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Monika Müller, Franziska Röseberg (Hrsg.): Handbuch Kindertrauer

Rezensiert von Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike, 29.01.2015

Cover Monika Müller, Franziska Röseberg (Hrsg.): Handbuch Kindertrauer ISBN 978-3-525-40227-6

Monika Müller, Franziska Röseberg (Hrsg.): Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2014. 547 Seiten. ISBN 978-3-525-40227-6. D: 34,99 EUR, A: 36,00 EUR, CH: 44,90 sFr.

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Thema

Vorliegender Band vereint theoretisch- und erfahrungsbasierte Beiträge nationaler und internationaler Experten in der Trauerbegleitung von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Familien.

Herausgeberinnen

Dr. rer. medic. Franziska Röseberg ist Diplom-Psychologin, Trauerbegleiterin (Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) e.V.) und Psychoonkologin. Sie ist Mitarbeiterin am Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg und engagiert sich seit 2001 im Bereich Hospizarbeit und Palliativmedizin. Franziska Röseberg ist Gründungsmitglied und Sprecherin des Bundesarbeitskreises Trauerbegleitung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien.

Monika Müller ist Philosophin, Literaturwissenschaftlerin und Pädagogin, Therapeutin für integrative Gestalttherapeutische Verfahren und Clinical Supervisor in Social and Pastoral Fields. Sie führt seit 1989 Ausbildungskurse für Trauerbegleiter durch und übt nationale und internationale Referenten- und Beratungstätigkeiten aus. Monika Müller ist Gründungsmitglied des BVT e.V. und berufenes Mitglied der Internationalen Workgroup for Death, Dying and Bereavement.

Entstehungshintergrund

Das Buch möchte für das Erleben von Kindern, Jugendlichen und ihrer Familien sensibilisieren, die einen Verlust und insbesondere den Tod eines für sie bedeutsamen Menschen erlebt haben.

Aufbau

Der Band gliedert sich in vier Kapitel, die sich aus insgesamt 52 Unterkapiteln zusammensetzen.

  1. In Kapitel I findet eine theoretische Annäherung an das Thema Kindertrauer statt,
  2. Kapitel II thematisiert Trauer im Kontext von Sterben, Tod und Abschiednahme,
  3. Kapitel III greift die Trauerbegleitung auf und
  4. Kapitel IV beinhaltet Weiterführendes für Anbieter.

Kapitel II und III sind dabei durch Überschriften in verschiedene Abschnitte zum Thema untergliedert.

Zu I Eine theoretische Annäherung

In acht Unterkapiteln thematisieren elf Autoren entwicklungspsychologische Aspekte, das duale Trauer-Prozess-Modell, die systemische Perspektive auf Kindertrauer, die Rekonstruktion von Bedeutung infolge eines Verlusts, ein familienzentriertes Betreuungsmodell, das Thema Resilienz und Trauer sowie die Evaluation von Kindertrauer-Diensten in Großbritannien.

Relevante Begriffe und Autoren werden dabei genauso vorgestellt wie etwa das Todeskonzept von Kindern nach Altersgruppen, die Ergebnisse von Studien zum Thema, Beispiele aus der Praxis der AutorInnen sowie Empfehlungen für die Praxis der LeserInnen.

Zu II Trauer im Kontext von Sterben, Tod und Abschiednahme

„Wenn Eltern erkranken und sterben“ ist die Überschrift des ersten Teils dieses Kapitels. Darunter sind zwei Beiträge zu Kindern körperlich kranker Eltern sowie zur Trauer von Kindern und Jugendlichen nach dem Tod eines Elternteils zu finden. Praktische klinische Erfahrungen werden hier vor einem theoretischen Hintergrund und dem aktuellen Forschungsstand dargestellt und Handlungsansätze aufgezeigt.

„Wenn Kinder sterben“ überschreibt sechs weitere Unterkapitel, die sich mit der Trauer sterbender Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener, der Unterstützung trauernder Eltern, ihrem Erleben des Todes eines Kindes und dem Erleben der Geschwisterkinder sowie familialer Funktionalität und Trauerreaktionen bei hinterbliebenen Geschwistern beschäftigen.

„Wenn bedeutsame andere Verluste eintreten“ umfasst die Themen der kindlichen und jugendlichen Trauer nach einem Suizid, nach dem Tod der Großeltern, dem Tod von Vorbildern aus dem sozialen Umfeld und von Tieren sowie das Erleben der Trennung der Eltern.

Unter der Überschrift „Familien mit Kindern im Kontext der Palliativmedizin“ schildert ein Palliativmediziner seine Sichtweise auf Palliativpatienten mit Kindern, eine Trauerbegleiterin berichtet über ihre Erfahrung aus der Begleitung von Kindern und Jugendlichen als Angehörige von Patienten auf einer Palliativstation und die leitende Mitarbeiterin eines ambulanten Palliativdienstes thematisiert das Erleben des Todes zu Hause bei Kindern und Jugendlichen.

„Abschiednahme und Seelsorge“ umfasst zwei weitere Beiträge aus der Perspektive eines Bestatters und eines Seelsorgers.

Zu III Trauerbegleitung

Hier schildern in zwei Unterkapiteln zunächst eine amerikanische und eine deutsche Autorin ihre praktischen Erfahrungen dazu, was sie von trauernden Kindern und Jugendlichen lernen konnten bzw. wie Eltern ihre Kinder unterstützen und begleiten können.

„Unterstützung für Kinder in Institutionen“ überschreibt fünf weitere Beiträge in diesem Kapitel, in denen der Umgang mit Tod und Trauer in Kindertageseinrichtungen, an Förderschulen mit behinderten Kindern und in (Präventions-)Projekten zum Thema an Regelschulen thematisiert wird.

„Spezifische Trauerbegleitungsangebote“ wie Einzelbegleitungen und Trauergruppen für Kinder und Jugendliche, ein systemisches Modell zum Lebenszyklus, Angebote für verwitwete Eltern und ihre Kinder, ein Forschungsbespiel mit Impulsen für die Praxis sowie Trauerbegleitung und Emotionsmanagement im Internet werden hier vorgestellt.

Unter der Überschrift „Mehr als Begleitung“ werden in fünf Unterkapiteln Komplizierte und Traumatische Trauer und (psycho-) therapeutischer Bedarf, z.B. im Familienkontext nach einem Suizid, aufgegriffen.

Zu IV Weiterführendes für Anbieter

Vier Beiträge beschreiben Entwicklungen im Bereich der familienorientierten Trauerbegleitung und Netzwerkbildung, die Entstehung eines Curriculums zur Befähigung von professionell in der Kindertrauerbegleitung Tätigen, Fundraising zur Finanzierung der Kindertrauerbegleitung und Supervision für Trauerbegleiter. Erstellt wurden die Unterkapitel auch hier durch Praktiker aus den genannten Bereichen.

Abschließend werden übergeordnete Adressen und Literaturhinweise angeführt und die AutorInnen des Bandes vorgestellt. Ein Register schließt das Buch ab.

Diskussion

In vorliegendem Band kommt eine Reihe von Professionen zu Wort und bringt aus heterogenen Perspektiven relevante Aspekte zum Thema zur Sprache. Dabei wiederholen sich einige Inhalte in den einzelnen Unterkapiteln und bestimmte Punkte wie die Bedeutung der individuellen kindlichen und systemischen Ressourcen oder der persönlichen Ausdrucksform der Trauer sind durchgängig in den Beiträgen wiederzufinden.

Obwohl die Unterkapitel nicht wirklich aufeinander aufbauen, zeichnen sie damit in ihrer Gesamtheit doch ein umfassendes Bild zur Thematik der Kindertrauer und ermöglichen darüber hinaus ein tieferes Verständnis für die einzelnen angesprochenen Aspekte. Anhand praktischer Beispiele und der Präsentation von Forschungsergebnissen werden dabei Anregungen für die eigene Arbeit gegeben.

Fazit

Das Buch umfasst thematisch variierende Beiträge zum Bereich Kindertrauer, in denen die verschiedenen Autoren sowohl theoretische Hintergründe und (aktuelle) Forschungsergebnisse als auch eigene Erfahrungen in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Damit ermöglicht der Band seinen LeserInnen einen wissenschaftlich fundierten praxisnahen Einblick in die Trauerbegleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien und gibt hilfreiche Handlungsanleitungen für in diesem Bereich Tätige.

Rezension von
Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Zentrum für Palliativmedizin Universitätsklinikum Köln (AöR)
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Es gibt 24 Rezensionen von Kerstin Kremeike.

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Zitiervorschlag
Kerstin Kremeike. Rezension vom 29.01.2015 zu: Monika Müller, Franziska Röseberg (Hrsg.): Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2014. ISBN 978-3-525-40227-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17532.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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