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Hans Berkessel, Wolfgang Beutel (Hrsg.): Jahrbuch Demokratiepädagogik Band 3

Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 13.04.2015

Cover Hans Berkessel, Wolfgang Beutel (Hrsg.): Jahrbuch Demokratiepädagogik Band 3 ISBN 978-3-89974-999-1

Hans Berkessel, Wolfgang Beutel (Hrsg.): Jahrbuch Demokratiepädagogik Band 3. Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus 2015/16. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2015. 304 Seiten. ISBN 978-3-89974-999-1. D: 26,80 EUR, A: 27,60 EUR, CH: 36,90 sFr.

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Kann Demokratie ihre Werte behaupten?

Die Demokratie sei, so eine bekannte Einschätzung die schlechteste aller Regierungsformen; eine bessere aber gebe es nicht! In dieser Diktion stecken zwei Wahrheiten: Die eine, dass Demokratie als Regierungs- und Lebensform vom Individuum wie von den Gesellschaften viel größere Anstrengungen, Engagement und Zuversicht benötigen als andere, bekannte Systeme; die andere, dass die Werte, die Demokratie fordert – Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Friedfertigkeit – weder vom Himmel fallen oder von sonst wo her kommen, sondern mühsam, mit Verstand und Empathie erworben werden müssen. Nicht zuletzt diese Erkenntnis hat bewirkt, dass „Demokratielernen“ als Bildungs- und Erziehungsanspruch in der Schule wie bei lebenslange Lernprozessen als humane Lebensform verstanden und der Menschheit als Herausforderung aufgegeben ist (Benedikt Widmaier / Frank Nonnenmacher; Hrsg., Partizipation als Bildungsziel. Politische Aktion in der politischen Bildung, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12104.php). Im lokalen und globalen öffentlichen Diskurs wird dieses Ideal immer wieder in Frage gestellt durch extreme, fundamentalistische und demokratiefeindliche Argumentationen und Aktionen; und gleichzeitig Demokraten aufgefordert, die in der von ihnen gewählten Regierungs- und Lebensform grundgelegten Werte nicht nur selbstverständlich an- und hinzunehmen, sondern sie wehrhaft gegenüber den Feinden der Demokratie zu verteidigen.

Entstehungshintergrund und Herausgeberteam

Die Feststellung, dass Demokratie nicht nur Verfassungsanspruch und Regierungsform ist, sondern auch als Gesellschafts- und Lebensform verstanden werden muss, findet sich im Gründungspapier („Magdeburger Manifest“) der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik. Die Vereinigung gibt seit 2012 das Jahrbuch „Demokratiepädagogik“ heraus. Bd. 1 thematisierte die Bildungsaufgaben für Schule und Jugendbildung, Bd. 2 setzte sich mit demokratischer Lernkultur und Genderdemokratie auseinander (Hans Berkessel / Wolfgang Beutel / Hannelore Faulstich-Wieland / Hermann Veith, Hrsg., Jahrbuch Demokratiepädagogik 2013, www.socialnet.de/rezensionen/15225.php); das dritte Jahrbuch wird nun mit dem Fokus auf „Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus“ vorgelegt. Die Anzeichen sind nicht zu übersehen: Akzeptanz und Wille zur Demokratisierung in den globalen Gesellschaften schwinden; und es entstehen, schleichend wie gewaltsam, populistische, rechtsextreme bis fundamentalistische Machtstrukturen, die sich als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, als ethnozentristische und rassistische Einstellungen nicht mehr nur an den Rändern der Gesellschaften etablieren, sondern bis in deren Mitte ausgreifen.

Der Ingelheimer Pädagoge und Historiker Hans Berkessel und der Jenenser Politikwissenschaftler und Geschäftsführer des „Förderprogramms Demokratisch Handeln“, Wolfgang Beutel – beide sind auch Mitherausgeber des Jahrbuchs „Demokratiepädagogik“ – haben für das Jahrbuch 2015/16 insgesamt 45 Expertinnen und Experten versammelt, die sich mit der Frage auseinandersetzen: „Wo liegen die gegenwärtigen Herausforderungen für Demokratie und Demokratiepädagogik?“. Die Schwerpunktsetzung des Themas „Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus“ ist nicht nur notwendig, weil in den zivilgesellschaftlichen Prozessen rechtspopulistisches Denken zunimmt und sich mit den kritischen Auseinandersetzungen um falsch verlaufende, so genannte demokratische (jedoch egoistische und kapitalistische) Entwicklungen verbinden, sondern auch durch die in den (demokratischen) Gesellschaften sich zeigenden Machtverschiebungen von den „Ohnmächtigen“ hin zu den „Mächtigen“ (was ja jedem Verständnis und Zielsetzung einer demokratischen Gesellschaft widerspricht): „Interessenkollisionen und Lobbyismus innerhalb weicher institutioneller Grenzen im bunten Feld der Zivilgesellschaft …führen in ein gefährliches Konglomerat von Interessen, die zunächst bürgergesellschaftlich fundiert und demokratisch gehaltvoll wirken, letztlich aber auch anti-demokratische Bestrebungen fördern und entsprechende politische Kräfte freisetzen können“.

Aufbau und Inhalt

Die Herausgeber gliedern das Jahrbuch in fünf Kapitel. Im ersten werden Schwerpunkte zur „Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus“ diskutiert; im zweiten werden im Forum verschiedene Spannungsfelder in diesem Kontext vorgestellt; im dritten werden Praxisbeispiele präsentiert; um vierten werden Initiativen und Entwicklungen zur Bildungsarbeit in den Ländern und Regionen aufgezeigt; und im fünften Kapitel werden zivilgesellschaftliche Initiativen vorgestellt und Rezensionen zu ausgewählter Literatur abgedruckt.

Der Erziehungswissenschaftler von der Universität Marburg, Benno Hafeneger und die wissenschaftliche Mitarbeiterin der hessischen Landeskoordinierungsstelle „beratungsNetzwerk“, Tina Dürr, informieren mit ihrem Beitrag „Rechte Jugendkultur – eine neue Erlebniswelt“ über ihre Erfahrungen bei schulischen und außerschulischen Präventions- und Interventionsmaßnahmen. Dabei heben sie besonders die Einbeziehung und Schulung von pädagogischen Fachkräften hervor, damit es gelingt, „einen Prozess in Gang (zu) setzen, der demokratisches Zusammenleben (als Gegensatz zur ‚Erlebniswelt Rechtsextremismus‘) erfahrbar (zu machen)“.

Der Politikwissenschaftler von der Hochschule Magdeburg-Stendal, Roland Roth, setzt sich mit seinem Beitrag „Demokratie? Nein danke!“ mit den Herausforderungen für eine erfolgreiche Arbeit gegen Rechtsextremismus auseinander. Die Feststellung, dass es nicht gut stehe um den gesellschaftspolitischen und pädagogischen Widerstand gegenüber dem Rechtsextremismus, belegt er damit, dass eher Interesselosigkeit, mangelnde Aufmerksamkeit, Verharmlosung und Verdrängung in der Gesellschaft vorherrschten, und die Förderung von Kompetenzen zum Erkennen und Verteidigen von demokratischen Werten vernachlässigt würden. Nur mehr demokratische Partizipation könne diese Defizite aufheben.

Die Fachjournalistin, Trainerin, Beraterin und Programmentwicklerin für konstruktive Konfliktbearbeitung, Partizipation und Zivilcourage, Christa Kaletsch (vgl. dazu auch: Christa Kaletsch, Handbuch Demokratietraining in der Einwanderungsgesellschaft. Aktive Schülervertretung für Schüler, Lehrer und Eltern, 2007, www.socialnet.de/rezensionen/6783.php) thematisiert „Rassistische Diskurse in der Mitte der Gesellschaft als pädagogische Herausforderung“. An ausgewählten Beispielen von Xenophobie setzt sie sich mit Argumenten und Einstellungen auseinander und bietet zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus Handlungsempfehlungen für schulisches Lernen an.

Der Pädagoge und Lehrbeauftragter für Sozialpädagogik an der Universität Hamburg, Stefan Dierbach, diskutiert mit seiner Frage „Jenseits von Motiv und Ziel?“ die Problematik „einer Infantilisierung politischer Subjektivität im Diskurs über rechte Gewalt“. Mit dem Begriff der „Infantilisierung“ verweist er damit auf Einstellungsmuster, wonach „rechte Gewalt“ vielfach eigentlich gar nicht rechtsradikal motiviert sei, sondern es den Tätern eher darum gehe, „Aufmerksamkeit zu erlangen, um damit Gefühle von Vernachlässigung zu kompensieren“. Die Ausblendung des Politischen führe zur Verharmlosung und Fehleinschätzung des „kollektiven Handelns von Personen, die sich aus dezidiert politischen Gründen gegen den Konsens von Demokratie, Menschenrechten und Inklusion wenden“.

Der Politikdidaktiker vom Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, Markus Gloe, verweist mit seinem Beitrag „Rechte Musik- Szenekitt und Lockmittel“ auf eines der wichtigsten rechtsextremen Propagandamittel. Er zeigt Entstehungsgeschichte von „Rechtsrock“ und anderen Musikrichtungen und analysiert Inhalte, Auftrittsszenarien, Effekte und scheinbar alltägliche Ausdrücke, die so zu Identifikationsmitteln für Jugendliche werden; freilich auch: Rechte Musik kann nur da ansetzen, wo schon etwas vorhanden ist!

Die Berliner Verhaltens- und Psychotherapeutin Marina Chernivsky fragt in ihrem Beitrag „Vielfalt – Quo Vadis?“, indem sie auf die Geschichte und Wirklichkeit beim Zwiespalt zwischen Ausgrenzung, Vielfalt und Diversität verweist. Am Beispiel des Modellprojekts „Perspektivenwechsel“ zeigt sie am Anti-Bias-Ansatz auf, mit welchen Konzepten und Methoden in der Fortbildung, Coaching und Therapie „eine reflektierte, achtsame und wertschätzende pädagogische Anleitung ( ) der Weg zu einer schuld- und angstfreien Konfrontation mit biographischer, sozialer und gesellschaftlicher Realität… und Raum für konstruktive u7nd anerkennende Lernprozesse“ geebnet werden kann.

Das zweite Kapitel beginnt die Mitarbeiterin bei der Koordinierungs- und Kontrollstelle des Jenaer Stadtprogramms gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Intoleranz, Janine Patz, mit einer „Provokation“, indem sie feststellt: „Demokratie braucht Schule“. Sie verweist auf den Systemfehler einer „unpolitische(n) Demokratieerziehung mit Neutralitätsanspruch“ und zeigt Konsequenzen für die alltägliche Schulpraxis auf.

Die Münchner Referentin für Internationale Jugendarbeit und Schüleraustausch mit Mittel-, Osteuropa und Israel, Juliane Niklas, plädiert mit ihrem Beitrag „Alle anders – alle gleich“ für einen kritischen Umgang mit dem Kulturbegriff in internationalen Jugendbegegnungen. Sie verweist darauf, dass es bei der Erziehung zur interkulturellen Kompetenz und zum globalen Lernen nicht ausreicht, nur auf die Vermittlung von kognitivem Wissen zu setzen und emotionales, emanzipatorisches und nicht-essentialistisches Lernen auszublenden. Dafür stellt sie Spiele und Übungen vor.

Der Mannheimer Historiker Peter Steinbach lädt mit seinem Beitrag „Gedenkstätten in Baden-Württemberg“ zur kritischen Selbstreflexion ein. Der Appell, angesichts der zeit- und generationenbedingten Veränderungen Denk- und Mahnmale auch mit einem veränderten, sach- und erinnerungsgerechten Blick zu betrachten, hat dazu geführt, über eine neue Erinnerungskultur nachzudenken. Er regt an, „Gedenkstätten nicht nur (als) Orte (zu betrachten), an denen sich eine vergangene Wirklichkeit spiegelt, sondern (sie als) Zeugnis einer geschichtspolitischen Selbstbehauptung (zu verstehen und) … im Nachdenken über die Vergangenheit auch gegenwärtige Positionen und … das eigene Verhalten zu reflektieren“.

Der Dezernent für Politische Bildung bei der Bezirksregierung Münster und Lehrbeauftragter der Westfälischen Wilhelms-Universität, Gernod Röken, setzt sich mit dem Spannungsfeld „Demokratiepädagogik, demokratisch-partizipative Schulentwicklung und Schulaufsicht“ auseinander. Damit begibt er sich auf das bisher weitgehend tabuisierte Gebiet der hierarchisierten Bildungsverwaltung. Der Autor ist überzeugt, dass der vermeintliche Widerspruch zwischen staatlichen Regelungsfunktionen und demokratisch-partizipativer Schulentwicklung keiner ist. Dazu legt er Vorschläge für strukturelle Veränderungen vor.

Die Heidelberger Ethnologin und Volkswirtin Susanne Frank leitet das Bildungsprojekt „familY: Eltern bilden – Kinder stärken“. Sie berichtet über Konzepte und Möglichkeiten, wie durch Elternbildung und -mitarbeit in der Schule Behinderungen und Diskriminierungen bei Herkunft, Sprachgrenzen und Lebensbedingungen abgebaut werden können.

Werner Friedrichs und Dirk Lange von der Leibniz-Universität Hannover reflektieren „Demokratie, Demokratiepädagogik und Politikdidaktik“, indem sie die unterschiedlichen Positionen, Konzepte, Theorie- und Praxisbildungen der Felder in der Politischen Bildung darstellen und sich mit den „neuen Demokratietheorien“ im postdemokratischen Diskurs auseinandersetzen. Sie verdeutlichen damit, dass „Politik als ästhetisches Regime … Politikbewusstsein sichtbar und didaktisch zugänglich (macht)“.

Im dritten Kapitel vermitteln Stefan Glaser, Christiane Schneider und Sonja Rumberger Einblick in die Methoden, Mittel und Manipulationen, „wie Neonazis Jugendliche im Internet ködern“. Sie zeigen auf, dass und in welchen Formen das Social Web zum Zentrum für rechtsradikale Agitation wird. Ein Praxisbeispiel verdeutlicht die verschiedenen Tricks und Beeinflussungen, die auf Besucher der rechtsextremen Internet-Auftritte ausgeübt werden; und sie stellen Beispiele zur Sensibilisierung für „Rechtsextremismus im Internet“ vor.

Der Berliner Zeitgeschichtler und ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, und der Politikwissenschaftler von der Pädagogischen Hochschule Weingarten, Volker Reinhardt, rufen auf: „Gegen rechte Stammtischparolen argumentieren lernen“. Sie stellen das Konzept „Argumentationstraining“ vor, indem sie exemplarisch einige zentrale und gewohnte Schlagwörter und Begriffszusammenhänge rechter Propaganda aufgreifen und einer kritischen Analyse unterziehen, wie z. B.: „Auschwitzlüge“, „Ausländerkriminalität“, „Dolchstoßlegende“, „Kollektivschuld“ und „Weltjudentum“.

Der Historiker und Mitarbeiter der Hamburger Körber-Stiftung, Sven Tetzlaff, geht mit seinem Beitrag „Erinnerung an den Ersten Weltkrieg“ auf die öffentliche Aufmerksamkeit über die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ ein. Er fragt nach den Gründen dieses Interesses, das z. B. bei Kindern und Jugendlichen größer ist als das sowieso bei Erwachsenen erkennbare Interesse; und er zeigt Möglichkeiten für die historisch-politische Bildung auf.

Die Berliner Bildungsreferentin für Bundesmodellprojekte zur Demokratieentwicklung, Karin Schreibeis, stellt das Konzept, Arbeitsweisen und Erfahrungen beim Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ vor und diskutiert die Möglichkeiten und Innovationen, wie im schulischen Alltag die Ansprüche zum Demokratielernen wach gehalten und immer wieder neu motiviert werden können.

Die Soziologin Ines Fögen und die Pädagogin Anh Ngo vom Berliner Netzwerk gegen Rassismus in Schulen thematisieren mit ihrem Beitrag „Schule in der post-kolonialen Migrationsgesellschaft“, indem sie auf die Notwendigkeit zur rassismuskritischer Reflexion im schulischen Handeln verweisen. Sie stellen Fallbeispiele für den fächerübergreifenden und Ethik-Unterricht vor, analysieren die inhaltlichen und didaktischen Zusammenhänge, verweisen auf die schulischen Defizite und machen Mut für demokratiepädagogisches Lernen.

Der Jenenser Politikwissenschaftler Mario Förster interviewt mit dem Beitrag „Rassismus als Thema in der Hochschulausbildung“ den Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Wassilis Kassis zu den Ergebnissen einer Untersuchung über politische Einstellungen und Vorurteilen von Studierenden der Universitäten Osnabrück und der kanadischen University of Victoria in British Columbia. Ziel der Befragung war, „wie stark soziale Vorurteile wie Antisemitismus, antimuslimische Einstellungen, Ausländerfeindlichkeit, Geschlechterstereotype und Gewaltakzeptanz gegen Minoritäten bei Studierenden verinnerlicht sind“. Die besorgniserregenden, unerwarteten Ergebnisse, die im übrigen auch darin bestehen, dass bei den negativen Einstellungen bei deutschen und kanadischen Studierenden kaum nennenswerte Unterschiede zu verzeichnen sind, stellen die Hochschulen bei der Lehre und Forschung vor große Herausforderungen, um einen Bewusstseinszustand zu erreichen und mit dem Paradox umzugehen: „Unser Ziel ist es, keine Vorurteile zu haben, im Wissen darum, dass wir immer welche haben werden“.

Wolfgang Beutel beschließt das Kapitel mit dem Beitrag: „Demokratiepädagogik in der Praxis“. Er analysiert aus den 235 eingereichten Projekten für den Wettbewerb „Förderprogramm Demokratisch Handeln“ des Jahres 2012 ausgewählte, vielfältige Beispiele, die von der Partnerschaftsarbeit zwischen einer deutschen und ruandischen Schule, über künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Rechtsradikalismus, bis hin zur Mitarbeit bei der Planung einer Straße im Heimatort reichen. Sie verdeutlichen die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch diese „Best Practice“ – Beispiele schulischen, demokratischen Engagements darstellen und Mut für Demokratielernen machen.

Im vierten Kapitel werden Projektbeispiele aus den Bundesländern und Regionen präsentiert. Die Mainzer Studentin Sonja Rumberger informiert über das Präventionsprojekt „Studientage REX“ aus Rheinland-Pfalz; Michael Hammerbacher, Ulrike Kahn und Michael Rump-Räuber berichten über Projekte zu „Demokratiepädagogik in der Allgemeinbildung und der beruflichen Bildung“ in der Bildungsregion Berlin-Brandenburg; Helmolt Rademacher stellt das Beratungsnetzwerk Hessen vor; Mario Förster und Franziska Schmidtke präsentieren den interdisziplinären Verbund zur Rechtsextremismusforschung an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena; Sonja Student und Jasmine Gebhard diskutieren zum Thema „“Bildung für Kinderrechte und Demokratie“ die verschiedenen Innovationen und Initiativen, die von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik ausgehen und gefördert werden; und Birger Hartnuß thematisiert Konzept, Zielsetzung, Arbeit und Perspektiven des von der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz und der Bertelsmann-Stiftung 2012 eingerichteten, bundesweit angelegten „Jugendforums rlp“.

Das fünfte Kapitel versammelt Beiträge, wie das Laudatio von Wolfgang Beutel anlässlich der Verleihung des vierten „Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreises 2011 „Demokratie lernen und erfahren“ an die Initiative HEROES; der Dankesrede des Theaterpädagogen und Trainers bei HEROES, Yilmaz Atmaca; und Ekin Deligöz´, MdB, Festrede zum gleichen Anlass; der Laudatio der Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft, Christa Goetsch, zur Verleihung des Hamburger Schulpreises. Der Jenenser Schulpädagoge Peter Fauser stellt das ausgezeichnete Projekt der Gesamtschule Ost in Bremen: „Wer ist Deutscher? Einbürgerung mit Doppelpass!“ vor. Die Eintragung in das „Goldene Buch“ einer Stadt stellt eine besondere, öffentliche und gesellschaftliche Ehrung dar: Peter Fauser hielt aus diesem Anlass am 14. März 2014 eine Dankesrede, in denen er die naheliegenden Begriffe – Gold, Ehre, Ehrfurcht – thematisiert. In den weiteren Beiträgen werden Rezensionen zu ausgewählter, relevante, thematischer Literatur abgedruckt.

Fazit

Kinder und Demokratie – ist das ein Thema, das Wissenschaft interessiert? Zugegeben, das ist eine eher kokette Frage, und die Antwort darauf ist auch klar: Natürlich! Und zwar in mehrerer Hinsicht: Natürlich, weil der Mensch als vernunftbegabtes, zwischen Gut und Böse unterscheidungsfähiges Lebewesen zur Demokratie gebildet werden muss; natürlich, weil demokratisch leben erfahrbar gemacht werden muss; und natürlich, weil jede Form von Extremismus menschenfeindlich ist (vgl. z. B. dazu auch: Yvonne Blöcker / Nina Hölscher, Hrsg., Kinder und Demokratie, 2014, www.socialnet.de/rezensionen/17953.php).

Die im Jahrbuch „Demokratie-Pädagogik 3“ zum Themenkomplex „Demokratiepädagogik und Rechtsextremismus“ von insgesamt 45 Autorinnen und Autoren formulierten Statements, Essays, Analysen und Berichte vermitteln für die Theorie und Praxis des Demokratielernens in der Schule, wie bei außerschulischen Anlässen und zum Lebenslangen Lernen Anregungen. Es sind Herausforderungen und Anforderungen, um den Gefährdungen durch Rechtsextremismus kompetent und wirksam begegnen zu können und die demokratischen Errungenschaften und Werte zu schätzen und zu leben!

Das Jahrbuch „Demokratie-Pädagogik“ sollte auf den Schreibtischen von Demokraten und in den schulischen, universitären und öffentlichen Bibliothek zu finden sein.

Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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ISSN 2190-9245