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Klaus Schellberg: Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen

Rezensiert von Prof. Dr. Stefan Sell, 04.01.2005

Cover Klaus Schellberg: Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen ISBN 978-3-937210-02-5

Klaus Schellberg: Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen. ZIEL Verlag (Augsburg) 2004. 160 Seiten. ISBN 978-3-937210-02-5. 25,80 EUR. CH: 46,00 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-940562-66-1 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Vorbemerkungen

Man mag darüber klagen oder aber darüber erfreut sein - zumindest streiten muss man sich heute nicht mehr über die beständig wachsende Bedeutung betriebswirtschaftlicher Konzepte, Methoden und Instrumente auch im Bereich sozialer Organisationen und Unternehmen. Angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen der meisten Einrichtungen sowie - vielleicht viel wichtiger - des zunehmenden gedanklichen Einflusses der Ökonomen auf die Entscheidungsträger in unserer Gesellschaft lassen sich bereits seit Jahren Entwicklungen einer \"Verbetriebswirtschaftlichung\" der Sozialen Arbeit beobachten, die in Form des \"Sozialmanagement\" Einzug gehalten hat in Theorie und Praxis. Zumindest eine Grundausbildung in BWL gehört heute sicherlich zu den unverzichtbaren Bestandteilen einer modernen und professionellen Aus- und Fortbildung. Insofern sind Materialien speziell zum Sozialmanagement wichtig und gerade auch angesichts der Besonderheiten der sozialen Unternehmen und Organisationen verbieten sich einfache Adaptionen betriebswirtschaftlicher Kompetenzen.

In diesem Kontext bewegt sich die \"Blaue Reihe\" des ZIEL-Verlages zum Thema \"Sozialmanagement Praxis\". In dieser Reihe hat Klaus Schellberg nun ein einführendes Lehrbuch zum Thema Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen vorgelegt, das dann von weiteren Büchern aus der Reihe zu spezielleren Themen wie Organisationsentwicklung oder Kostenmanagement in Sozialunternehmen, um nur zwei zu nennen, vertiefend ergänzt wird. Grundsätzlich stellt sich natürlich bei jedem einführenden Lehrbuch das ewige Dilemma zwischen allgemeinen Darlegungen und speziellen Anwendungsfragen. Dieses Spannungsfeld ist aber im Bereich des Sozialmanagements nochmals potenziert dadurch, dass es nicht nur notwendig ist, die Besonderheiten und Abweichungen einer Sozialbetriebswirtschaftslehre herauszuarbeiten, sondern dazu auch noch den Spagat zwischen den überaus vielfältigen und sehr differenten einzelnen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit hinzubekommen. Denn natürlich unterscheiden sich die betriebswirtschaftlichen Anforderungen und Komplexitäten zwischen der Leitung einer Kindertageseinrichtung und dem Management konzernförmig aufgestellter Sozialunternehmen mit mehreren tausend Beschäftigten und aufgrund der in aller Regel nur historisch verständlichen Regelungen in den einzelnen Feldern müsste man eigentlich separate Lehrbücher schreiben. Insofern ist das hier zu besprechende Buch schon vom Anspruch her an sich eine große Unternehmung.

Aufbau und Inhalt

Der Autor beginnt seine Darstellung nach einer knappen Einführung mit dem Sozialunternehmen als Gegenstand der Ökonomie. Hier bekommt der Leser eine Grundlegung wichtiger Begriffe und Bezugspunkte der Ökonomie, die hier auf volks- und betriebswirtschaftliche Aspekte bezogen wird. Er arbeitet die ökonomische Dimension Sozialer Arbeit heraus und definiert am Ende dieses Kapitels die \"Betriebswirtschaft von Sozialunternehmen\" als die Ebene des ökonomischen Verhaltens in Organisationen der Sozialen Arbeit (S. 38). Im zweiten Kapitel versucht Schellberg Grundlegungen der Betriebswirtschaftslehre von Sozialunternehmen herauszuarbeiten. Er fokussiert schnell auf die Dienstleistungen als Wesensmerkmal der Sozialunternehmen und erläutert die Besonderheiten, die Dienstleistungen gerade auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht auszeichnen. Im weiteren Verlauf arbeitet sich der Autor dann gleichsam \"hoch\" auf die Ebene des \"Sozialmarktes\" in Deutschland.

Im dritten Kapitel zwingt Schellberg den Leser in die Niederungen des Rechnungswesens, einer besonders \"beliebten\" Teildisziplin der BWL. Die wichtigsten Grundbegriffe aus diesem Bereich werden - auch anhand einfacher Beispiele - einführend erläutert. Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Grundzüge der Kostenrechnung werden thematisiert.

Daran anschließend behandelt der Autor den großen (und immer wichtiger werdenden) Bereich des Controlling - von manchem Beschäftigten leidvoll als Herrschaft der \"Erbsenzähler\" bekannt und gefürchtet. Er kann allerdings zeigen, dass Controlling im modernen Sinne weitaus mehr darstellt als die Aufbereitung von Daten aus dem Rechnungswesen, sondern heute eine generelle betriebswirtschaftliche Herangehensweise darstellt. In diesem Kapitel darf die Balanced-Scorecard als ein Instrument des Controlling natürlich nicht fehlen.

Die Rechtsformen werden im fünften Kapitel angeschnitten - ein Thema, das angesichts der Rechtsformumwandlungen sowie der Kooperationen und Fusionen gerade auch im Sozialmarkt von großer Bedeutung ist. Die Ausführungen auf wenigen Seiten sind allerdings mehr als knapp gehalten.

Mit dem Kapitel Strategische Unternehmensführung verlangt der Autor dann aber einen doch kräftigen Sprung auf der Abstraktionsleiter von dem Leser. Die strategische Planung wird am Beispiel einer Behindertenselbsthilfeorganisation dargestellt. Geschäftsfeld-, Unternehmens- und Zielanalyse werden angerissen und ausgewählte strategische Optionen wie die Portfolio-Analyse erwähnt.

Dann geht es wieder einige Stufen runter und wir landen bei der Beschaffung. Hier geht es z.B. um Fragen des Outsourcing und des Einkaufs.

Das achte Kapitel behandelt dann die Dienstleistungsproduktion. Daran anschließend wird die Personalwirtschaft erläutert. Ausführungen zum Marketing runden dann die der klassischen Funktionenlehre der BWL folgende Darstellung ab.

Das abschließende elfte Kapitel zur Finanzierung ist umfänglicher und geht an vielen Beispielkonstellationen auch auf die Spezifika der sozialwirtschaftlichen Finanzierungsbesonderheiten ein.

Fazit und Bewertung

Wer eine allererste Einführung in die betriebswirtschaftlichen Grundlagen im Bereich der Sozialunternehmen erhalten möchte, der ist mit diesem Lehrbuch gut bedient. Angenehm für den Lesenden sind die farblichen Hervorhebungen wichtiger Sachverhalte und die konsequenten Bezüge auf Beispiele aus dem sozialwirtschaftlichen Bereich, die die Anwendungsrelevanz für die Soziale Arbeit erkennen lassen. Angesichts der Breite und Komplexität des Themas müssen die Erläuterungen der einzelnen Begriffe notwendigerweise sehr abstrakt und kurz gefasst bleiben.

Ein zu empfehlendes Einstiegswerk in die begrifflichen Tiefen und Untiefen der BWL für Sozialunternehmen.

Rezension von
Prof. Dr. Stefan Sell

Es gibt 18 Rezensionen von Stefan Sell.

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Zitiervorschlag
Stefan Sell. Rezension vom 04.01.2005 zu: Klaus Schellberg: Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen. ZIEL Verlag (Augsburg) 2004. ISBN 978-3-937210-02-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/1811.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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