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Dieter Rixen, Peter-Michael Hax et al.: Das Arzt-Patienten-­Gespräch

Rezensiert von Dr. Elke Prestin, 24.04.2015

Cover Dieter Rixen, Peter-Michael Hax et al.: Das Arzt-Patienten-­Gespräch ISBN 978-3-11-033507-1

Dieter Rixen, Peter-Michael Hax, Michael Wachholz: Das Arzt-Patienten-Gespräch. Ein Kommunikationstrainer für den klinischen Alltag. Walter de Gruyter (Berlin) 2015. 157 Seiten. ISBN 978-3-11-033507-1. D: 39,95 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 53,90 sFr.

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Thema und Zielgruppe

Das handliche, 157 Seiten umfassende Buch vermittelt praxisbezogenes Grundlagenwissen über die Arzt-Patienten-Kommunikation. Zielgruppe sind Assistenzärzte in der Weiterbildung zum Facharzt, Fachärzte verschiedener Fachrichtungen und Studierende der Medizin.

Autoren

Das Buch ist eine gemeinschaftliche Arbeit dreier Autoren:

  1. Prof. Dr. med. Dieter Rixen ist Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg und Chefarzt der dortigen Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.
  2. Dr. med. Peter-Michel Hax ist Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg und Leitender Arzt der Sektion Endoprothetik und Alterstraumatologie.
  3. Michael Wachholz ist Kommunikationstrainer und -berater.

Aufbau

Das Buch ist in fünf Kapitel aufgeteilt, wobei die beiden letzten Kapitel eher kurze Nachträge beinhalten und zusammen nur zehn Seiten umfassen. Die Kapitel im Überblick:

  1. Grundlagen ärztlicher Kommunikation
  2. Der Gesprächsfahrplan
  3. Anspruchsvolle Gespräche
  4. Kommunikative Unterschiede in den verschiedenen Fächern
  5. Die verschiedenen Arzttypen

Innerhalb der Kapitel nehmen die Autoren mehrstufige Untergliederungen mit Zwischenüberschriften vor. Der flüchtige Leser, der das Buch an einer beliebigen Stelle aufschlägt, erfährt somit sofort, um welches Thema es dort geht und welcher Aspekt gerade behandelt wird.

Ein weiteres durchgehendes Merkmal sind die zahlreichen Beispiele zu Arzt-Patienten-Gesprächen, die jeweils graphisch hervorgehoben werden und zweispaltig gestaltet sind: Die linke Spalte dokumentiert den Gesprächsverlauf, die rechte Spalte enthält Anmerkungen, die das jeweils Gesagte analysieren und kommentieren.

Inhalt

Das erste Kapitel befasst sich mit „Grundlagen ärztlicher Kommunikation“. Hier werden zum einen wesentliche Erkenntnisse der Gesprächspsychologie kompakt und anschaulich dargestellt, u.a. zu Informationsvermittlung und Verständlichkeit, zum Einfluss der Arzt-Patienten-Beziehung, zu den vier Wirkungsebenen der Kommunikation (Vier-Ohren-Modell nach Schulz von Thun) sowie zu erwiesenen Effekten von Suggestion (Placebo- und Nocebo-Effekt). Zum anderen stellen die Autoren einige Gesprächstechniken vor. Dazu gehören vor allem Fragetechniken sowie Tipps für den Umgang mit Wenig- und Vielrednern. Abschließend werden die häufigsten Kommunikationsstörungen im Arzt-Patienten-Gespräch benannt.

Das zweite Kapitel gibt unter dem Titel „Der Gesprächsfahrplan“ konkrete Ratschläge für die ärztliche Gesprächsgestaltung. Nach allgemeinen Hinweisen zum Patientengespräch stehen dabei das Erstgespräch (in der Notaufnahme und in der Sprechstunde), die Anamnese, die Visite, das Aufklärungsgespräch, der Umgang mit Fehlern und Zwischenfällen und das Entlassungsgespräch im Fokus. In jedem dieser Abschnitte wird zunächst die Situation des Patienten und des Arztes betrachtet: Unter welchen Rahmenbedingungen, mit welchen Bedürfnissen und Zielen gehen beide Seiten in das Gespräch? Es folgt ein ausführliches Gesprächs-Beispiel samt Analyse, bevor am Ende des Abschnittes die Empfehlungen zusammengefasst werden.

Im dritten Kapitel geht es um „Anspruchsvolle Gespräche“. Insgesamt 13 Unterkapitel befassen sich u.a. mit besonders ängstlichen, besonders anspruchsvollen und mit „nicht-complianten“ Patienten, mit schlechten Prognosen, mit Kindern, mit dementen Patienten und mit Patienten mit Migrationshintergrund. Der Aufbau entspricht dem des zweiten Kapitels: Auf die Situationsbetrachtung aus der Perspektive der Beteiligten folgen ein Beispiel mit Diskussion und eine Zusammenfassung.

Das vierte Kapitel wirft einen kurzen Blick auf „Kommunikative Unterschiede in den verschiedenen Fächern“, wobei insbesondere Unterschiede der Rahmenbedingungen zwischen den konservativen und den operativen Fächern im Fokus stehen.

Das fünfte Kapitel schließlich skizziert „Die verschiedenen Arzttypen“ und ihre Auswirkungen auf die Kommunikation.

Diskussion

Mit der Arzt-Patienten-Kommunikation greifen die Autoren ein wichtiges Thema auf, das in der Medizinerausbildung bislang leider oft noch nicht angemessen erfasst wird. Im Vorwort bezeichnen sie es als ihr Ziel, die Wahrnehmung der Leser zu schärfen und ihnen Orientierung zu geben. Beides gelingt mit dem Buch in überzeugender Weise.

Positiv hervorzuheben sind insbesondere:

  • Die Verbindung von fachlicher Fundierung und konsequentem Praxisbezug: Die Autoren kennen und nutzen den aktuellen Forschungsstand, entnehmen den von ihnen zitierten Arbeiten aber jeweils nur die Inhalte, die sich unmittelbar für die Praxis nutzbar machen lassen. Da das Buch kein wissenschaftliches Werk, sondern explizit ein „Kommunikationstrainer“ sein soll, ist dieses Vorgehen konsequent und angemessen.
  • Die erkennbare Erfahrung der Autoren: Auch wenn sicher nicht alle genannten Beispiele dem eigenen Erleben der Autoren entstammen, scheint doch immer wieder die umfassende klinische Erfahrung durch. So entsteht nie der Eindruck, hier werde nur Lehrbuchwissen vermittelt. Stattdessen geben routinierte Praktiker ihre gesammelten Erkenntnisse weiter.
  • Die Grundhaltung / das Menschenbild: Diese werden zwar nur in einigen wenigen Randbemerkungen explizit thematisiert, prägen aber erkennbar das gesamte Buch. Die zahlreichen Gesprächsbeispiele werden nicht isoliert betrachtet, sondern in einen Kontext eingebettet, zu dem auch die persönlichen Erlebensweisen und Bedürfnisse von Patienten und Mitarbeitern gehören. Dieser situierte Ansatz ist eine der wesentlichen Stärken des Buches. Zudem sind die vielfältigen Tipps und Hinweise für die ärztliche Kommunikation von Respekt und Empathie gegenüber den Patienten geprägt.
  • Die graphische Gestaltung: Ein ausdrückliches Lob gebührt dem Layout. Die großzügige Seitengestaltung mit viel Weißraum (große Seitenränder und Abstände zwischen einzelnen Textabschnitten) sowie die Farbgebung mit mattgrünen Überschriften erleichtern die Lektüre und sorgen für ein auch sinnlich angenehmes Leseerlebnis.

Insgesamt wurde auch die Herausforderung, zu dritt ein gemeinsames Buch zu erstellen, von den Autoren gut bewältigt. Insbesondere die ersten drei Kapitel, die mit zusammen 142 Seiten den weitaus größten Teil des Buches ausmachen, sind inhaltlich und stilistisch bestens aufeinander abgestimmt. Die kurz gefassten Kapitel 4 und 5 weisen einen etwas anderen Sprachduktus auf, sind aber letztlich auch in das Gesamtkonzept eingepasst.

Fazit

Das Buch löst auf überzeugende Weise ein, was der Untertitel verspricht: Es handelt sich um einen Kommunikationstrainer, der Ärztinnen und Ärzten zahlreiche Tipps für den klinischen Alltag gibt. Im Mittelpunkt stehen nicht die theoretischen Grundlagen der Kommunikation, sondern klare, praxisrelevante Hinweise. Diese werden jeweils anhand von Beispielen anschaulich erläutert und anschließend in Form von Handlungsregeln zusammengefasst.

Das übersichtliche Layout mit kurzen Absätzen und zahlreichen Zwischenüberschriften sowie die graphisch vom Fließtext abgesetzten Beispiele erleichtern die Lektüre und werden auch den eiligen Leser verlocken, immer mal wieder interessiert in dem Buch zu blättern.

Besonders hervorzuheben ist die von Menschlichkeit und Empathie geprägte Haltung der Autoren, die implizit in zahlreiche der Tipps einfließt. So ist auch aus Patienten-Sicht zu wünschen, dass dieses Werk viele aufmerksame Leser finden möge.

Gesamturteil: Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für Ärztinnen und Ärzte in der Aus- und Weiterbildung werden.

Rezension von
Dr. Elke Prestin
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Es gibt 1 Rezension von Elke Prestin.

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ISSN 2190-9245