Wolfgang Benz (Hrsg.): Ressentiment und Konflikt
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 17.02.2015
Wolfgang Benz (Hrsg.): Ressentiment und Konflikt. Vorurteile und Feindbilder im Wandel. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2014. 236 Seiten. ISBN 978-3-7344-0009-4. D: 24,80 EUR, A: 25,50 EUR, CH: 35,50 sFr.
Anders zu sein ist ein Menschenrecht
Der zweifache Oskar-Preisträger und UNICEF-Botschafter Sir Peter Ustinov (1921 – 2004) hat in seinen Lebenserinnerungen (2003) den Satz geschrieben: „Der Andere könnte ich selber sein“. Damit drückte er sein bemerkenswertes Engagement aus, für Toleranz und Respekt gegenüber anderen Menschen einzutreten. Es war Anlass, dass er 1999 die Sir Peter Ustinov-Stiftung einrichtete, die Initiativen und wissenschaftliche Forschungen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Ethnisierungen in allen Formen, Diskriminierungen, Stereotypenbildung und Vorurteilen fördert. Das 2003 gegründete Sir Peter Ustinov-Institut zur Erforschung und Bekämpfung von Vorurteilen, mit Sitz in Frankfurt/M., gibt Analysen, Forschungsergebnisse und Unterrichtsmaterialien heraus (Anton Pelinka, Hrsg., Vorurteile. Ursprünge, Formen, Bedeutung, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/12918.php; Sir Peter Ustinov Institut, Hrsg., Kompetenz im Umgang mit Vorurteilen. Lehrbehelf und Materialien für die Sekundarstufe I, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12620.php) und veranstaltet alljährlich eine Fachtagung, in der Vorurteilsforscher über ihre Arbeit berichten und damit gewissermaßen den aktuellen, politischen und gesellschaftlichen Stand dokumentieren und öffentlich machen. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Instituts fand vom 13. – 14. Mai 2013 die Fachtagung „Ressentiment und Konflikt Vorurteile und Feindbilder im Wandel“ im Wappensaal des Wiener Rathauses statt.
Herausgeber und Entstehungshintergrund
Der Historiker, em. Professor der TU Berlin, Antisemitismusforscher und Publizist, Wolfgang Benz, hat die Tagung wissenschaftlich vorbereitet und geleitet. „Welche Vorurteile und Feindbilder drücken unserer Zeit den Stempel auf?“ – diese Frage bestimmte die Vorträge und Diskussionen, und zwar mit Blick auf Deutschland, Europa und die Welt. Es lassen sich Parallelen zu den historischen Ressentiments, Vorurteilen und Rassismen gegen Minderheiten in den europäischen Gesellschaften ziehen; und die bekannten Parolen und Demagogien, wie „Furcht vor fremder Macht“, als „Ausgrenzungen bis hin zur Vernichtung des unwerten Lebens“ und als „Verteidigung von abendländischen Werten“, zeigen sich auch Hier und Heute alltäglich und virulent: „Der Trend zum Vorrang ökonomischen Nutzens und sozialen Erfolgs, der Ausgrenzung und Diskriminierung von Gruppen für selbstverständlich hält, vergiftet nicht nur das gesellschaftliche Klima, sondern bedroht die Demokratie“. Sprachgebräuchlichkeiten, wie sie mit Pamphleten wie Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ öffentliche Aufmerksamkeiten erreichen (was im übrigen den Antirassismus-Ausschuss der Vereinten Nationen im April 2013 veranlasste, Kritik an den laschen Gegenreaktionen in Deutschland zu üben) und zunehmende, rassistische und fremdenfeindliche Übergriffe in europäischen Ländern, sind Anlass genug, dass Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Positionen beziehen, um die Gefahren aufzuzeigen, die nicht nur zur Entsolidarisierung in den eigenen Gesellschaften und zur Ausgrenzung von Minderheiten führen, sondern auch global Menschlichkeit und Menschenrechte bedrohen.
Aufbau und Inhalt
Den interdisziplinären Diskurs beginnt der Historiker von der Universität Athen, Hagen Fleischer, mit seinem Beitrag „Skepsis gegenüber ‚Europa‘: Das Beispiel Griechenland“. Der Autor unternimmt bei der Suche nach den Befindlichkeiten und (gefühlten) Einstellungen der Griechen zu Europa eine Geschichtsanalyse, bei der er ausgewählte, gesellschaftspolitische Aktivitäten der Europa-Befürworter und der -gegner diskutiert und die Gründe dafür aufzeigt, weshalb sich, insbesondere bei der traditionell pro-europäischen Bevölkerungsschicht, ein Wandel hin zur Skepsis und zu Einstellungen wie „Abgehängtsein“ entwickelt haben. Dass dabei innergriechische, ökonomische und staatsrechtliche Gründe eine Rolle spielen, wie auch Häme und Dominanzgelüste der „anderen“ Europäer, nicht zuletzt die Deutschen, zeigt allzu deutlich die aktuelle Diskussion um die Entwicklung Griechenlands und das Wort eines deutschen Parlamentariers, die Griechen würden sich in dem Poker um Schuldenerlass, Euro und Verbleib in der EU „wie Halbstarke“ benehmen!
Der Klagenfurter Politikwissenschaftler und Herausgeber des Jahrbuchs für Islamophobieforschung, Farid Hafez, zeigt mit seinem Beitrag „Islamophobie zwischen Oppositions- und Regierungspolitik“ an deutschen, schweizerischen und niederländischen Beispielen auf, wie außer- und innerparlamentarische „rechtspopulistische Parteien im Bereich islamophob-populistischer oppositioneller Wahlkampfstrategien länderübergreifend voneinander lernen“; gleichzeitig begründet er jedoch den Anstieg von islamfeindlichen Einstellungen auch damit, dass „in den Großparteien Deutschlands islamophober Populismus aus der Sphäre des gesprochenen in die Sphäre konkreter Politiken überführt wurde und Islamophobie in subtiler Form vorfindbar ist“, womit er zum Ausdruck bringen will, dass islamfeindliche Einstellungen längst in der „Mitte der Gesellschaften“ angekommen ist.
Die aus Ungarn stammende, in Australien und ab 1986 auf dem Nachfolgelehrstuhl von Hannah Arendt in den USA lehrende Sozialphilosophin und Soziologin Agnes Heller hatte 2013 die Sir-Peter-Ustinov-Gastprofessur an der Universität in Wien inne. Mit ihrem Beitrag „Tradition und Aktualität sozialer und ethnischer Vorurteile in Ungarn“. Mit einem geschichtlichen Aufriss geht sie der Frage nach, wie sich die sichtbaren und im individuellen und gesellschaftlichen Denken und Handeln dramatisch spürbaren Vorurteile in Ungarn erklären lassen. Dabei kommt sie zu Entwicklungen, wie sie sich im 16., und erneut im 18. Jahrhundert vollzogen haben und sich insbesondere als antisemitische und antiziganistische Einstellungen bis heute zeigen. Weil Aufklärung, zumal wenn sie sich nicht eindeutig und politisch gewollt vollzieht, sondern eher populistisch ausgesessen wird, wie die Autorin dies den derzeitig Regierenden und Parteien in Ungarn vorwirft, nicht den notwendigen, gesellschaftspolitischen Erfolg bringt, bleibt nur eine Forderung: Bildung. Diese Anstrengung aber ist nur von einer anderen Regierung zu leisten!
Der als Fachlektor des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an der Bilgi-Universität in Istanbul tätige Politikwissenschaftler Peter Widmann thematisiert mit seinem Beitrag „Im Netz der Populisten“ Spielräume und Grenzen digitaler Propaganda. Dass „die Kommunikationsbedingungen das gesellschaftliche und politische Leben entscheidend prägen“, ist eine sozialwissenschaftliche Tatsache; wie sich aber Kommunikation in den Zeiten des „Digitalen“ verändert, verdeutlicht der Autor an Beispielen der „Islamfeindlichkeit im Netz“. Die Entwicklung von den anfangs eher randbezogenen, rechtsradikalen und ethnofaschistischen Quellen zugeschriebenen Tendenzen hin zur „Mitte der Gesellschaft“, lassen nach Ursachen und Wirkungen fragen. Dabei zeigt er auf, dass ausgewiesene, mediale Vermittler, wie etwa die Journalisten Patrick Bahners, Hendryk Broder, der Schriftsteller Thilo Sarrazin und die türkische Publizistin Necla Kelek mit „Ideologiefragmenten“ Islamophobien sogar Vorschub leisten.
Wolfgang Benz setzt sich mit seinem Beitrag „Antisemitismus“ mit aktuellen Formen und Phänomenen von Judenfeindlichkeit auseinander. Er verweist auf die Notwendigkeit, im aktuellen Diskurs zwischen Israelkritik einerseits und Judenfeindschaft zu unterscheiden: „Gefühl und Eifer sind beim Streben nach Meinungsführerschaft auf diesem Gebiet nützlicher als Sachkenntnis“. Für eine objektivere Betrachtung in der politischen Diskussion bringt er die vom „European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia“ vorgeschlagene Begriffsdefinition ein und stellt fest, dass „der einzig erfolgversprechende Weg (einer sachbezogenen Erforschung von Vorurteilen, JS) besteht in der Aufklärung, die wissenschaftliche Kompetenz mit der Zuwendung ihren Gegenstand miteinander verbindet“.
Die Historikerin Yasemin Shooman leitet seit Mai 2013 die Akademieprogramme „Migration und Diversität“ des Jüdischen Museums in Berlin. Sie diskutiert mit ihrem Beitrag „Muslimisch, weiblich, unterdrückt und gefährlich“ die Stereotypenbildungen muslimischer Frauen in aktuellen Islam-Diskursen. An publizistischen Beispielen (Der Spiegel, Stern, u.a. Medien) zeigt sie die einseitigen, auf religiöse (Vor-)Schriften ausgerichteten Argumentationen auf, und sie plädiert dafür, diese dominanten Strukturen im inner- wie im interkulturellen Diskurs aufzubrechen.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, Brigitte Mihok, thematisiert „Roma-Feindlichkeit“, indem sie die Spannweite von Angstszenarien bis zur Kriminalisierung diskutiert. An Beispielen aus der Literatur, des Films und Internets zeigt sie auf, dass Stereotypenbildung sich überwiegend an äußerlich sichtbaren Formen und Anschauungen orientieren, wie z. B. der „Roma-Siedlung“, jedoch die sozio-ökonomischen Ursachen und Entwicklungen weitgehend ausblenden. Die dabei emotional, hierarchisch und populistisch produzierten „Zigeuner“- Bilder mit den Stigmatisierungen von „Nomadentum“, „Betrügereien“, „Trixereien“ und „Schmarotzertum“ entsprechen nämlich keinesfalls den Wirklichkeiten, wie dies die Migrations- und Vorurteilsforschungen belegen.
Die Hamburger Islamwissenschaftlerin, Autorin und Publizistin, Alexandra Senfft (vgl. auch: Alexandra Senfft, Fremder Feind, so nah. Begegnungen mit Palästinensern und Israelis, 2009, www.socialnet.de/rezensionen/8696.php) setzt sich in ihrem Beitrag „Die Ethnisierung und Kulturalisierung sozialer Probleme“ mit Einstellungen und Argumentationsmustern im Zusammenhang mit den (Des-)Integrations-Konflikten auseinander, und zwar sowohl im israelisch-palästinensischen, wie auch im deutschen und europäischen Kontext. Sie diskutiert die öffentliche Verdrängung bei der Wortwahl und den vorurteilsbehafteten Zuschreibungen, etwa, indem die signifikant richtige Benennung von populistischen und menschenfeindlichen Äußerungen nicht als „Rassismus“ angeklagt, sondern mit kulturellen Mentalitäten und Einstellungen erklärt werden (als Beispiel zieht sie dabei u. a. die Pamphlete Sarrazins heran). Diese kulturrelativistischen Versuche seien, so die Autorin, die eigentlichen Ursachen von Xenophobie, die wurzeln in den eigenen schwachen Identitäten.
Die Historikerin und Politische Reporterin beim Tagesspiegel, Andrea Dernbach, nimmt sich mit ihrem Beitrag „Leitkulturdebatten und Dominanzanspruch der Mehrheitsgesellschaft“ die Rolle der Medien im öffentlichen Diskurs vor. Sie schreibt von ihrem eigenen Arbeitsplatz und ihrem Metier aus und erläutert, wie der ursprünglich als politikwissenschaftliche Begriff (Bassam Tibi, 1998) in der veröffentlichten parlamentarischen Auseinandersetzung um Migration und Integration und der parteipolitisch umstrittenen Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei oder nicht, instrumentalisiert und emotionalisiert wurde. Die „Schützen“-Hilfe dabei, wie sie von den Medien geleistet wurde und in einer aktuellen Auflage soeben erneut Ziele sucht und findet. Sie weist mit ihrer klugen Analyse der real existierenden Entwicklungen zu Xenephobia zum einen auf das Versagen ihrer eigenen Zunft, zum anderen auf die unkritischen Claqueure der Medienproduktionen hin.
Die interkulturelle Psychologin und Kulturwissenschaftlerin Birgit Rommelspacher setzt sich mit „Emanzipation und Integration“ auseinander. Sie vergleicht die dominanten, im Feminismusdiskurs der (christlichen) westlichen Welt gewachsenen Positionen der Rolle der Frau (auch) im gesellschaftspolitischen Leben mit den formulierten Ansprüchen an die Emanzipation der muslimischen Frau. Dabei zeigt sie zum einen die durchaus zwiespältig zu betrachtenden Entwicklungen der Geschlechts-Rollenzuweisungen in der Zeit der europäischen Aufklärung auf und verweist auf die Wirkungen, wie sie sich in der Zeit der Säkularisierung vollzogen, mit der sich daraus gebildeten „Gewissheit, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein… (was) nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht (verleiht), diese ‚erlösende‘ Wahrheit allen anderen mitzuteilen“. Es gilt, die sich daraus entwickelte egalitäre Auffassung daraufhin zu prüfen, dass daraus keine „elitäre Tradition“ wird.
Hendrik Cremer vom Deutschen Institut für Menschenrechte in Berlin setzt sich mit der „Rolle des menschenrechtlichen Verbots rassistischer Diskriminierung“ auseinander. Die im internationalen Diskurs höchst umstrittenen Regelungen, wie sie im Kontext der Vereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen postuliert wurden, lassen sich nur mit einem allumfassenden und akzeptierten Bewusstsein implementieren, dass Menschenrechtsbildung im Sinne der Menschenrechtsdeklaration (die richtigerweise als „Globale Ethik“ bezeichnet wird) Grundlage für Bildung und Erziehung aller Menschen auf der Erde sein muss (der Rezensent erlaubt sich in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass die UNESCO am 19. November 1974 die Empfehlung zur „internationalen Erziehung“ herausgegeben hat, in der die „Einführung der internationalen Dimension und globaler Sichtweisen auf allen Bildungsebenen und in allen Bildungsformen“ gefordert und an „Verständnis und Achtung für alle Völker, ihre Kulturen, Zivilisationen, Werte und Lebensweisen“ appelliert wird (Deutsche UNESCO-Kommission, Empfehlung zur „internationalen Erziehung“, 2. Auflage 1990, 37 S.)).
Die Migrationsforscherin von der Donau-Universität Krems, Gudrun Biffl, und die Wiener Sozialarbeiterin Bettina Jakopitsch, informieren mit ihrem Beitrag „Angstfreies Wohnumfeld“ über Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungen bei den Bemühungen, in Wien Rahmenbedingungen für ein sicheres Wohnumfeld zu schaffen. Dazu gehören sowohl situationsgerechtes bauliches Gestalten, als auch die Förderung eines gedeihlichen Zusammenlebens der Menschen in der Nachbarschaft. Es wird nämlich allzu oft vernachlässigt, nach den Bedenken und Ängsten derjenigen zu fragen, die neue, „fremde“ Nachbarschaften zu erwarten haben, wie auch nach denen der Zugezogenen oder Zugewiesenen. Mit dem praktischen, vorbereiteten und unterstützendem Konzept „Wohnpartner“, bei dem die Beteiligten mit ehrenamtlichen Aufgaben einbezogen werden, scheint es zu gelingen, Konflikte bereits im Vorfeld zu erkennen und zur Lösung beizutragen und Kompetenzen für ein friedliches Zusammenleben zu bilden.
Gudrun Biffl berichtet noch einmal über ihre Forschungsergebnisse zum „Schutz vor Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft am Beispiel Arbeitsmarkt“. Dabei differenziert sie zwischen ökonomischen Bedingungen und subjektiven Einstellungen und Wahrnehmungen. Und sie kommt zu Ergebnissen, die einerseits angesichts der kassandrischen Warnrufen überraschen, andererseits Mut machen. In den von der Europäischen Kommission im Rahmen von Eurobarometer-Erhebungen ermittelten Daten zur öffentlichen Meinung über Maßnahmen zur Verringerung der Diskriminierung und Förderung der Diversität in Betrieben wird nämlich deutlich, dass diese Bemühungen auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung stoßen. Wenn in den konkreten Wirklichkeiten diese Einstellungen noch nicht ausreichend angekommen sind, bedarf es einer intensiven Aufklärung über (gefühlte) Diskriminierungen.
Der Geograf und Raumforscher von der Universität Wien, Heinz Faßmann, beschließt den Sammelband mit seiner Analyse „Das subjektiv empfundene Integrationsklima: Österreich und Deutschland im Vergleich“. Dabei legt er insbesondere zwei empirische Datensätze zugrunde. Der eine, „Integrationsbarometer“ stammt vom „Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration“, der andere von dem in Österreich jährlich erhobenem „Integrationsmonitoring“, das vom Autor betreut wird. Die Ergebnisse erscheinen auf den ersten Blick ähnlich oder sogar gleichlautend, wie etwa Auffassungen: Verbesserung der Sprachkenntnisse, Schul- und Berufsabschluss, Erwerbstätigkeit. Die unterschiedlichen Einstellungen zeigen sich vor allem in den Wahrnehmungen der Bevölkerung, und zwar sowohl der Einheimischen wie der Zugewanderten. So ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Meinung, dass sich die Migrationspolitik in den vergangenen fünf Jahren wesentlich oder zumindest annähernd verbessert habe, in Österreich allerdings ist die Mehrheit der Bevölkerung wesentlich pessimistischer, nämlich nur etwas mehr als ein Fünftel sieht eine Verbesserung, die Mehrheit hingegen eine Verschlechterung der Lage. Die Gründe dazu nennt der Autor freilich nicht.
Fazit
Die interdiziplinären Analysen und Diskussionen über Tendenzen und Wirklichkeiten von Ausgrenzung, Diskriminierung, Ressentiments und Vorurteilsbildung vermitteln sowohl optimistische, als auch pessimistische Aussagen zum Zustand der deutschen und europäischen Gesellschaft(en). Da werden Situationen dargestellt, die als gefährlich für ein lokal und global humanes, friedliches und sozial gerechtes Zusammenleben der Menschen zu betrachten sind, wie auch Beispiele für ein gelingendes Dasein genannt. Sie zusammen weiten den Blick dafür, dass „Vorurteile und Feindbilder ( ) alle Aspekte des Zusammenlebens, die Ebenen der Politik wie das soziale Umfeld des Alltags, die ökonomische Situation, Arbeits- und Wohnungsmarkt, den privaten Umgang der Menschen, ihre Ängste und Erwartungen (bestimmen)“. Sich damit auseinander zu setzen, individuell und kollektiv, in privaten und beruflichen Zusammenhängen und in allen Lebenslagen, und zwar tolerant (Martha Nussbaum, Die neue religiöse Intoleranz. Ein Ausweg aus der Politik der Angst, 2014, www.socialnet.de/rezensionen/18020.php), als auch mit Zivilcourage (Dieter Lünse / Jörg Kowalczyk / Florian Wanke / Katty Nöllenburg, Zivilcourage können alle! Ein Trainingshandbuch für Schule und Jugendarbeit, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12124.php), das ist eine unverzichtbare Herausforderung für jeden Menschen!
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 17.02.2015 zu:
Wolfgang Benz (Hrsg.): Ressentiment und Konflikt. Vorurteile und Feindbilder im Wandel. Wochenschau Verlag
(Frankfurt am Main) 2014.
ISBN 978-3-7344-0009-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18371.php, Datum des Zugriffs 07.10.2024.
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