Fredrike Bannink: Lösungsfokussierte Fragen
Rezensiert von Soz.-Arb.grad., Dipl.-Pädagoge Jürgen Raab, 08.07.2015

Fredrike Bannink: Lösungsfokussierte Fragen. Handbuch für die lösungsfokussierte Gesprächsführung. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2015. 294 Seiten. ISBN 978-3-8017-2635-5. D: 36,95 EUR, A: 38,00 EUR, CH: 49,90 sFr.
Thema
Das Buch von Fredrike Bannink setzt sich mit einem der relevantesten Themen und Methoden im Kontext von Beratung und Therapie auseinander. Es widmet sich intensiv einem neuen Paradigma, das in helfenden Berufen eine neue Perspektive und außergewöhnliche Optionen zur Lösung von Problemen schafft.
Aufbau
Das Buch gliedert sich in 13 Kapiteln.
- Lösungsfokussierte Gesprächsführung
- Motivation und die Beziehung zwischen Berater und Klient
- Das Erstgespräch
- Das Folgegespräch
- Anregungen für Hausaufgaben
- Beendigung der Gespräche
- Mehr lösungsfokussierte Kompetenzen
- Mit anderen Beratern zusammenarbeiten
- Stagnation und Misserfolg
- I00I lösungsfokussierte Fragen
- Nachbereitung des Gesprächs
- Lösungsfokussierte Gesprächsführung vom Anfang bis zum Ende
- Die lösungsfokussierte Therapie als Form der kognitiven Verhaltenstherapie
Im Anhang finden sich Anleitungen das praktische Arbeiten.
Ausgewählte Inhalte
Im Kapitel 2 setzt sich die Autorin mit der Motivation zur Verhaltensänderung auseinander. Sie geht spezifisch auf die Beziehung zwischen Berater und Klient und die Unterscheidung in Besucher, Klagender und Kunde ein, eine Differenzierung von Steve de Shazer. Sie beschreibt das unterschiedliche Umgehen mit den verschiedenen Kliententypen, was von Anfang an eine spezifische Weichenstellung für die beratende Arbeit impliziert.
Kapitel 10 bietet eine Fundgrube für jeden Praktiker der lösungsorientiert unterwegs ist. Der Leser findet spezifische Fragen zur Zielformulierung, nach Ausnahmen, nach persönlichen Kompetenzen des Klienten zur Technik der Skalierung, zur Beendigung und Evaluation des Gesprächs, zu speziellen Situationen, wie Fragen an Überweisende, an Klienten die traumatisierende Erlebnisse hatten, zur Steigerung der Hoffnung, an Klienten in Krisensituationen, an Kinder, Fragen für das Coaching von Führungskräften, Teams und Organisationen und vieles mehr.
Diskussion
Das Buch ist klar und übersichtlich gegliedert. Theorie und Praxis sind miteinander verzahnt. Die Sprache ist verständlich und bringt dem Leser die Inhalte in lebendiger Weise nahe. Das Literaturverzeichnis am Ende ist komplex und lädt den Leser zu einer weiteren Vertiefung der Thematik ein.
Die Methode lösungsfokussierten Arbeitens wird von ihrem Ursprung und ihren Begründern her intensiv und differenziert dargelegt und aufgezeigt. Diese Methode steht in enger Verbindung mit der Systemischen Therapie, die durch den Ansatz von Steve de Shazer eine entscheidende Komplexitätserweiterung empfangen hat. Die Verknüpfung beider Ansätze hätte im vorliegenden Buch näher beleuchtet werden können.
Banninks Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Handbuch. Die Autorin hat die bedeutendsten Ansätze lösungsorientierter Therapie und Forschung zusammengetragen. Mit sehr viel Sachverstand und auf dem Hintergrund eigener Erfahrung bereitet sie den Gegenstand der Betrachtung auf. Sie erarbeitet sowohl die entscheidenden Grundlagen lösungsfokussierter Gesprächsführung als auch spezifische Bereiche lösungsorientierten Handelns und seiner Praxis. Der interessierte Leser erfährt Entscheidendes über die Beziehung von Berater und Klient. Er lernt Erstgespräche, Folgegespräche und die Beendigung von Gesprächen zu führen. Er erhält Informationen über die Nachbereitung von Gesprächen. An einem Beispiel wird die lösungsfokussierte Gesprächsführung vom Anfang bis zum Ende demonstriert. Ein besonderes Kapitel beschäftigt sich mit der lösungsfokussierten Therapie als Form der kognitiven Verhaltenstherapie. Vielfältige Übungen regen zu Eigenerfahrung an.
Die lösungsfokussierten Kompetenzen des Lesers werden erweitert und vertieft. Das Buch gibt Einblicke in spezifische Techniken, wie zum Beispiel die Externalisierung, die Projektion in die Zukunft, Krisenintervention und die Interventionen bei untereinander streitenden Klienten. Ferner beschäftigt sich die Autorin mit Teamarbeit, Intervision und Supervision. Bannink überrascht die Leserin mit Hunderten von Fragen und regt damit nicht nur zur Erweiterung der eigenen methodischen Kompetenzen, sondern auch zu einem weiteren kreativen Umgang mit der Materie ein.
Fazit
Das vorliegende Handbuch birgt die Fülle therapeutischer Möglichkeiten. Es offeriert die Kunst des Fragens und löst intensive Lernprozesse aus.
Es ist sowohl Studenten im Kontext der Sozialen Arbeit, Psychologen und Therapeuten unterschiedlicher Couleur und unterschiedlichen Schaffens und Supervisoren zu empfehlen. Es eignet sich im Bereich von Aus- und Weiterbildung, als Nachschlagewerk und als Quelle des Experimentierens, der Selbsterfahrung und der Überprüfung des eigenen Standorts.
Rezension von
Soz.-Arb.grad., Dipl.-Pädagoge Jürgen Raab
Systemischer Therapeut (SG), Supervisor, Dozent der Hochschule Darmstadt, Fachbereich GS
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