Pia Fuhrmann, Alexander von Gontard: Depression und Angst bei Klein- und Vorschulkindern
Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 31.08.2015
Pia Fuhrmann, Alexander von Gontard: Depression und Angst bei Klein- und Vorschulkindern. Ein Ratgeber für Eltern und Erzieher. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2015. 174 Seiten. ISBN 978-3-8017-2627-0. 19,95 EUR.
Autorin und Autor
Dr. Pia Fuhrmann ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit dem Schwerpunkt auf der Behandlung junger Kinder. Sie leitete eine Spezialambulanz für Säuglinge, Kleinkinder und ihre Eltern sowie eine Modellstation für junge Kinder von null bis fünf Jahren sowie für psychisch kranke Mütter. Seit 2008 arbeitet sie in eigener Praxis.
Prof. Dr. med. Alexander von Gontard ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinderheilkunde und Psychotherapeutische Medizin. Er ist Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum des Saarlandes.
Thema
Das Buch handelt vom „unsichtbaren Leiden“ junger Kinder, von Depression und Angststörungen bei jungen Kindern. Ziel des Buches ist es, Eltern und andere Bezugspersonen zu sensibilisieren und praktische Hinweise zum Erkennen der Probleme und zu Hilfen für diese Kinder zu geben.
Aufbau und Inhalt
In einer kurzen Einleitung wird mit kurzen Beispielen in das Thema des Buches eingeführt.
Im ersten Kapitel werden frühkindliche Belastungen beschrieben. Thematisiert werden die Entwicklungsphasen von der Geburt bis zur Einschulung, psychische Störungen im Vorschulalter, die Bedeutung einer qualifizierten Diagnose, die Frage, ab welchem Alter Störungen erkannt werden können und die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung. Danach gehen die Autoren kurz auf Depression und Angststörungen im Vorschulalter ein, auf die Häufigkeiten und die Folgen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Depression bei jungen Kindern, deren Diagnose ab einem Alter von drei Jahren möglich ist. Es werden normale Trauer, verlängerte Trauer und Depression, die sich qualitativ von der Trauer unterscheidet, voneinander abgegrenzt. Im dritten Kapitel wird die Bedeutung der Angst erläutert und normale Ängstlichkeit von Angststörungen abgegrenzt. Es werden Trennungsangst, soziale Phobie (soziale Ängstlichkeit), spezifische Phobien und die generalisierte Angststörung unterschieden. Die Diagnose kann ab einem Alter von 18 Monaten erfolgen.
In beiden Kapiteln werden für die jeweilige Störungsart Häufigkeiten, deren Merkmale und Ursachen beschrieben. Anschließend werden ausführlich viele Hilfsmöglichkeiten (Regeln für den Umgang) für Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten erarbeitet und weitere therapeutische Hilfen besprochen.
Da Angst und Depression bei jungen Kindern überdurchschnittlich häufig zusammen auftreten, wird im kurzen vierten Kapitel diese Doppelbelastung besprochen.
Ein Anhang mit Literaturliste, Kinderbuchempfehlungen und Entspannungsübungen schließt das Buch ab.
Diskussion
Das Buch hat eine häufig wenig beachtete Zielgruppe zum Thema, kleine Kinder mit internalisierten Störungen. Von diesen Störungen sind sowohl Jungen wie Mädchen betroffen.
Der Ratgeber gibt in leicht verständlicher Sprache fundierte Informationen. Viele Fallbeispiele veranschaulichen die Thematik. Da aber verschiedene Informationen in den Kapiteln wiederholt werden, sind Redundanzen nicht zu vermeiden.
Die Eltern werden ermutigt, wahrgenommene Auffälligkeiten beim Kind professional abklären zu lassen. Hinweise, wer kontaktiert werden sollte (Kinderarzt oder Beratungsstellen), werden im Text wiederholt gegeben. Die Ängste der Eltern werden dadurch abgebaut, dass aufgezeigt wird, dass es nicht immer eine Therapie sein muss, dass häufig schon eine oder mehrere Beratungen genügen. Über mögliche Therapieformen wird ausreichend informiert.
Wichtig für den Umgang zuhause oder im Kindergarten sind die formulierten Regeln, die viele hilfreiche Anregungen geben. Zu erwähnen sind hier auch die vielen Kinderbuchempfehlungen.
Zielgruppen
Interessierte und besorgte Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie andere Bezugspersonen von jungen stillen, zurückgezogenen, unglücklichen und ängstlichen Kindern
Fazit
Das Buch handelt vom „unsichtbaren Leiden“ junger Kinder, von Depression und Angststörungen bei jungen Kindern. Der Ratgeber gibt in leicht verständlicher Sprache fundierte Informationen und Hinweise für den Umgang mit diesen Kindern im Alltag (sowohl zuhause wie in der Kindertagesstätte) sowie therapeutische Hilfsmöglichkeiten.
Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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Es gibt 197 Rezensionen von Lothar Unzner.
Zitiervorschlag
Lothar Unzner. Rezension vom 31.08.2015 zu:
Pia Fuhrmann, Alexander von Gontard: Depression und Angst bei Klein- und Vorschulkindern. Ein Ratgeber für Eltern und Erzieher. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
(Göttingen) 2015.
ISBN 978-3-8017-2627-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/18929.php, Datum des Zugriffs 24.01.2025.
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