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Vaidilutė Asisi: Entwicklungsbedingungen im Kontext der Eltern-Kind-Beziehung

Rezensiert von Prof. Dr. Ariane Schorn, 10.02.2016

Cover Vaidilutė Asisi: Entwicklungsbedingungen im Kontext der Eltern-Kind-Beziehung ISBN 978-3-658-06914-8

Vaidilutė Asisi: Entwicklungsbedingungen im Kontext der Eltern-Kind-Beziehung. Chancen und Risiken in der Interaktion mit Mutter und Vater. Springer VS (Wiesbaden) 2015. 335 Seiten. ISBN 978-3-658-06914-8. D: 49,99 EUR, A: 51,39 EUR, CH: 62,50 sFr.

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Thema

Das vorliegende Buch befasst sich mit Zusammenhängen zwischen der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung und -Interaktion und Auffälligkeiten in der frühkindlichen Entwicklung. Dazu wird zum einem ein theoretisches Fundament in Form eines Überblicks über relevante Befunde aus der Forschung gelegt und zum anderen der Aufbau und die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung der Autorin zu eben diesem Thema vorgestellt.

Entstehungshintergrund

Es handelt sich um die Veröffentlichung einer Dissertation an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Aufbau und Inhalt

Das vorliegende Buch gliedert sich in sechs Kapitel, wobei in Kapitel zwei und drei ein Überblick über die Forschung gegeben und in Kapitel vier und fünf die eigene Untersuchung dargelegt wird.

Kapitel eins („Einleitung“) führt in das Thema ein und gibt einen Überblick über den Aufbau des Buches.

Das zweite Kapitel ist mit „Theoretische Grundlagen – Familiensystem“ überschrieben und gliedert sich in fünf Unterkapitel. Im Einzelnen werden „Determinanten des elterlichen Erziehungsverhaltens“ herausgearbeitet und die „Familie als Beziehungssystem“ sowie zentrale Instrumente und Herausforderungen der „Familien- und Interaktionsdiagnostik“ vorgestellt. Dargelegt werden ferner „Merkmale des dyadischen Interaktionsverhaltens in der Forschungsliteratur“ sowie „Studienergebnisse zu Determinanten des elterlichen Erziehungsverhaltens“.

Das dritte Kapitel, überschrieben mit „Theoretische Grundlagen – Frühkindliche Entwicklung und Entwicklungsabweichungen im Beziehungskontext“, gliedert sich ebenfalls in fünf Unterkapitel. Im Einzelnen geht es hier um „Frühkindliche Entwicklung im Beziehungskontext“ sowie um die „Ätiologie der Entwicklungspsychopathologie im Kleinkindalter“. Das dritte Unterkapitel setzt sich mit der „Klassifikation und Diagnostik psychischer Störungen im Kleinkindalter“ auseinander. Es folgt eine Darlegung von „Forschungsergebnisse(n) zum Zusammenhang zwischen Eltern-Kind-Beziehung und kindlicher Entwicklung“ sowie eine Zusammenschau von „Therapieansätze(n) bei frühkindlichen psychischen Störungen“.

Das vierte Kapitel heißt „Methodischer Teil“. Entfaltet werden hier Ziele, Fragestellungen und Hypothesen der Untersuchung. Die Autorin beschreibt ihre Stichprobe, die von ihr gewählten Messinstrumente sowie den Prozess der Datenerhebung bzw. der Untersuchungsdurchführung. Untersuchungsgruppe. Untersucht wurden 60 Familien, deren Kinder zwischen 22 und 45 Monaten alt waren. 23 Familien baten wegen psychischer Auffälligkeiten und/oder Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder um Hilfe bei der Universitätskinderklinik Graz (Untersuchungsgruppe). 37 weitere Familien (Kontrollgruppe) wurden über Kontaktaufnahme mit Kindergärten, Krabbelstuben oder KinderärztInnen gewonnen. Alle Eltern wurden gebeten eine Fragebogenbatterie auszufüllen, der folgende Bereiche umfasste: soziodemographische Daten, Fragen zur kindlichen Entwicklung, psychische Gesundheit der Eltern, Partnerschaftsbeziehung, Stress und soziale Unterstützung (Messinstrumente: PFB, BSI, CBCL, PSI). Erfasst wurden weiterhin die dyadischen Familieninteraktionen in einer halbstandardisierten Spielsituation.

Das fünfte Kapitel legt eben die „Ergebnisse der empirischen Untersuchung“ vor.

Kapitel sechs schließlich liefert eine „Zusammenfassende Interpretation und Diskussion der Ergebnisse“.

Diskussion und Fazit

Die in Kapitel zwei und drei bescheiden mit „Theoretische Grundlagen“ überschriebenen Themenkomplexe greifen dicht und fundiert zentrale Themen auf, die für die Klärung der Frage, in welcher Weise sich ein Zusammenhang zwischen der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung bzw. -Interaktion und Auffälligkeiten der frühkindlichen Entwicklung aufzeigen lässt, relevant sind. Da besagte Unterkapitel in sich „rund“ sind, können sie je nach Interessenslage der LeserInnen auch für sich mit Gewinn gelesen bzw. „verwendet“ werden. Wer z.B. einen qualifizierten und dennoch komprimierten Überblick über Ziele, Herausforderungen, Zugänge oder auch konkrete Verfahren und Methoden der Erfassung der Eltern-Kind-Interaktion gewinnen möchte, findet eben dies im Unterkapitel „Familien- und Interaktionsdiagnostik“. Das Angebot des Springer-Verlags, auch einzelne Kapitel digital erwerben zu können, kommt einem so gelagerten Interesse entgegen, allerdings erscheint der Preis hierfür vergleichsweise hoch angesetzt zu sein. Die ausführliche Darlegung der Erhebung und Auswertung der Untersuchung der Autorin ist vermutlich eher für LeserInnen von Interesse, die sich z.B. im Rahmen ihres Studiums mit methodologischen Fragestellungen beschäftigen oder auch auf der Suche nach Anregungen oder auch Vorbildern für die Konzeption einer eigenen Studie sind sowie für Kolleginnen und Kollegen, die in eben diesem Forschungsfeld aktiv sind.

Kritisch anzumerken ist m.E. der Umstand, dass sich in dem ausgesprochen umfangreichen Literaturverzeichnis vergleichsweise wenig Titel finden, die später als 2008 datiert sind. Da das Buch über einen längeren Zeitraum entwickelt wurde (so fand die Datenerhebung der Autorin zufolge zwischen 2002-2004 statt), wäre ein Hinweis für LeserInnen, wann die einzelnen Theorieteile des Buches erstellt wurden, hilfreich. Dennoch bietet das Buch einen guten Überblick über Arbeiten und Befunde, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Qualität frühkindlicher Interaktionserfahrungen und der frühkindlichen Entwicklung befassen.

Zu empfehlen ist das Buch vor allem wissenschaftlich interessierten Fachkräften, die mit Eltern-Kind-Paaren arbeiten bzw. im Feld der Frühprävention tätig sind. Empfohlen werden kann es aber auch Studierenden insbesondere der Psychologie, (Früh- und Heil-)Pädagogik sowie der Sozialen Arbeit.

Rezension von
Prof. Dr. Ariane Schorn
Fachhochschule Kiel, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Entwicklungspsychologie, Qualitative Sozialforschung, Psychosoziale Beratung, Supervision
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Es gibt 20 Rezensionen von Ariane Schorn.

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ISSN 2190-9245