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Patricia Arnold, Lars Kilian et al.: Handbuch E-Learning

Rezensiert von Dr. Robert Lehmann, 17.11.2015

Cover Patricia Arnold, Lars Kilian et al.: Handbuch E-Learning ISBN 978-3-7639-5569-5

Patricia Arnold, Lars Kilian, Anne Thillosen, Gerhard M. Zimmer: Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG (Bielefeld) 2015. 4., erweiterte Auflage. 605 Seiten. ISBN 978-3-7639-5569-5. D: 59,90 EUR, A: 61,60 EUR, CH: 79,00 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8252-4965-6 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Thema

Das Thema E-Learning kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Wurde es in den 1990er Jahren noch euphorisch als Revolution der Bildung gefeiert, erlebte es in den 2000er Jahren eine deutliche Ernüchterung. Viele Umsetzungen der ersten Umsetzungseuphorie erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen nicht und auch die umfangreiche Veränderung der Bildungslandschaft durch E-Learning blieb aus. Dennoch wurde die Unterstützung von Lehr- und Lernprozessen durch elektronische Medien sowohl an Universitäten und Hochschulen als auch bei Trägern der beruflichen Fort- und Weiterbildung seit den 1990er Jahren stetig weiterentwickelt. Daher überrascht es nicht, dass in den letzten Jahren das Interesse am Thema E-Learning wieder zunimmt, nicht zuletzt unterstützt durch die breite öffentliche Aufmerksamkeit für MOOCs (massive open online courses), also virtuelle Kurse mit teilweise mehr als 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Das vorliegende Werk ist die vierte Auflage eines Lehrbuchs, das im Bereich E-Learning inzwischen zu den Standardwerken zählt. Aus pädagogischer Perspektive will es die Grundlage für die Entwicklung von Lehrveranstaltungen darstellen, die Informationstechnologien integriert einsetzen.

Autorinnen und Autoren

  • Patricia Arnold ist seit 2006 Professorin für Sozialinformatik an der Hochschule München. Dort ist sie Studiengangsleitung des Online-Studiengangs BA Soziale Arbeit und wissenschaftliche Leitung des E-Learning Centers der Hochschule München. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der mediendidaktischen Konzeption für E-Learning Angebote an Hochschulen und in der Weiterbildung.
  • Lars Kilian ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Kaiserslautern und ist dort in verschiedenen Projekten zu E-Learning in den Bereichen Qualitätsmanagement, Wissensmanagement und Erwachsenenbildung tätig. 2009 wurde er mit dem Landeslehrpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
  • Anne Thillosen ist seit 2008 Co-Leiterin des E-Learning Informationsportals e-teaching.org am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im didaktischen Design technologieunterstützen Lehrens und E-Learning-Konzepten an Hochschulen. Seit 2006 ist sie Mitglied des Editorial Boards der GMW-Buchreihe „Medien in der Wissenschaft“, seit 2014 ist sie Mitglied des Expertengremiums Hochschulforum Digitalisierung (Stifterverband/CHE/HRK/BMBF).
  • Gerhard Zimmer war bis 2008 Inhaber der Professur für Berufs- und Betriebspädagogik an der Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg. Seit 2008 ist er freiberuflich tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. in der Gestaltung und Evaluation von E-Learning in der beruflichen Bildung, im Hochschulstudium und in der Weiterbildung.

Entstehungshintergrund

Die Autorinnen und Autoren dieses Werks haben ihre Zusammenarbeit in der gemeinsamen Tätigkeit im Bundesleitprojekt „Virtuelle Fachhochschule für Technik, Informatik und Wirtschaft“ begründet. Die Ergebnisse dieses Projekts stellten die Grundlage für die erste Auflage des Handbuchs von 2004 dar. Seit dieser ersten Ausgabe wurde das Handbuch immer weiter ausgebaut und mit weiteren wissenschaftlichen Ergebnissen unterfüttert. Zusätzlich wurden die jeweils aktuellen Entwicklungen im Bereich des E-Learnings zeitnah in das Werk integriert. In der vorliegenden 4. Auflage sind dies vor allem die MOOCs und die Nutzung mobiler Endgeräte bei den Lernenden.

Aufbau

Die Autorinnen und Autoren haben sich zum Ziel gesetzt, in dem Handbuch aus konsequent pädagogischer Perspektive eine anwendungsorientierte Grundlage für die Entwicklung von E-Learning Angeboten zu erstellen. Dabei wird versucht, die Blickwinkel verschiedener Akteurinnen und Akteure einzunehmen. Das Handbuch soll außerdem Wege zur Implementierung und Qualitätssicherung von E-Learning Angeboten aufzeigen, die das Erlernen von Handlungskompetenzen ermöglichen.

Zur Erreichung dieser Ziele bilden das erste inhaltliche (Kapitel 2) und das letzte Kapitel (Kapitel 12) einen thematischen Rahmen. Während im Kapitel 2 die prinzipielle Frage geklärt wird, wie E-Learning Bildung ermöglichen kann, wird im letzten Kapitel die Implementierung von E-Learning Angeboten besprochen. Die Kapitel innerhalb dieses Rahmens bearbeiten die verschiedenen Aspekte, die bei der Entwicklung von E-Learning Angeboten berücksichtigt werden müssen.

Die Inhalte orientieren sich sehr streng an den Zielen der Autorinnen und Autoren. So werden alle Aspekte besprochen, die bei der Planung virtueller Lehr- und Lernangebote relevant sind.

Inhalt

Im Kapitel 2 wird daher zunächst geklärt, ob und wie E-Learning Angebote Bildung ermöglichen können. Dabei wird, wie in allen Kapiteln, zunächst eine kurze inhaltliche Einführung gegeben und dann nochmal eine Übersicht über den Aufbau des Kapitels. Nach der Klärung relevanter Begriffe, die konsequent den aktuellen Stand der Forschung und Fachdiskussion zu den verschiedenen Themen abbildet, werden die verschiedenen Aspekte der Frage, ob Bildung mit E-Learning Angeboten möglich ist, diskutiert. Den Schluss bildet, auch wie in allen anderen Kapiteln, ein Fazit, das die Argumentation des Kapitels nochmals in prägnanter Form zusammenfasst.

Die Frage, in welchen virtuellen Räumen Lernen stattfinden kann, ist eng mit der Frage nach Lernplattformen verwoben. Daher wird im dKapitel 3, nach der Diskussion verschiedener Modelle der Bildungsraumgestaltung, vor allem die Auswahl und Nutzung der passenden Lernplattform beschrieben.

Das Kapitel 4 widmet sich der didaktischen Konzeption virtueller Lernangebote. Zunächst werden die klassischen Lerntheorien und ihre aktuellen Interpretationen und Weiterentwicklungen vorgestellt. Darauf aufbauend werden verschiedene Szenarien diskutiert und in Bezug auf mögliche Verschränkungen mit der Präsenzlehre analysiert. Die aufgabenorientierte Didaktik, die auf Basis des aktuellen Forschungsstands als erfolgreichste Form des E-Learning gelten kann, wird dann vertieft dargestellt.

Die tatsächlichen Inhaltsträger in E-Learning Angeboten werden im Kapitel 5 dargestellt. Dabei werden neben der Differenzierung der Präsentationsformen nach Wahrnehmungskanälen vor allen WBT Elemente, die barrierefreie Gestaltung der Inhalte und die Nutzung von Web 2.0 Technologien behandelt. Freie Bildungsressourcen im Sinne von open educational ressources (OER) werden in einem eigenen Unterkapitel vorgestellt.

Im Kapitel 6 werden die Kompetenzen diskutiert, die Lehrende und Lernende haben müssen, um mit virtuellen Lernangeboten umgehen zu können. Neben den allgemeinen Aspekten der Medienkompetenz wird insbesondere die hohe Bedeutung tutorieller Unterstützung der Lernenden diskutiert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Qualifizierung dieser Tutorinnen und Tutoren.

Die Durchführung von Prüfungen in E-Learning Angeboten ist das Thema des Kapitels 7. Die Darstellung orientiert sich von Anfang an an den Anforderungen kompetenzorientierten Prüfens. Daneben werden auch elektronische Klausuren und E-Portfolios besprochen. Innovative Prüfungsformen aus dem Web 2.0, sowie die Möglichkeiten den Lernerfolg in MOOCs zu überprüfen, runden die Darstellung der Prüfungsformen ab. Den Abschluss des Kapitels bildet die Diskussion der automatischen Lernprozessanalyse, die insbesondere an angloamerikanischen Hochschulen bereits weit verbreitet ist. In Deutschland fristet sie, nicht zuletzt aufgrund von Datenschutzbedenken, bisher eher ein Schattendasein.

Nach einer Klärung grundsätzlicher Begriffe, werden im Kapitel 8 zu Qualitätsmanagement die Bedeutung und die Handlungsfelder des Qualitätsmanagements im Bereich des E-Learning dargestellt. Aufbauend auf einem Vergleich der bestehenden Qualitätsmanagementsysteme werden Grundlagen für Qualitätsstandards im Bereich virtueller Lehre erörtert.

Die Kapitel 9, 10 und 11 zu Evaluation, Standardisierung und Rechtsgrundlagen sind alle relativ kurz gehalten. Im Bereich der Evaluation werden die verschiedenen Ansätze und Methoden insgesamt dargestellt und auf das Feld des E-Learning bezogen. Im Kapitel zu Standardisierung werden nach einer Klärung von Begriffen Vor- und Nachteile insbesondere der technischen Standardisierung für die Mehrfachverwendung von Lernobjekten besprochen. Als Rechtsgrundlagen werden die Anbieterkennzeichnungspflicht, Datenschutz- und Urheberrecht sowie das Fernunterrichtsschutzgesetz diskutiert.

Im Kapitel 12 wird die Implementierung von E-Learning in Organisationen dargestellt. Dazu werden verschiedene strategische Faktoren für eine erfolgreiche Implementierung von virtueller Lehre in Organisationen behandelt. Spezielle Aspekte für die Implementation in Hochschulen und vergleichbare Einrichtungen, sowie in Unternehmen und andere Bildungsbereiche (Berufsausbildung, Erwachsenenbildung und Schulbildung) bilden den Abschluss des Kapitels.

Ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und Begriffe sowie die Literaturliste und eine Kurzvorstellung der Autorinnen und Autoren runden das Handbuch ab.

Diskussion

Das „Handbuch E-Learning“ wird auch in der 4. erweiterten Auflage dem Anspruch, eine handlungsorientierte Grundlage für die Beschäftigung mit E-Learning zu bilden, voll gerecht. Es werden alle relevanten Aspekte dieses Themas behandelt. Dabei werden die aktuellen Entwicklungen im Feld (wie MOOCs oder mobile Endgeräte) in den verschiedenen Bereichen nahtlos integriert. Zu allen Themen wird der aktuelle Forschungsstand kurz und prägnant dargestellt. Damit werden die oft sehr speziellen Einzelergebnisse aus den wissenschaftlichen Publikationen für die Anwendung in eigenen E-Learning Projekten handhabbar. Die kostenlose Zusatzoption, das erworbene Hardcover-Buch auch als E-Book (im PDF-Format) herunterzuladen, ermöglicht es, das doch sehr umfangreiche Werk mithilfe der Suchfunktion des PDF-Readers komfortabel nach bestimmten Stichworten zu durchsuchen. So kann es auch als Nachschlagewerk gut genutzt werden.

Fazit

Das Handbuch E-Learning hat sich zum Ziel gesetzt, aus konsequent pädagogischer Perspektive eine anwendungsorientierte Grundlage für die Entwicklung von E-Learning Angeboten zu bieten. Dazu werden die verschiedenen technischen und didaktischen Elemente von E-Learning Angeboten auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Bereichen dargestellt. Dabei wird immer darauf geachtet, eine auch für Novizen in diesem Gebiet verständliche Sprache zu verwenden und komplexere Sachverhalte nachvollziehbar zu präsentieren. Da im Bereich E-Learning Forschungsergebnisse hauptsächlich im Bereich des hochschulischen Einsatzes publiziert werde, überrascht es nicht, dass sich auch hier die meisten Ergebnisse auf diesen Bereich beziehen. Dennoch werden in der Darstellung immer wieder explizit Brücken in andere Bereiche der Bildungspraxis geschlagen.

Die umfangreiche Darstellung der verschiedenen Themen ist eine gute Grundlage für einen Einstieg in das Thema E-Learning. Studierende und andere Lernende, die am Anfang der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema E-Learning stehen, haben in diesem Buch die Gelegenheit einen umfassenden Überblick zu erhalten. Selbst zu Spezialthemen innerhalb der Domäne E-Learning finden sich zumindest kurze Abschnitte, in denen die relevante Literatur prägnant referiert wird. Damit finden Lernende einen guten Einstiegspunkt, um die jeweiligen Spezialthemen vertieft zu bearbeiten.

Für Praktikerinnen und Praktiker eignet sich das Handbuch E-Learning ebenfalls sehr gut, da es den aktuellen Wissensstand zu E-Learning neben der einfachen Darstellung auch immer explizit auf Handlungssituationen bezieht. Dadurch kann im Rahmen der Entwicklung eines E-Learning Angebots zu jedem Aspekt schnell und prägnant das nötige Wissen abgerufen werden.

Eine besonders praktische Ergänzung bietet das zusätzliche E-Book im PDF-Format. Dadurch kann das doch sehr umfangreiche Handbuch schnell mit der lokalen Suchfunktion durchsucht werden. Außerdem kann das physisch doch recht schwere Buch so komfortabel auf einem mobilen Endgerät transportiert und bearbeitet werden, ganz im Sinne des mobilen E-Learnings.

Rezension von
Dr. Robert Lehmann
Professor für Theorien der Sozialen Arbeit an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm; Sozialarbeiter;
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Es gibt 2 Rezensionen von Robert Lehmann.

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ISSN 2190-9245