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Thomas Viola Rieske: Pädagogische Handlungsmuster in der Jungenarbeit

Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer, 20.01.2016

Cover Thomas Viola Rieske: Pädagogische Handlungsmuster in der Jungenarbeit ISBN 978-3-86388-092-7

Thomas Viola Rieske: Pädagogische Handlungsmuster in der Jungenarbeit. Eine Untersuchung zur Praxis von Jungenarbeit in kurzzeitpädagogischen Settings. Budrich Academic Press GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2015. 300 Seiten. ISBN 978-3-86388-092-7. D: 36,00 EUR, A: 37,10 EUR, CH: 46,80 sFr.

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Thema

Die Forschungsarbeit von Thomas Viola Rieske untersucht die Praxis von kurzzeitpädagogischen Settings in der Jungenarbeit. Vor dem Hintergrund der theoretischen Entwicklungen und der Institutionalisierung von Jungenarbeit zeigt sich, dass bisher nur wenig erziehungswissenschaftliche Forschung über konkrete Settings von Jungenarbeit vorliegt. Thomas Viola Rieske legt daher in dieser Arbeit die Ergebnisse seiner Forschung über pädagogische Handlungsmuster in Jungenseminaren vor.

Autor

Dr. Thomas Viola Rieske ist Diplompsychologe. Durch die Auseinandersetzung mit Gender Studies an der Freien Universität Berlin und an der University of Sydney und über die eigene Durchführung von Bildungsarbeit zum Thema der Akzeptanz sexueller Vielfalt ist Thomas Viola Rieske schon seit längerer Zeit mit Themen zu Geschlechtsidentitäten und Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt. Seit 2014 arbeitet er bei Dissens e.V. in Berlin und widmet sich dort der Aufdeckung und Prävention von sexualisierter Gewalt gegen männliche Kinder und Jugendliche.

Entstehungshintergrund

Dieses Buch ist die überarbeitete Fassung der an der Universität Potsdam eingereichten und von Prof. Dr. Annedore Prengel betreuten Dissertation des Autors. Die Entwicklungen in dem Bereich der Jungenarbeit, als einem zentralem Element von Geschlechterpädagogik, weisen zum Teil breit gefächerte Aussagen über die theoretischen Orientierungen der Ansätze auf. Thomas Viola Rieske gestaltet hier den Versuch einer systematischen Erforschung von Handlungsmustern in der pädagogischen Praxis von Jungenseminaren.

Aufbau und Inhalt

Im einleitenden Kapitel werden das Thema und die Fragestellung der Forschungsarbeit erläutert. Der Autor führt anhand der Diskussion des Forschungsstandes die Leser*in zur Zielsetzung dieser Arbeit und begründet damit zugleich die Notwendigkeit weiterführender Forschung.

Im zweiten Kapitel erläutert Thomas Viola Rieske theoretische Grundüberlegungen zum Erkenntnisgewinn in der Erziehungswissenschaft. Für seine Forschung bedient er sich praxistheoretischer Überlegungen zum Strukturmodell zur Rekonstruktion pädagogischer Handlungsmuster. Des Weiteren dienen queer-feministische, geschlechtertheoretischer Überlegungen mit Blick auf hegemeoniale Mechanismen der Interpretation der Handlungsmuster und Motive der involvierten Pädagog*innen.

Im dritten Kapitel beleuchtet der Autor den Stand der Diskussion und der Forschung zum Thema Jungenarbeit. Dabei folgt er sowohl pädagogischen als auch geschlechtertheoretischen Überlegungen. Hierdurch öffnet sich der Blick auf unterschiedliche Ansätze die zwischen Feminismus, Männlichkeitskritik und Defizitorientierung einerseits und Ressourcenorientierung, Jungenstärkung und Männlichkeitsverstärkung andererseits zu verorten sind.

Im vierten Kapitel stellt Thomas Viola Rieske sein Untersuchungskonzept vor. Er beschreibt die Datenerhebung, die Datenauswertung und beschreibt die untersuchten Seminare. Der Fokus dieser qualitativen Untersuchung liegt auf der Ermittlung von Orientierungen, Annahmen, Thesen und Handlungsnahelegungen der pädagogischen Seminarleitung.

Im fünften Kapitel beschreibt Thomas Viola Rieske die vorgefundenen Handlungsmuster. Er ordnet diese folgenden Bereichen zu: Beziehungen herstellen, Denk- und Handlungsmuster nahelegen und unerwünschten Denk- und Verhaltensschemata begegnen. Interpretiert werden diese in Hinsicht darauf, in welcher Weise Pädagog*innen auf die Jungen Einfluss nehmen.

In der Zusammenfassung wendet sich der Autor sowohl den Ergebnissen der Literaturrecherche, als auch den Ergebnissen der empirischen Studie zu. Er betont in seiner Schlussfolgerung die Bedeutung von Jungenbildern der Pädagog*innen als einen zentralen Faktor für die Ermöglichung oder Behinderung gelingender pädagogischer Kontakte.

Zielgruppen

Pädagog*innen und Multiplikator*innen aus der Praxis und Theorie von Jungenarbeit.

Diskussion

Die Forschungsarbeit von Thomas Viola Rieske ermöglicht sowohl den theoretischen Diskurs aktueller Jungenarbeit, als auch eine kritische Verortung und Diskussion eigener pädagogischer Praxis. Der reflektierte und gründliche Stil dieser Arbeit bleibt immer gut lesbar und in seinen Folgerungen gut nachvollziehbar. Die zugewandte, heteronormativitätskritische Sichtweise und der intersektionale Bezug ermöglichen einen großen fachlichen Gewinn. Die Qualifikation Thomas Viola Rieskes entspringt nicht nur seiner nachweislichen Erfahrung im Bereich der Geschlechterforschung und entsprechender Bildungsarbeit, sondern findet sich auch in seiner transparenten und im besten Sinne kritischen Darstellung bestätigt.

Fazit

Es handelt sich bei der Forschungsarbeit von Thomas Viola Rieske um eine überaus wertvolle und in Ihrem Erkenntnisgewinn und in Ihrer Darstellung gründliche und äußerst sensibel durchgeführte Darstellung und Reflexion, die es ermöglicht geschlechtersensibles, pädagogisches Handeln in der Jungenarbeit verantwortungsvoll zu hinterfragen.

Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer
M.A. Päd. / Dipl. Soz.-Päd.(FH) War lange tätig in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit; Aktiv in der Vernetzung von Jungenarbeit in München seit 1993 (www.netzwerk-jungenarbeit.de), freiberuflicher Fortbildungsreferent zu Themen der Genderpädagogik und zu Gender Mainstreaming seit 1999. Seit 2005 Mitarbeiter im Münchner Informationszentrum für Männer mit den Schwerpunkten Männerberatung und Gruppenarbeit für Männer mit Gewalthintergrund (www.maennerzentrum.de), seit WS 2008/09 auch Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München (www.ksh.de). Seit 2011 außerdem Mitarbeiter am Pädagogischen Institut in München, zuständig für Geschlechtergerechte Pädagogik und Jungenförderung an den Städtischen Münchner Schulen (www.pi-muenchen.de).
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Es gibt 26 Rezensionen von Gregor Prüfer.

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ISSN 2190-9245