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Ralf Schneider: Die Suchtfibel

Rezensiert von Sandra Ebert, 01.03.2016

Cover Ralf Schneider: Die Suchtfibel ISBN 978-3-8340-1550-1

Ralf Schneider: Die Suchtfibel. Wie Abhängigkeit entsteht und wie man sich daraus befreit ; Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2015. 18., korrigierte Auflage. 454 Seiten. ISBN 978-3-8340-1550-1. 18,00 EUR.

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Autor

Ralf Schneider ist psychologischer Psychotherapeut und Geschäftsführer der salus kliniken in Friedrichsdorf.

Entstehungshintergrund

Die erste Auflage des Buches wurde 1978 veröffentlicht und zielte darauf ab, alkoholabhängige Patienten in verständlicher Form über die wichtigen Aspekte ihrer Krankheit zu informieren. Die Suchtfibel wurde inzwischen mehrfach überarbeitet und ist in verschiedenen Sprachen erschienen, bspw. auf Russisch, Rumänisch und Ungarisch.

Die Suchtfibel richtet sich neben alkoholabhängigen Patienten auch an Angehörige aus dem sozialen Umfeld, aber auch an professionelle Helfer, Studierende und Lehrende. Sie will informieren sowie eine „Hilfe zum Verstehen, Entscheiden und Handeln“ geben (S.8).

Aufbau

Die Suchtfibel ist in fünf Kapitel aufgebaut, welche sich an dem Änderungsprozess bei der Befreiung von Süchten nach Prochaska und DiClemente orientieren:

  1. Von der Ahnungslosigkeit zur Nachdenklichkeit: Sich Grundwissen zur Sucht und zu Suchtstoffen aneignen
  2. Von der Nachdenklichkeit zum Problembewusstsein: Verstehen, wie es zu Störungen im Verhalten und zur Abhängigkeit kommt
  3. Von der Unentschiedenheit zur Lösung: Sich selbst die richtige Diagnose stellen und Schlussfolgerungen daraus ziehen
  4. Vom Zaudern zum Handeln: Wie man sich von Süchten befreit
  5. Von der Änderung zur Stabilisierung: Die Freiheit sichern und Rückfälle vorbeugen

Inhalt

Kapitel 1: Von der Ahnungslosigkeit zur Nachdenklichkeit: Sich Grundwissen zur Sucht und zu Suchtstoffen aneignen. In diesem Kapitel definiert der Autor unter anderem Begriffe wie „Sucht“, „Drogen“ oder „psychotrope Substanzen“. Weiter klärt er über die Fragen auf, wieso Menschen Drogen konsumieren und welche Wirkungen diese auf das Bewusstsein haben. Zudem werden die Besonderheiten von Stoffen wie Cannabis, Medikamenten oder auch Kokain betrachtet.

Kapitel 2: Von der Nachdenklichkeit zum Problembewusstsein: Verstehen, wie es zu Störungen im Verhalten und zur Abhängigkeit kommt. In diesem zweiten Kapitel geht der Autor unter anderem folgenden Fragen nach:

  • Warum konsumieren manche Menschen zu viel Alkohol, Medikamente oder sonstige Drogen?
  • Welche Motive zum Konsum oder Missbrauch gibt es?
  • Was beschleunigt die Entwicklung zum Hochkonsum?
  • Gibt es Schutzfaktoren gegen Missbrauch und Abhängigkeit?
  • Wie kann man kritischen von unkritischem Alkoholkonsum unterscheiden?
  • Spielen ist gut – Glücksspielen schlecht?
  • Was benötigt man, um aus einem schädlichen Konsum oder einer Sucht herauszufinden?

Kapitel 3: Von der Unentschiedenheit zur Lösung: Sich selbst die richtige Diagnose stellen und Schlussfolgerungen daraus ziehen. Hier zeigt der Autor unter anderem auf, wann eine Person als suchtkrank oder abhängig bezeichnet wird, wobei zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit differenziert wird. Er geht auf die Besonderheiten der Abhängigkeit bei Frauen ein und beschreibt die Entwicklung der Abhängigkeit anhand der Jellinek-Phasen. Des Weiteren wird der Blick auf die Verursachung von körperlichen Schäden, auf Schuld- und Schamgefühle sowie auf Co-Abhängigkeit gelenkt.

Kapitel 4: Vom Zaudern zum Handeln: Wie man sich von Süchten befreit. In diesem Kapitel werden Möglichkeiten vorgezeichnet, die dem Einzelnen aus der Sucht verhelfen können und es wird beschrieben, was unter Abstinenz zu verstehen ist. Auch wird der Frage nachgegangen, ob es für genesene Suchtkranke einen auf Dauer unproblematischen Konsum von Suchtmitteln geben kann, ob es Medikamente gegen die Sucht gibt, wie eine Behandlung der Suchtthematik abläuft und welche Ziele und Techniken es im Therapieverlauf gibt.

Kapitel 5: Von der Änderung zur Stabilisierung: Die Freiheit sichern und Rückfälle vorbeugen. Neben vielen anderen Fragen beantwortet der Autor folgende Fragen:

  • Worauf sollte man in der ersten Zeit der Abstinenz besonders achten?
  • Was versteht man unter einem „sozialen Stützsystem“?
  • Wem gegenüber soll ein Abhängiger seine Krankheit offenbaren?
  • Weshalb ist die Selbsthilfegruppe so wichtig?
  • Welchen Beitrag kann die Familie leisten?
  • Darf ich alkoholfreies Bier trinken oder mit Alkohol zubereitete Speisen essen?
  • Wozu Rückfallprävention, wenn ich doch ganz sicher bin, abstinent leben zu wollen?
  • Was ist ein Rückfall?
  • Was kann ich gegen ein aufkommendes Verlangen tun?

Im Anschluss an diese fünf Kapitel werden verschiedene Möglichkeiten aufgeführt, wo Betroffene oder Personen des sozialen Umfelds Hilfe per Telefon erhalten können. Des Weiteren sind verschiedene Anlaufstellen im Internet zusammengetragen und Adressen von Verbänden abgedruckt, über die weitere Informationen zu Inhalten, örtlichen Beratungsstellen oder Selbsthilfeorganisationen bezogen werden können. Zudem ist eine Liste mit weiterführenden Buchtipps angehängt.

Fazit

Das Buch bezieht sich in erster Linie auf das Suchtmittel Alkohol, doch werden auch Suchtmittel wie Medikamente, Cannabis, Kokain oder Heroin aufgegriffen. Der Autor macht deutlich, dass viele Verhaltensweisen, Strategien und Effekte unabhängig von dem Suchtmittel eine starke Ähnlichkeit aufweisen und die Inhalte daher für eine umso breitere Personengruppe Gültigkeit besitzt.

Die Sprache des Buches ist sehr gut verständlich, so dass die Inhalte für eine breite Zielgruppe geeignet und nachvollziehbar sind. Das Buch gibt intensive Einblicke in die psychischen und physischen Vorgänge, die anhand von Beispielen gut erklärt und für den Leser veranschaulicht werden. Das Buch ist geeignet für Betroffene und Angehörige, die sich intensiv mit dem Thema Sucht auseinander setzen und sich darüber informieren möchten. Auch für in der Fachpraxis Tätige Personen ist das Buch eine hervorragende Informationsquelle und aufgrund der hohen Verständlichkeit können Ausschnitte des Buches direkt für die Arbeit mit Betroffenen verwendet werden.

Dadurch, dass eine Vielzahl von gestalterischen Elementen verwendet werden, bspw. Zitate, Gedichte, Witze, Bilder bis hin zu Übungen und Aufgaben, ist das Thema sehr abwechslungsreich und kurzweilig aufgearbeitet.

Rezension von
Sandra Ebert
M.A. in Bildungswissenschaften, B.A. in Sozialer Arbeit, Systemische Beraterin, Supervisorin und Coachin
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Es gibt 8 Rezensionen von Sandra Ebert.

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ISSN 2190-9245