Horst Kießling, Bärbel Kießling et al.: Malen mit Demenz
Rezensiert von Gisela Stoll, 11.04.2016

Horst Kießling, Bärbel Kießling, Birgit Osten: Malen mit Demenz. Das Praxishandbuch. Mabuse-Verlag GmbH (Frankfurt am Main) 2014. 58 Seiten. ISBN 978-3-86321-180-6. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR, CH: 26,90 sFr.
Autorin und Autor
- Bärbel Kießling unterrichtete viele Jahre an Berufsschulen und Fortbildungszentren, u.a. im Bereich Kommunikation.
- Horst Kießling war u.a. Seminarrektor und Leiter von Fortbildungsveranstaltungen im Bereich Kunsterziehung.
Beide Autoren sind seit vielen Jahren als Kunsterzieher tätig und mit ihren Kunstausstellungen international vertreten. Sie sind engagierte Mitglieder im Kunstforum focus-europa e.V. und anderen Kunstvereinen. Infos unter: www.kunst-die-bewegt.de
- Birgit Olsen, Tochter der beiden, ist Grafikdesignerin und u.a. im Lehrbereich „Kunst und Kreativität“ tätig.
Entstehungshintergrund
Das Buch bündelt die Erfahrungen aus einem zweijährigen Malprogramm, das die beiden Autoren für das Projekt: „Demente Menschen in der Kommune“, entwickelt und realisiert haben. Dabei ging es um monatlich stattfindende Malnachmittage, die von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurden.
Thema und Zielsetzung
In diesem Buch geht es nicht um Kunst als Therapie. Hier ist Malen als Aktivierung gedacht, als Abwechslung im Alltag, und um glückliche Momente zu schaffen in einer Auszeit von Krankheit und Beschwerden.
Beim Malen mit Demenzkranken können nicht nur vorhandene Fähigkeiten länger erhalten bleiben sondern neue Fähigkeiten auch noch im hohen Alter entdeckt werden. So kann Malen auch dazu beitragen, verlorenes Selbstwertgefühl ein Stück weit wieder zu gewinnen.
Malen in der Gruppe verschafft außerdem positive Gemeinschaftserlebnisse. So wächst beim gemeinsamen Malen das gegenseitige Verständnis, das Eingehen aufeinander und die Sensibilisierung füreinander.
Auch alte Menschen und Menschen mit Behinderungen wünschen sich eine sinnvolle Tätigkeit. Darum ist es immer wieder etwas Besonderes, wenn sie mit Stolz auf ein fertiges Werk schauen können, auf etwas Sichtbares und Greifbares.
Die Autoren formulieren es so: „Dieser Leitfaden will konkrete Impulse geben, demenziell veränderte Menschen mitzunehmen auf einen neuen Weg, ihnen etwas zuzutrauen, sich aufzumachen zu einem gemeinsamen kleinen Abenteuer, Grenzen zu überwinden und zu sehen, wohin die Reise führt.“
Aufbau und Inhalt
Das Werk ist klar strukturiert und leicht verständlich geschrieben.
Teil I befasst sich theoretisch mit dem Thema.
Er enthält eine kurze Zusammenfassung von Basiswissen zum Krankheitsbild Demenz außerdem psychologisch-pädagogische Prinzipien und Tipps zu Methoden und Organisation. Die Autoren sprechen von einer „kleinschrittigen Methode“, bei der behutsam und wohldurchdacht das Malen begleitet und gefördert wird.
Ein Kapitel beschreibt die Vorbereitung der Gruppenarbeit und das Bereitstellen der Materialien. Beides ist entscheidend für den Erfolg der Malkurse und sorgt für ein geordnetes und stressfreies Vorgehen ohne Hektik. Hier geht es auch um die richtige Gruppengröße, um einen festen, regelmäßigen Ablauf, der Sicherheit gibt, und um den Zeitrahmen.
Es folgen Tipps zu den Räumlichkeiten, zu Malkleidung, Material, Hilfsmitteln und Werkzeug.
In Teil II, dem Praxisteil, dienen fünfzehn Malstunden, die thematisch durch die Jahreszeiten begleiten, als Anregung.
Dabei wird jede Malstunde Schritt für Schritt mit Abbildungen erklärt.
Für eine einfache und schnelle Vorbereitung helfen detaillierte Materiallisten.
Die Arbeitseinheiten sind in ihrem Schwierigkeitsgrad unterschiedlich und dementsprechend gekennzeichnet, von sehr einfach * über mittel** bis anspruchsvoll ***. Sie können frei ausgewählt werden. Die Abfolge im Buch ist nicht zwingend.
Die Themen und Gestaltungsinhalte der Malstunden nehmen immer Bezug zur vertrauten Welt der Demenzkranken und sollten in deren Langzeitgedächtnis verankert sein, z.B. Blumen, Schneemann, Käfer oder Kerze.
Zielgruppe
Alle Fachleute aus sozialen und pflegerischen Berufen, Hilfskräfte, Laien und Angehörige, d.h. alle, die Interesse und Spaß daran haben, mit demenziel erkrankten Menschen zu malen. Gerade für Menschen, die wenig Erfahrung im Malen haben, ist es ein sehr motivierendes Handbuch.
Fazit
Das Buch ist mit seinen 53 Seiten in DIN A4 und mit vielen bunten Fotos vom Entstehungsprozess der Bilder sehr leicht verständlich gestaltet und geschrieben und benötigt wenig Zeitaufwand, um es durchzulesen. Man kann sich auch nach der Lektüre von Teil I einzelne Einheiten aus dem Praxisteil auswählen für die eigene Arbeit mit alten Menschen und sie dann nach und nach ausprobieren. Es macht Lust auf Malen!
Rezension von
Gisela Stoll
Fachkrankenschwester für Psychiatrie, Validationsanwenderin (VTI)
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