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Eva Büschi, Claudia Roth (Hrsg.): Innovationsimpulse in der Sozialen Arbeit II

Rezensiert von Prof. Dr. Brigitte Wießmeier, 15.03.2016

Cover Eva Büschi, Claudia Roth (Hrsg.): Innovationsimpulse in der Sozialen Arbeit II ISBN 978-3-86388-094-1

Eva Büschi, Claudia Roth (Hrsg.): Innovationsimpulse in der Sozialen Arbeit II. Beiträge zu kooperativen, forschungs- und theoriebasierten Praxisprojekten. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2015. 224 Seiten. ISBN 978-3-86388-094-1. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 34,60 sFr.

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Thema

Im Rahmen einer angestrebten Wissenschaftsbasierung von Sozialer Arbeit stellen Studierende, aus einem Masterstudiengang der Fachhochschule Nordwestschweiz, erneut einen Leistungsnachweis in Form wissenschaftlicher Artikel vor. Als zentrale Grundlage dient jeweils der „Praxis-Optimierungs-Zyklus“ POZ von Daniel Gredig (2011). Die angestrebten innovativen Entwicklungen sollen eine „Theorie-Praxis-Transformation“ leisten. Damit verbunden sind unterschiedliche Wissensformen, die als „hybrides Wissen“, d.h. als Verschmelzung von wissenschaftlichem Wissen mit anderen Wissensformen der Praxis (S.14), bezeichnet werden.

Herausgeberinnen

Eva Büschi studierte u.a. Soziale Arbeit, promovierte in Erziehungswissenschaft und lehrt seitdem als Professorin in der Nordwestschweiz. Ihre Interessen liegen dabei in der Optimierung von Theorie-Praxis-Prozessen im Kontext Sozialer Arbeit.

Claudia Roth ist Diplom Sozialpädagogin und ebenfalls Professorin an einer Schweizer Hochschule für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Praxisausbildung als interaktives Geschehen.

Aufbau und Zielgruppen

Der 2. Band spricht auf inzwischen 224 Seiten eine Leserschaft an, die einerseits aus Lehrenden der Hochschulen für Soziale Arbeit besteht, da acht Beispiele kooperativer Praxisforschung vorgestellt werden, die von Studierenden im Masterstudiengang durchgeführt und abschließend für gekürzte Artikel überarbeitet wurden. Die vertiefte Einführung der Herausgeberinnen dient der Erläuterung der „Hybridisierungsprozesse“, einschließlich dem allen Projekten zugrundeliegenden vierschrittigen Handlungsansatz POZ. Andererseits wendet sich das Buch an Studierende, die derartige beispielhafte Projektdurchführung für eigene Studienarbeiten anwendungsorientiert studieren sollten. Letztlich wendet sich auch dieser Band an Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die Impulse für Innovation und Kooperation gemeinsam mit den Hochschulen suchen.

Inhalt

Wie bereits in dem - zwei Jahre zuvor erschienenen – Band I (vgl. die Rezension) wird deutlich, dass Studierende der Sozialen Arbeit zunehmend auf eine Sozialarbeitswissenschaft eingestimmt werden. Empirisches Arbeiten mit ersten Forschungskompetenzen ist zunehmend obligatorisch, zumindest im Rahmen des Masterstudiums. Zukünftige Praxis- oder Handlungsfelder benötigen Innovationen und/oder gesellschaftspolitisches Agieren, beides ist ohne empiriegestützte Erkenntnisse nicht denkbar.

Auch der 2015 vorgelegte zweite Band verweist auf akquirierende Studierende in diversen Organisationen, die zu einer großen Bandbreite von Praxisprojekten führen. Genau diese Bandbreite der Projekte verlangt eine ebenso breite „Wissensbildung“ (s. POZ) auch Erarbeitung theoretischer Grundlagen genannt. Die Autorinnen und Autoren wenden vorwiegend qualitative Forschungsmethoden an, nicht selten auch einen Methodenmix. Ihre Begründungen dafür liegen einerseits im explorativen Charakter der Fragestellungen, andererseits auch im formativen, kooperativen Prozess, vielfach starten sie mit kleinen Samples. Für eine qualitative Datengewinnung scheinen Studierende der Sozialen Arbeit prädestiniert zu sein, sind doch Kommunikation und methodische Gesprächsführung ein bedeutsamer Bestandteil des Bachelor-Studiengangs.

Die insgesamt je sieben Autorinnen und Autoren fassen ihre Forschungsergebnisse jeweils auf etwa 20 Seiten zusammen, was gut strukturiert weitgehend gut gelingt. Der jeweilige Theorieteil stellt den Forschungsstand vielfach sehr kenntnisreich dar und der einleitend dargelegte Praxis-Optimierungs-Zyklus (POZ von Daniel Gredig) mit seinen vier einzuhaltenden Schritten sowie der transformative Dreischritt von Silvia Staub-Bernasconi (2007) werden zur Überbrückung des Grabens zwischen Wissenschaft und Praxis angewandt (vgl. Band I Lüthi S. 62). Die empirischen Methoden werden überwiegend gut nachvollziehbar beschrieben. Wie bereits in der Rezension von Band I ist die (selbst-)kritische Überprüfung des Innovationscharakters eines jeden Praxisprojektes obligatorisch, ganz wie es die Anwendung des POZ verlangt.

Diskussion

Eine systematische Anwendung des POZ befähigt Studierende, Innovationsimpulse in der Sozialen Arbeit zu geben, denn sie überzeugen die Praxis mit derartigen Schrittfolgen im Vorgehen. Eine längerfristige Wirkung wartet noch auf eine Evaluation. Interessant erscheint ebenfalls die angedeutete Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit derartiger Praxisforschung zu sein, denn „Kommunikation auf Augenhöhe“, oder „keine Wissensform ist überlegen“ (vgl. S. 180) widersprechen dem Anspruch und Bemühen von Wissenschaft, es besser zu wissen (vgl. S. 167). Ob der in diesem Kontext neu eingeführte Begriff der Hybridisierung sich durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Fazit

Wer sich für kooperative Praxisforschung im Kontext eines Hochschulstudiums Sozialer Arbeit interessiert, erhält auch in Band II vielfältige Anregungen zu diversen Projektmöglichkeiten und methodischen Schritten im Entwicklungsprozess.

Rezension von
Prof. Dr. Brigitte Wießmeier
Forschungskoordinatorin Institut für Innovation und Beratung an der Evangelischen Hochschule Berlin, INIB
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Es gibt 10 Rezensionen von Brigitte Wießmeier.

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Zitiervorschlag
Brigitte Wießmeier. Rezension vom 15.03.2016 zu: Eva Büschi, Claudia Roth (Hrsg.): Innovationsimpulse in der Sozialen Arbeit II. Beiträge zu kooperativen, forschungs- und theoriebasierten Praxisprojekten. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2015. ISBN 978-3-86388-094-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18559.php, Datum des Zugriffs 30.09.2023.


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