S.249ff) in einem „Gebet“ die Hoffnung ausgesprochen: „Oh Gott, bewahre Afrika / Vor unseren neuen Herrschern; / Lass sie demütig werden / Öffne Ihre Augen, / Damit sie sehen, / Dass der materielle Fortschritt / Nicht auf einer Stufe steht mit geistigem Fortschritt. / Oh Herr, öffne die Ohren der afrikanischen Herrscher / Damit sie Freude empfinden / Beim Klang ihrer Trommeln / Und der Gedichte ihrer Mütter“. Ich bin sicher, Siegfried Pater wird diesen Wunsch für das Handeln der Machthabenden wie aller Menschen auf der Erde, unterschreiben.
Es dürfte aufgefallen sein, dass der Rezensent eine ausgesprochene Sympathie und eine hohe Anerkennung für die Arbeit und das Engagement Siegfried Paters empfindet. So ist ihm zu wünschen, was er sich in seinem Schaffen immer gewünscht hat: Aufmerksamkeit und Eintreten dafür, dass unsere EINE WELT humaner, friedlicher und gerechter wird, weil wir Menschen nur diese Erde haben!
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Es gibt 1614 Rezensionen von Jos Schnurer.
Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 27.06.2014 zu:
Siegfried Pater: Abenteuer Gerechtigkeit. In einem halben Jahrhundert um die Welt. Retap-Verlag
(Bonn) 2012.
ISBN 978-3-931988-28-9.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16848.php, Datum des Zugriffs 05.10.2023.
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