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Noam Chomsky, Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt

Rezensiert von Arnold Schmieder, 30.01.2015

Cover Noam Chomsky, Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt ISBN 978-3-89771-565-3

Noam Chomsky, Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt. Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen. Ein Gespräch. Unrast Verlag (Münster) 2014. 180 Seiten. ISBN 978-3-89771-565-3. D: 13,00 EUR, A: 13,40 EUR, CH: 19,50 sFr.

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Thema

Ob die Welt wahnsinnig geworden sei, beendet Vltchek seine einleitenden Worte zum mörderischen Vermächtnis des Kolonialismus, zugleich Titel des ersten Kapitels. Er bezieht sich dabei auf die etwa 50 bis 55 Millionen Todesopfer, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Kosten des westlichen Kolonialismus und Neokolonialismus gehen. Nicht eingerechnet seien dabei mehrere hundert Millionen Abgeschlachteter und Massakrierter infolge prowestlicher Militärputsche und anderer, durch den Westen angezettelter blutiger Auseinandersetzungen. Dies geschehe oftmals im Namen von Freiheit oder Demokratie oder unter deren Deckmantel. Vieles davon, die Ereignisse selbst wie ihre Hintergründe, sei hierzulande kaum bis gar nicht bekannt, was, wie Chomsky später ausführt, einer Zensur nicht von, sondern durch Medien anzulasten sei. Dass Informationen falsch, unzulänglich, tendenziös oder gar nicht verbreitet würden, darüber wäre sich die ‚Medienmacher‘ oftmals nicht im Klaren.

Das Buch ist die Wiedergabe eines Interviews, mehr eines Gespräches, das Andre Vltchek mit Noam Chomsky über zwei Tage am MIT über zentral die „Verantwortung westlicher Staaten für die unzähligen Massaker und den jahrhundertelangen Terror überall auf der Welt“ führten. Nicht in allen Punkten stimmten sie überein, etwa teilte Vltchek nicht den Optimismus Chomskys hinsichtlich des Arabischen Frühlings und der Situation in der Türkei. Auch teilte er nicht Chomskys Überzeugung, „dass der Westen seine Kontrolle über die übrige Welt am Ende verlieren würde.“ (S. 13)

Aufbau und Inhalt

Dass jener „Terrorismus der westlichen Welt“, die von ihm geschaffenen Probleme in Erbschaft eines nur scheint´s überwundenen Kolonialismus stehen und „in unseren an Märkten orientierten Gesellschaft gewissermaßen angelegt“ sind, betont Vltchek gleich im ersten Kapitel um Folgen des Kolonialismus allgemein. Dass „sogenannte ‚externe Effekte‘ (…) unbeachtet“ bleiben, nicht berücksichtigt wird, „was andere in Mitleidenschaft zieht“, beantwortet Chomsky unter Bezug auf Orwells Dystopie mit dem Hinweis, die Welt teile „sich in Leute wie wir, und in Unpersonen – die bedeutungslosen anderen“ (S. 16 f.), was im weiteren Verlauf des Kapitels beispielhaft belegt wird.

Im zweiten und dritten Kapitel wird das Verbergen der Verbrechen des Westens erörtert und der Bereich „Propaganda und Medien“ kritisch durchforstet. Nicht unerwähnt bleibt dabei die „selektive Blindheit der Leute“, auch „Universitätsfakultäten und Redaktionsleitungen“ sind gemeint (S. 34), was vor allem daran läge, dass „hoch ausgereifte Propagandasysteme (…) das Bewusstsein kolonisiert“ hätten, weshalb „die intellektuellen Klassen im Westen gewöhnlich nicht in der Lage“ seien, „die Propaganda wahrzunehmen.“ (S. 37) Dem werden (u.a.) chinesische Medien entgegen gehalten, die ihrem wirtschaftlichen und politischen System weit kritischer gegenüber stünden als es hierzulande der Fall sei.

Die nächsten Kapitel kreisen um die besonderen Situationen des sowjetischen Blocks, um Indien und China, Süd- und Mittelamerika sowie schließlich um den Mittleren Osten und den Arabischen Frühling. Vltchek weist darauf hin, dass das „Sowjetreich das einzige Imperium in der Geschichte (ist), dessen imperiales Zentrum weniger besaß als seine Kolonien“ (S. 67), und meint, „viele Bürger der ehemaligen Sowjetunion verspüren heute eine Leere“ und das Land sei „verwirrt und nicht so selbstsicher wie China“, wobei er dennoch „das russische Herz im Innersten für sozialistisch“ hält. (S. 71) Indien, so ebenfalls Vltchek, sei ein „extrem gewalttätiges Land“, das als „‚friedliebend‘“ gelte, solange es als „Puffer zu China“ funktioniere und seine Ressourcen bereitwillig ausbeuten lasse und gewillt sei, die „grausame Form des Kapitalismus beizubehalten.“ (S. 89) Und im Hinblick auf Süd- und Mittelamerika macht Chomsky darauf aufmerksam, dass Fälle nicht gerade selten sind, wo mittels der „Gesetze der Welthandelsorganisation, die internationalen Gesetze“, Raubbau und Ausbeutung legalisiert werden. Sie seien nämlich „so konstruiert, dass multinationale Konzerne, während sie Länder zerstören, Regierungen verklagen können, wenn diese ihre zu erwartenden Profite schmälern.“ (S. 102)

Im kürzeren Teil über den Mittleren Osten und den Arabischen Frühling klagt Chomsky vor allem über das Verhalten von Siedlern und der sie schützenden israelischen Armee in den besetzten palästinensischen Gebieten und betont, dass diese Siedlungen illegal sind, was allen Israelis bewusst sein dürfte: „sie geben sogar zu, dass sie illegal sind. Doch wenn man ungestraft damit davonkommen kann, warum sollte man dann aufhören?“ (S. 131) Ein „erschreckender Stillstand der Verhältnisse“ sei in den „am schlimmsten verwüsteten Ländern der Welt“ zu beobachten, den meisten Ländern Südostasiens, in der subkontinentalen Region und in Afrika nahezu flächendeckend. Wo sich Wirtschaftswachstum eingestellt habe und scheint´s Demokratisierung, rühre das nur daher, „dass eine winzige Elitegruppe die natürlichen Ressourcen ausbeutet“, konstatiert Vltchek. (S. 133 u. 145) Überall hätten die Amerikaner ihre Hände im Spiel, auch da, wo sich die CIA Schwarzgeld beschaffe, in nicht unbeträchtlichem Ausmaß auch über Drogengeschäfte, um Regierungen zu stürzen und Gewerkschaften zu zerschlagen. Chomsky führt hier den Historiker Alfred McCoy mit seinem Buch „Politics of Heroin“ als wichtige Quelle an. (vgl. S. 148) Gleichwohl sei zu beobachten, dass der Anteil der USA am Weltvermögen schrumpfe und sie auf Konferenzen in allen wichtigen Fragen ziemlich alleine dastehen würden: „Die Macht der Vereinigten Staaten ist nach wie vor überwältigend und wird kaum angefochten. Dennoch ist sie im Schwinden.“ (S. 155)

Damit aber, so im abschließenden Kapitel über den „Niedergang der amerikanischen Macht“, stellt sich nicht ohne Weiteres ein Ende des Mordens und der Kriege ein, sind Hunger und Elend nicht aus der Welt. Dem Terror könne ein Ende gesetzt werden und es sei „dafür zu sorgen, dass der Humanismus die Oberhand gewinnt“, meint Vltchek aus der Geschichte beziehen zu können. Chomsky sieht zum einen die Situation eines „Sprung(s) von der Klippe“, zum anderen aber auch einen sich abzeichnenden Weg in „Richtung wachsenden Widerstands“ und fragt, welcher Weg „die Oberhand gewinnen“ wird. Auf jeden Fall aber sollte man versuchen, die „Verhältnisse (zu) verbessern“: „Wenn es funktioniert, funktioniert es, und wenn nicht, kehren wir zur schlimmsten Möglichkeit zurück. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten können wir wählen“, lautet Chomskys Schlusssatz. (S. 168) – Das Buch schließt mit einer „Chronik der Ereignisse“, zusammengestellt von Gabriel Humberstone.

Diskussion

Vieles, was Chomsky und Vltchek in ihrem Gespräch behandeln, scharf verurteilen und anprangern, ist bekannt oder könnte bekannt sein. Manche der Gräuel und „Verbrechen gegen die Menschheit“ (Vltchek) kommen selbst in den ‚bürgerlichen‘, d.h. den westlichen Medien zur Sprache, denen die Gesprächspartner interessiert selektive Wahrnehmung und propagandistische Einfärbung von Informationen vorwerfen. Natürlich werden sie dort nicht unter dem Rubrum „Terrorismus der westlichen Welt“ gefasst, selbstredend wird dieser ‚Terror‘ nicht auf dem Hintergrund der Entwicklung einer Ökonomie abgebildet, die ihrer Logik nach weitestgehend rücksichtslos oder gleichgültig gegenüber ihren Auswirkungen bleiben muss, um ihren eigenen Zweck zu verfolgen. Hegemoniale Geschichtsschreibung ist eben auch Tagesgeschäft. Da ist das, was man hierzulande unter ‚linker Presse‘ versteht, ein eher schmales Marktsegment, näher am Ball, der – wie sollte es anders sein – auf dem Rasen der ‚großen Jungen‘ nicht gespielt wird.

Man kann den beiden Diskutanten bzw. Gesprächspartnern auch vorhalten, zumindest da, wo sie die „Verhältnisse verbessern“ (Chomsky) möchten, ihre Kritik diene sich den kritisierten Verhältnissen resp. Systemen und vor allem den Stützen solcher Gesellschaften als dringlicher Vorschlag zur Optimierung im Sinne von letztendlich Bestandsbewahrung an. Insofern sei oder ist solche Kritik affirmativ gegenüber einer weiter auszulotenden ökonomischen Verursachung, trägt so an (ohne ein Bewusstsein davon zu haben), ‚nur‘ die sozioökonomischen bis menschlich brutalen Entgleisungen eines weltumspannenden Kapitalismus, seine auf eher kürzere denn längere Sicht kontraproduktiven Begleiterscheinungen einzuebnen, zu glätten oder zu ‚humanisieren‘. Doch da, um es im Sinne Adornos zu formulieren, kann es keine „Versöhnung“ geben. So sagt er sehr deutlich in seinem Kapitel „Gesellschaft“ in den ‚Soziologischen Schriften‘: „Erst einmal jedoch wäre die Gesellschaft als universaler Block, um die Menschen und in ihnen, zu erkennen. Hinweise zur Änderung vorher helfen nur dem Block, entweder als Verwaltung des Unverwaltbaren, oder indem sie sogleich die Widerlegung durchs monströse Ganze herausfordern.“ In einem jüngst gehaltenen (zur Veröffentlichung anstehenden) Vortrag zur „Unversöhnlichen Kritik der Versöhnung“ bringt Sabine Hollewedde dies auf den Punkt: „Kritik in der bürgerlichen Gesellschaft kann nicht auf Versöhnung gerichtet sein.“ Das scheint auch Chomsky zu ahnen, wo er skeptisch gegenüber einer radikalen Wendung ist. (s.u.)

So richtig das ist, so wenig lässt sich der Vorwurf, nicht auf die ökonomischen Grundlagen zu reflektieren und mit ihrer Kritik Adornos „Block“ unter die Arme zu greifen, in Gänze gegen die Autoren erheben: Wo es heißt, dass man die „multinationalen Konzerne“ nicht sieht, „welche von Milizen Menschen abschlachten lassen“ (S. 20), wo deutlicher noch gesagt wird, dass all diese „Probleme“ in „unseren an Märkten orientierten Gesellschaften gewissermaßen angelegt“ sind (s.o.), ist dieser für ‚unversöhnte‘ Kritik relevante analytische Blick zumindest eröffnet. Doch Kapitalismuskritik ist nicht Gegenstand des Buches; ohne sie kommt es nicht aus, besonders dann nicht, wenn man sich mit Kolonialismus und Neokolonialismus und mit den laut einer Kapitelüberschrift „am schlimmsten verwüsteten Ländern der Welt“ beschäftigt: „In diesen Randzonen erinnert das Leben oft an das Fegefeuer oder gar an die Hölle“, sagt der Historiker Fernand Braudel in seiner Vorlesung über die „Zeitlichkeit der Welt“ und bezieht das im Rückblick auf jeweilige „Weltwirtschaften“, nach ihm „die treibenden Kräfte des europäischen und schließlich des weltweiten Kapitalismus“.

„Tag und Nacht an echten Veränderungen zu arbeiten und dafür zu kämpfen“, fordert Vltchek im Vorwort und weiß, dass dieser „Weg schwierig zu beschreiten“ ist, „zugleich aber mit viel größeren Bereicherungen verbunden.“ (S. 14) Abgesehen davon, dass solche Bereicherungen im wahrsten Sinne des Wortes ‚kopflos‘ machen können, was auch im Buch hinlänglich dokumentiert ist, braucht es viele aufgeklärte ‚Köpfe‘ – vor allem in den mehr oder minder abgeschotteten Metropolen, den Zentren jenes „Terrorismus“. Wer als Konsument parasitiert und demzufolge kaum Neigung hat, seinen Wirt zu töten, soll und muss bei Strafe des Untergangs, wie Chomsky am Ende meint, durch eine nicht vorgeblich rationalistisch und kalkulatorisch eingehegte Vernunft eine erst einmal prospektive Moral entwickeln, die mit solchen menschenverachtenden Zuständen inkompatibel ist. „Handle so“, schrieb Kant in seiner „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, „daß du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ Und er fügt hinzu: „Wir wollen sehen, ob sich dieses bewerkstelligen lasse.“ Sich zu empören würde auch nach Kant nicht reichen. Es kann als Impuls dienen, weiterzudenken und schließlich auf den nervus rerum zu reflektieren, eine Ökonomie, für die ‚Ausbeutung‘ unabdingbar ist, die sie maskieren und verlagern mag, was aber am ‚Tatbestand‘ nichts ändert. Wissen darum und Bewusstsein davon braucht es, um sich zu verständigen und um gemeinschaftlich Strategien und Taktiken von Veränderungen zu entwickeln – und sie umzusetzen.

Ein weiteres, ‚revolutionstheoretisches‘ Problem wird sich auftun: die Frage um Gewalt und Moral und die Zweck-Mittel-Relation. Vorab könnte Demokratie ein tunliches Instrument sein. Darauf setzen Chomsky und Vltchek nicht. Emma Goldman wird mit ihrer Vermutung zitiert: „‚Wenn Wahlen irgendetwas ändern würden, würde man sie für illegal erklären.‘“ Und auch Vltchek ist da eher pessimistisch: „Doch sobald die Leute die Auffassung der Regierung über Demokratie ablehnen oder von sich weisen, werden Gewalt und Unterdrückung in Erscheinung treten.“ (S. 166 f.) Und auch Chomsky meint, dass in „einer funktionierenden Demokratie (…) die öffentliche Meinung einen gewissen Einfluss auf die Politik (hätte). Daher lässt sich verstehen, dass London, Paris und Washington keine funktionierenden Demokratien gestatten, wenn sie diese verhindern können“ (S. 119) – im eigenen Haus wie anderswo. Dazu tragen die Medien ihr nicht unbeträchtliches Scherflein bei, was aus den kulturkritischen Klagen über Pazifizierung bis scheint´s weichspülende Gehirnwäsche der so genannten „Kulturindustrie“ geläufig ist. „Es ist erstaunlich, wie kugelsicher das System bei uns ist“, meint Vltchek und bezieht das zumal auf Zurichtung über medialen Zugriff. (S. 45) Aber kann es nicht auch so sein, wie Braudel in seiner Vorlesung über „Materielles und wirtschaftliches Leben“ schreibt: „Ich glaube, daß die Menschheit bis zum Hals im Alltäglichen steckt.“ Und für den von „Terrorismus der westlichen Welt“ profitierenden Teil der Menschheit kann es durchaus sein, dass das ‚Koloniale‘ in ihnen steckt, dass sich „Handlungsformen“, die aus den „Tiefen der Geschichte stammen“, lebendig erhalten und eine „jahrhundertealte Vergangenheit (…) in die Gegenwart“ einmündet, somit – mögliche – „Erfahrungen oder Vergiftungen von einst zu alltäglichen Notwendigkeiten, zu Banalitäten geworden sind. Daher werden sie von keinem mehr aufmerksam beobachtet.“

Ob man nun gegenüber der Demokratieskepsis bis -schelte ein solches sozialhistorisch gesättigtes Erklärungsmuster anlegt oder auf der Folie von Festingers Theorie zu kognitiven Dissonanzen mit Scheinlösungen argumentiert, über welcher der Widerspruch zwischen Verhalten und Einstellung heruntergespielt wird, das Verhalten als ein erzwungenes legitimiert wird oder schlicht Informationen, die man hat, abgewertet oder geleugnet werden, die Probleme der Fernwelt rücken der Nahwelt bedrohlich auf den Pelz, der auch in der westlichen Welt immer größere Teile der Bevölkerung nicht mehr recht wärmt. Das allein stiftet keine Empathie noch Solidarität und provoziert erst recht nicht eine Analyse der wirklichen, nicht auf der Ebene der Erscheinungen dingfest zu machenden Ursachen. Aber – immerhin – ist die Möglichkeit gegeben, Faktisches um den Zustand dieser Welt zu wissen und Faktenwissen mit Werte- und Normenwissen zu kontrastieren (auch was ‚Markt‘ und seine kapitalistische Ökonomie betrifft), historisch (nicht ganz) neue „Erfahrungen und Vergiftungen“ nicht zu „Banalitäten“ absinken zu lassen oder ihnen als „alltäglichen Notwendigkeiten“ keine sonderliche Aufmerksamkeit zu schenken, ‚Dissonanzen‘ tatsächlich auflösen zu wollen und nicht nur zum Schein. Der Stachel sitzt im Fleisch, nicht zuletzt mit dem und durch das Buch von Chomsky und Vltchek. So „kugelsicher“ ist das „System“ dann doch nicht. Wie tief er sitzt und wie sehr er schmerzt, was daraus folgt oder nicht, ist und bleibt eine Frage nicht von publizistischer und/oder wissenschaftlicher Aufklärung, sondern von – Praxis. Menschen machen bekanntlich ihre Geschichte, wenn auch jeweils nicht voraussetzungslos, wie wir auch und zumal im Hinblick auf mentale Ausstattung und Bewusstsein wissen, und es gibt – weltweiten – ‚Handlungsbedarf‘: „also werden wir es versuchen“, fordert Chomsky auf. (S. 168)

Was als Botschaft bleibt, ist die Inschrift auf dem Grabstein für Herbert Marcuse: „weitermachen!“ Was als Frage für emanzipatorisches politisches Handeln bleibt, ist: wie?

Fazit

Der Verlag empfiehlt das Buch auf der Rückseite des Mantels als „perfekte Einleitung in das politische Denken Chomskys und eine erhellende Lektüre für alle, die die Rolle des Westens in der Welt verstehen möchten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen; außer vielleicht, dass nicht nur mit Erfahrungen, Wissen und Denken von Chomsky und Vltchek vertraut gemacht wird, sondern in gebündelter Form und zugleich über sehr ausführliche Informationen ein (eher politisches) Szenario entfaltet wird, das nicht aus vereinzelten Bruchstücke zusammengesetzt ist. Vielmehr wird sehr deutlich und dies mit Nachdruck und überzeugend vorgetragen, auf welche Weise welcher scheint´s vereinzelte Tatbestand womit zusammenhängt und wie er im Gesamt von Macht und Herrschaft begründet ist. Eine breite Leserschaft ist zu wünschen, übrigens auch für den Zweck der Erweiterung und Sensibilisierung eines demokratischen Bewusstseins, und sei es erst einmal für den Zweck von Verhaltensveränderungen.

Rezension von
Arnold Schmieder
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Zitiervorschlag
Arnold Schmieder. Rezension vom 30.01.2015 zu: Noam Chomsky, Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt. Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen. Ein Gespräch. Unrast Verlag (Münster) 2014. ISBN 978-3-89771-565-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17591.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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