Eva Tov, Regula Kunz et al.: Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt, 25.08.2015
Eva Tov, Regula Kunz, Adi Stämpfli: Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit. Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice. hep-verlag (Bern) 2013. 205 Seiten. ISBN 978-3-03905-962-1.
Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-0355-0583-2 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.
Thema
Methodisches Handeln, so Hiltrud von Spiegel (Methodisches Handeln in der sozialen Arbeit. Grundlagen und Arbeitshilfen für die Praxis; vgl. die Rezension) in ihrem Vorwort zu dem vorliegenden Band, „bestehe zum einen aus der Analyse und Planung professionellen Handelns und zum anderen aus dessen Reflexion bzw. Evaluation. Das koproduktive, kommunikative Handeln in der Situation selbst sei dagegen dynamisch, unvorhersehbar und daher nicht zu methodisieren. Das ‚Wie‘, also die Art und Weise der Interaktion in der Situation, gilt als die vornehmste Aufgabe der individuellen ‚Person als Werkzeug‘ … Dennoch handeln Fachkräfte nicht spontan; sie begeben sich nicht völlig unvorbereitet in Situationen, und ihre Reflexionsfähigkeit ist darin auch nicht ausgeschaltet. Die Frage bleibt, bis zu welchem Grad es möglich ist, das professionelle Handeln während einer Handlungssituation reflexiv zu qualifizieren“ (S. 5).
Damit ist ein Grundthema der Sozialen Arbeit in den Blick genommen: Wie handeln Fachkräfte des Sozialen in Situationen? Als Selbstverständnis hat sich durchgesetzt, dass Professionalität in der Sozialen Arbeit bedeutet, wissens- und wertebasiert zu handeln. Eva Tov, Regula Kunz und Adi Stämpfli versuchen im vorliegenden Band diesem Anspruch gerecht zu werden, indem sie Theorie und Praxis zu einander in Beziehung setzen, wozu das Modell der Schlüsselsituationen den Rahmen bildet:
- Situationen kennzeichnet nach Hiltrud von Spiegel, dass sie subjektabhängig sind: „eine Situation ist also das, was vom Subjekt als solche definiert wird. Das Subjekt einschließlich seiner biografischen Erfahrungen, seines Wissensbestandes und seiner Relevanzen ist neben den Gegebenheiten der Umwelt ein wesentlicher Bestandteil der Situation“. Eine Situation „wird konkret und in ihrer spezifischen Ausprägung erlebt und hat gleichzeitig generalisierbare, verallgemeinerbare Merkmale“ (S. 5).
- Schlüsselsituationen, so Eva Tov, Regula Kunz und Adi Stämpfli „sind jene Situationen des professionellen Handelns, die durch Fachkräfte der Sozialen Arbeit als typisch und im professionellen Geschehen wiederkehrend beschrieben werden“. Sie zeichnen sich „durch generalisierbare und verallgemeinerbare Merkmale aus, die für eine gelingende Professionalität als bedeutsam erachtet werden“, und „werden aus der Perspektive der Fachkraft als zeitlich nicht unterbrochener Handlungsfluss erlebt und als symbolisch strukturierter Sinnzusammenhang erfahren“ (S. 38). Acht Elemente (Titel der Schlüsselsituation, Situationsmerkmale, Situationsbeschreibung, Reflection in Action in den Handlungssequenzen, Ressourcen, Qualitätsstandards, Reflexion anhand der Qualitätsstandards und Handlungsalternativen) bilden jeweils die Grundlage der Arbeit mit Schlüsselsituationen.
Theoretische Grundlage des im vorliegenden Band ausführlich vorgestellten Modells bildet der Ansatz des situierten und erfahrungsbasierten Lernens. Dem Autorenkollektiv geht es darum, die Bedeutung von Begriffen wie „Wissen" und „Handeln" in so genannten „Communities of Practice“ (CoP) auszuhandeln, zu relativieren und implizites Wissen auf diese Weise sichtbar zu machen.
Autorinnen und Autor
- Dr. Eva Tov arbeitet als selbstständige Beraterin und Dozentin im In- und Ausland; ihre Arbeitsschwerpunkte sind Migration, Wissens- und Kompetenzmanagement in transdisziplinären und internationalen Teams.
- Dr. Regula Kunz ist Professorin am Studienzentrum Soziale Arbeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz; zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählt Praxisausbildung, Wissensmanagement und Methoden der Sozialen Arbeit, Systemtheorie, Arbeit/Freizeit/Sozialzeit, Erwerbs- sowie Freiwilligenarbeit.
- Adi Stämpfli ist unter anderem Lehrbeauftragter an der Hochschule für Soziale Arbeit/FH Nordwestschweiz; seine Arbeitsschwerpunkte sind Praxisausbildung und Erwachsenenbildung.
Aufbau und ausgewählte Inhalte
Der vorliegende Band weist eine unerklärte Dreiteilung auf:
- Nach der Einleitung, die insbesondere die Interessenlage beider Autorinnen und des Autors, die Entstehungsgeschichte des Zugangs an der Hochschule Basel (später an der Fachhochschule Nordostschweiz) und im Kontext der curricularen Neuordnung „nach Bologna“ erläutert (S. 23 – 31), und dem zweiten Kapitel, das Schlüsselsituationen im Kontext von Professionalität reflektiert, den Begriff „Schlüsselsituation“ definiert, ihre Elemente und Bearbeitungsschritte beschreibt und am Beispiel einer Schlüsselsituation verdeutlicht (S. 33 – 61),
- wird das Konzept in den Kapiteln 3 bis 6 umfassend exemplifiziert und zur Arbeit in „Communities of Practice“ aufgeschlossen. Tov, Kunz und Stämpfli definieren eine CoP wie folgt: „Eine Gruppe bildet dann eine CoP, wenn ihre Mitglieder über einen längeren Zeitraum hinweg zusammen handeln, sich dabei einer gemeinsamen Herausforderung stellen und im Verlaufe der Zeit ein gemeinsames Repertoire entwickeln“ (S. 85); solche Communities stellen damit Kollektive von Praktiker/inne/n, Wissenschaftler/inne/n und Student/inn/en dar, die übergreifend arbeiten und (im Zusammenspiel von Reflexion und Aktion, Handeln und Wissen mit Blick auf die jeweilige Schlüsselsituation) „ein gemeinsames Drittes – neben Profession und Disziplin – schaffen“ (Hiltrud von Spiegel). In dieser Diskursform sieht das Autorenteam die zentrale Bühne der Befassung mit Schlüsselsituationen.
- Im siebten Kapitel zieht das Autorenkollektiv ein kurzes Fazit und wagt einen Ausblick auf die Weiterarbeit (S. 179 – 196): Skizziert werden zwei Forschungsprojekte auf der Grundlage von Fallvignetten („Soziale Arbeit im Kontext von Sozialplanung und Stadtentwicklung“ und „Transdisziplinäres Forschungsprojekt im internationalen Kontext Schweiz/Bosnien-Herzegowina“) und es wird eine Ideenskizze in Richtung Professionalisierung der Sozialen Arbeit in einem transnationalen Kontext (Aufbau einer international vergleichende Sammlung von Schlüsselsituationen und Etablierung neuer Communities of Practice) formuliert.
Der Kern der Argumentation (2.) verdient genauere Betrachtung:
- Das dritte Kapitel dient der theoretischen Fundierung des Modells „Schlüsselsituationen“ (S. 63 – 101). Die Frage, so Tov, Kunz und Stämpfli, „wie Praxis und Theorie relationiert werden können, führt uns dazu, Lern- und Bildungsprozesse genauer zu betrachten. Wie vollzieht sich die Transformation von Wissen und Handeln beim Lernen?“ (S. 63). Erläutert wird Lernen als individuelle Entwicklung und soziale Interaktion, als Entwicklung von Kompetenz (im Anschluss an Knud Illeris), als integrierender Ansatz (nach Hansruedi Kaiser), als Interaktion von Novizen und Experten (nach Hubert L. und Stuart E. Dreyfus), als Werden (im Anschluss an Peter Jarvis), um schließlich zur als zentral erachteten Sozialen Theorie des Lernens in Communities of Practice nach Jean Lave und Etienne Wenger (Situated learning: Legitimate peripheral participation, New York 1991; dazu im Band näher S. 84ff) zu gelangen und Grundsätze des Lernens aus individueller und sozialer Perspektive zu formulieren.
- Im vierten Kapitel steht die Arbeit mit Schlüsselsituationen im Mittelpunkt (S. 103 – 139). Zunächst erläutert das Autorenteam die Bedeutung der im dritten Kapitel dargestellten theoretischen Ansätze für die Arbeit mit Schlüsselsituationen, um anschließend ein Reflexionsmodell anzubieten, das die Bedeutung der Communities of Practice für die Arbeit mit Schlüsselsituationen erhellt und die einzelnen Prozessschritte der Arbeit mit Schlüsselsituationen verdeutlicht; die Arbeit mit Schlüsselsituationen im Kontext des Ansatzes von blended learning (mit Darstellung der der Arbeitsschritte, Bedeutung der Lernbegleitung, feedback, Einsatz von Reflexionsfragen, Workshoparbeit und anderen Vorstellungen zur Arbeit mit Schlüsselsituationen) wird darauf aufbauend erläutert.
- (Erste) Evaluationsergebnisse zur Umsetzung der Arbeit mit Schlüsselsituationen stehen im Focus des fünften Kapitels (S. 141- 159); dazu werden zwei Evaluationen (aus der Perspektive von Teilnehmer/inne/n und in Bezug auf ihre Qualität bei der Wissensintegration und der Relationierung von Praxis und Theorie) vorgestellt.
- Ein Diskursmodell zum Dialog über Schlüsselsituationen ist Gegenstand des sechsten Kapitels (S. 161 – 177). Hier werden auch explizite Angebote zur weiteren und vertiefenden Arbeit mit Schlüsselsituationen gemacht, die auf der zwischenzeitlich eingerichteten Web-Plattform (www.schluesselsituationen.ch) bereits im Prozess der sich Schritt für Schritt entwickelnden Dokumentation nachzuvollziehen ist.
Zielgruppen
Die vorliegende Veröffentlichung richtet sich nach Einschätzung des Verlags an für Student/inn/en, Ausbildende in der Praxis und Dozent/inn/en. Nach meiner Wahrnehmung werden es vor allem Letztere und die Akteur/inn/e/n der Praxis sein, die der Band zur Prüfung (z. B. der eigenen Lehre) und Weiterarbeit (z. B. zur niveauvollen Entfaltung der eigenen Praxis auf der Grundlage reflektierter Schlüsselsituationen) anregen kann.
Diskussion
Nochmals Hiltrud von Spiegel: „Was bisher fehlte, war ein theoretischer ‚Unterbau‘ — von der Frage, was genau Situationen ausmacht, welchen Stellenwert sie im Zusammenhang der immerwährenden Theorie-Praxis-Diskussion einnehmen könnten, bis dahin, wie man mit ihnen gewinnbringend in Ausbildung und Praxisreflexion arbeiten könnte. Ebenso fehlten Formen der Dokumentation von bisher üblichen mündlichen Reflexionen, die helfen könnten, das dabei entstandene kasuistische Wissen zu systematisieren und dem öffentlichen Fachdiskurs zugänglich zu mache“; das vorliegende Buch sei „daher in mehrfacher Hinsicht als Pionierarbeit zu betrachten“ (S. 6).
Tatsächlich beschreibt das Autorenteam mit Buch und Web-Plattform eine Art „Doppelstrategie“: das Buch schafft die Grundlagen, die Plattform ist der Ort der Weiterentwicklung. Auf der Plattform sollen Schlüsselsituationen veröffentlicht und für den Fachdiskurs zugänglich gemacht werden, wodurch ein diskursiv gewonnenes, gemeinsames Verständnis von professioneller Praxis der Sozialen Arbeit begründet werden soll. „Praxisausbildende, Studierende, Dozierende und interessierte Personen aus der Fachwelt“ sind eingeladen, sich am Aufbau der Plattform zu beteiligen. Die Titel der Schlüsselsituationen sollen eine thematische Suche erlauben. Bereits eingetragene Schlüsselsituationen können gelesen, verändert und kommentiert, neue beschrieben und veröffentlicht werden (vgl. www.schluesselsituationen.ch/plattform-schluesselsituationen [7. August 2015]). Thematisch gegliedert werden in der Sammlung Schlüsselsituationen
- zu den methodischen Grundschritten: Sie „setzen den Fokus auf die Grundschritte des methodischen Handelns wie Situationserfassung, Zieldefinition, Interventionsplanung, Abschluss“;
- zur direkten Arbeit mit Zielgruppen („Klientenarbeit“): Sie „schildern alle Situationen, die sich in der unmittelbaren Arbeit mit der Klientel abspielen“;
- zur indirekten Arbeit mit Zielgruppen: Sie „beschreiben die Tätigkeiten, die zwar ebenfalls auf die Klientel ausgerichtet sind, jedoch nur mittelbar. Es sind Situationen im Bereich von sozialpolitischem Engagement, Projektarbeit, interne/externe Zusammenarbeit, Administration usw.“;
darüber hinaus geht es Zukunftsperspektiven, d. h. „Situationen, die in der Sozialen Arbeit an Bedeutung gewinnen“, und Ressourcen, „die in Situationen genutzt werden, und nicht Situationen selbst. Sie wurden der Vollständigkeit des empirischen Verfahrens wegen in die Sammlung aufgenommen“ (S. 172f). Weitere Hinweise zur empirischen Erhebung von Schlüsselsituationen als Wissenssystematik finden sich im Buch (S. 168ff).
Zu den Prozessschritten sind dort auch (erste) Arbeitshilfen und Unterlagen zum Download aus der Website zu finden (u. a. das vorläufige Inventar von Schlüsselsituationen – im Buch [S. 164] ist nur eine Auswahl enthalten –, das Johanna Kohn und Regula Kunz Ende 2009 zur Diskussion gestellt haben); dem Anspruch des Autorenkollektivs folgend werden sich die Materialien wohl in absehbarer Zeit erweitern lassen.
Fazit
Das Grundanliegen des Buches ist es, so Tov, Kunz und Stämpfli, einen „konkreten Beitrag zur Beantwortung der Frage zu leisten, wie mannigfaltige Wissensformen aus Praxis und Wissenschaft in verschiedenen Situationen innerhalb der Sozialen Arbeit, bei denen eine Herausforderung professionell gestaltet werden soll, fruchtbar gemacht werden können. Es geht uns um eine ganzheitliche Sicht der Integration von Wissen und Kompetenzen hin zu einer professionellen Identität“ (S. 27); es geht mithin um die Ausformulierung eines weiteren Konzepts, die offene Frage der eigenen Professionalität beantworten zu helfen – und die Prüfung, ob der Band dazu beitragen kann. Dazu folgende Schlussfolgerungen:
- Das Buch öffnet jedenfalls die Perspektive auf eine virtuelle Community of Practice als offene Plattform zum Austausch von Erfahrungen und Fachwissen. Es setzt sich somit über die hinlänglich bekannten Grenzen der scientific community und des Praxissystems hinweg und leistet schon hierdurch einen Beitrag zur Professionalisierung Sozialer Arbeit.
- Bemerkenswert die komprimierte Darstellung zu den relevanten Lernprozessen „Verstehen“, „Nacherleben und Erfahrungen sammeln“, „Durcharbeiten“, „Optimieren“, „Assoziieren“, „Trainieren“, „Beschreiben“, „Extensionalisieren“, „Prozeduralisieren“ und „Einüben“ im Rahmen des dritten Kapitels (S. 73 – 78). Dies kann für eine Anreicherung der Lehre an Hochschulen ein Gewinn sein. Mit Hiltrud von Spiegel bin ich der Meinung, dass dem Autorenkollektiv damit das Verdienst zukommt, „neue Aspekte für die theoretische Grundlegung mehrerer zentraler Begriffe einzuführen, auf die weiter aufgebaut werden kann“ (S. 7).
- Das Autorenteam erläutert die ihr Modell kennzeichnenden konkreten Arbeitsschritte sehr anschaulich und zeigt differenziert methodisch-didaktische Umsetzungsmöglichkeiten auf. Zur Übersichtlichkeit tragen die ein Kapitel abschließende Zusammenfassungen in Form so genannter „key points“ bei.
- In diesem Band ist an unterschiedlichen Stellen immer wieder die Rede davon, wie nachhaltig die Arbeit mit und an Schlüsselsituationen die Mitglieder des Autorenkollektivs verändert habe, z. B.: „Wir sind durch die vielen situativen Bedeutungsaushandlungen und Umsetzungen in der Praxis fachkundiger geworden und haben unsere Identität dadurch verändert. Durch diese Zusammenarbeit hat sich unsere CoP geformt und weiterentwickelt. Wie die weitere Zusammenarbeit aussieht, wissen wir im Moment nicht“ (S. 195).
- Fraglich bleibt, ob dies etwas so Ungewöhnliches darstellt, dass es stets auf´s Neue zu betonen ist. Schon von den „Altmeister/inne/n“ der Sozialen Arbeit (Thiersch, Otto, Heiner, Meinhold, von Spiegel u. a.) wissen wir um den Wert (selbst-) reflexiver und reflektierter Arbeit, die dieses Attribut nur dann verdient, wenn es „etwas“ mit den Akteur/inn/en des Sozialen „macht“, sie also verändert, (selbst-) kritisch sein und werden lässt und zu veränderter Praxis führt.
- Auch wird kritisch zu klären sein, ob die Bezugnahme auf Schlüsselsituationen wirklich etwas Neues darstellt; in den Lehre zum methodischen Handeln sind vielfältige Verweise eingewoben, die das Schlüsselhafte von (Handlungs-) Situationen (hin und wieder auch als Sequenzen bereits beschrieben) stets herausarbeiten (vgl. z. B. Maja Heiner: Soziale Arbeit als Beruf, München 2007, vgl. die Rezensionen www.socialnet.de/rezensionen/6613.php und www.socialnet.de/rezensionen/5989.php; oder Hiltrud von Spiegel [Hg.]: Jugendarbeit mit Erfolg. Arbeitshilfen und Erfahrungen zur Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation, Münster 2000), nur vielleicht so ausdrücklich nicht benennen.
- Insgesamt: Der Band von Eva Tov, Regula Kunz und Adi Stämpfli ist argumentativ überzeugend formuliert. Es liegt ein gut lesbares, illustratives Werk vor – die eigentliche „Leistung“ aber besteht meines Erachtens in dem Versuch, jenseits der Publikation ein Netzwerk, also eine Community of Practise aufzubauen, die als Ort des Austauschs und der systematischen Reflexion praxisrelevanter Handlungssequenzen fungieren und den Anschluss von Praxis an Wissenschaft und Wissenschaft an Praxis doppelt begründen und vertiefen kann. Das Autorenkollektiv „lebt“ die eigene Darstellung. Offen bleibt (noch), inwieweit die Übertragbarkeit des (Arbeits-) Modells auf Praxisbezüge jenseits ambitionierter Settings, wie sie sich in der Darstellung und in der Person der Autorinnen und des Autors andeuten, gegeben ist. Das zu zeigen wird sich (auch) an der Dokumentation auf der Plattform der Fachhochschule Nordostschweiz – und vor allem dem weiteren Verlauf des Diskurses um Schlüsselsituationen dort – ablesen lassen. Vielleicht gelingt den Schweizern auch ein nachhaltiger Übersprung nach Deutschland?
Rezension von
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt
Professur für Grundlagen und Methoden der Sozialen Arbeit an der Hochschule Magdeburg
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Zitiervorschlag
Peter-Ulrich Wendt. Rezension vom 25.08.2015 zu:
Eva Tov, Regula Kunz, Adi Stämpfli: Schlüsselsituationen der Sozialen Arbeit. Professionalität durch Wissen, Reflexion und Diskurs in Communities of Practice. hep-verlag
(Bern) 2013.
ISBN 978-3-03905-962-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18693.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.
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