Jimmy Gut, Margit Kühne-Eisendle: Grenzen gestalten - Bildbar-KartenSet II
Rezensiert von Dr. Julia Weitzel, 05.10.2015

Jimmy Gut, Margit Kühne-Eisendle: Grenzen gestalten - Bildbar-KartenSet II. managerSeminare Verlags GmbH (Bonn) 2015. 15 Seiten. ISBN 978-3-941965-97-3. D: 39,90 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 53,90 sFr.
Thema
In Beratungs-, Coaching- und Lehrkontexten tauchen Grenzen wiederkehrend auf. Sie sind konstitutiver Bestandteil von Lernen, Wachstum und dem Leben überhaupt und können dann produktiv werden, wenn sie reflektiert und gestaltet werden. Diese Perspektive der Reflexion und Gestaltung von Grenzen fokussiert das Kartenset Bildbar II „Grenzen gestalten“, das die beiden Autor_innen vorlegen.
Autorin und Autor
Margit Kühne-Eisendle ist Gestaltpädagogin, Coach und Supervisorin. Sie ist seit vielen Jahren selbständig tätig und arbeitet sowohl im Profit- als auch im Non-Profit-Bereich. Jimmy Gut ist Psychotherapeut und ebenfalls als Supervisor, Coach sowie als Lehrtrainer tätig.
Zusammen haben sie bereits „Bildbar - Das Kartenset“ entwickelt und setzen mit „Grenzen gestalten Bildbar-KartenSet II“ ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Das Kartenset lebt vom reichen Erfahrungsschatz der Autorin und des Autors, die beide auch in Aus- und Weiterbildung tätig sind und kennzeichnet sich durch hohe Anwendbarkeit in Beratung, Coaching und Lehre.
Aufbau
Das Kartenset besteht aus einem Satz aus 50 Fotokarten (22x15cm). Zum Lieferumfang gehört ein Booklet mit methodischen Anregungen für Einzel- und Gruppensettings.
Motive
Grenzen materialisieren sich in Mauern, Zäunen, Absperrungen. Straßenschilder weisen auf sie hin. Grenzen beziehen sich auf anthropologische Fragestellungen, bestimmen unsere (Lebens-)Zeit und unser Menschsein an sich, sie wecken die Sehnsucht nach Erweiterung und Sinn, bieten Schutz und Definition. Grenzen können uns stärken und einengen zugleich.
Die Motive des Kartensets spiegeln auf erfrischende Weise diese Vielfältigkeit von Grenzen wieder. Sie eröffnen Resonanzräume, die über erste Assoziationen (Zaun als Grenze etc.) hinausgehen und erhalten mitunter fast metaphysische Referenzen, beispielsweise, wenn Kerzen, Kreuze oder der Vollmond ins Bild kommen.
Das Kartenset stellt eine gute Mischung dar aus symbolhaften Motiven, die durch ‚sozusagen‘ mitgelieferten Deutungen den Zugang erleichtern und eher unbestimmten Motiven mit weitem Deutungsspektrum. Besonders letztgenannte Kartengruppe erweitert den Freiraum für eigene Assoziationen, Sinn- und Bedeutungsgebung. Dieser Freiraum ist entscheidend, denn Coaching ist im besten Fall individuell und bedarfsorientiert. Es geht um das Entwickeln von etwas Eigenem, also um persönliche Deutung und Sinnschöpfung, Präferenzen, Perspektiven und Lösungen.
Relevanz und Anwendbarkeit
Ruth Cohn schrieb bereits vor 30 Jahren „Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äußerer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich.“ (1975). Diese Einschätzung hat nichts an Aktualität verloren: Wir sind aufgefordert uns der Polarität unseres Menschenseins zu stellen – der Freiheit und der Begrenzung; Demut und Macht gleichermaßen wahrzunehmen. Oder in Ruth Cohns Worten: „Wir sind nicht allmächtig, wir sind nicht ohnmächtig, wir sind partiell mächtig.“ Hierbei ist die Unterscheidung in Problem und Einschränkung wesentlich: Probleme können gelöst werden, mit Einschränkungen, wie chronischen Krankheiten, können wir nur einen – möglichst kurativen – Umgang finden.
Kann ich Grenzen erkennen, setzen und wahren? Darf ich mir solche erlauben? Gelingt es mir meine Grenzen zu erweitern und mein Lebenskonzept selbst zu entwickeln? Tradierte Rollenbilder und ‚Kulturkonserven‘, wie Jacob L. Moreno formuliert, zu verlassen, gelingt oft erst durch das Realisieren und bewusste Wahrnehmen dieser. Dann wird ein schöpferischer Umgang mit Rollenerwartungen und vorgefertigten Konzepten möglich.
Das Kartenset lädt zu dieser Standortbestimmung ein, es hilft Gefühle hervorzulocken, das Bildhafte sprechen zulassen (gerade dann, wenn wir an die Grenzen der Sprache stoßen) und Gedanken in Worte zu fassen. Das Kartenset kann kombiniert mit lösungsfokussierten Fragen und bei Bedarf mit weiteren analogen und kreativen Methoden dazu dienen über diese Analyse hinauszugehen und gedanklich wie praktisch den Grenzraum zu erweitern.
Fazit
Den Autor_innen ist es mit diesem Kartenset gelungen sich speziell dem Thema Grenzen zu widmen, durch diese thematische Fokussierung ist es etwas weniger universell, aber nicht weniger spannend einsetzbar als „Das KartenSet Bildbar“.
Die Fotokarten eignen sich für den Einsatz mit Einzelpersonen und in Teams, in Beratungs- und in Lehrkontexten. Das beiliegende Booklet ist methodisch inspirieren und lädt, wie die Karten selbst, dazu ein diese an Ziele und Zielgruppen anzupassen und kreative Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Zudem lassen sich viele weitere Anregungen aus dem „Methodenbuch Bildbar“ auch auf das „KartenSet Grenzen gestalten“ transferieren.
Das Kartenset präsentiert sich in gewohnt sehr guter Qualität und als ästhetisches Gesamtpaket mit hochwertigen Fotos, ansprechender Haptik und in schlichter Metallbox.
Rezension von
Dr. Julia Weitzel
Erziehungswissenschaftlerin, DGfC-Coach, Hochschuldidaktikerin (dghd)
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Es gibt 6 Rezensionen von Julia Weitzel.
Zitiervorschlag
Julia Weitzel. Rezension vom 05.10.2015 zu:
Jimmy Gut, Margit Kühne-Eisendle: Grenzen gestalten - Bildbar-KartenSet II. managerSeminare Verlags GmbH
(Bonn) 2015.
ISBN 978-3-941965-97-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19318.php, Datum des Zugriffs 09.06.2023.
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