Margret Rasfeld, Stephan Breidenbach: Schulen im Aufbruch - Eine Anstiftung
Rezensiert von Prof. Stefan Müller-Teusler, 12.03.2015
Margret Rasfeld, Stephan Breidenbach: Schulen im Aufbruch - Eine Anstiftung. Kösel-Verlag (München) 2014. 96 Seiten. ISBN 978-3-466-31030-2. 12,99 EUR.
Entstehungshintergrund und Thema
Margret Rasfeld und Stephan Breidenbach sind Mitbegründer der Initiative „Schulen im Aufbruch“. Der Untertitel des Buches verrät zugleich auch die Intention des Buches: eine Anstiftung. Es geht nicht nur um die Vorstellung einer Idee, sondern um das Werben von Mitstreitern für diese Idee und um konkretes Gestalten.
Aufbau und Inhalt
Zehn Kapitel, die wiederum durch viele Überschriften in diverse Abschnitte unterteilt sind, machen das Buch sehr übersichtlich. Die jeweiligen Abschnitte umfassen meistens nur 2-3 Seiten.
Die Einleitung unter der Überschrift: „Warum diese Anstiftung?“ macht gleich deutlich, was das Anliegen des Buches ist und stellt die Grundbotschaften in den Raum. Damit ist eine Absage an unser bisheriges Schulsystem verbunden.
Anhand von szenischen Beschreibungen wird im zweiten Kapitel aufgezeigt, wie die Schule der Zukunft funktioniert, was aber keine Fiktion ist, da es schon Schulen gibt, die nach diesen Grundsätzen arbeiten.
Das dritte Kapitel widmet sich den Zukunftsherausforderungen und deren Bewältigung, wobei der Fokus auf Schule als Ort der Entwicklung junger Menschen natürlich von besonderer Relevanz ist. Die angesprochenen Themen sind quasi die Klassiker: Ökologie, Arbeitsmarkt, Globalisierung und Kulturelle Identität, Demokratieentwicklung, Grenzen der Politik und die notwendige Neuausrichtung sowie Schule als gesellschaftliche Keimzelle.
Das vierte Kapitel ist eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Schule. Dabei geht es nicht um eine „Abrechnung“ damit, sondern um das Aufzeigen, wie dieses System bisher funktioniert hat und warum es für die Zukunft ungeeignet ist.
Im fünften Kapitel werden internationale Expertenberichte zitiert, beginnend mit dem Faure-Bericht (1972) für die UNESCO, fortgeführt mit dem Bericht des Club of Rome (1979) und schließlich gipfelnd in dem Delors-Bericht an die UNESCO, was zu dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen führte und dort der Anlass für die UN-Dekade der nachhaltigen Entwicklung (2005-2014) war. PISA darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht unerwähnt bleiben.
Das sechste Kapitel behandelt eine der zentralen Grundbotschaften: die Potenzialentfaltung. Es geht um die Entwicklung von Verantwortungsbewussten Persönlichkeiten, was als Grundsatz sogar schon in einigen Schulgesetzen der Bundesländer verankert ist, aber tatsächlich kaum umgesetzt wird.
Das siebte Kapitel skizziert die Schule der Zukunft. Es geht um den Menschen im Mittelpunkt, um Wertschätzung und Beziehung, individuelles Lernen, Projekte, Demokratie, Visionen und die Rolle des Lehrens. Am Ende des Kapitels findet sich eine tabellarische Gegenüberstellung von Schule 20 versus Schule 21, die es gut auf den Punkt bringt.
Das kurze achte Kapitel greift einige der üblichen populären Einwände auf, die normalerweise undifferenziert solchen neuen Ideen entgegengebracht werden. Dazu wird kurz Stellung bezogen.
Kapitel neun ist überschrieben mit: „Die Zukunft beginnt jetzt!“ und ruft auf, lokal zu beginnen. Ausgehend von dem Potenzial der eigenen Person geht es darum, auf andere Menschen zugehen, sie zu begeistern und gemeinsame Visionen zu entwickeln, um das Projekt voranzutreiben. Dabei sollen die schon existierenden Modelle als Inspiration dienen.
Das zehnte und letzte Kapitel verzeichnet viele (sehr) positive Stellungnahmen aus diversen Bundesländern, wo sich die Initiative bereits vorgestellt hat. Außerdem wird auch kurz die Erwachsenenbildung wie auch die Hochschulbildung angesprochen.
Diskussion und Fazit
Das Buch erreicht ohne Frage sein Ziel, was im Untertitel deutlich wird: es ist eine Anstiftung, es macht Mut, es fordert auf und es begeistert. Die skizzierten Ideen sind plausibel, verführerisch und jede(r) Leser_in fragt sich, warum es nicht (sofort) umgesetzt wird. Und dann liegt vielleicht auch die Schwierigkeit des Buches: die Beharrungskräfte sind meistens viel beständiger als die Veränderungswilligen, und häufig wird auch das Totschlagargument Geld ins Feld geführt. Es bedarf nicht nur großer Leidenschaft(en), um die Ideen umzusetzen, sondern auch eines enormen Stehvermögens, um alle Widerstände zu überwinden. Mancher lokalen Initiative ist dabei bestimmt schon die Puste ausgegangen, erst Recht, wenn die eigenen Kinder längst in die Schulkarriere eingemündet sind.
Das Buch ist an vielen Stellen plakativ, aber das dient der Sache: verständlich machen, worum es geht und dazu auffordern. Es ist leicht lesbar geschrieben und lässt nach dem Lesen eine Begeisterung zurück: es könnte sofort losgehen. Das Buch muss Pflichtlektüre für alle Bildungspolitiker, Lehrer und alle anderen Personengruppen, die in irgendeiner Form mit Bildung zu tun haben werden.
Rezension von
Prof. Stefan Müller-Teusler
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Es gibt 97 Rezensionen von Stefan Müller-Teusler.
Zitiervorschlag
Stefan Müller-Teusler. Rezension vom 12.03.2015 zu:
Margret Rasfeld, Stephan Breidenbach: Schulen im Aufbruch - Eine Anstiftung. Kösel-Verlag
(München) 2014.
ISBN 978-3-466-31030-2.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17434.php, Datum des Zugriffs 06.10.2024.
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