Eva Wunderer: Praxishandbuch Soziale Arbeit mit Menschen mit Essstörungen
Rezensiert von Prof. Dr.phil. Dr.rer.nat. Annemarie Rettenwander, 30.09.2015

Eva Wunderer: Praxishandbuch Soziale Arbeit mit Menschen mit Essstörungen. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2015. 480 Seiten. ISBN 978-3-7799-2996-3. D: 39,95 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 51,90 sFr.
Autorinnen und Autoren
Prof. Dr. Eva Wunderer ist Professorin für Psychologische Aspekte der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Kinder und Jugendliche an der Hochschule Landshut. Sie ist ausgebildete Systemische Paar- und Familientherapeutin und arbeitete u.a. bei ANAD e.V. in der Betreuung von Menschen mit Essstörungen.
Das vorliegende Buch entstand unter Mitarbeit von Dipl.-Päd. Monika Haase, Dipl.-Sozpäd. Eva Hitzler, Dipl.-Sozpäd. Hannelore Honold, Dipl.-Sozpäd. Nicola Hümpfner, Dipl.-Sozpäd. Manfred Jannicke, Prof. Dr. Katrin Liel, Dipl.-Sozpäd. Ulrike Lucarelli, Dipl.-Sozpäd. Stephanie Maier, Dipl.-Sozpäd. Carolin Martinovic, Prof. Dr. Dominique Moisl und Dipl.-Päd. Sabrina Rabe-Lipp.
Thema
Das Praxishandbuch Soziale Arbeit mit Menschen mit Esssstörungen gibt einen fachlich recht umfangreichen und gleichzeitig sehr praxisnahen Überblick zu Diagnostik, Beratung, Behandlung, Präventionsarbeit und Nachsorge bei Essstörungen in Bezug auf Betroffene und Angehörige.
Aufbau und Inhalt
Zunächst wird zu Recht die wichtige Rolle der Sozialen Arbeit in der multidisziplinären Betreuung von Menschen mit Essstörungen betont und es wird darauf hingewiesen, wie essentiell es ist, diese Erkrankungen vor dem Hintergrund der bio-psycho-sozialen Perspektive zu betrachten; dabei werden auch Erkenntnisse aus der Stress- und Gesundheitsforschung einbezogen. Nach den obligatorischen Diagnosekriterien geht es um die vielfältigen Ursachen von Essstörungen. Danach folgen, sehr gut aufbereitet, die Themen Grundlagen und Methoden der Fallarbeit, Hinweise zur Gesprächsführung und Beratung und, wiederum sehr gut dargestellt, wichtige Fragen, die in anderen Büchern zu dem Thema leider oft fehlen, nämlich die Motivation und Motivierung Betroffener mit konkreten Tipps sowie Handlungsempfehlungen für Betreuende. Anschließend geht es um Case Management, u.a. zur Vermeidung des sehr häufig vorkommenden „Drehtür-Effekts“, dann um Methoden der Gruppenarbeit. Das Kapitel zur Angehörigenarbeit ist hilfreich und auch etwas, was man in anderen Fachbüchern zu dem Thema leider häufig vergeblich sucht. Dann geht es um Prävention von Essstörungen und daran anschließend um Krisenintervention und Suizidprophylaxe.
Im Anschluss definieren die Autorinnen und Autoren folgende inhaltliche Schwerpunkte in diesem Buch, die m.E. außerordentlich gut ausgewählt und aufbereitet sind:
- Veränderung des Essverhaltens und des Körperbildes,
- (Arbeit an der) Beziehung zu sich und Anderen,
- Tagesstrukturierung,
- Freizeitverhalten und Wohnsituation sowie Arbeit an beruflicher Integration,
- Hilfe in finanziellen Angelegenheiten und
- Selbstfürsorge professioneller HelferInnen.
Selten habe ich diese Themen in Zusammenhang mit der Betreuung von Menschen mit Essstörungen so gut zusammengestellt und aufbereitet gesehen, allein dafür lohnt es sich, dieses Buch zu lesen.
Am Ende folgt noch ein Fazit mit grundlegenden Inhalten, Methoden und Kompetenzen der (Klinischen) Sozialarbeit mit Menschen mit Essstörungen und ein umfassendes Literaturverzeichnis.
Fazit
Prof. Dr. Eva Wunderer legt, unter Mitarbeit von Kolleginnen und Kollegen, mit dem Praxishandbuch Soziale Arbeit mit Menschen mit Essstörungen ein fachlich sehr fundiertes, tatsächlich praxisnahes und anwendungsorientiertes Werk vor, das ich für außerordentlich lesens- und empfehlenswert halte. Meiner Meinung nach ist es eine sehr hilfreiche Lektüre für alle Berufsgruppen, die in der Behandlung und Betreuung von Menschen mit Essstörungen arbeiten oder die dies vorhaben. Ich werde dieses Buch meinen Studierenden empfehlen.
Rezension von
Prof. Dr.phil. Dr.rer.nat. Annemarie Rettenwander
Professorin für Psychologie – Organisationspsychologie, Kommunikationspsychologie und Psychologie der Essstörungen an der Hochschule Niederrhein/ Mönchengladbach
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