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Ferre Laevers (Hrsg.): Mein Portrait. Ressourcen­orientiert beobachten in der Kita

Rezensiert von Lahije Shala, 19.01.2016

Cover Ferre Laevers (Hrsg.): Mein Portrait. Ressourcen­orientiert beobachten in der Kita ISBN 978-3-589-24622-9

Ferre Laevers (Hrsg.): Mein Portrait. Ressourcenorientiert beobachten in der Kita. Cornelsen Verlag GmbH (Berlin) 2015. 56 Seiten. ISBN 978-3-589-24622-9. 17,95 EUR.

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Thema

Wie geht es dem Kind in der Kita? Fühlt sich das Kind in der Gruppe wohl? Die AutorInnen, Ferre Laevers, Bart Declerq, Ulrike Ungerer-Röhrich und Verena Popp haben ein Konzept entwickelt, wie durch gezielte Beobachtung der null bis sechsjährigen Kindern das Wohlbefinden gesteigert und auf einem hohen Niveau gehalten werden kann. „Mein Portrait“ zeigt das Wohlbefinden, die Engagiertheit und die Entwicklung des Kindes. Es hilft Informationen durch Beobachtungen zusammenzufassen und die Entwicklung zu unterstützen.

Autoren und Autorinnen

  • Ferre Laevers ist Leiter des Research Centre for Experiential Education (EXE) der Universität Leuven in Belgien. Unter seiner Leitung wurden Instrumente zur Qualitätsfeststellung pädagogischer Kontexte entwickelt, die das Wohlbefinden und die Engagiertheit thematisieren. Sie sind international verbreitet, wie z.B. in Großbritannien, Deutschland, Finnland, Portugal, Japan, Australien, Südafrika, Ecuador und anderen Ländern.
  • Bart Declerq arbeitet seit 2002 als Trainer und Wissenschaftler am Research Centre for Experiential Education. Sein Schwerpunkt liegt in der Qualitätsfeststellung und – entwicklung von Tagespflege und vorschulischen Einrichtungen (0–5 Jahre).
  • Ulrike Ungerer-Röhrich ist Diplom-Sportlehrerin und Diplom-Psychologin. Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bildung, Bewegung und Gesundheit in der Kindheitspädagogik. Dabei setzt sie auf einen systematischen und ressourcenorientierten Ansatz.
  • Verena Popp promovierte mit den Schwerpunkten Bildung, Gesundheit und Bewegung in der frühen Kindheit. Sie konzipiert und koordiniert gesundheitsbezogene Projekte zur Qualitäts- und Organisationsentwicklung von Kindertagesstätten.

Entstehungshintergrund

Ferre Laevers beschäftigte sich seit Mitte der 70er Jahre mit der Frage, wie die Qualität von Lern- und Bildungsprozessen verbessert werden kann. Dabei wurde festgestellt, dass Wohlbefinden und die Engagiertheit des Kindes, Indikatoren für die Prozessqualität darstellen.

Das deutsche Autorenteam (Ulrike Ungerer-Röhrich, Verena Popp) sieht „Mein Portrait“ als attraktives Instrument, mithilfe dessen optimale Bedingungen für die Entwicklung des Kindes erhalten werden, die ressourcenorientiert und flexibel einsetzbar sind. Außerdem können sich die pädagogischen Fachkräfte, die Eltern und das Kind austauschen und dadurch Bildungs- und Lernprozesse gemeinsam besprechen.

Aufbau

„Mein Portrait“ besteht aus sieben Kapiteln.

Es stellt zunächst die Funktionen und anschließend die einzelnen Merkmale vor, die einen Überblick über die Situation des Kindes, in Form eines Posters, dokumentieren. Danach werden die Verbesserung der Prozessqualität und die Praxisbeispiele vorgestellt.

Inhalt

Im ersten Kapitel des Buches stellen die Autoren ihr Konzept „Mein Portrait“ vor, welches sich an alle Fachkräfte, die mit Kindern zwischen null und sechs Jahren in der Tagespflege, in Kindertagesstätten, oder auch in (Vor-) Schulen, arbeiten. „Mein Portrait“ soll Fachkräfte unterstützen das Kind systematisch zu beobachten. In der Einleitung stellen die Autoren die Begriffe Prozessqualität, Strukturqualität und Orientierungsqualität vor. Diese Begriffe sind wichtig für die Beobachtung des Kindes. Das Wohlbefinden und die Engagiertheit geben direkt Rückmeldung über die Prozessqualität, d.h. die Prozessqualität gibt direkt Auskunft darüber, wie gut das Kind und die Umwelt zueinander passen. Ziel ist die Steigerung des Wohlbefindens und der Engagiertheit und diese Steigerung auf einem hohen Niveau zu halten. Die Strukturqualität beschreibt die Gruppengröße, das Ausbildungsniveau, die Betreuungskontinuität, die Vorbereitungszeit und die Räumlichkeiten der Einrichtungen. Die Autoren beschreiben die Orientierungsqualität als Vorstellung und Einstellung der pädagogischen Fachkräfte über die kindliche Bildung und Entwicklung.

Im zweiten Kapitel werden die Funktionen von „Mein Portrait“ vorgestellt. Die Autoren geben einen Überblick über die Anfertigung eines Portraits. Im Zentrum steht die Zeichnung einer kindlichen Figur, um viele Informationen von jedem Kind zu erhalten. Ein Poster wird mit dem Kind gemeinsam ausgefüllt, dadurch entwickelt sich ein Verständnis von Stärken, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Aktuelle Themen, Interessen, und Talente der Kinder werden identifiziert. Dadurch werden Ziele gesetzt, sie geben Orientierung und sorgen für Klarheit. Außerdem werden Maßnahmen geplant. Die Eltern und die pädagogische Fachkraft erklären, wie sie sich gegenseitig unterstützen können. Zum Schluss werden die Maßnahmen dokumentiert, dabei werden die Fragen reflektiert und besprochen. Diese Schritte ermöglichen es, die Entwicklung des Kindes zu unterstützen und die Maßnahmen anzupassen. Abhängig vom Alter und der Situation des Kindes werden jährlich drei bis sechs Portraits pro Kind erstellt, durch diese Portraits sieht man die Entwicklung des Kindes. Weiterhin gehen die Autoren auf die Kommunikation mit den Kindern über ihre Talente, Stärken und Interessen ein. Wichtig ist der gemeinsame Austausch mit den Kollegen über die Eindrücke des Kindes, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede über das Kind zu entdecken. Die Eltern sind der wichtigste Faktor für die Entwicklung des Kindes. Nur durch die Kooperation und die Partizipation der Eltern wird der Informationsaustausch unterstützt. „Mein Portrait“ hilft eine geeignete Strategie zu finden, um das Kind zu fördern.

Im dritten Kapitel geht es um die Bestandteile von „Mein Portrait“, dadurch entsteht ein klares Bild von jedem Kind. Die Autoren stellen ein Poster mit einer kindlichen Figur für das Portrait dar. Auf der Vorderseite sind die Ballons mit dem Wohlbefinden und der Engagiertheit zu sehen. Auf den Kopf wird das allgemeine Bild des Kindes geklebt, die Taschen zeigen die bevorzugten Aktivitäten. Der Bauch zeigt die Beziehung zu anderen (wie fühlt sich das Kind in der Gruppe, mit wem spielt es? Wie geht es mit anderen um?) Die Boxen zeigen die Entwicklung in neun Bereichen, in jedes Feld beschreibt man die Fähigkeiten und Kompetenzen, die das Kind gerade erwirbt sowie die aktuellen Lern- und Entwicklungsthemen. Die Beine zeigen die Informationen für die Erzieher und die Eltern. Die Boxen unten stellen die Ziele und Maßnahmen dar. Auf der Rückseite klebt man ein aktuelles Foto des Kindes auf und schreibt Aussagen oder Ereignisse auf, die typisch für das Kind sind. Bestimmte Entwicklungsschritte werden dokumentiert. Hintergrundinformationen zur aktuellen Lebenssituation des Kindes schreibt man in die Mitte der Box.

Das vierte Kapitel ist das umfangreichste. Die Autoren stellen detailliert die Vorderseite des Portraits dar. Konkret geht es um das Wohlbefinden und die Engagiertheit des Kindes. Weiterhin stellt das Portrait das allgemeine Bild des Kindes dar, die Aktivitäten, die Beziehungen zu anderen, die Entwicklung in neuen Bereichen, die grobmotorischen und feinmotorischen Fähigkeiten, die Sprache und Kommunikation, die Erforschung der Welt, die soziale Kompetenz, das logisch mathematische Denken, die physische Gesundheit, die Selbstorganisation und Eigeninitiative, das künstlerische Gestalten und schließlich die Informationen von und für die Eltern. Dieses Portrait soll die Entwicklung des Kindes dokumentieren und wiederspiegeln. Diese Bestandteile der Vorderseite des Portraits im vierten Kapitel erstrecken sich über 25 Seiten. Die Autoren fokussieren sich auf die einzelnen Bestandteile und erklären, unter welchen Kriterien diese Bestandteile ausgefüllt werden.

Im fünften Kapitel beschreiben die Autoren die Rückseite des Portraits und erklären, unter welchen Kriterien diese Bestandteile ausgefüllt werden. Die Autoren gehen hier auf die Entwicklungsschritte des Kindes ein.

Im sechsten Kapitel geht es um die Verbesserung der Prozessqualität. Dabei gehen die Autoren auf die Lernumgebung und die Lerngelegenheiten, das Klima, den Raum für Initiative, den Interaktionsstil und die Organisation ein. Ziel ist, dass die Entwicklung des Kindes gefördert wird und die pädagogischen Fachkräfte das Wohlbefinden und die Engagiertheit auf einem hohen Niveau halten, indem die pädagogischen Fachkräfte für eine angenehme Atmosphäre und Umgebung sorgen.

Im siebten Kapitel sind Praxisbeispiele von zwei Kindern aufgeführt.

Diskussion und Fazit

Ich habe das Buch gerne gelesen. Der theoretische Teil war sehr informativ, detailliert und verständlich. Die Autoren haben sich auf die einzelnen Bestandteile fokussiert und genau erklärt, wie man ein Portrait eines Kindes erstellt. Die Anfertigung des Portraits ist praxisnah und hilft den pädagogischen Fachkräften, dem Kind und den Eltern, einen Einblick über die Entwicklung zu bekommen. Mir gefällt es sehr gut, dass eine Schablone des Portraits im Buch beigelegt war und am Ende des Buches zwei Praxisbeispiele sehr anschaulich beschrieben wurden. Die Praxisbeispiele wurden mit dem Portrait dargestellt, sodass der Leser ein Beispiel dafür hat, wie ein Portrait erstellt wird.

Das Buch eignet sich für pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten. Das Portrait hilft Ziele zu setzen, die Entwicklung zu fördern und sie zu optimieren. Ich habe die Anfertigung eines Portraits in die Praxis umgesetzt, damit ich einen genauen Überblick über das Kind erhalte. Mit dem Portrait will ich die Entwicklung des Kindes fördern, dabei ist die Kooperation der Eltern und der pädagogischen Fachkräfte wichtig.

Ich habe damit positive Erfahrungen gemacht, weil alle Beteiligten (Eltern / pädagogische Fachkräfte / Kind) informiert werden, welche Maßnahmen eingehalten werden müssen und welche Ziele erreicht werden sollen.

Das Buch würde ich auch für Fachkräfte der Grund- und Ganztagsschulen, aber auch Eltern empfehlen, weil es das Wohlbefinden und die Engagiertheit steigert und hilft, dem Kind einen Überblick über die aktuelle Situation zu geben.

Das Buch eignet sich dafür, die Entwicklung des Kindes zu dokumentieren und Maßnahmen dafür zu entwickeln.

Rezension von
Lahije Shala
Berufskolleg Lübbecke Fachschule Sozialpädagogik
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Es gibt 1 Rezension von Lahije Shala.

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Zitiervorschlag
Lahije Shala. Rezension vom 19.01.2016 zu: Ferre Laevers (Hrsg.): Mein Portrait. Ressourcenorientiert beobachten in der Kita. Cornelsen Verlag GmbH (Berlin) 2015. ISBN 978-3-589-24622-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18273.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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