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Johannes Pantel, Valentina Tesky u.a. (Hrsg.): Praxishandbuch Altersmedizin

Rezensiert von Alisa Hemberger, Dr. Christian Heidl, 28.10.2015

Cover Johannes Pantel, Valentina Tesky u.a. (Hrsg.): Praxishandbuch Altersmedizin ISBN 978-3-17-021756-0

Johannes Pantel, Valentina Tesky, Johannes Schröder, Cornelius Bollheimer, Cornel Sieber u.a. (Hrsg.): Praxishandbuch Altersmedizin. Geriatrie - Gerontopsychiatrie - Gerontologie. Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart) 2014. 799 Seiten. ISBN 978-3-17-021756-0. 129,99 EUR.

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Autoren

  • Prof. Dr. Johannes Pantel ist Gerontopsychiater und Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt am Main.
  • Prof. Dr. Johannes Schröder ist Inhaber der Brückenprofessur für Gerontopsychiatrie und Klinische Gerontologie am Universitätsklinikum Heidelberg und am Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg, sowie Leiter der Sektion Gerontopsychiatrische Forschung am Universitätsklinikum-Heidelberg.
  • Prof. Dr. Cornelius Bollheimer, Internist und Geriater, ist Leiter des Bereichs experimentelle und translationale Forschung am Institut für Biomedizin des Alterns der Universität Erlangen-Nürnberg. Weiterhin ist er stellvertretender Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg.
  • Prof. Dr. Cornel Sieber, Internist und Geriater, arbeitet als Direktor des Instituts für Biomedizin des Alters der Universität Erlangen-Nürnberg und als Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Regensburg.
  • Prof. Dr. Andreas Kruse ist Psychologe, Gerontologe und Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg.

Aufbau

Der Aufbau des Buches „Praxishandbuch Altersmedizin. Geriatrie-Gerontopsychiatrie-Gerontologie“ gliedert sich in vier Teile, die sich in einundfünfzig Kapitel unterteilen lassen. Eine große Anzahl an verschiedensten Wissenschaftlern und Ärzten verfassten ihren Beitrag zu diesem Sammelband und vermittelten somit umfassende Informationen zu den Themengebieten Grundlagen der Geriatrie, Gerontopsychiatrie und Gerontologie.

Nachdem im ersten Teil des Buches grundlegende Konzepte dieser Einheiten vorgestellt wurden, liegt im zweiten Teil die Herangehensweise für die Behandlung altersmedizinischer Syndrome im Vordergrund.

Teil Drei behandelt altersmedizinische Aspekte anhand ausgewählter Fachgebiete und der Fokus im vierten Teil liegt in den Querschnittsthemen, die das Zusammenspiel der einzelnen Disziplinen verdeutlichen. Zusammenfassungen am Ende eines Kapitels fassen die wichtigsten Sachverhalte knapp zusammen und Fallbeispiele in ausgewählten Kapiteln gewährleisten einen erleichterten Zugang zum dargestellten Thema. Aufgrund der Fülle an Informationen rund um das Thema „Alter(n)“ eignet sich das Fachbuch zunächst einmal für die Gruppe an Berufstätigen, die im Bereich der Gesundheits- und Alterswissenschaft oder im medizinischen Bereich tätig sind. So stellt beispielsweise für Mediziner, die zunehmend mit älteren Patienten in Berührung kommen, das dritte große Kapitel interessante und neue Informationen bereit, da in diesem Kapitel der Fokus unter anderem auf medizinische Fachgebiete – wie die Neurologie, Intensivmedizin und Kardiologie – liegt. Für Studenten der Gesundheitswissenschaft als auch der Gerontologie liefern vor allem die Grundlagen im ersten Teil wichtige Einblicke in dieses Thema.

Inhalt

Der erste Teil liefert eine Einführung in die Themen Geriatrie, Gerontopsychiatrie und Gerontologie. So werden zunächst die Bedeutung des demographischen Wandels aber auch die Folgen davon bezogen auf die Fertilität, Mortalität und Migration aufgezeigt. Anschließend werden die Aufgabengebiete, die fach-gesellschaftliche Organisation, sowie die Versorgungssituation und die Aus-, Weiter- und Fortbildung in den drei Disziplinen erklärt. Zudem werden auf Grundkonzepte, wie beispielsweise Plastizität, Gebrechlichkeit und Multimorbidität eingegangen.

Die Geriatrie ist sowohl für präventive, diagnostische, therapeutische und rehabilitative Aspekte von Erkrankungen bei Menschen ab circa 65 Jahren, als auch für deren Alterungsprozesse zuständig. Sie hat vorrangig die Lebensqualität und die Aufrechterhaltung der Autonomie des Patienten als Ziel. Wichtige fachgesellschaftliche Organisationen sind hierbei die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG). Die Gerontopsychiatrie gehört zu den Teilgebieten in der Medizin, die den Fokus auf dem Erkennen, der Behandlung und der Rehabilitation psychischer Störungen im höheren Alter legen. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) umfasst alle Arbeitsbereiche der Gerontopsychiatrie wie beispielsweise Klinikärzte oder niedergelassene Ärzte. Als dritte große Disziplin, die in dem Fachbuch eine wichtige Rolle spielt, wird mit der Gerontologie allgemein die Wissenschaft des Alters und Alterns verstanden. Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie lässt sich in vier Sektionen aufteilen: Experimentelle Gerontologie, Geriatrische Medizin, Sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie und schließlich als vierte Sektion die Soziale Gerontologie und Altenarbeit.

Teil Zwei liefert wichtige Informationen zur syndromspezifischer Behandlung. Häufige Syndrome im höheren Alter sind unter anderem Immobilität, Instabilität, Inkontinenz, Mangelernährung, Delirium, Demenz und Depression. In jedem Unterkapitel wird zunächst das einzelne Krankheitsbild definiert und durch Epidemiologie und klinischem Bild näher erläutert. Nach dem Darstellen der Differenzialdiagnostik, werden auch auf Präventions- und Therapiemöglichkeiten eingegangen. Zur wissenschaftlichen Untermauerung wurden in einigen Unterkapiteln Evidenzklassen und Empfehlungsgrade angegeben. Mit Hilfe von Evidenzklassen wird die wissenschaftliche Aussagekraft von Studien und Interventionen erfasst. Empfehlungsgrade beziehen sich auf die direkte Anwendbarkeit der Therapie basierend auf den entsprechenden Evidenzklassen. Zahlreiche Tabellen, wie auch Graphiken und Diagrammen ermöglichen einen einfachen, aber zugleich auch einen gründlichen Zugang zum individuellen Syndrom.

Der dritte Teil beleuchtet altersmedizinische Aspekte in ausgewählten Fachdisziplinen. Wichtige hierbei sind hierbei die Anästhesiologie, Diabetologie, Endokrinologie, Intensivmedizin, Kardiologie, Neurologie, Paar- und Familientherapie und Zahnheilkunde. Nachdem jede Fachdisziplin kurz vorgestellt wurde, liegt der Schwerpunkt vor allem auf die Besonderheiten und Herausforderungen in der Altersmedizin. So wird beispielsweise bei der Paar- und Familientherapie ein Fallbeispiel aufgegriffen, das dem Leser konkrete Probleme eines älteren Paares verdeutlicht. Ausgehend davon wird zunächst das allgemeine diagnostische Vorgehen bei Paaren und Familien vorgestellt und dann explizit auf den Fall angewendet. Zudem werden die empirischen Forschungen, diagnostische Kriterien, sowie Entwicklungsaufgaben und die Wirksamkeit und Erfolgsaussichten von Paartherapie und Psychotherapie mit älteren Menschen aufgegriffen.

Im vierten und letzten Teil werden einige Querschnittsthemen angeschnitten, die das interdisziplinäre Zusammenspiel verdeutlichen sollen. Beispielsweise werden auf geriatrische und gerontopsychiatrische Versorgungsstrukturen eingegangen. Ins-gesamt bereiten die Querschnittsthemen eine große Anzahl an interessanten Themen rund um das Thema Altern von der Prävention über Anti-Aging und Pro-Aging zu psychosozialen, pharmakologischen und nichtpharmakologischen Inter-ventionen. Weiterhin werden auch Themenbereiche genannt, die außerhalb des medizinischen Bereichs liegen, wie Palliativ Care und Spiritual Care oder innovative Wohnformen im Alter. Im Unterkapitel „Innovative Wohnformen im Alter“ wird zunächst mit Hilfe einer Tabelle ein Überblick und eine Qualifizierung von innovativen Wohnformen für ältere Menschen in Deutschland gegeben. Anhand dieser Tabelle können so Informationen über das Konzept der jeweiligen Wohnform, sowie über die allgemeine Einschätzung und Zukunftsträchtigkeit gesammelt werden. Hierdurch erschließt sich auch, welche Wohnform für welchen Alterstyp geeignet ist. So können beispielsweise alte Menschen ohne oder mit beginnenden Kompetenzeinbußen die Möglichkeit des betreuten Wohnen oder des Mehrgenerationenwohnen in Anspruch nehmen. Wichtig ist in diesem Unterkapitel das Beispiel des neuen Wohnens für Demenzkranke, da in der heutigen Zeit die Krankheit Demenz immer höhere Herausforderungen und Probleme mit sich bringt.

Diskussion

Die Veröffentlichung legt einen umfassenden praktischen Überblick bezüglich der Altersmedizin dar. Es wird die Grundlage der Geriatrie-Gerontopsychiatrie-Gerontologie aufgezeigt, wie diese Themenfelder methodisch und perspektivisch aufbereitet sind und u.a. wo die Studien und Daten verfügbar sind. Das breite Anwendungsgebiet, welches sich von den Grundlagen der u.a. Epidemiologie und demographischer Wandel über syndromspezifische Behandlung bspw. Inkontinenz und Mangelernährung bis hin zur Altersmedizinischen Aspekten ausgewählter Fachdisziplinen bspw. Kardiologie und Neurologie und Querschnittsthemen erstreckt, wie ICF-Klassifikation und Diagnosis Related Groups (DRG) bietet einen fundierten Einblick. Im Anhang liegt ein Sachwortregister zugrunde, welches ein strukturiertes Nachschlagen vereinfacht. Das Buch wurde in einem wissenschaftlichen Stil verfasst. Weiterhin eignet sich dieses Kompendium auch bestens als Lehrbuch und kann in die Ausbildung von Menschen im Gesundheitswesen bestens hinzugezogen bzw. integriert werden.

Fazit

Durch die Publikation „Praxishandbuch Altersmedizin“ wird die steigende Bedeutung der Geriatrie, Gerontopsychiatrie und Gerontologie umfassend dargestellt. Es ermöglicht sowohl eine gute Einführung in diese Fachgebiete, als auch ein vertiefendes Wissen darüber. Positiv anzumerken sind an diesem Buch die Fallbeispiele, Zusammenfassungen und Ausblicke am Ende ausgewählter Kapitel. Diese ermöglichen dem Leser sowohl einen erleichterten Einstieg in das Thema, als auch eine knappe Zusammenfassung über das eben Erlernte. Durch die offenen Fragen und Ausblicke hat der Leser die Möglichkeit sich kritisch mit Problemen auseinander-zusetzen und sich eine eigene Meinung über mögliche Szenarien in der Zukunft zu bilden. Wissenschaftlich fundiert sind alle Beiträge aufgrund von Literaturnachweisen am Ende jedes Unterkapitels. Auch wenn berücksichtig wird, dass der Leser nach rund 800 Seiten ein verständliches und fundiertes Wissen im Hinblick auf diese drei Disziplinen erhält und gleichzeitig erfährt, in welche Bereiche diese einen hohen Stellenwert einnehmen, muss dennoch festgehalten werden,, dass der Preis mit 129,99 EUR zu teuer ist. Für Fachkräfte, die in ihrer Arbeit mit älteren Menschen zu tun haben, ist dieses didaktische Fachbuch sehr empfehlenswert, ebenso für Studenten der Gesundheitswissenschaften und Gerontologie, aber auch für alle diejenigen mit einem großes Interesse für die Altersforschung und -medizin.

Rezension von
Alisa Hemberger
M. Sc. Gesundheitsförderung
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Dr. Christian Heidl
Diplom-Pflegewirt (FH), MSc Dozent und Wissenschaftlicher Mitarbeiter SRH Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften Fürth, Forschungsinstitut IDC
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Zitiervorschlag
Alisa Hemberger, Christian Heidl. Rezension vom 28.10.2015 zu: Johannes Pantel, Valentina Tesky, Johannes Schröder, Cornelius Bollheimer, Cornel Sieber u.a. (Hrsg.): Praxishandbuch Altersmedizin. Geriatrie - Gerontopsychiatrie - Gerontologie. Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart) 2014. ISBN 978-3-17-021756-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19039.php, Datum des Zugriffs 04.06.2023.


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