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Ulrike Bavendiek, Bruno Flock et al.: Handreichung Tagesgruppen

Rezensiert von Sabrina Schmidt, 06.01.2016

Cover Ulrike Bavendiek, Bruno Flock et al.: Handreichung Tagesgruppen ISBN 978-3-925146-90-9

Ulrike Bavendiek, Bruno Flock, Guntram Geske: Handreichung Tagesgruppen. Theorie und Praxis zukunftsorientierter Tagesgruppenarbeit. Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) (Frankfurt am Main) 2015. 278 Seiten. ISBN 978-3-925146-90-9. 19,90 EUR.

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Thema

Mit ihrem 275 Seiten umfassenden Sammelwerk greifen die Herausgeber das Thema der Erziehung in einer Tagesgruppe gemäß § 32 SGB VIII auf und beleuchten diese Hilfeform in 61 Beiträgen aus praxiserfahrenen, empirischen und fach- bzw. verbandspolitischen Sichtweisen.

Entstehungshintergrund

Dem Vorsitzenden der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH), Hans-Ullrich Krause, folgend ist die Handreichung „ein Ergebnis jahrelanger, erfolgreicher Arbeit der Fachgruppe Tagesgruppe“ (7). Die Fachgruppe ist ein Zusammenschluss von Fachkräften, die seit 1984 regelmäßig tagt und die Zielsetzung verfolgt, „die Entwicklung der Tagesgruppenarbeit zu beobachten, Anstöße zu geben, innovative Ansätze zu diskutieren und durch Veröffentlichungen zu verbreiten“ (10).

Aufbau

  1. In der Einleitung ergreifen Vertreterinnen bzw. Vertreter des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH) und der Fachgruppe das Wort und bringen der Leserin und dem Leser die Entstehung und Zielsetzung der Handreichung näher. Zudem wird die in enger Verzahnung mit der Geschichte der Bundestagungen stehende Entwicklung der Fachgruppe Tagesgruppe dargestellt.
  2. Im zweiten Kapitel Entwicklung, Rahmung und Empirie erwarten die Leserschaft zehn Beiträge zu historischen, gesetzlichen, konzeptionellen Aspekten rund um das Arbeitsfeld Tagesgruppe.
  3. Darauf folgen im Kapitel Konzeptionelle Grundlagen und Schnittstellen elf Beiträge zu verschiedenen Themen wie Gruppe und Gruppenarbeit, Eltern- und Familienarbeit, Beteiligung und Partizipation, Kompetenzen der Fachkräfte.
  4. Kapitel Handlungskonzepte und Alltagsherausforderungen der Tagesgruppenarbeit – Praxisbeispiele ist das umfangreichste und stellt eine Vielzahl erprobter Materialien vor.
  5. In Kapitel 5. Tagesgruppenarbeit als Phasenarbeit wird die Arbeit in einer Tagesgruppe in drei verschiedene Phasen unterteilt.
  6. Weiterführende Literatur,
  7. Autor_innenverzeichnis
  8. Danksagung.

Zu 2. Entwicklung, Rahmung und Empirie

Hans-Anton Maier skizziert in seinem Beitrag (Kurz-) Geschichte der Tagesgruppen die Entwicklung dieser Hilfeform vom „Experimentierfeld der Heimerziehung“ (14) zu einer unverwechselbaren Hilfe, für die die Kinder- und Jugendhilfestatistik für das Jahr 2012 insgesamt 25.753 Maßnahmen ausweist. Abgeschlossen wird der Artikel mit gegenwärtigen gesellschaftlichen und fachlichen Herausforderungen der 32er Hilfe.

In dem jugendhilfepolitischen Papier Leistungsspektrum der Hilfeform Tagesgruppe beschreibt der Evangelische Fachverband für Erzieherische Hilfen RWL die Hilfe als eine stationäre und ambulante Elemente verbindende Maßnahme, „die durch das ‚sowohl – als auch‘ gekennzeichnet ist“ (19). Dabei richtet sich das Leistungsangebot der Tagesgruppe an den jungen Menschen, an die Eltern sowie an das familiäre Bezugssystem. Diese Ausrichtung zieht fachliche Herausforderungen für die Mitarbeitenden der Tagesgruppe und strukturelle Herausforderungen für die Träger von Tagesgruppen nach sich.

Auch Ulrike Bavendiek greift in ihrem Beitrag Fachliche und organisatorische Herausforderungen die Aspekte Fachlichkeit und Organisation auf und sieht sie in einem Spannungsverhältnis: So ist es der Hilfeform trotz ihres eigenen und besonderen Profils nicht gelungen, dieses „als eigenständiges HzE-Angebot mit eigener fachlicher Ausrichtung und entsprechender Organisation zu etablieren“ (28). Die sich bietenden Möglichkeiten würden insbesondere dadurch geschmälert, dass die inhaltliche Gestaltung sich nach wie vor an stationären Sichtweisen ausrichtet bzw. die Idee der Betreuung über die Aufgabe der Erziehung gestellt und überwiegend kindzentriert gearbeitet wird. Vor dem Hintergrund dieses kritischen Zwischenfazits formuliert die Autorin ebenfalls fachliche als auch strukturelle und organisatorische Herausforderungen.

Der zweiseitige Beitrag Tagesgruppe – Wirksame Förderung im Spektrum der Erziehungshilfe von der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen e.V. lässt sich als Plädoyer für die Unverzichtbarkeit der Hilfeform verstehen. Im Anschluss folgt eine Zusammenstellung aller relevanten gesetzlichen Grundlagen von Sylvia Kopp. Im Rahmen dessen findet der § 45 SGB VIII „Erlaubnis für den Betrieb einer Einrichtung“ bereits Erwähnung, die einzelnen Verfahrensschritte werden von Sylvia Kopp im darauffolgenden Beitrag Verfahren zur Erteilung einer Betriebserlaubnis gemäß § 45 SGB VIII vorgestellt. Mit dem Antrag auf Erteilung einer Betriebserlaubnis soll der Einrichtungsträger die Konzeption der Einrichtung vorlegen. Der Beitrag Erarbeitung und Prüfung einer Konzeption – Eine Orientierungshilfe des Landesjugendamtes Brandenburg bietet nebst grundsätzlichen Aussagen zur Konzeption eine Übersicht darzustellender inhaltlicher Schwerpunkte.

In dem Beitrag Wirkungen von Hilfen in Tagesgruppen – Empirische Einblicke stellen Bruno Flock und Joachim Stopp die beiden Evaluationsinstrumente EVAS und WIMES dar. Neben der Beschreibung des jeweiligen Forschungsdesigns diskutieren sie deren Ergebnisse und leiten Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Tagesgruppenarbeit ab.

Der Beitrag Tagesgruppen aus der Sicht der Nutzer_innen – Forschungsergebnisse von Gertrud Oelerich gibt einen Einblick, wie Kinder und Eltern die Tagesgruppe sehen und welchen Nutzen dieses Angebot für sie hat.

In ihrem Beitrag Elternbeteiligung in der Tagesgruppe plädieren Christiane Solf und Verena Wittke auf der Basis von Ergebnissen einer qualitativen Studie dafür, Partizipation als selbstbestimmte und bedürfnisorientierte Gestaltung und Nutzung des Hilfeprozesses – im Sinne eines Lern- und Entwicklungsprozesses – zu verstehen. Vor diesem Hintergrund skizzieren die beiden Autorinnen vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten für die Eltern und benennen für diesen Lernprozess unterstützende Voraussetzungen.

Zu 3. Konzeptionelle Grundlagen und Schnittstellen

In dem Beitrag Die Stellung der Tagesgruppe innerhalb der erzieherischen Hilfen grenzt Hans-Anton Maier die Hilfeform zu anderen Hilfen zur Erziehung ab. Dabei zeichnet sich diese Hilfe durch diametral gegenüberstehende Ausrichtungen – Gruppenangebot und Einzelfallhilfe, pädagogisch strukturierte und selbstbestimmte Zeit, Binnenorientierung und Orientierung am Umfeld – aus, die es fortwährend auszubalancieren gilt.

Die Entwicklung des Kindes oder des Jugendlichen soll gemäß § 32 SGB VIII durch soziales Lernen in der Gruppe unterstützt werden. Sylvia Kopp zeigt in ihrem Beitrag Zur Bedeutung der Gruppenarbeit auf, wie die Tagesgruppe soziale Lernprozesse fördert. Ulrike Bavendiek und Torben Bruhn folgend ist sie „Lernfeld für Nachreifungsprozesse und Kompetenzerwerb“ (81). Das Lernfeld Gruppe zeichnet sich u.a. durch definierte und strukturierte Räumlichkeiten, Abläufe und Regeln aus. Neben der Förderung des Kindes im Gruppensetting kommt der Eltern- und Familienarbeit eine große Bedeutung zu. In ihrem Beitrag zeigt Ulrike Bavendiek auf, wie die Arbeit mit Eltern und Familien von einem additiven hin zu einem inklusiven Element der Tagesgruppe, welches im Hilfeprofil gesetzlich verankert ist, changierte. Demnach ist die Tagesgruppe nicht nur Lern- und Erfahrungsort für Kinder, sondern auch für Eltern und Familien.

Mit Blick auf die UN-Kinderrechtskonvention, das Grundgesetz und das Achte Sozialgesetzbuch als auch länderspezifische Ausführungsgesetze sind die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf Beteiligung und Beschwerde (-äußerungen) vielfach verankert. Der gesetzlichen – mit dem Bundeskinderschutzgesetz nochmals verstärkten – Verankerung bedarf einer Entsprechung im Alltag. Das Landesjugendamt Brandenburg diskutiert in seinem Beitrag Beteiligung und Beschwerde – Eine Orientierungshilfe Ausgestaltungsmöglichkeiten von Beteiligung in Einrichtungen. Demgegenüber formuliert Hans-Anton Maier allgemeine und spezifische Prüfsteine für Gelingende Partizipation. Dabei arbeitet er als zentralen Erfolgs- und Risikofaktor die Auftrags- und Rollenklarheit heraus.

Matthias Moch unterscheidet in seinem Beitrag Kompetenzen von Mitarbeiter_innen in Tagesgruppen zwischen grundlegende Kompetenzen der Fachkräfte im Feld der Erziehungshilfen und spezifische Eigenschaften und Fähigkeiten für die Arbeit im teilstationären Bereich der Tagesgruppen. Während sich erstere mit Hiltrud von Spiegel (2008) in Kompetenzen des Wissens, des Handelns und des Bewertens differenzieren lassen, sind zweitere so vielfältig wie das Tätigkeitsfeld Tagesgruppe. In Anlehnung an die Untersuchung von Flad et al. (2008) sind die sich stellenden Herausforderungen als Kern-, Peripherie- und erweiterte Kooperationsaufgaben zu klassifizieren. Matthias Moch diskutiert anschließend fünf für die Tagesgruppenarbeit erforderliche Kompetenzen: Umgang mit Ambivalenzen im Lebensumfeld des jungen Menschen, solidarische Eltern-Beratung, konzeptionelle Orientierung, Milieuverbundenheit und die Kompetenz zum „Ortshandeln“.

Guntram Geske und Arnaud Liminski verweisen in ihrem Beitrag auf die vielfältigen Schnittstellen der Tagesgruppenarbeit zu verschiedenen Hilfen und Leistungserbringern und erläutern stichwortartig folgende: Freizeitgestaltung/soziales Lernen, Schulförderung, Jugendamt, Elternarbeit, Pädagogik und Therapie sowie intern/extern. Die Arbeitsgruppe „Tagesgruppen in Essen“ stellt der Tagesgruppe die Offene Ganztagsschule gegenüber und diskutiert anhand der Aspekte Zugangsvoraussetzungen, Allgemeine Beschreibung, Auftrag, Ziele, Leistungsangebote und Personelle Ausstattung die Unterschiede der Angebotsstrukturen von Tagesgruppe und offener Ganztagsschule.

Jutta Möllers, Reinhold Schone und Wolfgang Thoring stellen in ihrem Beitrag Integration von HzE in die Offene Ganztagsschule – Fragen aus einem Modellprojekt das LWL-Beratungsprojekt „Werkstatt zur modellhaften Integration flexibler Erziehungshilfen in die Offene Ganztagsschule im Primärbereich“ vor und präsentieren unterschiedliche Arbeitsansätze, welche die sieben teilgenommenen Standorte entwickelt haben. Anschließend diskutieren sie die in dem einjährigen Werkstattprozess zentralen Diskursstränge mit Blick auf die Frage, ob die Hilfeformen Tagesgruppe oder soziale Gruppenarbeit erkennbar bleiben.

Das dritte Kapitel abschließend diskutieren Ulrike Bavendiek und Torben Bruhn vor dem Hintergrund der Unterscheidung einer (Regel-)Gruppe als Anforderung und einer Gruppe als geschütztes Trainingsfeld Die Tagesgruppe als inklusiver Ort. Sie „bietet Dazugehörigkeit an, ohne gleichzeitig die Akzeptanz und Einhaltung der Regeln und Rahmungen als Voraussetzungen für den Verbleib zu fordern“ (117) und ermöglicht die Heranführung „an die Anforderungen unserer Gesellschaft bezüglich der Gruppenfähigkeit“ (117).

Zu 4. Handlungskonzepte und Alltagsherausforderungen der Tagesgruppenarbeit – Praxisbeispiele

Das vierte Kapitel umfasst 28 praxiserprobte Beispiele. Zu unterschiedlichen Themen der Tagesgruppenarbeit werden Praxisbeschreibungen, Checklisten, Formulare und Musterbögen vorgestellt. Im Folgenden werden die behandelten Themenbereiche aufgeführt:

  • Beteiligung und Kinderrechte in den Tagesgruppen (Kerima Kostka);
  • Kinderrechte in der Konzeption (Diakonie Düsseldorf); Beteiligungsformen für Kinder (Hans-Anton Maier);
  • Grundsätze zur Wahrung von Kinderrechten in der Tagesgruppe (Diakonie Düsseldorf);
  • Die Zusammenarbeit mit Eltern im Rahmen der Tagesgruppe (Anke Noack);
  • Familienarbeit (Sara Pelzer);
  • Familienfreizeiten im Rahmen der Tagesgruppenarbeit (Bruno Flock/Anne-Kathrin Koch);
  • Unterstützung psychisch kranker Eltern durch Netzwerkarbeit (Evangelische Jugendhilfe Godesheim);
  • Pädagogisches Handeln im Alltag und in Krisen (Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe);
  • Autobiografiearbeit im Gruppenalltag (Viorica Tudor);
  • Projekt „Ernährungsdetektive“ (Sandra Schäfer);
  • Projektarbeit in der Tagesgruppe (Dorothee Kocher);
  • Pädagogik der Gruppe – Beispiel Kinderfreizeit (Annegret Wanetschek);
  • Umgang mit Krisen (Diakonie Düsseldorf);
  • Prävention sexueller Gewalt – Konzeptbeispiel (Annegret Wanetschek);
  • Jungenspezifische Zugangsweisen (Torsten Benz);
  • Strukturierte Beobachtung und Förderung – Leitfaden für die „heilpädagogische Einschätzung“ (Diakonie Düsseldorf);
  • Heilpädagogische Spielstunde (Bruno Flock);
  • Tagesgruppe für Vorschulkinder (Axel Heidemann);
  • Heilpädagogische Trainingsklasse (Bruno Flock);
  • Sinne, Wahrnehmung, Wahrnehmungsstörungen (Diakonie Düsseldorf);
  • Autistische Kinder in der Tagesgruppe (Diakonie Düsseldorf);
  • Soziale Kompetenzen – Phasen und Förderbereiche (Diakonie Düsseldorf);
  • Sozialtraining und Gruppenförderung (Christoph Bursch/Helga Schumacher);
  • Leitbild des Sachgebiets Heilpädagogik der Diakonie Düsseldorf (Ulrike Bavendiek);
  • Dokumentation und Berichterstattung (Diakonie Düsseldorf) und
  • Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation (Markus Zinecker).

Zu 5. Tagesgruppenarbeit als Phasenarbeit

Das fünfte Kapitel unterteilt den Gesamtverlauf einer Hilfe in verschiedene Phasen. Der Beitrag Phasen in der Tagesgruppenarbeit der Diakonie Düsseldorf gibt einen Überblick über die Aufteilung und Anke Noack gibt Beispiele für Reflexionsfragen für Kinder und Sorgeberechtigte.

Im Einzelnen umfasst die Phase I die Fallaufnahme (Diakonie Düsseldorf), das Erstgespräch (Diakonie Düsseldorf), das Aufnahmegespräch (Bethanien Kinderdorf), die Aufnahme bzw. Anamnese (Bethanien Kinderdorf), die Eltern- und Familienarbeit (Diakonie Düsseldorf) sowie die Schweigepflichtsentbindung (Diakonie Düsseldorf).

Die zweite Phase bezieht sich auf die Durchführung der Hilfe und widmet sich der Tagesstruktur (Diakonie Düsseldorf), dem Tagesablauf (Martina Liesebach) und Kleingruppenangebote zu individuellen Entwicklungsförderung (Diakonie Düsseldorf).

Die Beendigung einer Hilfe ist Thema der Phase III. Sie beinhaltet einen Beitrag zur Abschiedsmappe (Diakonie Düsseldorf). Beispielhaft sind für alle drei Phasen Musterbögen, -briefe und -protokolle, Struktur- und Ablaufpläne, Leitfäden sowie Fragebögen abgedruckt.

Diskussion

Dem Vorhaben der Fachgruppe Tagesgruppe einer „praxisnahen Vermessung des Arbeitsfeldes Tagesgruppen“ (7) kommt ein großer Verdienst zu. Durch die breite Auswahl der Themen (gesetzliche Grundlagen, konzeptionelle Aspekte, Eltern- und Familienarbeit, Wirkung und Leistungsfähigkeit, Handlungskonzepte, etc.) ist es den Herausgebern gelungen, ein umfassendes Bild der knapp 5 Dekaden „alten“ Hilfeform zu zeichnen. So wird in Abgrenzung zu weiteren Hilfen zur Erziehung sowie integrativen bzw. qualifizierten Regeleinrichtungen die Besonderheit und das Alleinstellungsmerkmal der Erziehung in einer Tagesform herausgestellt, ihren Entwicklungsprozess von der „Tagesheimgruppe“ hin zur „Erziehung in einer Tagesgruppe“ skizziert und gegenwärtige strukturelle als auch fachliche Herausforderungen aufgezeigt. Zudem bietet der Sammelband den Praktikern in Tagesgruppen vielfältige Anregungen und interessante Weiterentwicklungen für die Gestaltung ihres Arbeitsalltags.

Kritisch anzumerken ist, dass die Beiträge Redundanzen aufweisen und sich deutlich voneinander in Länge (1 bis 12 Seiten) und auch Qualität unterscheiden. Aufgrund der Kürze einiger Beiträge – im Durchschnitt umfassen die Artikel zwischen 4 bis 5 Seiten – ist oftmals eine tiefergehende Abhandlung nicht möglich, wäre jedoch wünschenswert. Zudem erstaunt es, dass einzelne Beiträge in den einführenden bzw. theoretischen Kapiteln ohne jeglichen Beleg oder Verweis auskommen. Darüber hinaus wurden nahezu die Hälfte aller Beiträge des zweiten und dritten Kapitels bereits an anderer Stelle – zumeist vor drei (2012) bzw. fünf Jahren (2010) – veröffentlicht. Mit Blick auf das Layout (z.B. der Umgang mit Zwischenüberschriften) und dem Zitationsstil wäre bei aller „Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der Beiträge“ (9) mehr Stringenz und Einheitlichkeit wünschenswert.

Fazit

Im Vorwort ist zu lesen, an wen sich die Handreichung richtet und wie der Leitfaden den unterschiedlichen Leserinnen und Lesern dienen kann

  • „für langjährig in diesem Feld Tätige als umfassende Übersicht“ (7)
  • „für Fachkolleg_innen, die neu im Bereich Tagesgruppenarbeit beginnen, als hilfreiche Unterstützung“ (7) und
  • „[f]ür Studierende […] als Einblick und Wissenspool“ (7).

Für die genannten Lesergruppen ist die Handreichung mit Blick auf ein allgemeines Verständnis und praktische Implikationen zu empfehlen. Sie bündelt erprobte Materialien und kann als Anregung für die tägliche Arbeit dienen, sie zeichnet die historischen Wurzeln auf und die Entstehungsgeschichte nach und kann dadurch an das neue Arbeitsfeld heranführen und sie bietet aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Themen eine breite Wissensbasis und kann somit als Nachschlagewerk fungieren.

Rezension von
Sabrina Schmidt
M.A. Sozialmanagement, Dipl. Soz.Päd./Soz.Arb., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Köln
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Es gibt 2 Rezensionen von Sabrina Schmidt.

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ISSN 2190-9245