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Claudia Berther, Therese Niklaus Loosli: Die Marte-Meo-Methode

Rezensiert von Prof. i.R. Dr. Peter Bünder, 02.03.2016

Cover Claudia Berther, Therese Niklaus Loosli: Die Marte-Meo-Methode ISBN 978-3-456-85532-5

Claudia Berther, Therese Niklaus Loosli: Die Marte-Meo-Methode. Ein bildbasiertes Konzept unterstützender Kommunikation für Pflegeinteraktionen ; Video-DVD beiliegend. Hogrefe AG (Bern) 2015. 274 Seiten. ISBN 978-3-456-85532-5. D: 36,95 EUR, A: 38,00 EUR, CH: 45,90 sFr.

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Thema

Dieses Buch beschreibt die Marte Meo-Methode als eine Kommunikations- und Videoanalyse-Methode im Rahmen von Pflegeeinrichtungen, damit sich die Begegnungs- und Beziehungsmomente zwischen Pflegekräften und pflegebedürftigen Menschen verbessern können.

Autorinnen

Claudia Berther ist Pflegefachfrau HF und lizensierte Marte Meo Supervisorin.

Therese Niklaus Loosli ist Fachärztin FMH für Kinder- und Jugendpsychiatrie und lizensierte Marte Meo Supervisorin.

Aufbau

Nach Widmung, Danksagung, Geleitwort, Vorworten und Leseanleitung gliedert sich das Werk in zehn inhaltliche Kapitel, bevor es mit Schlussreflexion, Schlussworten und einem Anhang abschließt.

  1. Interview mit der Begründerin der Methode, Maria Aarts
  2. Was mit Marte Meo?
  3. Theoretische Grundlagen
  4. Grundhaltung der Marte Meo Methode
  5. Marte Meo Ausbildung
  6. Nachhaltigkeit
  7. Wichtige Aspekte bei der Umsetzung der Marte Meo Arbeit
  8. Marte Meo anhand von Fallbeispielen
  9. Erfahrungsberichte aus der Praxis
  10. Erfahrungsberichte über Marte Meo und andere Methoden

Den größten Raum nehmen die Kapitel 3 (Theorie), Kapitel 8 (Fallbeispiele) und Kapitel 9 (Erfahrungsberichte) ein.

Inhalt

Der inhaltliche Auftakt, das Interview mit Maria Aarts, welches auch auf der beigefügten DVD zu sehen und zu hören ist, bietet vor allem Menschen, die vorher noch nichts von der Methode gehört haben, eine gute Gelegenheit, die Grundüberzeugungen der Methode aus erster Hand zu erfahren, so dass sich die nachstehenden Texte besser einordnen lassen.

Die beiden Autorinnen stellen – speziell im 3. Kapitel – ihr Verständnis der theoretischen Grundlagen in einer Weise dar, die gut nachzuvollziehen ist und einen guten Einblick in die Essentials der Methode bietet. Viele Ausführungen werden anschaulich an Fallbeispielen aus der Pflegepraxis illustriert. Die korrespondierenden Bilder aus der Praxis realisieren dabei die Grundannahme der Methode, dass mit Bildern mehr ausgesagt und angeregt werden kann als nur mit bloßen Worten.

Es gelingt den Autorinnen, durch eine verständliche Sprache und illustrierende Bilder Einsatz und Wirkungen der Marte Meo Methode in Pflegekontexten gut darzustellen. Wertvoll macht das Buch auch die gelungene Verknüpfung von Grundhaltung und Ausbildung in der Methode. Es wird eingeräumt, dass sicherlich viele Aspekte der Methode intuitiv auch von nicht ausgebildeten Menschen praktiziert werden. Zu Recht wird aber auch angeführt, dass ein zentraler Unterschied darin besteht, wie bewusst und reflektiert dass geschulte Fachkräfte tun, was ohne eine qualifizierte Ausbildung kaum möglich ist.

Diskussion

Die für Praktiker/innen spannendsten Kapitel sind sicherlich die Kapitel über Fallbeispiele und Erfahrungsberichte (Kapitel 8 + 9). Besonders hervorzuheben ist, dass viele der Praxisbeispiele nicht nur beschrieben, sondern auf der beigefügten DVD auch angeschaut werden können.

Im ersten Teil wird ausführlich dargestellt, wie mit Hilfe der Methode eine unterstützende Kommunikation bei Demenzkranken realisiert werden kann. Schritt für Schritt wird vorgestellt und mit Bildern illustriert, wie Fachkräfte durch die Anwendung der Methode demenzkranke Menschen besser erreichen und in Kontakt bleiben können.

Im zweiten Teil wird genauso praxisbezogen vorgestellt, wie die Methode in der allgemeinen Pflege die tägliche Arbeit sowohl für die Patienten als auch für die Fachkräfte bereichern kann. Vertieft werden diese Ausführungen durch das Kapitel Erfahrungsberichte, in dem eine Reihe von Fachkräften aus vier Pflegeinstitutionen ausführlich darstellen, wie dort mit Hilfe der Marte Meo Methode gearbeitet wird.

Auch das Verhältnis zu anderen Methoden, z. B. der Validation, wird thematisiert. Analog zur Praxis in der Jugendhilfe wird auch hier nachvollziehbar dargestellt, dass sich Marte Meo sehr gut mit anderen Verfahren kombinieren lässt. Stärken und Vorteile anderer Ansätze werden als wertvoll anerkannt, so dass kein Gedanke von Konkurrenz oder Rivalität aufkommen muss.

Ein kleiner kritischer Punkt in diesem Buch ist die Darstellung der Ausbildung in der Methode. Im Gegensatz zur Praxis im Internationalen Marte Meo-Netzwerk werden hier m.E. unrealistische Ausbildungszeiten für diese qualitativ anspruchsvolle Weiterbildung angeführt, wenn es auf Seite 101 heißt, die Weiterbildung zum „Colleague Trainer“ (deutsch: Fachberater/in) dauerte „mindestens zwölf halbe Tage“. Maria Aarts beispielsweise führt für die gleiche Weiterbildung in ihrem „Handbuch“ (2011; S. 179) zwölf ganze Tage an, was einer Verdopplung gleichkommt. Um unnötige Irritationen oder Qualitätsprobleme zu vermeiden wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Autorinnen sich hier an den bewährten Standards des Marte Meo-Netzwerkes orientiert hätten.

Zielgruppen

Das Buch eignet sich für Menschen, die im Bereich Pflegewesen tätig sind, für Studierende im Sozial- und Gesundheitswesen sowie für Angehörige von Menschen, die der Pflege bedürfen.

Fazit

Es ist ein sehr informatives und spannendes Buch über den Einsatz der Methode im Pflegebereich. Durch den gut verständlichen Text, die illustrierenden Bilder und die beigefügten Filmbeispiele auf DVD hat dieses Buch eine große Praxisrelevanz. Es ist zu wünschen, dass möglichst viele Kräfte in der Pflege und betroffene Angehörige die Möglichkeit erhalten können, von diesem Buch für ihren Alltag profitieren zu können.

Rezension von
Prof. i.R. Dr. Peter Bünder
Vormals Hochschule - University of Applied Sciences - Düsseldorf, Lehrgebiet Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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Es gibt 91 Rezensionen von Peter Bünder.

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ISSN 2190-9245