Peter Pantuček-Eisenbacher, Monika Vyslouzil (Hrsg.): 30 Tage Sozialarbeit. Berichte aus der Praxis
Rezensiert von Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec, 13.04.2016

Peter Pantuček-Eisenbacher, Monika Vyslouzil (Hrsg.): 30 Tage Sozialarbeit. Berichte aus der Praxis. Lit Verlag (Berlin, Münster, Wien, Zürich, London) 2015. 242 Seiten. ISBN 978-3-643-50680-1.
Thema
Die HerausgeberInnen bieten eine Zusammenstellung von Berichten aus der Praxis Sozialer Arbeit an, die von Fachkräften Sozialer Arbeit verfasst worden sind.
Entstehungshintergrund
Pantucek-Eisenbacher und Vyslouzil gehen der Frage nach, was „Sozialarbeiterinnen eigentlich den ganzen Tag“ so machen. Dazu haben sie 30 Fachkräfte unterschiedlicher Praxisfelder um Beiträge gebeten, die sie inm vorliegenden Band publiziert haben.
Aufbau und Inhalt
Der Inhalt ist thematisch gegliedert in
- Vorwort
- Behördliche Sozialarbeit und Zwangskontexte
- Mobile und niederschwellige Angebote
- Spezialisierte Beratung und Begleitung
- Hochschule und Weiterbildung
- AutorInnen
Im Vorwort werden die mit der Publikation verbundenen Anliegen formuliert. „Es sollte ein Bild des ´gewöhnlichen’ Alltags“ der Arbeit von Fachkräften Sozialer Arbeit entstehen“.
Als AdressatInnen sehen sie Studierende der Profession, deren Verwandte und FreundInnen und alle „an Sozialarbeit interessierten Personen“.
Zielsetzung dabei ist, die Möglichkeit zu bieten, „ein Bild von der Vielfalt unserer Profession zu gewinnen“.
Begründet wird das Anliegen mit Verweisen auf vorhandene Stereotypien und dem vielfachen Nicht-Wissen über die Komplexität der Arbeitsfelder und Organisationssysteme, in die die Fachkräfte eingebunden sind.
Den vier Themenabschnitten sind insgesamt 30 Beiträge zugeordnet.
Diskussion
Die HerausgeberInnen bezeichnen das Werk als „ersten Versuch, das breite Betätigungsfeld der Sozialarbeit in leicht lesbaren Artikeln dazustellen“. In Verbindung mit der Zielsetzung und dem extrem breit angelegten Adressatenkorridor wird daraus eine Gratwanderung. Sie erinnert an die angelsächsische Tradition, Sozialforschung im Unterschied zu Gepflogenheiten im deutschsprachigen Raum in leicht verständlicher Sprache zu formulieren.
Wer das Buch um des Lesens Willen lesen möchte oder gar lesen muss, wird es mit ziemlicher Sicherheit bald wieder aus der Hand legen. Wer es aus Interesse an einzelnen Praxisfeldern aufschlägt, wird sich in einzelnen Beiträgen sehr gut aufgehoben sehen und Anderes wiederum schmerzlich vermissen.
Vermisst habe ich beispielsweise einen separaten Beitrag zur wichtigsten Hilfeform der ambulanten Hilfen zur Erziehung, der Sozialpädagogischen Familienhilfe.
Auf einer persönlichen Ebene sehr berührt bin ich, um exemplarisch auf ein Beispiel einzugehen, von Johanna Hefels Beitrag „Mit Vielfalt leben: Dozentin der Sozialen Arbeit (215 ff.).
Sowohl das dargelegte professionelle Selbstverständnis der Autorin wie auch die klare Darstellung ihrer Grundüberzeugung bilden die individuellen Ankerpunkte meines Andockens an ihrem Beitrag.
Ich selbst habe Kaufmann gelernt, bin nach gut 15 Jahren umgestiegen, habe berufsbegleitend Abitur gemacht und Erziehungswissenschaften (Diplom) und Managementwissenschaften (Master) studiert und viele Praxisfelder Sozialer Arbeit kennen gelernt. Die Wertigkeiten meiner professionellen Tätigkeiten haben sich im Laufe der Jahre geändert: Vom Angestellten bei Freien Trägern zur eigenen Pädagogischen Praxis für ambulante Hilfen zur Erziehung mit nebenberuflichen Lehraufträgen arbeite ich inzwischen zu drei Vierteln als Dozent für Soziale Arbeit und begleite zu einem Viertel Fachkräfte und Soziale Organisationen bei Fragen zur Personal- und Organisationsentwicklung. Das permanente Pendeln zwischen Hochschullehre, Forschung und praktischer Sozialer Arbeit erlebe ich für mich als ebenso fruchtbar wie häufig auch anstrengend.
Insofern finde ich mich auch in ihren sonstigen Ausführungen sehr gut wieder.
Die Fragen am Ende eines jeden Beitrags erscheinen als gute Idee. Hier würde ich mir allerdings auch wünschen, viel konkreter auf berufsethische Aspekte zu fokussieren, die fallen nämlich annähernd vollständig unter den Tisch. Zudem wäre zu überlegen, inwieweit die durchgängige Verwendung der vertraulichen „Du“ – Anrede bei den Fragen gegenüber unbekannten LeserInnen tatsächlich angemessen erscheint oder nicht doch eine unzulässige Grenzüberschreitung per se darstellt.
Sinnvoller wäre vielleicht auch gewesen, die Autoreninfos direkt in die Beiträge einzubinden, um Kontext und Person besser zu verknüpfen
Fazit
Das Buch lebt von der Vielfalt der Beiträge und AutorInnen. Um die beiden Ziele, nämlich das der Darstellung des gewöhnlichen Alltags und auch der Vielfalt unserer Profession zu erreichen, hätten auch weniger Berichte ausgereicht.
Auf jeden Fall eignet sich der Band sehr gut zur Arbeit mit Studierenden und zur Orientierung für solche, die nach möglichen Praxisfeldern Sozialer Arbeit suchen.
Um alle Beiträge zu lesen, ist allerdings eine gehörige Portion Neugier und Durchhaltevermögen nötig.
Rezension von
Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec
M.A., Freie Pädagogische Praxis; Lehrkraft für besondere Aufgaben im Ruhestand, Frankfurt University of Applied Sciences
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