Matthew Johnstone: Resilienz. Wie man Krisen übersteht und daran wächst
Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 09.10.2015
Matthew Johnstone: Resilienz. Wie man Krisen übersteht und daran wächst.
Verlag Antje Kunstmann GmbH
(München) 2015.
2015 Seiten.
ISBN 978-3-95614-066-2.
Übersetzung: Rita Höher.
Thema
Das Buch ist ein Einstieg in die Thematik „Resilienz“. Gemeint ist eine seelische Widerstandskraft bzw. innere Stärke, die hilft Konflikte, persönliche Schicksalsschläge und Lebenskrisen zu überstehen. Motor ist das Vorhandensein von Vertrauen, erlebte Schwierigkeiten zu überwinden und diese als Chance anzunehmen und daran zu wachsen.
Autor
Geboren wurde Matthew Johnstone 1964 in Australien. Er arbeitete als Kreativdirektor in renommierten Werbeagenturen in Sydney, San Francisco und New York. Neben diesem Buch schrieb er in drei weitere Bücher, zwei davon über Depression. Die Bücher sind in Deutschland, Australien, Neuseeland und England erschienen und Bestseller geworden. Heute ist er Autor, Fotograf und Redner sowie Kreativdirektor für das australische Black Dog Institut, das ist eine Einrichtung die sich um die Behandlung und Vorbeugung von Depressionen kümmert.
Entstehungshintergrund
Matthew Johnstone erkrankte im Alter von 20 Jahren an Depressionen. „Der Schwarze Hund“ ist sein erstes Buch. Gemeinsam mit seiner Frau Ainsley Johnstone schrieb er eine Fortsetzung unter dem Titel „Mit dem schwarzen Hund leben“ und in seinem dritten Buch „Den Geist beruhigen“ berichtet er von seinen Erfahrungen mithilfe von Meditation seinen Geist zur Ruhe zu bringen. Zu allen drei Büchern liegen Rezensionen vor: „Mein schwarzer Hund“ www.socialnet.de/rezensionen/16486.php, „mit dem schwarzen Hund leben“ www.socialnet.de/rezensionen/16487.php und „Den Geist beruhigen“ www.socialnet.de/rezensionen/16378.php.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist im DIN A 5 Querformat in Hardcover erschienen und umfasst 120 Seiten. Zahlreiche ganzseitige Illustrationen umrahmen kurze Erklärungen. Sie sind witzig und humorvoll. Das Buch ist so aufgebaut, dass man auf einer Seite eine Illustration findet und auf der gegenüberliegenden Seite eine entsprechende Erläuterung dazu lesen kann. Die Farben sind gedeckt gehalten. In diesem Buch gilt der Grundsatz: ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
Der Autor hat auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet. Inhaltlich gliedert sich das Buch in zwei gleich große Teile. Im ersten Teil geht es um den Umgang mit Stress und Krisen und im zweiten Teil darum, was hilft, Resilienz aufzubauen und zu fördern. Auf diese Weise wird das Thema Resilienz aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.
Als Resilienz wird eine seelische Widerstandskraft bzw. Unverwüstlichkeit bezeichnet, mit der es gelingt, sich zu schützen z.B. gegen Stress, Schicksalsschläge, Misserfolge und unschöne Erlebnisse. Menschen, die über die Kraft der Resilienz verfügen, schaffen es, Schlechtes hinter sich zu lassen und das Gute zu sehen und diese Dinge zu überwinden.
Schutzfaktoren und Strategien müssen zur eigenen Lebensrealität passen. Es können Strategien sein, die man selbst entwickelt wie sich zu entspannen, ausreichend zu schlafen und gesund zu essen, die Gestaltung sozialer Kontakte oder angepasste Rahmenbedingungen oder auch Strategien, die man mithilfe von professioneller Hilfe entwickelt. Insgesamt gilt es, Grenzen zu erkennen und Ziele zu modifizieren. Probleme werden als Herausforderungen angenommen, an denen man wachsen kann, die Orientierung zielt auf Ressourcen, Realitätssinn, Selbsterkenntnis, Selbstwirksamkeit, Optimismus und sehr wichtig ist auch, den Humor nicht zu verlieren. Das hat die Wissenschaftlerin Emma Werner herausgefunden. Mit dem Resilienz Begriff geht ein Paradigmenwechsel einher. Wurde bis in die 1990er Jahre auf ungünstige und krankmachende Faktoren fokussiert, geht es nun darum, zu erkunden, wie Menschen durch die Krisen des Lebens gelangen, welche Schutzfaktoren wirken, welche Strategien sie dabei anwenden und welche Ressourcen sie dafür bereit halten. Dabei kommt es nicht auf die großen Dinge an, was zählt sind die kleinen Dinge, die Achtsamkeit für den Moment und für Lichtblicke, die man bewusst wahrnehmen sollte. Von diesen Lichtblicken, aber auch von Irrwegen berichtet das Buch mit wenigen Worten und umso ausdrucksvolleren Bildern. Bemerkenswert fand ich Illustrationen zum Missbrauch von Alkohol oder Tabletten. Auf der dazu gehörigen Illustration sieht man einen Menschen, der in einer Flasche gefangen ist oder einen zweiten, der in einer Tablettenkapsel feststeckt.
Diskussion
Johnstone gelingt es mit wenigen sorgfältig ausgewählten Worten und dazu passenden Zeichnungen in das komplexe Thema der Resilienz einzuführen. Resilienz bezeichnet die innere Stärke eines Menschen, Konflikte, Misserfolge, Niederlagen, Lebenskrisen und persönliche Schicksale zu meistern. Sie ist eine Art seelische Widerstandsfähigkeit oder Unverwüstlichkeit – im Sinne eines Stehaufmännchens.
Die Illustrationen machen eindrücklich deutlich, worauf es ankommt. Sie verbildlichen ernste Themen, sind aber so dargestellt, dass immer auch eine Spur Humor dabei ist. Diese Art der Darstellung benutzt den gleichen erfolgreichen Mechanismus, den lebenstüchtige Menschen mit Resilienz nutzen: sich den Krisen zu stellen und von dieser Position aus nach Lösungen zu suchen. Viele Darstellungen lassen schmunzeln und machen Lust, sich einzulassen. Es ist dem Autor durch die Art der Darstellung gelungen, die Situation so aufzuzeigen, dass der Betrachter die Schwere der Situation erkennen kann und zeitgleich Ideen für mögliche Lösungen erhält, aus denen sich andere Perspektiven und Wege eröffnen.
Das Buch strahlt wie die anderen Bücher von Johnstone aus dem Kunstmannverlag Authentizität, Ehrlichkeit und Offenheit aus. Es gelingt dem Autor, ein Stück von sich selbst und seinen Erfahrungen zu transportieren. Diese Botschaft in Bild und Schrift macht die Qualität seiner Bücher aus. Neben den inhaltlichen Erläuterungen sind es vor allem die ganzseitigen Illustrationen, die treffend, humorvoll, klar und mitten aus dem Leben sind.
Dieses Buch ist nie ausgelesen. Immer wenn man es zur Hand nimmt eröffnet es neue Räume für eigene Gedanken und Gefühle sowie für die eigenen Kräfte auf dem Weg, Schwierigkeiten zu überwinden und an Erfahrungen zu wachsen.
Fazit
Das hier vorgelegte Buch ist ein optisch und inhaltlich ansprechendes Bilderbuch für Erwachsene über die Thematik Resilienz. Unter Resilienz versteht man eine seelische Widerstandskraft und innere Stärke. Es geht darum, Misserfolge, Niederlagen, persönliche Schicksale und Krisen zu meistern und an ihnen zu wachsen. Das Buch bietet mit Humor und Ernsthaftigkeit Einstiege und Hilfen auf dem Weg, das Immunsystem der Seele – und damit die eigene Resilienz – zu stärken. Ein Buch, um selbst darin zu „stöbern“, aber auch zum Verschenken.
Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Zitiervorschlag
Petra Steinborn. Rezension vom 09.10.2015 zu:
Matthew Johnstone: Resilienz. Wie man Krisen übersteht und daran wächst. Verlag Antje Kunstmann GmbH
(München) 2015.
ISBN 978-3-95614-066-2.
Übersetzung: Rita Höher.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19626.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.
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