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Elvira Pfleiderer: Lebensgärten - Wüstentäler (Trauernde Kinder/Jugendliche)

Rezensiert von Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike, 29.09.2014

Cover Elvira Pfleiderer: Lebensgärten - Wüstentäler (Trauernde Kinder/Jugendliche) ISBN 978-3-941251-63-2

Elvira Pfleiderer: Lebensgärten - Wüstentäler ( Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer besser verstehen). der hospiz verlag Caro & Cie. oHG (Ludwigsburg) 2014. 205 Seiten. ISBN 978-3-941251-63-2. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 40,90 sFr.

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Thema

Thema des vorliegenden Bandes ist das Brücken bauen-Konzept für die Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen. Darin werden Handlungsoptionen und praktische Übungen für Begleiter, Eltern, Lehrer und Erzieher trauernder Kinder und Jugendlicher aufgezeigt.

Autorin

Elvira Pfleiderer ist Krankenschwester, Palliative Care-Fachkraft, Seelsorgerliche Lebensberaterin, Trauerberaterin, Projektleiterin beim Aufbau des Stationären Kinderhospizes in Stuttgart und Referentin der Elisabeth-Kübler-Ross-Akademie. Sie hat verschiedene therapeutische Fortbildungen absolviert.

Entstehungshintergrund

Das Buch spiegelt die praktischen Erfahrungen der Autorin wider, die sie seit 2006 mit Kindern und Jugendlichen in Trauergruppen, bei Erlebnispädagogischen Tagen sowie in Einzelbegleitungs- und Beratungsangeboten gesammelt hat.

Aufbau

Einleitend berichtet die Autorin von ihrer zwanzigjährigen Berufserfahrung mit Menschen in der Zeit des Sterbens und der Trauer. Im Anschluss gliedert sich der kurze Band in drei Abschnitte:

  1. Einführung und Grundlagen
  2. Charta für trauernde Kinder
  3. Praktische Gesichtspunkte und Abläufe der Trauergruppen und der Erlebnispädagogischen Tage sowie einzelner kreativer und therapeutischer Elemente

Zu I. Lebensgärten – Wüstentäler

Anhand dieses Titels möchte die Autorin veranschaulichen, wie Kinder und Jugendliche ihre Trauer leben; sie springen hinein und auch wieder heraus und dies z.T. in für Außenstehende sehr plötzlichen Wechseln.

In dem darauf folgenden Unterkapitel wird das Modell der Gezeiten der Trauer von Ruthmarijke Smeding vorgestellt. Schleusenzeit (zwischen Tod und Beerdigung), Januszeit (zwischen Vergangenheit und Zukunft), Labyrinthzeit (den eigenen Weg ohne den Verstorbenen finden) und Regebogenzeit (die Farbenpracht des Lebens wieder sehen) folgen dabei aufeinander, können aber auch in unterschiedlicher Form und Dauer wiederkehren.

Die Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Lebens „Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was ist der Sinn des Lebens?“ wird als Voraussetzung dafür beschrieben, Kinder im Gespräch über das Sterben und den Tod hilfreich zur Seite stehen zu können. Die Autorin schildert hier auch erste eigene Begegnungen mit dem Tod und geht auf den generellen Umgang mit Kindern bezüglich dieses Themas ein.

Im Unterkapitel Entwicklungspsychologie wird basierend auf Arbeiten der Psychologen Marie Nagy und Jean Piaget das Todesverständnis von Kindern in Abhängigkeit vom Alter tabellarisch dargestellt und es werden Praxisbeispiele dazu gegeben. Die Autorin betont die Bedeutung der Aufklärung von Eltern über diese altersabhängig unterschiedlichen Todeskonzepte.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit Kindern über den Tod zu sprechen? Diese Frage wird für drei unterschiedliche Ausganssituationen thematisiert; wenn ein Kinder oder Jugendlicher nicht direkt vom Tod betroffen ist, wenn ein Familienmitglied an einer schweren Erkrankung leidet oder nach einem Todesfall im Umfeld des Kindes oder Jugendlichen.

Wie wir hilfreich mit Kindern über den Tod sprechen können ist eine weitere Fragestellung, der sich die Autorin widmet. Ein geschützter Gesprächsraum, ehrliche Antworten, das Vermeiden von Umschreibungen und die Akzeptanz der individuellen Trauerform des Kindes werden hierbei als wichtige Aspekte genannt.

Dem Umgang mit Schuldgefühlen und der Information über die tatsächliche Todesursache der verstorbenen Person nach einem Verlust durch Suizid als besondere Herausforderungen widmet sich das folgende Unterkapitel.

Als zentral bei der Teilnahme von Kindern an der Beerdigung oder einer Abschiedsfeier sieht die Autorin eine gute Begleitung und das Einbeziehen der Kinder, ohne ihnen dabei eigene Vorstellungen überzustülpen.

Zu II. Charta für Trauernde Kinder als Grundlage der gesamten Arbeit

Die Umsetzung der Charta wird als wesentliche Grundlage für die Stärkung der seelischen Widerstandskraft trauernder Kinder dargestellt. Die in der Charta genannten zehn Punkte umfassen Möglichkeiten der Unterstützung der Kinder in ihrem Trauerprozess wie z.B. angemessene Informationen, mit einbezogen sein oder Erinnerungen.

Zu III. Praktische Gesichtspunkte und Abläufe der Trauergruppen …

1. Die Trauergruppe für Kinder

Trauergruppen sind laut der Autorin ein ergänzendes Angebot für Kinder auf dem Weg der Begleitung nach einem Verlust. Sie zielen auf die Förderung vorhandener Ressourcen und die Erfahrung, dass das Leben der Kinder trotzdem gelingen kann. Mögliche Gründe für eine Teilnahme an Trauergruppen sind die Besorgnis der Eltern um das trauernde Kind, körperliche Symptome oder psychische Auffälligkeiten. Der zeitliche Abstand zwischen Todesfall und Teilnahme an einer Trauergruppe kann dabei variieren.

In kurzen Unterkapiteln wird auf das Elterngespräch und den Erstkontakt eingegangen, Aussagen und Fragen von Kindern zur / in der Trauergruppe wiedergegeben und dargelegt, dass Trauergruppen keinen Therapieersatz darstellen. Als zentrales Element der Wirkweisen von Trauergruppen gilt das Zusammenkommen von Kindern mit ähnlichen Erfahrungen.

Im Anschluss wird das Konzept der Kindertrauergruppen „Brücken bauen“ vorgestellt, der Zeitrahmen beschrieben, die Voraborganisation thematisiert und einzelne Grundlagen dazu angesprochen. Darauf folgt die Darstellung des Basiskonzepts nach Gerline Mock. Mögliche Themen für Kindertrauergruppen werden genannt und der genaue Ablauf einer Trauergruppe dargestellt. Die Bedeutung von Ritualen findet ebenso Beachtung wie der Umgang mit verhaltensauffälligen oder in sich zurückgezogenen Kindern in der Gruppe.

2. Einzelne Elemente der Trauergruppenarbeit

Hier wird der Erlebnispädagogische Tag vor- und sein Ablauf dargestellt. Darauf folgen Ablaufbeschreibungen von Kindertrauergruppen zu den Themen „Ich habe einen Traum“ und „Labyrinth“. In einem Exkurs geht die Autorin auf ihre Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen nach einem Amoklauf ein.

3. – 6.

Im Unterkapitel Kreatives Arbeiten und therapeutische Elemente werden Klangsteintherapie, Maltherapie, die Arbeit mit Trommeln, das Sand- und das Schokolinsenspiel ebenso thematisiert wie der Umgang mit Anti-Aggressionskeulen und Erinnerungsarbeit.

Lieder mit Text und Melodie und Geschichten als Auftakt für Gesprächsrunden werden in zwei weiteren Anschnitten vorgestellt. Ein gutes Klima im Team und die Selbstfürsorge wird unter der Überschrift Stärkung der MitarbeiterInnen – nur Samen als Grundlage für gelingende Gruppenarbeit genannt.

Die Abschlussgedanken beinhalten Aussagen eines jungen Mann, der seine Eltern in der Jugend verlor. Er beschreibt darin Trittsteine seiner Trauer, die ihm zu einem gelingenden Leben verhalfen.

Diskussion

Mit wenigen Worten beschreibt die Autorin in diesem dünnen Band die Grundlage ihrer Tätigkeit und gibt viele praktische Beispiele für die Gestaltung von Trauergruppen und Erlebnispädagogischen Tagen für Kinder und Jugendliche. Die christliche Prägung ihrer Arbeit wird dabei besonders an dem Exkurs zur Begleitung von Kindern und Jugendlichen nach einem Amoklauf deutlich. Es werden Beispiele für Lieder und Geschichten zur Gestaltung von Gruppentreffen genannt sowie persönliche Erfahrungen mit verschiedenen therapeutischen Ansätzen geschildert. Damit kann das Buch eine Bereicherung für Begleiter trauernder Kinder und Jugendlicher sein, die sich Anregungen für ihre praktische Arbeit wünschen.

Fazit

Der kurze Band stellt das Brücken bauen-Konzept für die Gruppenarbeit mit trauernden Kindern und Jugendlichen vor. Die Autorin bezieht sich bei ihren Ausführungen auf ihre langjährige Erfahrung und gibt auf Grundlage bestehender Modelle viele Praxisbeispiele für die Gestaltung von Trauergruppen. Damit kann das Buch vor allem für in der Begleitung trauernder Kinder und Jugendlicher Tätige eine anregende Lektüre für ihre praktische Arbeit bieten.

Rezension von
Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Zentrum für Palliativmedizin Universitätsklinikum Köln (AöR)
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Es gibt 24 Rezensionen von Kerstin Kremeike.

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Zitiervorschlag
Kerstin Kremeike. Rezension vom 29.09.2014 zu: Elvira Pfleiderer: Lebensgärten - Wüstentäler ( Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer besser verstehen). der hospiz verlag Caro & Cie. oHG (Ludwigsburg) 2014. ISBN 978-3-941251-63-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17128.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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