Gert Jugert, Hedwig Jugert et al.: Fit für kulturelle Vielfalt
Rezensiert von Dipl.-Soz. Willy Klawe, 23.07.2014
Gert Jugert, Hedwig Jugert, Peter Notz: Fit für kulturelle Vielfalt. Training interkultureller Kompetenz für Jugendliche.
Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2014.
360 Seiten.
ISBN 978-3-7799-2149-3.
D: 34,95 EUR,
A: 35,90 EUR,
CH: 45,90 sFr.
Reihe: Pädagogisches Training.
Thema
Das vorliegende Buch hat „…die Förderung von Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen an den Ressourcen der Gesellschaft, angefangen mit der gleichberechtigten Teilhabe, Fürsorge und Akzeptanz im Bildungsbereich“ (5) zum Ziel. „Durch gezielte Förderung der Selbstsicherheit, Selbstwirksamkeit, Lern- und Leistungsmotivation sowie der sozialen und interkulturellen Kompetenz wird die Chance der benachteiligten Jugendlichen verbessert, einen Schulabschluss zu erlangen und eine Berufsbildung zu absolvieren.“ (ebd.)
Die aktuelle Fassung geht auf eine frühere Veröffentlichung unter dem Titel „Fit for Differences“ (2006) zurück und berücksichtigt die Erfahrungen mit den Übungen in verschiedenen Kontexten in den letzten Jahren sowie die gegenwärtigen spezifischen Aufwuchsbedingungen und Bewältigungsaufgaben von Jugendlichen. Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren.
Aufbau und Inhalt
Das Trainingsmanual ist in drei Abschnitte gegliedert.
Im ersten Teil „Grundlagen“ werden zunächst zentrale Grundbegriffe erläutert. Neben kurzen Skizzen über interkulturelle Kommunikation, interkulturelle Erziehung und Bildung sowie interkulturelles Lernen werden hier insbesondere die Ziele der hier vorgestellten interkulturellen Trainingsmodule und deren Notwendigkeit erläutert. „Ziel eines Trainings interkultureller Kompetenz im sozialen und pädagogischen Bereich ist die Vielfalt in den menschlichen Lebenswelten positiv zu bewerten und zu gestalten.“ (12)
In weiteren Abschnitten werden die lerntheoretischen Grundlagen des Trainings, die einzelnen Bausteine und Methoden sowie ein angemessenes Trainerverhalten konkret beschrieben und differenziert begründet.
Der zweite Teil „Training“ bildet das Kernstück des Manuals. Nach einer ausführlichen Beschreibung des Trainingssettings und der hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen, notwendiger Verhaltensregeln und einem allgemeinen Methodenüberblick werden insgesamt 16 Trainingseinheiten vorgestellt. Die Themen dieser Sitzungen reichen von „wo komme ich her und wo lebe ich?“ über „Menschen sind verschieden und gleich“ oder „meine Gefühle – deine Gefühle“ bis zu „streiten, aber wie?“ oder „ist das normal?“
Schon dieser kleine Themenüberblick zeigt, dass sich die Inhalte eng an Fragestellungen der eigenen Identitätsentwicklung Jugendlicher orientieren und vor allem auf die Betrachtung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten abzielen.
Hintergründe und Ziele der jeweiligen Übungen werden jeweils knapp skizziert, die praktische Durchführung sowie die Reflexion der Übungen detailliert und anschaulich erläutert.
Erforderliche Arbeitsblätter und Materialien zu den einzelnen Übungen finden sich als Kopiervorlagen im Teil III (Anhang) des Buches, ein Teil davon steht auch online zur Verfügung. Das gilt auch für die Instrumente zur Evaluation des Trainingsprogramms.
Fazit
Die vorliegende Veröffentlichung besticht durch ihre klare übersichtliche Struktur und Gestaltung und ihre verständliche, erfahrungsbezogene Sprache. Beides motiviert zum praktischen Einsatz der Übungen und erleichtert ihre konkrete Umsetzung. Neben vielen, in ihrer Grundstruktur bekannten Übungen finden sich im Trainingsmanual auch weniger bekannte oder neue Lernarrangements. Die enge Orientierung der Themen an der Lebenswelt der Zielgruppe und den Bewältigungsaufgaben im Jugendalter ermöglicht der Zielgruppe, Bezüge zum eigenen Alltag herzustellen und damit ganz praktische Orientierung, Anregung und Hilfe zu erfahren.
Die Durchsicht des Literaturverzeichnisses zeigt allerdings, dass sich die AutorInnen nahezu ausschließlich auf psychologisch orientierte Quellen beziehen. Ein „Blick über den Tellerrand“ und eine Einbeziehung (sozial-)pädagogischer Literatur hätte möglicherweise zu der einen oder anderen methodischen Ergänzung angeregt. Dennoch ist dieses Trainingsmaterial allen Fachkräften zu empfehlen, die mit der betreffenden Zielgruppe in unterschiedlichen institutionellen Kontexten arbeiten.
Rezension von
Dipl.-Soz. Willy Klawe
war bis März 2015 Hochschullehrer an der Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg. Jetzt Wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Instituts für Interkulturelle Pädagogik (HIIP, www.hiip-hamburg.de)
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Zitiervorschlag
Willy Klawe. Rezension vom 23.07.2014 zu:
Gert Jugert, Hedwig Jugert, Peter Notz: Fit für kulturelle Vielfalt. Training interkultureller Kompetenz für Jugendliche. Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2014.
ISBN 978-3-7799-2149-3.
Reihe: Pädagogisches Training.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16879.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.
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