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Ingrid Schwarz, Gabriele Schrüfer (Hrsg.): Vielfältige Geographien

Rezensiert von Mag. Dr. Sonja Gabriel, 26.01.2015

Cover Ingrid Schwarz, Gabriele Schrüfer (Hrsg.): Vielfältige Geographien ISBN 978-3-8309-3051-8

Ingrid Schwarz, Gabriele Schrüfer (Hrsg.): Vielfältige Geographien. Entwicklungslinien für Globales Lernen, Interkulturelles Lernen und Wertediskurse. Waxmann Verlag (Münster, New York) 2014. 190 Seiten. ISBN 978-3-8309-3051-8. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 40,90 sFr.

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Thema

Die inhaltlichen Anforderungen an das Fach Geographie und Wirtschaftskunde steigen in der heutigen Zeit durch gesellschaftspolitischen Wandel und ständig neu entstehende Themenfelder. Bereiche wie Diversität, Nachhaltigkeit, globales und interkulturelles Lernen erfordern neue Kenntnisse und Kompetenzen auf Seiten der SchülerInnen und LehrerInnen. Dieser Sammelband spricht einige dieser aktuellen Themen an, mit dem Grundgedanken, das Fach Geographie und Wirtschaftskunde inhaltlich stärker zu positionieren.

Herausgeberinnen

Die beiden Herausgeberinnen sind nicht nur als Lehrerbildnerinnen für Geographie an Universitäten tätig, sondern auch in Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um die Themen globales Lernen, nachhaltige Entwicklung und Interkulturalität involviert. Gabriele Schrüfer ist derzeit Professorin für Didaktik der Geographie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Ingrid Schwarz ist Lehrbeauftragte am Institut für Geographie und Regionalforschung an der Universität Wien und an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems sowie Geschäftsführerin von Südwind Entwicklungspolitik NÖ Süd.

Entstehungshintergrund

Das vorliegende Werk entstand auf Basis des Deutschen Geographentags 2013 in Passau, wo die Diskussion um die weitere Entwicklung der Unterrichtsgegenstände Geographie und Wirtschaftskunde in Österreich und Deutschland im Mittelpunkt stand.

Aufbau

Der Sammelband umfasst 190 Seiten und besteht aus 9 Einzelbeiträgen, die verschiedene Bereiche des Fachs Geographie und Wirtschaftskunde betrachten. In einem eigenen Abschnitt werden die AutorInnen mit Kurzbiographien vorgestellt.

Inhalt

Der erste Beitrag von Ingrid Schwarz „Vielfältige Geographien – Perspektiven für eine SchülerInnen und LehrerInnenorientiertung“ bietet einen gelungenen Einstieg in die Thematik, wie sich das Fach Geographie und Wirtschaftskunde in Österreich und Deutschland weiter entwickeln soll. Anhand von durchgeführten Projekten und Workshops wird aufgezeigt, wie verschiedene aktuelle Themen im schulischen Bereich umgesetzt werden können. Die Unterrichtsbeispiele werden durch Grafiken, Tabellen und Fragestellungen, die in den Projekten bzw. Workshops verwendet wurden, veranschaulicht.

Christian Matzka stellt in „Ein gemeinsames Schulfach Geographie, Geschichte, Sozialkunde, Wirtschaftskunde und Politische Bildung?“ die Frage nach neuen Konzepten und fächerübergreifenden Lösungen für die Erziehung von SchülerInnen zu Global Citizens. Er geht dabei auf die historisch bedingte Problematik des österreichischen Fächerkanons ein, um dann über den Ausweg Fächerdomänen die Frage nach neuen Konzepten im Rahmen der PädagogInnenbildung Neu und dem Schultyp Neue Mittelschule zu stellen. In einem letzten Abschnitt wird auf inhaltliche Vorschläge für das titelgebende Fächerbündel eingegangen und ein internationaler Vergleich gezogen.

Auch der Artikel von Gilbert Ahamer „Staudämme, Internationale Entwicklung und Global Studies“ beschäftigt sich mit der Thematik des globalen Lernens. Er betont dabei die Bedeutung von reflektierten Praxiserfahrungen im Geographieunterricht und stellt drei Lernmethoden – 3x7=21, Surfing Global Change sowie Online Reviewprozesse – vor, die SchülerInnen oder Studierende motivieren sollen, kooperativ, selbstverantwortlich und spielbasiert zu lernen. Anhand von zwei Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie groß die Bedeutung von problembasiertem Lernen und Interdisziplinarität für das Fach ist.

Katharina Mader widmet sich in ihrem Beitrag „Das Gender im Budgeting“ einem bisher im Geographie- und Wirtschaftskundeunterricht wenig beachteten Thema – nämlich der geschlechtlichen Strukturierung und geschlechtsspezifischen Auswirkung von öffentlichen Budgets. Ausgehend von der Bedeutung von öffentlichen Budgets für die Wirtschaftspolitik, zeigt die Autorin die Ziele des Gender Budgeting auf. Nach einem kurzen Abriss zur Geschichte des Gender Budgeting in Österreich wird darauf eingegangen, wie dieses Spezialthema in den Unterricht eingebracht werden kann.

„Diversität in öffentlichen Räumen“, verfasst von Edith Zitz, vereint die Frage nach der Ressource Raum mit der gesellschaftlichen Vielfalt und gibt nach ausführlicher Definition der beiden Begriffspaare ein konkretes Beispiel, wie Bildungsarbeit in diesem Bereich geschehen kann: Gemeinsame Begehungen des öffentlichen Raums mit so genannten „Diversitäts-Brillen“, um andere Blickpunkte einnehmen zu können. Der Beitrag schließt mit Praxishinweisen, die für eine erfolgreiche Durchführung von Stadtbegehungen beitragen sollen.

Stefan Applis setzt sich in „Zur Diskussion der normativen Gehalte im Globalen Lernen in allgemeiner Pädagogik und Geographiedidaktik“ kritisch mit theoretischen und praktischen normativen Spannungsfeldern im globalen und interkulturellen Lernen auseinander und stellt fest, dass Gesellschaft, Lerngruppe und Lernbedingungen wechselseitig miteinander verbunden sind und damit die Art und den Erfolg des Lernens bedingen. Der Autor präsentiert die Ergebnisse seiner empirischen Forschungsarbeit, in der er drei verschiedene Schülertypen globalen Lernens identifiziert und beschreibt. In seiner Schlussfolgerung geht er darauf ein, wie globales Lernen didaktisch umsetzbar gemacht werden kann.

In „Kultur, Werte, Bewusstsein und der Mensch“ zeigt Christiane Meyer anhand des Beispiels eines Gedenkhains in Hannover, der für die Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima angelegt wurde, wie Werte-Bildung im Unterricht umgesetzt werden kann. Der Beitrag enthält zudem Definitionen der Begriffe Kultur, Werte und Bewusstsein, um so eine Grundlage für die theoretischen Ausführungen der Autorin zu legen.

Die beiden Autorinnen Romy Hofmann und Eva Marie Ulrich-Riedhammer stellen in „Die Konstruktion (inter-)kultureller Räume als moralisch-ethische Urteile“ einen Teil ihrer Promotions-Forschung vor, in der sie Unterrichtsstunden planen, durchführen und im Anschluss daran mit den SchülerInnen Gruppendiskussionen führen. Der Artikel zeigt erste didaktisch-methodische Konsequenzen für den Geographieunterricht auf, wie ethische Urteilskompetenz gestärkt werden kann.

Der letzte Artikel des Sammelbands, „Wahrnehmung von Räumen“ von Gabriele Schrüfer und Gabriele Obermaier zeigt anhand ausgewählter Ergebnisse eines Forschungsprojekts auf, dass Räume auf unterschiedliche Weise wahrgenommen und beurteilt werden. Verschiedene Bilder, die Räume in Deutschland und Afrika zeigen, wurden InterviewpartnerInnen aus Deutschland und Tansania vorgelegt, um Rückschlüsse auf das vorhandene Wertesystem ziehen zu können.

Diskussion und Fazit

Mit dem hier rezensierten Band liegt eine Auswahl unterschiedlicher Fachbeiträge vor, die auf das weite Themenspektrum für das Fach Geographie und Wirtschaftskunde verweisen. Die Beiträge selbst sind unterschiedlicher Art – von sehr praxisbezogenen Unterrichtsbeispielen über theoretische Diskussionen über die (mögliche) Weiterentwicklung des Fachs Geographie bis zur Präsentation von Forschungsergebnissen. Da gerade die Interdisziplinarität im Vordergrund steht, ist dieser Sammelband nicht nur für GeografInnen lesenswert. Durch den Bogen, der hier zwischen Forschung, Theorie und unterrichtlicher Praxis gespannt wird, ist dieses Buch für viele Zielgruppen interessant – nicht nur PädagogInnen können von den Anregungen und kritischen Fragen profitieren. Einen Anspruch auf Vollständigkeit der Themen, die das Fach Geographie und Wirtschaftskunde aktuell betreffen, erhebt das Werk nicht. Aus diesem Grund sind auch einige Themen wie globales Lernen und Nachhaltigkeit mehrfach vertreten, andere Themen werden nur gestreift. Auf jeden Fall finden sich hier Anregungen für die schulische, aber auch außerschulische Arbeit mit Jugendlichen, die in vielen Lehrwerken zum Fach Geographie und Wirtschaftskunde vergeblich gesucht werden.

Rezension von
Mag. Dr. Sonja Gabriel
Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems, Institut Forschung & Entwicklung
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Es gibt 1 Rezension von Sonja Gabriel.

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ISSN 2190-9245