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Christfried Tögel: Freuds Wien. Eine biografische Skizze nach Schauplätzen

Rezensiert von Mag.a Barbara Neudecker, 09.11.2015

Cover Christfried Tögel: Freuds Wien. Eine biografische Skizze nach Schauplätzen ISBN 978-3-8379-2528-9

Christfried Tögel: Freuds Wien. Eine biografische Skizze nach Schauplätzen. Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG (Gießen) 2015. 100 Seiten. ISBN 978-3-8379-2528-9. D: 14,90 EUR, A: 15,40 EUR, CH: 21,90 sFr.

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Thema

Diese „biographische Skizze“ ergänzt das weite Feld biographischer Arbeiten über Sigmund Freud, indem sie einen systematischen Überblick über all jene Schauplätze in und um Wien gibt, die mit dem Leben und Werk des Begründers der Psychoanalyse verbunden sind.

Autor

Prof. Dr. Christfried Tögel hat als langjähriger Leiter des Sigmund-Freud-Zentrums Magdeburg und in zahlreichen Publikationen zur Geschichte der Psychoanalyse und Freud-Biographik beigetragen. Er ist Herausgeber der ebenfalls im Psychosozial-Verlag erschienenen 23bändigen Sigmund-Freud-Gesamtausgabe.

Entstehungshintergrund

Die Erstausgabe des Buchs erschien bereits 1996, nun wurde es in korrigierter und erweiterter Fassung erneut aufgelegt.

Aufbau und Inhalt

Das Buch stellt auf umfassende Weise jene Orte in Wien dar, an denen Sigmund Freud lebte, studierte und arbeitete. Gerahmt wird die Darstellung von kurzen Anmerkungen zu Freuds Geburtsstadt Freiberg/Pribor in Mähren und zum Aufenthalt der Familie Freud in Leipzig, wo sie sich vor dem Umzug nach Wien für kurze Zeit niedergelassen hatte sowie zu em>Freuds letztem Aufenthaltsort in London.

Ausführlich werden Freuds Wiener Wohnadressen und die Stätten seiner Ausbildung beschrieben, ebenso wie jene Orte in und um Wien, an denen Freud sich zur Sommerfrische aufhielt. Die Darstellung der verschiedenen Schauplätze wird durch zahlreiche zeitgenössische Illustrationen und ergänzende Informationen anschaulich gemacht. Dazwischen werden biographische Angaben über Patientinnen und Patienten Freuds sowie manche seiner Weggefährten eingeflochten. Man erfährt so auch von weniger geläufigen Details aus Freuds Leben wie beispielsweise seinen Studien zur Kinderlähmung am Beginn seiner medizinischen Laufbahn. Alle Angaben zu den einzelnen Orten sind sorgfältig aufgearbeitet und weisen etwa auch aus, ob Straßennamen zwischenzeitlich umbenannt wurden oder welche Gebäude heute noch in ihrer damaligen Form erhalten sind. Im Anhang werden alle Adressen nochmals übersichtlich aufgelistet.

Diskussion

Die erste Assoziation, die sich aufdrängt, wenn man die Stichwörter „Sigmund Freud“ und „Wien“ hört, ist wohl die berühmte Adresse „Berggasse 19“, wo Freud fast 50 Jahre lang lebte und die Psychoanalyse begründete. Christfried Tögel gelingt es, der Leserin und dem Leser anschaulich zu machen, dass sich Freuds Leben und Schaffen nicht nur in der „splendid isolation“ des Arbeitszimmers in der Berggasse abspielte, sondern dass Freud auch an vielen anderen Orten Wiens wirkte und diese auch auf ihn einwirkten – vor allem, wenn es um sein Studium und seine Ausbildungszeit als junger Arzt geht. Das kreative Schaffen in der Abgeschiedenheit der eigenen Praxis wird an jenen Stellen deutlich, wo angeführt wird, an welchen Werken Freud in seinen verschiedenen Sommerdomizilen jeweils arbeitete und wen er während seines Aufenthalts empfing. Die Erläuterungen zu den einzelnen Schauplätzen und zu Freuds Bezug zu ihnen fallen mitunter etwas knapp aus, während andere Begebenheiten wie etwa Freuds Vortrag über Charcot in der Gesellschaft der Ärzte wiederum sehr ausführlich dargestellt werden. Leider wird auf die an mehreren Stellen angedeutete Ambivalenz Freuds gegenüber seiner Heimatstadt nicht näher eingegangen. So ist die Lektüre des kleinen Bändchens zwar ein kurzweiliges und informatives Vergnügen, das bei vielen LeserInnen vermutlich aber dennoch das Bedürfnis nach ausführlicheren und vertiefenden Informationen hinterlässt.

Fazit

Dieses Buch bietet eine umfassende Übersicht über all jene Schauplätze in und um Wien, die mit Sigmund Freuds Leben und Werk in Zusammenhang stehen. Zwar kann diese „biographische Skizze“ die Lektüre ausführlicher Freud-Biographien nicht ersetzen. Sie eignet sich jedoch für alle, die an der Psychoanalyse und ihrer Entstehung interessiert sind – nicht zuletzt auch aufgrund des kompakten Formats und der zahlreichen Illustrationen – als Stadtführer für Sigmund Freuds Heimatstadt, der es möglich macht, auf Freuds Spuren zu wandeln und sich ein lebendiges Bild davon zu machen, wie viele Orte in Wien mit ihm verbunden sind.

Rezension von
Mag.a Barbara Neudecker
MA, Psychotherapeutin (IP) und psychoanalytisch-pädagogische Erziehungsberaterin, Leiterin der Fachstelle für Prozessbegleitung für Kinder und Jugendliche in Wien, Lehrbeauftragte an den Universitäten Wien und Innsbruck, eigene Praxis
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Es gibt 19 Rezensionen von Barbara Neudecker.

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Zitiervorschlag
Barbara Neudecker. Rezension vom 09.11.2015 zu: Christfried Tögel: Freuds Wien. Eine biografische Skizze nach Schauplätzen. Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG (Gießen) 2015. ISBN 978-3-8379-2528-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19591.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.


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