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Wolfgang Schindler (Hrsg.): Bildung und Lernen online. ELearning in der Jugendarbeit

Rezensiert von Michael Kobbeloer, 02.11.2004

Cover Wolfgang Schindler (Hrsg.): Bildung und Lernen online. ELearning in der Jugendarbeit ISBN 978-3-935686-99-0

Wolfgang Schindler (Hrsg.): Bildung und Lernen online. ELearning in der Jugendarbeit. kopaed verlagsgmbh (München) 2004. 224 Seiten. ISBN 978-3-935686-99-0. 14,80 EUR.

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Einführung in das Thema

Die Kampagne "Schulen ans Netz" ist seit Jahren bekannt und eine feste Größe in der Bildungslandschaft. Entsprechend sozialisiert, reduzieren wir in Deutschland Bildung leider immer noch auf die "formelle" zumeist schulische Bildung. Das Bildung und Lernen auch im informellen Rahmen und dort sogar deutlich häufiger geschieht, geht zu oft an der (Fach)Öffentlichkeit vorbei. Auch die Jugendarbeit lernt online und wird netzbezogen gefördert, es soll so u.a. über die Kampagne "Jugend ans Netz" Jugendlichen die Chance gegeben werden, an dieser neuen Kulturtechnik teilzuhaben.

Betrachten wir die Lebenswelt von Jugendlichen heute, so hat sich der natürliche (Lebens)-raum gerade bei dieser Zielgruppe in hohem Maße quantitativ um den virtuellen Raum erweitert. Welche Sozialdynamik in virtuellen Gruppen herrscht und welche gruppenpädagogische Kompetenz notwendig ist, um sich in virtuellen Gruppen zu bewegen, wissen nur wirkliche Netznutzer.

E-Learning in der außerschulischen, informellen Bildung: dass dies Spaß macht und funktioniert - dass es keine Spur vom einsamen Pauken am nächtlichen PC und an die Zeiten elektronischer Trichterpädagogik erinnert, will dieses Buch aufzeigen. Es geht um die Jugendarbeit, sie gestaltet Lern-Umgebungen, die informelle Bildungsprozesse anregen und stützen - offline und online. Die Beiträge im Buch zeigen, wie aus dem modischen Schlagwort 'eLearning' Praxis wird: in der Jugendarbeit, in Projekten von Schule und Jugendarbeit, in der MitarbeiterInnenbildung - weltweit und vor Ort. Software, content und Konzepte zur Gestaltung von (Selbst-) Bildungsprozessen im virtuellen Räumen, mit Internet und Multimedia werden von PraktikerInnen dargestellt. Und weil nichts praktischer als eine gute Theorie ist, bietet dieser Band Grundlagentexte zum Verständnis und zur Gestaltung dieses neuen Handlungsfeldes.

Die Beiträge im Band wurden im Rahmen der Tagungen "Kompetent in virtuellen Räumen", "Bildung und Lernen online - Chancen nach "PISA"? und "Virtuelle Lebenswelten in Kindheit und Jugend" erstellt und für die Veröffentlichung überarbeitet.

Aufbau

Das Buch ist in 5 Kapitel und ein Autorenverzeichnis gegliedert.

1. Aufbruch in ein neues Terrain

  • Wolfgang Schindler: Zwischen Content und Kommunikation - eLearning in der Jugendarbeit
  • Dirk Ablass, Katrin Rosenthal: Alles eLearning? Vom CBT zur Lernplattform im Cyberspace - eine Führung durch Begriffe und Konzepte Auf dem Weg zu jugendarbeitskompatiblem eLearning - Statements aus dem Verlauf einer Podiumsdiskussion (Redaktionelle Bearbeitung W. Schindler)

2. Didaktische und konzeptionelle Grundlagen

  • Nadia Kutscher: Soziale Ungleichheit im virtuellen Raum - empirische Befunde zur Internetnutzung durch Jugendliche
  • Roland Bader: Wohnst Du noch oder lebst Du schon (im Cyberspace)?
  • Christian Swertz: Was das Medium mit der sozialen Arbeit macht. Reflexionen zum Einsatz der Computertechnologie in der pädagogischen Praxis
  • Jan Pavek, Thomas Schindler: Virtuelle Gemeinschaft programmiert: wie der Cyberspace bewohnbar wird
  • Winfried Marotzki: Vom Lernen zur Identitätspräsentation - pädagogische Gestaltungschancen in virtuellen Räumen
  • Wolfgang Zacharias: Lernziel Lebenskunst mit Sense & Cyber
  • Thomas Münch: Download - Upload: Chancen interkultureller Musikerziehung mit dem Netz

3. Lebenswelten - zwischen online und offline

  • Helga Theunert, Susanne Eggert: Virtuelle Lebenswelten in Kindheit und Jugend
  • Christina Schachtner, Andrea Welger: Virtuelle Mädchen-Räume. Computergestützte Kommunikation als lebensweltliches Projekt 123
  • Bernhard Eckmann: Wissensmanagement in der Hirn-Connection - weil Jugendliche ExpertInnen sind
  • Sabine Kretschmer: Streetstyle .... all in the mix. Das Unsichtbare sichtbar machen - Beteiligungsprojekte zwischen Sprühdose und Mousepad
  • Angelika Bauer: Artespace - Kunstraum zwischen on - und offline

4. Bildungsarbeit in virtuellen Räumen

  • Uta Conrad: Schule und Jugendarbeit im Bildungsserver muc.kobis: regional verankert, online präsent
  • Günter Klarner, Ludger Hanisch: Am Bach und im Netz. Umweltbildung zwischen Ästhetik und digitalen Welten
  • Nadine Kloos, Kathrin Demmler: Lernen im Virtuellen Umweltbildungszentrum
  • Michael Lange, Verena Ebel: Wer gewinnt beim Netzstadtspiel? Online-Kommunikationsprojekte in Jugendarbeit und Schule
  • Verena Ketter: Politische Bildung im kommunalen und im virtuellen (Lebens) Raum - Selbstlernprozesse mit und in Hypermediasystemen

5.(Weiter-) Bildung online

  • Barbara Buchegger: Jugendliche, PädagogInnen und LehrerInnen lernen verschieden - zielgruppenspezifische Konsequenzen beim Online-Lernen
  • Roland Bader: eLearning im virtuellen Seminar: Josefstal online
  • Ulrike Schmidt: LizzyNet - der virtuelle Lebens- und Lernraum für Mädchen
  • Carina Gneuß: Sicherheit in der Informationstechnik - Aufklärung als eLearning-Angebot
  • Birgit Schiffers: Life-Kompetenz: Alltagskompetenzen für Jugendliche per Mausklick
  • Daniela Rohlf: projekt m: mobiles Lernen @ off- und online

Zielgruppe

Medienpädagogen/innen, Sozialarbeiter/innen, Sozialpädagogen/innen, Erzieher/innen, Bildungsverantwortliche, Lehrer/innen, Praktiker/innen, Tele-Tutoren, Dozenten und Studenten der Medien- und Erziehungswissenschaften.

Bewertung

Diese Buch regt dazu an (fordert es vielleicht sogar), Internet und E-Learning in die Jugendarbeit zu integrieren, um Jugendliche über dieses Medium fürs Lernen zu begeistern. Ein weites zukunftsfähiges Bildungsverständnis zieht sich so durch das Buch, es zeigt, was vielfach in den Köpfen von Pädagogen noch immer nicht angekommen ist, dass Bildung und Computer genau so zusammengehören wie Bildung und Buch und es geht damit einen wichtigen und notwendigen Weg, regt zur Diskussion an und bietet viele Ideen und Anregungen.

In umfangreichem und interessantem Maße wird in dem Buch der Frage nachgegangen, wie didaktische Konzepte in der Jugendarbeit aussehen (müssen), um die von Sherry Turkle genannte Faszination der "Wunschmaschine" (Computer/Internet) zu entfalten und Selbstlernpotentiale zu aktivieren. Um nicht den berühmten alten Wein in neue Schläuche abzufüllen und somit das Selbstlernpotential im Keim zu ersticken, geht es darum, herauszufinden, wie "also muss der "Federweisser" - derjenige der noch prickelt - beschaffen sein" um diese Potentiale bei Jugendlichen frei zu setzen.

Wer E-Learning Plattformen kennt, weiß um den Charme eines "Behördenflures", den diese häufig haben. Um E-Learning Plattformen im klassischen Sinne geht es hier nicht. Es geht zum Glück endlich einmal nicht um die Rationalisierung der Bildung, die dem E-Learning Gedanken und Einsatz nicht selten innewohnt. Es geht darum, Ideen und praktische Projekte zu beschreiben, wie Jugendliche über die Aspekte Freiwilligkeit, Partizipation und Selbstbestimmung ans Netz geholt und zum selbstorganisierten Lernen motiviert werden können - eine Schlüsselkompetenz dieser und nachfolgender Generationen.

Kritisch anzumerken sei, dass die Thematik zumindest teilweise zu stark auf die Kompetenzen und Berufsperspektiven von Computermedienpädagogen beschränkt wird. Hier muss die Frage erlaubt sein, warum eine Thematik wie die der virtuellen Räume und des Lernens in diesen, die zur täglichen Lebenswelt der Jugendlichen gehört und in zunehmenden Maße gehören wird, auf eine solch kleine Berufsgruppe reduziert werden soll. Jugendarbeit hat sich - und das gilt für jeden dort tätigen Pädagogen - an der Lebenswelt des Klientels zu orientieren. Zu dieser Lebenswelt gehört das Internet, das Lernen in virtuellen Gruppen und Räumen. Somit muss eigentlich schon heute jeder Sozialpädagoge/Sozialarbeiter eine (auch didaktische) Internetkompetenz besitzen, ohne die er nicht mehr in der Lage ist, das Klientel dort abzuholen wo es steht.

Hervorragend gelungen und deshalb auch so erwähnenswert ist die Umschlaggestaltung des Buches. Eine bis ins Detail gelungene Aufmachung macht schon beim zugeklappten Buch neugierig, eine hervorragende Leistung des Gestalters.

Fazit

Das Buch "eLearning in der Jugendarbeit" herausgegeben von Wolfgang Schindler ist ein Buch, das im besten Sinne geeignet ist, die Internetkompetenz von Pädagogen aller Art zu erweitern. Es ist den Pädagogen "wärmstens" zu empfehlen, die weg von der "Trichterpädagogik" noch die im besten Sinne idealistische Vorstellung in sich tragen, informelle Bildungsprozesse in der Jugendarbeit zu initiieren, zu unterstützen und anzuregen.

Rezension von
Michael Kobbeloer
ist Autor, Trainer und Vortragsredner. Er erlebte das Bildungssystem aus allen Perspektiven und gab zuletzt seinen Beruf als Studiendirektor und Leiter einer Fachschule auf. Mit "emodaktik® - lernen erLeben" hat er sein Konzept der "Emotionalen Didaktik" umgesetzt und begleitet Lehrende auf dem Weg in ein zukunftsorientiertes Bildungssystem. Er ist unter anderem zertifizierter Trainer für emotionale und erfahrungsorientierte Lernmethoden sowie LernPROzess-Trainer
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Es gibt 24 Rezensionen von Michael Kobbeloer.

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Zitiervorschlag
Michael Kobbeloer. Rezension vom 02.11.2004 zu: Wolfgang Schindler (Hrsg.): Bildung und Lernen online. ELearning in der Jugendarbeit. kopaed verlagsgmbh (München) 2004. ISBN 978-3-935686-99-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/1961.php, Datum des Zugriffs 28.05.2023.


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