Daniela Lempertz: Emmas kleines Wunder (Kinderbuch zu Psychotherapie)
Rezensiert von Dr. Kirsten Oleimeulen, 04.05.2015

Daniela Lempertz: Emmas kleines Wunder. Ein Buch über Psychotherapie für Mädchen und Jungen. mebes & noack (Köln) 2015. 60 Seiten. ISBN 978-3-939635-02-4. D: 18,50 EUR, A: 20,40 EUR, CH: 28,50 sFr.
Was ist Psychotherapie?
Ganz allgemein gesprochen, versteht man unter Psychotherapie die Behandlung psychischer Probleme durch anerkannte therapeutische Verfahren, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist. Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns werden über psychotherapeutische Gespräche, Verhaltensübungen, Entspannungsverfahren oder kognitive (wahrnehmungs-) Methoden identifiziert und behandelt. Als „Störungen“ werden unter anderem Depressionen, Ängste, Zwänge, Essstörungen, Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen, Suchtverhalten sowie psychosomatisch bedingte Krankheiten, die auch als Nebenerscheinung der oben genannten Erkrankungen auftreten können, bezeichnet.
Was ist EMDR?
EMDR(Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Psychotherapiemethode, die sich seit Anfang der 90er Jahre in den USA und seit einigen Jahren auch in Deutschland (Hofmann 1999) und Europa zu einer der führenden Methoden in der Behandlung von seelischen Störungen nach psychischen Traumatisierungen entwickelt hat. Die wörtliche Übersetzung lautet " Augen Bewegungs- Desensibilisierung und Neuverarbeitung", d. h. eine Desensibilisierung und Neuverarbeitung seelischer Traumata durch Augenbewegungen.
Autorin
Daniela Lempertz schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz. Bis zur Niederlassung in eigener Praxis durchlief sie viele Stationen: Krankenschwester in der Intensivmedizin, Sozialpädagogin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Ausbildung in Gestalt- und Verhaltenstherapie und schließlich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin – mit Zertifizierung zur EMDR-Therapeutin für Kinder und Jugendliche und EMDR-Supervisorin.
Aufbau
Das Buch „Emmas kleines Wunder“ ist in zwei Teile gegliedert.
Zu Teil I
Der erste Teil umfasst die Geschichte von Emma, die sich beim Eislaufen den Arm bricht. Nach einer problemlosen Heilungszeit mit konservativer Therapie von vier Wochen, stellen sich bei Emma Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung ein. Sie leidet unter nächtlichen Alpträumen, Schmerzen im Arm und zeigt ein ausgeprägtes Meidungsverhalten gegenüber der Eislaufhalle. Die besorgten Eltern suchen schließlich eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin auf. Sie macht mit Emma einige Sitzung mit ressourcenorientierten Übungen, damit sich die beiden besser kennen lernen. Einige Symptome werden dadurch gelindert, aber einige bleiben unverändert. Nachdem die Therapeutin das Gefühl hat, dass Emma sich bei ihr wohl fühlt, findet eine EMDR- Sitzung statt, die zu eine vollständigen Auflösung der Symptomatik führt.
Zu Teil II
Der zweite Teil umfasst einen kleinen Wortschatz für Psychotherapie, der in kindgerechten Erklärungen mündet: Folgende Fragen werden beantwortet:
- Was ist Psychotherapie?
- Wer bietet eine Psychotherapie an?
- Wie findet man eine Psychotherapeutin oder einen -therapeuten, und wer bezahlt die Therapie?
- Wie verläuft eine Psychotherapie?
- Sind meine Eltern auch dabei?
- Erfahren meine Eltern, was ich in der Therapie erzähle?
- Wie lange dauert eine Therapie?
- Wann wird die Psychotherapie beendet?
- Warum sind Gefühle wichtig?
- Was ist ein Trigger?
- Das Toleranzfenster – oder: Was passiert, als Emma an der Eishalle vorbeifährt?
- Was bedeutet Trauma?
- Was ist EMDR und was passiert dabei?
- Was sind Selbstüberzeugungen?
- Wozu ist die Skala mit den Clownsgesichtern gut?
- Was ist ein Wohlfühlort?
- Was ist Glück?
Zielgruppe
Das Buch richtet sich an EMDRausgebildete Therapeuten/-innen für Kinder bzw. an Eltern, denen eine EMDR-Therapie für ihre Kinder empfohlen worden ist.
Fazit
Das Buch „Emmas kleines Wunder“ ist eine sehr schön zu lesende Geschichte im kindgerechten Stile, die von einem umschriebenen akuten Trauma berichtet, dass durch eine BilderbuchEMDRTherapie geheilt wird. Es liest sich so unbedarft, dass man es im Zuge der Allgemeinbildung eigentlich jedem Kind geben könnte. Für Therapeuten/-innen und Eltern bietet es eine Vielzahl von kindgerechten Erklärungen für gängige psychotherapeutische Begriffe. Die sehr gute Bebilderung rundet den unbefangenen und unkomplizierten Eindruck des Buches ab, so dass es sich auch für jüngere Kinder als Vorlesebuch eignet. Als nächstes brauchen wir nun solch ein methodenunabhängiges Buch für die Psychotherapie mit Kinder und Jugendlichen. Sehr empfehlenswert!
Rezension von
Dr. Kirsten Oleimeulen
Psychologin – Familienberaterin, akkreditierte Psychologin für Gesundheitspsychologie und Prävention (BDP), systemische Familientherapeutin und Supervisorin, online-Beraterin
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