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Oliver Jahraus, Eckart Liebau et al. (Hrsg.): Gestalten und Erkennen

Rezensiert von Prof. Maria Schleiner, 30.04.2015

Cover Oliver Jahraus, Eckart Liebau et al. (Hrsg.): Gestalten und Erkennen ISBN 978-3-8309-3096-9

Oliver Jahraus, Eckart Liebau, Ernst Pöppel, Ernst Wagner (Hrsg.): Gestalten und Erkennen. Ästhetische Bildung und Kompetenz. Waxmann Verlag (Münster/New York/München/Berlin) 2014. 328 Seiten. ISBN 978-3-8309-3096-9. D: 39,90 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 53,90 sFr.

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Entstehungshintergrund

Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um eine Veröffentlichung des Promotionskollegs „Gestalten und Erkennen. Kompetenz und Kompetenzbildung in den ästhetischen Fächern und Fachbereichen“ der Hanns-Seidel-Stiftung 2011- 2014 (ISB, Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München; Bayrisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus; Humanwissenschaftliches Zentrum der LMU München; Lehrstuhl für Pädagogik und UNESCO-Lehrstuhl Kulturelle Bildung, FAU Nürnberg-Erlangen)

Aufbau

Die Publikation ist aufgeteilt in einleitende, übergeordnete kurze Artikel der Herausgeber zum Thema und nachfolgend 16 Abhandlungen, die das Thema aus der Perspektive der beteiligten Disziplinen der künstlerischen Schulfächer (Kunst, Tanz/Sport, Musik, Theater, Deutsch/kreatives Schreiben) und aus überdisziplinärer Perspektive Aspekte der Medien zum Teil interdisziplinär durch die Zusammenarbeit von zwei oder drei Autor/innen diskutieren. Manche der Autoren sind an mehreren Absätzen beteiligt.

Inhalt

Das Promotionskolleg und damit auch diese Publikation beschäftigen sich mit der Diskussion des Kompetenzbegriffes und seiner Bedeutung und Bewertung für die Entwicklung von Lehrplänen für die künstlerischen Fächer, um für diese Fächer ggf. übergreifend einen Begriff von ästhetischer Kompetenz entwickeln zu können. Die Publikation bietet daher bildungs- und kompetenztheoretische Grundlagenforschung zur ästhetischen Kompetenz für alle Fächer, „deren Gegenstand eine irreduzible ästhetische Qualität innewohnt“ (Oliver Jahraus, S. 11), wobei die Kunst und das Fach Kunst/bildnerisches Gestalten als „entscheidender Horizont jeglicher ästhetischer Reflexion“ (Oliver Jahraus) eine besondere Rolle spielt. In der Umstellung schulischer Curricula auf Kompetenzmodelle wird u.a. eine Chance gesehen, Schule über Fachgrenzen hinweg mehr in Richtung Inter- bzw. Transdisziplinärität gestalten zu können.

In vielen Aufsätzen der beteiligten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird entsprechend die in der sogenannten „Klieme-Expertise“ als zentral herausgestellte Frage „kompetent wofür?“ (Birkner/Zapp S. 145) im Hinblick auf die ästhetischen Fächer im allgemeinen (siehe z.B. Ruf/Schmitt) bzw. auf einzelne Fachgebiete (Körner /Sport und Birkner/Zapp Kunst) diskutiert. Es wird wie im Beitrag von Birkner/Zapp differenziert dargelegt, dass systematisch vorangetriebene Forschungsprozesse notwendig seien, um die Verständigungsarbeit im Fachdiskurs anzuregen, auf deren Grundlage die Bildungsstandards mit entsprechenden Kompetenzmodellen entwickelt werden könnten. Die Notwendigkeit valider Forschungsergebnisse in den ästhetischen Fächern wird festgestellt und belegt. Aber es wird auch angezweifelt, ob die von KMK bzw. von der Klieme-Expertise angestrebte „objektive Operationalisierbarkeit“ (als Ergebnis der herausgearbeiteten Bildungsstandards und entsprechend überprüfbarer Kompetenzen) auch noch erreicht werden kann, wenn die Kompetenzbegriffe der Differenziertheit der Bildungsprozesse des ästhetischen Lernens angepasst wären (Ruf/Schmitt S. 72).

Hinzu kommen Artikel, in denen Ergebnisse der Grundlagenforschung in Bezug auf die Fragestellung der Fächer und Fachbereiche dargestellt werden wie z.B. die Bewertung empirischer Forschungsprozesse in den ästhetischen Fächern. Hier wird beispielsweise der Vorschlag gemacht, quantitative und qualitative Verfahren zu kombinieren (Albrecht/Hornberger) oder es werden zwei qualitativ vorgehende Untersuchungen zusammen geführt, die für exemplarische empirische Beschreibungen „künstlerischer Bilder“ Kinder und in einem zweiten Verfahren Jugendliche befragen, um den Umgang mit Kunst unter Berücksichtigung systemtheoretischer Prämissen (Luhmann und Nassehi) analysieren zu können (Birkner/Vedder).

In einem Beitrag wird beispielsweise ästhetische Bildung bildungstheoretisch als Beitrag zur Identitätsentwicklung (Drewes, Kuntz, Vedder) untersucht anhand des Vergleichs von Deutsch- und Kunstunterricht in Bezug auf die Förderung der Identitätsentwicklung nach Mead und Krappmann.

Die beiden Aufsätze zum „Lehrkörper“ (Schmitt, Ruf) selbst und zu „Theatralität in der Schule und Unterricht“ (Kuntz, Schmitt) diskutieren das Feld der Schule unter Aspekten theatralen Handelns (Fischer-Lichte) und der raumbezogenen Diskurse. Hier wird die Rolle des Lehrenden und des Lernenden als Performance und ggf. als Inszenierung betrachtet.

Im abschließenden Kapitel von Angelika Voigt werden reale und virtuelle Räume vor dem Hintergrund von Systemtheorie (Luhmann), Medientheorie (Benjamin) und Konstruktivismus (von Glaserfeld) neu betrachtet und bewertet. Für medienpädagogische Forschungsansätze wird eine differenzierte Beachtung insbesondere der Aspekte Fiktionalität, Authentizität und Ästhetik sehr schlüssig hergeleitet und gefordert.

Fazit

Die Publikation gibt einen differenzierten Einblick in den z.T. interdisziplinär geführten Diskurs zur ästhetischen Bildung in Bezug auf kompetenztheoretische Überlegungen für die Curricula der entsprechenden Schulfächer. Dabei werden in den16 Artikeln der Mitglieder des Promotionskollegs, die ca. 15 bis 30 Seiten umfassen und den einführenden Aufsätzen der Betreuer sowohl Aspekte der Grundlagenforschung, einzelne empirische Studien als auch Diskussionen zur Kieme-Expertise und deren mögliche Umsetzung dargestellt, analysiert und diskutiert. Man erhält mit dieser Publikation für die Debatten über Bildungsstandards und Kompetenzmodelle der ästhetisch ausgerichteten Schulfächer einen sinnvollen Einblick in den bildungstheoretischen und kompetenztheoretischen Diskurs.

Rezension von
Prof. Maria Schleiner
Professorin für Bildende Kunst (FH)
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Es gibt 7 Rezensionen von Maria Schleiner.

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ISSN 2190-9245