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Wolfgang Ilg, Gottfried Heinzmann et al. (Hrsg.): Jugend zählt (Evangelische Landeskirchen)

Rezensiert von Prof. Dr. Nicole Stollenwerk, 21.09.2015

Cover Wolfgang Ilg, Gottfried Heinzmann et al. (Hrsg.): Jugend zählt (Evangelische Landeskirchen) ISBN 978-3-86687-126-7

Wolfgang Ilg, Gottfried Heinzmann, Mike Cares (Hrsg.): Jugend zählt. Erlebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg. Evangelisches Jugendwerk in Württemberg‎ (Stuttgart) 2014. 372 Seiten. ISBN 978-3-86687-126-7. D: 19,95 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 29,90 sFr.

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Thema

Diese umfassende Veröffentlichung, die auch als Nachschlagwerk gedacht ist, beschreibt auf der Grundlage von statistischen Daten Angebote und Inanspruchnahme kirchlicher Arbeit mit Kindern und Jugendlichen innerhalb der Evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg. Dargestellt werden die Perspektive der Menschen, die sich für Kinder- und Jugendliche engagieren ebenso wie das Nutzerverhalten der Kinder und Jugendlichen differenziert nach Arbeitsfeldern (Kinder- und Jugendarbeit, Schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit, Musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Kindergottesdienst, Konfirmandenarbeit). Die Ergebnisse der Studie werden von Fachleuten aus Jugendarbeit, Kirche und Wissenschaft in die aktuellen Fachdiskurse eingeordnet sowie Impulse zum Weiterdenken gegeben.

Autoren

  • Dr. rer. nat. Wolfgang Ilg ist Landesschülerpfarrer im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Tübingen (Lehrstuhl für Religionspädagogik) und freiberuflich im Bereich Evaluation tätig.
  • Gottfried Heinzmann, Projektleiter von „„Jugend zählt““, ist Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg.
  • Mike Cares unterstützt das Projekt als Referent für Jugendpolitik im Evangelischen Kinder- und Jugendwerk Baden.

Entstehungshintergrund

Die Studie „Jugend zählt“ baut auf Daten und Ergebnisse aus dem Jahr 2007 auf, die das Evangelische Jugendwerk in Württemberg erhoben und aufbereitet hat (Frieß, Berthold; Ilg, Wolfgang 2008: Evangelische Jugendarbeit in Zahlen. Die Statistik 2007 des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg. Stuttgart: buch+musik). Für die Studie „Jugend zählt“ wurde die Befragung regional erweitert, die eigenständigen Jugendverbände innerhalb der Evangelischen Landeskirchen stärker mit einbezogen und der Blick auf das außerschulische Angebot ausgeweitet.

Aufbau

Die 370 Seiten umfassende Publikation gliedert sich in sieben Teile (Teile A bis G).

  • Teil A beinhaltet eine zusammenfassende Darstellung des Forschungsdesigns sowie der Ergebnisse des Forschungsprojektes „Jugend zählt“. Desweitere erhält die Leserin/der Leser Hinweise für das Lesen der Publikation, um Darstellungen und Begrifflichkeiten in den Gesamtkontext der Untersuchung sowie in die fachliche Diskussion besser einordnen zu können.
  • Theoretische und empirische Grundlagen der Studie werden in Teil B beschrieben.
  • Teil C und D nehmen den größten Raum in der Publikation ein und beschreiben die Ergebnisse. In Teil C stehen die Ergebnisse in der Gesamtperspektive im Vordergrund. Teil D stellt die Daten im Zusammenhang zu den einzelnen Arbeitsfeldern (Kinder- und Jugendarbeit, Schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit, Musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Kindergottesdienst, Konfirmandenarbeit) dar und kommentiert diese.
  • Die Publikation endet aber nicht an dieser Stelle sondern bietet in den Teilen E und F noch vertiefende Analysen und Interpretationen (Teil E) sowie weiterführende Perspektiven und Impulse (Teil F) zur Thematik der Studie.
  • Das Buch schließt in Teil G mit einer Erläuterung der Statistik 2013, die als Datengrundlage für die Darstellung der außerschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg dient, ab.

Inhalt

Was ist das Besondere dieser Publikation im Kontext der Forschung über Anbieter von, Angebote und Nutzer der Kinder und Jugendarbeit? Die zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse und die Erläuterung der Datengrundlage machen dies in Teil A deutlich. Ausgewählte Ergebnisse sind z.B., dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg sehr vital ist, trotz demographischer Veränderungen. Auf veränderte Rahmenbedingungen wie Ganztagsschulen muss bei der zukünftigen Angebotsplanung eingegangen werden. Dabei werden schulbezogene Angebote der Kinder- und Jugendarbeit eine immer größere Rolle spielen. Eine Chance für zukünftige Angebote besteht in der Vernetzung der unterschiedlichen Arbeitsfelder, die in Teil D ausführlich beschrieben werden.

Datengrundlage ist eine Vollerhebung im Jahr 2013 über Aktivitäten für und von Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 26 Jahren in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württembergs. Einzelne Arbeitsbereiche wurden in einem zusätzlichen Teil-Erhebungsbogen abgefragt. Befragt wurden 2416 Träger (Kirchengemeinden, Bezirksjugendwerke, Bezirkskantoren und Jugendverbände). Der Rücklauf beträgt 85%.

Eine Hinführung zu den Ergebnissen der Studie geben die Kapitel 3 bis 6 in Teil B, der mit der Überschrift Grundlagen umschrieben wird. Hier erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung und den Grenzen statistischer Beschreibungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der evangelischen Kirche unter dem Titel „Statistik und/oder Theologie?“ (Kapitel 3). Ergänzt wird dieses Kapitel durch eine allgemeine Einführung in das Thema Statistik und Empirie in der Jugendarbeitsforschung in Kapitel 4 sowie der Darstellung der Struktur der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der Landeskirchen (Kapitel 5) und der demographischen Entwicklungen (Kapitel 6).

Die dargestellten Ergebnisse in Teil C beziehen sich auf Baden-Württemberg und stellen zunächst die Gesamtzahlen von Aktivitäten, Teilnehmenden und Mitarbeitenden dar (Kapitel 7). Daran schließt sich die Auswertung der Gruppenstrukturen im Hinblick auf Gruppengröße, Betreuungsschlüssel und Verbreitung in den Kirchengemeinden sowie die Alterszusammensetzung, Koedukation und Frequenz der Gruppentreffen (Kapitel 8) an. Die darauf folgenden Kapitel nehmen die Reichweite der regelmäßigen Gruppenarbeit, die Jugendverbände und weitere Kooperationspartner (z.B. Schulen, Kindergärten) und das Thema inklusive Angebote und deren Verbreitung in den Blick.

In einem nächsten Schritt widmen sich die Autoren in Teil D den Ergebnissen bezogen auf einzelne Arbeitsfelder. Zu folgenden Arbeitsfeldern wurden Daten erhoben: Kapitel 12 Kinder und Jugendarbeit (z.B. Jugendgruppen und Pfadfindergruppen, Mitarbeiterbildung, Jugendgottesdienste, soziale Aktivitäten und Fundraising). Die Schulbezogene Kinder- und Jugendarbeit, als ein für die Zukunft wichtiges Tätigkeitsfeld wird in Kapitel 13 analysiert. Kapitel 14, 15 und 16 thematisieren die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (z.B. Posaunenchöre, Singteams und Bands), den Kindergottesdienst (z.B. Mitarbeitende und Teilnehmende, Frequenz und Zeitpunkt) sowie die Konfirmandenarbeit mit den Unterkapiteln Konfirmandenarbeit im Jugendalter und im Kindesalter (als ein innovativer Ansatz in der Konfirmandenarbeit).

Teil E widmet sich der vertieften Analyse und Interpretationen der Ergebnisse. Es erfolgt

  • eine Analyse der Ergebnisse nach Kirchenbezirken (Kapitel 17),
  • die Beschreibung von Trends und Entwicklungen auf der Basis eines Vergleichs der Daten der Statistiken 2006 und 2013 (Kapitel 18),
  • die Gegenüberstellung der Ergebnisse aus Baden und Württemberg (Kapitel 19),
  • ein Vergleich der Daten mit denen der der Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland „Kirchliches Leben“ (Kapitel 20),
  • eine Einbettung der Daten in die demographische Entwicklung (Kapitel 21),
  • die Vorstellung von acht Thesen aus der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit in Baden Württemberg (Kapitel 22),
  • eine Beschreibung der Art und Weise wie die vielfältigen Angebote für Kinder und Jugendliche zusammen gehören (Kapitel 23).

Abschließendes Kapitel des Teils E der Publikation ist die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen aus religionspädagogischer Sicht.

Für die Bewertung der Ergebnisse und das Aufzeigen von Perspektiven ist deren Einbettung in die aktuelle Fachdiskussion und deren Relevanz für und die Einschätzung von Seiten der Praxis vorteilhaft. Teil F liefert hierfür eine sehr gute Grundlage. Alle an der Erhebung beteiligten eigenständigen Jugendverbände (CVJM, Johanniter-Jugend usw.) erhielten eine Auswertung ihrer Daten. In den Kapiteln 25.1 bis 25.9 beschreiben Verbandsvertreter ihren jeweiligen Jugendverband und kommentieren die Ergebnisse auf den jeweiligen Verband bezogen. Die Einbettung in den Fachdiskurs gelingt anhand der Betrachtung der Ergebnisse aus verschiedenen Blickwinkeln. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang das freiwillige Engagement, die Jugendarbeitsforschung und Jugendhilfestatistik und die non-formale Bildungsforschung. Ergänzt werden diese Kapitel durch die Einschätzung der Ergebnisse vom BDKJ in Baden-Württemberg und der Evangelischen Jugend in Deutschland.

Die Beschreibung der Statistik 2013 ist der Publikation als Anhang in Teil G angefügt.

Diskussion

Diese sehr umfassende, ausführliche und inhaltlich in die Tiefe gehende Publikation „Jugend zählt“ überzeugt durch ihre Liebe zum Detail, insbesondere im empirischen Teil. Gleichzeitig verfolgen die Autoren das Ziel der Einbettung der Ergebnisse in den Gesamtzusammenhang, die Herstellung des Bezugs zur Praxis sowie zur Fachdiskussion. Dies ist Ihnen in besonderer Weise gelungen, so dass Herausforderungen dargestellt und Perspektiven für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg formuliert werden konnten.

Die Gliederung der Veröffentlichung in sieben Teile ermöglicht der Leserin/dem Leser sich inhaltlich schnell zu orientieren und die für sich interessanten Kapitel heraus zu filtern. Die Lesehilfe zu Beginn des Buches erleichtert das Verstehen der Graphiken und Statistiken. Durchgehend werden die Texte durch Photos aufgelockert.

Fazit

Diese empfehlenswerte Publikation richtet sich an alle, die sich intensiv mit der Entwicklung der Kinder- und Jugendarbeit beschäftigen möchten oder müssen. Sie liefert einen empirisch fundierten Einblick in die aktuelle Situation der Kinder und Jugendarbeit der Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg und stellt erstmals für Baden-Württemberg eine Gesamtschau aller evangelischen Kinder- und Jugendangebote anhand von Zahlen dar. Fachleute aus Jugendarbeit, Kirche und Wissenschaft ordnen die Ergebnisse ein und geben Impulse zum weiter denken.

Rezension von
Prof. Dr. Nicole Stollenwerk
Hochschullehrerin
Fachhochschule des Mittelstands (FHM) GmbH Köln, Fachbereich Personal, Gesundheit und Soziales
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Es gibt 3 Rezensionen von Nicole Stollenwerk.

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Zitiervorschlag
Nicole Stollenwerk. Rezension vom 21.09.2015 zu: Wolfgang Ilg, Gottfried Heinzmann, Mike Cares (Hrsg.): Jugend zählt. Erlebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik 2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg. Evangelisches Jugendwerk in Württemberg‎ (Stuttgart) 2014. ISBN 978-3-86687-126-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18897.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.


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