Stefan Schaub, Michael Trappe: Unternehmerische Selbstständigkeit in der Sozialen Arbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Ludger Kolhoff, 02.06.2015
Stefan Schaub, Michael Trappe: Unternehmerische Selbstständigkeit in der Sozialen Arbeit. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2014. 300 Seiten. ISBN 978-3-8487-1269-4. D: 48,00 EUR, A: 49,40 EUR, CH: 67,90 sFr.
Thema
In vielen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit finden sich selbstständige Unternehmer und Unternehmerinnen, ob als freie Mitarbeiter, Subunternehmer, Honorarkräfte oder Nebenberufler. Die Autoren verweisen auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2010 und beziffern die Anzahl der Selbstständigen auf 24.900. Sie möchten in dem Buch Fragen zu juristisch-organisatorischen Grundlagen der Selbstständigkeit behandeln. Viele andere Dinge wie betriebswirtschaftliche Aspekte und individuelle Aspekte zu persönlichen Voraussetzung, zum Arbeitsfeld etc. werden nicht behandelt.
Entstehungshintergrund
Der Austausch mit selbständigen Sozialarbeitern und Sozialpädagogen die über ärgerliche Lernprozessen berichten, ob sie zu den Gewerbetreibenden gehören, wie weit Umsatzsteuerbefreiungen reichen, ob Rentenversicherungspflicht besteht etc., gaben Anlass zu dem Buch. Es sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen der unternehmerischen Selbstständigkeit detailrecht dargestellt werden, damit zukünftig Selbstständigen in der Sozialen Arbeit entsprechende Ärgernisse möglichst erspart bleiben.
Autoren
Prof. Dr. Stefan Schaub ist seit 1987 Hochschullehrer in Köln und gleichzeitig Rechtsanwalt in Haan. Er hat Rechtswissenschaften und katholische Theologie studiert.
Dr. Michael Trappe ist Schriftsteller, Übersetzer, Dozent und Philosoph in Köln. Er hat Physik und Philosophie studiert.
Aufbau
Die Publikation ist in drei große Bereiche gegliedert:
- „Einleitung“,
- „Die rechtliche Ausgestaltung selbstständiger Tätigkeit“ und
- „Schlussbemerkung“.
Der Teil A. „Einleitung“ ist in vier Kapitel und der Teil B. „Die rechtliche Ausgestaltung selbstständiger Tätigkeit“ in sechs Kapitel gegliedert, die wiederum in bis zu zehn Unterkapitel aufgeteilt sind. Der Aufbau ist etwas unübersichtlich.
Zu A. Einleitung
In der Einleitung wird in A I „Selbstständigkeit auf dem Vormarsch“, kurz der Rahmen skizziert, in dem unternehmerische Selbstständigkeit in der Sozialen Arbeit möglich ist. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass das Buch handbuchartig nutzbar sein soll.
Im Teil A II „Grundlagen der selbstständigen Tätigkeit“ wird der Anspruch des Buches formuliert. Es soll um Fragen zu den juristisch-organisatorischen Grundlagen der Selbstständigkeit gehen, weiterhin um ethische Fragen. Individuelle Aspekte und betriebswirtschaftliche Planungs- und Finanzierungsansätze, ebenso wie Versicherungen des unternehmerischen Risikos werden nicht behandelt, genauso wenig wie berufsgruppenspezifische und berufspolitische Fragen.
In A III „Ludwig Libertas trifft eine Entscheidung“ wird ein fiktiver Gründer vorgestellt und A IV widmet sich „Zahlen und Varianten selbstständiger Tätigkeit in der Sozialen Arbeit“.
Zu B. Rechtliche Ausgestaltung selbstständiger Tätigkeit.
Im Teil B. geht es um die „rechtliche Ausgestaltung selbstständiger Tätigkeit“.
In B I „Was bin ich?“ wird Begrifflichkeiten nachgegangen, um u.a. zu klären, welcher Begriff für welche gesetzgeberische Regelungsabsicht steht. Die Unterkapitel
- „Wann bin ich Unternehmer?“,
- „Wann bin ich Gewerbetreibender?“,
- „Wann bin ich Freiberuflicher?“,
- „Wann bin ich Selbstständiger?“,
- „Wenn ich schon Gewerbereibender bin, warum bin ich dann nicht zugleich auch Kaufmann?“,
- „Nicht ‚Unternehmer‘, nicht ‚Gewerbebetrieb‘, sondern ‚Betriebsstätte‘ als Anknüpfungspunkte für die Beiträge zur GEZ?“,
- „Welche Nachteile bringt die Einordnung als gewerbliche Tätigkeit?“,
- „Die Namensgebung“,
- „Die Berufsausübung in der eigenen oder gemieteten Wohnung“,
- „Erfolg und Freiheit werden von der Eigenverantwortung der Selbstständigen begleitet“,
sind differenziert und detailliert gearbeitet und werden durch anschauliche Praxisbeispiele untermauert. Die Begriffe werden teilweise sehr ausführlich geklärt, so dass das Kapitel recht lang geraten ist
In B II geht es um den „Zwang zur Altersvorsorge durch eine Rentenversicherungspflicht“. Die Ausführungen zur „Übersicht zur Rentenversicherungspflicht bestimmter Gruppen von selbstständig Tätigen“ und zur „Versicherungspflicht des arbeitnehmerähnlichen Selbstständigen und ihre Vermeidung“ sind detailliert.
B III behandelt das Thema „Grenzgänger zwischen Selbstständigkeit und Scheinselbstständigkeit“. Einige Ausführungen bspw. „zum Verständnis des Begriffs der Scheinselbstständigkeit und weiterer Begriffe wie Dienstnehmer und Beschäftigter und zur Abgrenzung zwischen ‚selbstständig‘ und ‚nichtselbstständig‘ im Steuerrecht, zwischen ‚selbstständig‘ und ‚Arbeitnehmer‘ im Arbeitsrecht, zwischen ‚Selbstständigen‘ und ‚Beschäftigtem‘ im Sozialversicherungsrecht“ sind sehr eingehend für ein „Handbuch für die Praxis“ geraten.
In B IV geht es um „die unternehmerische Tätigkeit im Umsatzsteuerrecht“ („Zur Umsatzsteuer allgemein“, „Tatbestände der Umsatzsteuerbefreiung nach §4 UStG“, „Umsatzsteuerbefreiungen im Lichte des EU-Rechts“, „Subunternehmer und Umsatzsteuer“).
B V behandelt die „Rechtsformwahl“ ( GmbH, AG, e.V. etc. ) und B VI die selbstständige Tätigkeit als Nebenberuf. Es werden Fragen des Arbeits-, Umsatzsteuer- und Gewerbesteuerrechts und der Kranken- und Rentenversicherung behandelt.
Zu C. Schlussbemerkung
Das Buch endet mit einer kurzen Schlussbemerkung.
Diskussion
Das Buch ist präzise, doch für ein „Handbuch für die Praxis“ teilweise zu detailliert gearbeitet. Ob die sehr differenzierten juristischen Ausführungen von potenziellen Selbstständigen in der Sozialen Arbeit verarbeitet werden, sei dahingestellt, denn angehenden Selbstständigen stellt sich zuvörderst die Frage, ob ihre Selbstständigkeit rentabel ist oder nicht. Hierbei hilft ihnen das Buch nicht, denn es fehlen wirtschaftliche Anteile. Das Buch sollte deshalb ergänzend zu anderen Publikationen zum Einsatz kommen, wenn es darum geht, juristische Fragen der Selbstständigkeit zu klären.
Rezension von
Prof. Dr. Ludger Kolhoff
Professor für Soziales Management und Leiter des Masterstudiengangs „Sozialmanagement“ an der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia (Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel). Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmanagement/Sozialwirtschaft an Hochschulen e. V.
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Zitiervorschlag
Ludger Kolhoff. Rezension vom 02.06.2015 zu:
Stefan Schaub, Michael Trappe: Unternehmerische Selbstständigkeit in der Sozialen Arbeit. Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2014.
ISBN 978-3-8487-1269-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/17851.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.
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