Anne Meißner, Thomas Althammer: Pflegedokumentation mit EDV
Rezensiert von Diplomökonom Univ. Uwe Huchler, 09.01.2015

Anne Meißner, Thomas Althammer: Pflegedokumentation mit EDV. Richtig entscheiden, erfolgreich einführen. Vincentz Network (Hannover) 2012. 111 Seiten. ISBN 978-3-86630-228-0. D: 32,00 EUR, A: 32,90 EUR, CH: 42,90 sFr.
Thema
EDV in der Pflegedokumentation ist ein brisantes und sehr aktuelles Thema: Immer mehr Pflegeeinrichtungen lassen sich darauf ein und setzen an Stelle einer Papierdokumentation auf eine IT-gestützte Pflegedokumentation. Doch so einfach ist die Auswahl der Lösung, des Softwareanbieters sowie die dann notwendige Einführung in der Einrichtung nicht. Es gibt eine ganze Menge an Fallstricken und Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Dazu benötigen Entscheidungsträger und IT-Verantwortliche umfassende Möglichkeiten zur Marktsichtung sowie Unterstützung bei der Auswahl, Einführung und dem Betrieb der Softwarelösungen.
Autorin und Autor
Anne Meißner ist Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin mit über 20 Jähriger beruflicher Erfahrung. Sie ist Dozentin und Fachautorin mit den Schwerpunktthemen Optimierung der Pflegedokumentation und Change-Management.
Thomas Althammer ist Wirtschaftsinformatiker und verfügt über langjährige Erfahrung mit der Realisierung und dem Einsatz von ITK-Systemen im Gesundheits- und Sozialwesen.
Das Autorenteam hat zahlreiche Einrichtungen und Träger bei der EDV-Umstellung beraten und begleitet. Alle enthaltenen Checklisten, Vorschläge, Ideen und Instrument sind nach eigenen Angaben in der Praxis erprobt.
Entstehungshintergrund, Ziele und Zielgruppe
Das Buch ist in der ‚Reihe Management Tools’ des Vincentz-Verlag erschienen und richtet sich vor allem an Führungskräfte und Entscheider, die in Ihrer Einrichtung eine EDV-gestützte Pflegedokumentation einführen wollen. Auch für Einrichtungen, die bereits mit EDV dokumentieren, sollen wertvolle weiterführenden Hinweise geliefert werden. Das Buch ist als Leitfaden gedacht und hält nach eigenen Angaben alle notwendigen Informationen bereit, damit Entscheidungen kompetent getroffen werden können und der Einführungsprozess optimal gesteuert wird.
Aufbau
Das Buch hat sieben inhaltlich Kapitel, ergänzt um Einleitung und Ausblick sowie weiterführende Literatur.
- Sinn und Hintergrund von Pflegedokumentation
- Pflegeplanung & Pflegedokumentation
- EDV, Grundlagen und Technik
- Entscheidungs- und Auswahlprozess
- Implementierungsprozess
- Datenschutz
- Datensicherheit
Inhalt
Nach einem allgemeinen Einstieg über Sinn und Hintergrund von Pflegedokumentation mit den gesetzlichen Regelungen werden die Aufbewahrungspflichten in den verschiedenen Bundesländern erörtert.
Bei der Pflegeplanung & Pflegedokumentation werden die verschiedenen Schritte des Pflegeprozesses beschrieben (Assessment, Pflegeplanung & Pflegediagnostik, Maßnahmen) sowie weitere Dokumentation, ehe ein kurzer Abriss zu den nationalen Expertenstandards sowie der Entbürokratisierung ‚mit der Suche nach der optimalen Pflegedokumentation’ erfolgt.
Der dritte Teil widmet sich dann den EDV-technischen Grundlagen und den derzeitigen Trends. Schlagworte wie Geschwindigkeit und Automatisierung, Architekturen, Client-/Server-Installationen sowie Terminal-Server und Citrix-Umgebungen werden kurz angesprochen. Bei den Trends werden der mobile Zugriff und die Verfügbarkeit, Plattformunabhängigkeit, Web-basierte Lösungen, Cloud, Outsourcing und Software-as-a-Service sowie die Virtualisierung genannt und kurz dargestellt.
Dann geht´s schon in medias res mit den ‚grundsätzlichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten von EDV-Lösungen’. Es werden mehrere Fragen erörtert, so beispielsweise wie moderne und alteingesessene Anbieter aufgestellt sein können, wie die Wurzel und der Produktkern sowie die Positionierung und Produkt-Philosophie sein kann. Ein erster Blick hinter die Kulissen mit Erfahrungswerten zur Usability und zur Gestaltung der Oberfläche schließt mit der Frage der ‚Qual der Wahl’.
Im Kapitel ‚Entscheidungs- und Auswahlprozess’ wird auf rund 20 Seiten eine Vielzahl von Praxishilfen, Checklisten und Vorgehensweisen dargestellt. Bei der Ist-Situation z.B. zur personellen Ausstattung, räumlichen Ausstattung sowie der Analyse der bisherigen Dokumentation, ehe die Definition und Soll-Konzepte über Pflichtenhefte erörtert wird. Schließlich werden eine Reihe von Faktoren bei der Anbieterauswahl über Marktrecherchen, Präsentationen, Referenzbesuchen mit dem Ziel des Vergleiches der Angebote angesprochen.
Bei den Ausführungen zum Implementierungsprozess wird darauf eingegangen, für was jeweils die Softwarehersteller und Einrichtungen zuständig sind oder sich dafür verantwortlich fühlen sollten. Es folgend Ausführungen zur Konfiguration, Installation und der Testdatenbank, zur Dateneingabe und zur Übernahme der Altdaten sowie zur Umstellungstrategie. Erfreulicherweise wird dem Thema ‚Training’ und Einarbeitung, Schulungen der Mitarbeiter viel Raum gegeben und mit Dokumentationsleitfaden und Risikoanalyse dargestellt.
Abschließend werden die Themen ‚Datenschutz’ und ‚Datensicherheit’ auf 20 Seiten dargestellt und diesen – noch mehr bei Sozial- und Gesundheitseinrichtungen sehr wichtigen Themen – in der gebotenen Breite ausführlich erörtert. Dabei werden u.a. die gesetzliche Grundlagen, Datenschutzbeauftragte sowie die Zusammenarbeit mit den EDV-Dienstleistern angesprochen, eben so wie bei der Datensicherheit die technische Absicherung, organisatorische Maßnahmen sowie Notfallkonzepte.
Diskussion
Der Leitfaden stellt auf ca. 110 Seiten kompakt viele wichtige Themen dar, die es bei der Auswahl, Einführung und dem Betrieb von Softwarelösungen im Bereich der Pflegedokumentation zu beachten gibt. An vielen Stellen werden praxiserprobte Checklisten zur Verfügung gestellt, die es dem Leser ermöglichen, sie bei einem möglichen Projekt einzusetzen. An manchen Stellen verweisen die Autoren sinnvollerweise auf weiterführende Literatur, es wäre schön gewesen, wenn Sie dann auch gleich genannt worden wäre.
Durch das Kapitel ‚EDV, Grundlagen und Trends’ ist es auch für Einsteiger geeignet. Erfreulicherweise wird dem Thema der Einarbeitung, Schulung und dem Training der Mitarbeiter sehr viel Raum gegeben. In der Praxis wird dieses wichtige Thema doch oftmals vernachlässigt. Auch beim Auswahl- und Entscheidungsprozess werden sehr hilfreiche Informationen, Quellen und Vorgehensweisen zur Verfügung gestellt, auch wenn diese nicht abschließend und vollumfänglich sind. Sehr hilfreich und positiv ist die Darstellung und beispielhafte Erarbeitung eines Soll-Konzeptes sowie eines Pflichtenheftes, ebenso wie das Aufzeigen einer Nutzwertanalyse mit dem Hinweis, nichts dem Zufall oder dem Glück zu überlassen.
Im ersten Teil gibt es eine Zusammenfassung. Warum in den folgenden Teilen darauf verzichtet wurde, ist bedauerlich und wäre im Sinne eines ‚Management Tools’ förderlich und hilfreich.
Fazit
Literatur zur EDV-gestützten Pflegedokumentation ist insbesondere im deutschsprachigen Raum nicht übermäßig vorhanden. Da diesem Thema in der Pflege eine immer größere Bedeutung zukommen wird, ist der vorgelegte Leitfaden auf alle Fälle eine Bereicherung und ein nützliches Werkzeug als Begleitung bei der Auswahl, Einführung und dem Betrieb von Softwarelösungen. Es ist zu erkennen, dass die Autoren aus der Praxis kommen und selbst Softwarelösungen in Projekten eingeführt und beraten haben und wissen, auf was es bei konkreten Projekten ankommt. Die an der jeweils geeigneten Stelle mitgelieferten Checklisten sind sehr hilfreich und praxisnah.
Rezension von
Diplomökonom Univ. Uwe Huchler
Analyse und Beratung in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, externer Datenschutzbeauftragter bei diversen sozialen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen, Chefredakteur von www.social-software.de. www.Kita-Datenschuz.info
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