Daniela Dujmić-Erbe: Der VerständigungsWürfel
Rezensiert von Elisabeth Vanderheiden, 05.09.2014

Daniela Dujmić-Erbe: Der VerständigungsWürfel. Gesprächsvorbereitung, Entscheidungsfindung, Konfliktprophylaxe ; [inklusive Faltwürfel]. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2014. 173 Seiten. ISBN 978-3-525-40362-4.
Thema
Daniela Dujmić-Erbe hat mit dem Buch „Der VerständigungsWürfel“, das inklusive Verständigungswürfel ausgeliefert wird, ein Instrument zur Gesprächsvorbereitung, Entscheidungsfindung, Konfliktprophylaxe vorgelegt, das sich für viele private und berufliche Entscheidungs- und Konfliktklärungssituationen einsetzen lässt.
Autorin
Daniela Dujmić-Erbe ist nach einem Studium der Literatur- und Kommunikationswissenschaft und anschließender Promotion als Beraterin für externe und interne Kommunikation in Unternehmen und öffentlichen Institutionen tätig.
Aufbau und Inhalt
Das Buch „Der VerständigungsWürfel“ besteht zum einen aus dem Buch selbst, zum anderen aus einem farbigen Faltwürfel. Der VerständigungsWürfel ist konzipiert als eine dreidimensionale Checkliste zur Gesprächsvorbereitung, Entscheidungsfindung und Konfliktprophylaxe. Der Würfel dient dabei gewissermaßen als systematische Vorbereitungshilfe oder Leitfaden für ein Feedback- oder Konfliktgespräch oder die eigene Selbstvergewisserung oder Gesprächsvorbereitung.
Das Buch selbst umfasst zwei Teile:
- Teil A: Anleitung zu einer ziel- und konsensorientierten Kommunikation
- Teil B: Anwendungsfelder für den VerständigungsWürfel.
Teil A umfasst dabei drei Kapitel. Zum einen wird in das Thema „Verständigung bzw. gemeinsam erfolgreich Ziele umsetzten“ eingeführt, zum anderen werden anhand konkreter einsatzbezogener Fragen die Funktion und die Einsatzbereiche des VerständigungsWürfels illustriert und in drei verschiedenen sogenannten Basisanweisungen ausgeführt und mit Beispielen hinterlegt:
- Positionsbestimmung und Entscheidungsfindung
- Gesprächsvorbereitung
- Gesprächsführung.
Teil B führt in konkrete Anwendungsbeispiele ein: zum einen in Training, zum anderen in Coaching und Selbstcoaching und im Kontext der Thematisierung und Lösung von Konflikten. Zudem entwickelt die Autorin einen Vorschlag, wie mit Buch und Würfel in einem zweitägigen Seminar gearbeitetet werden könnte, indem sie einen entsprechenden Ablaufplan mit Querverweisen zu den relevanten Buchpassagen präsentiert. Dabei werden die kommunikationstheoretischen Ausführungen durch zahlreiche Übungen, die genauestens beschrieben werden ergänzt und dort, wo es Sinn macht, noch zusätzlich mit „Musterlösungen“ hinterlegt. Konkret werden zahlreiche Beispiele für klassische Kommunikationssituationen bearbeitet: Feedbackgespräch mit Mitarbeiter_innen, Konfliktgespräch mit Kolleg_innen oder Kund_innen etc. und auf die vier Dimensionen des Kommunikationsquadrates von Schulz von Thun hin exemplifiziert. Sehr anschaulich werden die jeweiligen Dimensionen dann in der zugewiesenen Farbe ausgeführt (s. unten). Ausführlich werden die vielfältigen Gesprächstechniken angewandt: positives Sprechen, wertschätzendes Feedback etwa oder konstruktive Kritik äußern, aktives Zuhören, Übungen zur Deeskalation oder zum Umgang mit sog. Palmensätzen, also Äußerungen, die „eine/n regelmäßig auf die Palme bringen“ u.v.m.
Konzeptionell orientiert sich die Autorin an den Kommunikationsmodellen von Friedemann Schulz von Thun und der Mediationsmethode Klärungshilfe von Christoph Thomann.
Der dreidimensionale Würfel selbst ist innen und außen bedruckt. Dabei sollen die Außenseiten des Verständigungswürfels mit den jeweiligen Fragen die Kommunikation der Nutzerin/des Nutzers nach Außen strukturieren und den Klärungs- bzw. Kommunikationsprozess unterstützen helfen, während die Innenseiten die „innere“ Kommunikation der Nutzerin/des Nutzers reflektieren – im Sinne einer Selbstreflexion. Dabei ist der Würfel farbig gestaltet:
- Blau für die Sache, um die es im Kommunikationsprozess geht
- Grün für die Informationen, die die Nutzerin/der Nutzer über sich selbst mitteilt
- Gelb für die Beziehungsdimension
- Rot für die Appelldimension (23).
Diese Farben sind im Inneren und auf der Außenseite des Würfels identisch, weil es um authetische und kongruente Kommunikation geht. Darüber hinaus gibt es eine „Einstiegsfrage“ auf der grauen Basisseite des Würfels: „Was ist jetzt meine Wahrheit der Situation?“, der auf der Innenseite als „innere“ Frage die Formulierung „Was ist jetzt meine Motivation für eine Verständigung?“ gegenüber steht. Auf der Deckelseite des Würfels findet sich mit der Aussage „Verständigung. Man muss es wollen.“ gleichsam die Ausgangshypothese des Buches: Verständigung kann gelingen, wenn sie tatsächlich gewollt ist und die Beteiligten tatsächlich bereit sind, sich in diesem Sinne aufeinander zu zu bewegen. Komplettiert wird diese Überschrift durch einige Aussagen darüber, was erforderlich ist, damit Verständigung gelingen kann: z. B. „Das Positive im scheinbar Negativen erkennen“ oder „Authentisch und situationsgerecht sprechen.“
Fazit
Das Buch „Der VerständigungsWürfel“ ist vor allem ein Werkbuch zum Verständigungswürfel, was keine Einschränkung bedeutet, da dieser ja mitgeliefert wird. Es führt in die konzeptionellen Hintergründe und zahlreichen konkreten Anwendungsmöglichkeiten ein.
Das Werk ist sehr gut strukturiert und aufbereitet, knapp gehaltene und gut lesbare Texte decken weit gefächerte Themenfelder aus Kommunikationssituationen privater und professioneller Natur ab. Es werden vielfältige Vorschläge für den Einsatz in Entscheidungs- und Konfliktsituationen, aber auch Beratungssettings, wie etwa dem Coaching präsentiert. Auch ein Einsatz im Mediationskontext scheint gut denkbar.
Die Umsetzung ist aufwendig und erfolgt im Mehrfarbdruck (analog zu den Farben des Verständigungswürfels). Das Werk umfasst zahlreiche Abbildungen (Fotos von Metaplan- oder Flipcharts, aber auch Graphiken etc.) und viele Übungen, die in Selbstreflexionskontexten, Lernsettings oder Konfliktlösungssituationen eingesetzt werden können.
Das Buch ist rundum gelungen und originell, durchdacht und liebevoll-professionell gestaltet.
„Der VerständigungsWürfel“ macht Sinn und Spaß: theoretisch und praktisch!
Rezension von
Elisabeth Vanderheiden
Pädagogin, Germanistin, Mediatorin; Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz, Leitung zahlreicher Projekte im Kontext von beruflicher Qualifizierung, allgemeiner und politischer Bildung; Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu Gender-Fragen und Qualifizierung pädagogischen Personals, Medienpädagogik und aktuellen Themen der allgemeinen berufliche und politischen Bildung
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