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Stephan Herpertz, Martina Zwaan et al. (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas

Rezensiert von Prof. Dr.phil. Dr.rer.nat. Annemarie Rettenwander, 03.06.2016

Cover Stephan Herpertz, Martina Zwaan et al. (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas ISBN 978-3-642-54572-6

Stephan Herpertz, Martina Zwaan, Stephan Zipfel (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer (Berlin) 2015. 2., überarbeitete Auflage. 606 Seiten. ISBN 978-3-642-54572-6. D: 59,99 EUR, A: 61,67 EUR, CH: 63,50 sFr.

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Heraugeber und Herausgeberin

Prof. Dr. Stephan Herpertz WL-Universitätsklinikum, Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Martina de Zwaan, Medizinische Hochschule Hannover und Prof. Dr. Stephan Zipfel, Universitätsklinikum Tübingen sind die Herausgeber/innen.

Das vorliegende Buch entstand unter Mitarbeit von über 80 weiteren Autorinnen und Autoren.

Thema

Dieses Handbuch gibt einen Überblick zur Diagnostik, Behandlung und Nachsorge bei Essstörungen und Adipositas. Es ist, so steht es im Vorwort, für Fachleute gedacht.

Aufbau und Inhalt

Zunächst geht es um die Klassifikation und Diagnose von Essstörungen aus historischer Sicht (Habermas), anschließend um Diätverhalten und Körperbild im gesellschaftlichen Wandel (Brunner & Resch), gefolgt von klinischen Aspekten der Anorexia nervosa und Bulimia nervosa im Erwachsenenalter (Teufel & Zipfel).

Darauf folgen Beiträge zu atypischen Essstörungen und zur Binge-Eating-Störung (de Zwaan & Mühlhans), Essstörungen im DSM-5 (Föcker, Knoll & Hebebrand), Diagnostik von Essstörungen (Schweiger), Epidemiologie der Essstörungen (Fichter), Verlauf und Prognose der Anorexia nervosa (Zipfel, Löwe & Herzog), Verlauf der Bulimia nervosa und der Binge-Eating-Disorder (Quadflieg & Fichter), Anorexia nervosa im Kindes- und Jugendalter (Herpertz-Dahlmann), verhaltenstherapeutische Modellvorstellungen (Resmark), psychodynamische Modellvorstellungen (Herpertz) sowie ein Kurzbeitrag mit dem Titel „Essstörungen bei Männern“ (Mangweth-Matzek).

Im Anschluss geht es um Essstörungen im Leistungssport (Platen), genetische Aspekte der Essstörungen (Frieling, Bleich & Hinney), psychosoziale Risikofaktoren (Jacobi & Fittig), soziokulturelle Aspekte der Essstörungen (Jäger) sowie um Körperbildstörungen (Tuschen-Caffier). Dann folgt ein Hauptkapitel zur psychischen Komorbidität (v. Wietersheim; Schweiger; Nutzinger). Ein weiteres Hauptkapitel beschäftigt sich mit biologischen und medizinischen Aspekten von Essstörungen (Pietrowsky; Ehrlich & Holtkamp; Simon & Friederich; Schulte-Rüther & Konrad; Bailer).

Dann geht es um medizinische Komplikationen bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa (Friederich), gynäkologische Aspekte bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa (Gerwing & Kersting) sowie um Essstörungen und Diabetes mellitus (Herpertz).

Der Prävention der Essstörungen (Karwautz & Wagner) ist ein weiterer Beitrag gewidmet, gefolgt von den Themen Behandlung der Essstörungen in Kindheit und Adoleszenz (Herpertz-Dahlmann), Familientherapie der Essstörungen (Reich), psychodynamische Therapie (Herzog, Friederich, Wild, Schauenburg & Zipfel), kognitive Verhaltenstherapie (Legenbauer), Interpersonelle Psychotherapie (Hilbert), Pharmakotherapie der Essstörungen (de Zwaan & Svitek), stationäre und teilstationäre Psychotherapie der Essstörungen (Zeeck), Behandlung von Körperbildstörungen (Vocks & Bauer), Selbsthilfe bei Essstörungen (Thiels & de Zwaan), Anorexia nervosa aus ernährungstherapeutischer Perspektive (Haas, Boschmann & Platte), Einsatz moderner Medien in Prävention und Behandlung (Bauer), Zwangsbehandlung bei Anorexia nervosa (Thiel & Paul), Behandlung chronisch kranker Patientinnen (Paul & Thiel), Arbeit mit Angehörigen (Schmidt) und Rückfallprophylaxe bei Anorexia nervosa (Giel & Schmidt).

In einem weiteren Hauptkapitel, gewidmet dem Thema Adipositas, geht es zunächst um Diagnostik und Ätiologie der Adipositas (Wirth), anschließend um deskriptive Epidemiologie von Übergewicht und Adipositas (Boeing & Bachlechner), gesundheitsökonomische Folgen der Adipositas (Sonntag & Schneider), genetische Aspekte (Frieling, Hinney & Bleich), psychosoziale Faktoren der Adipositas in Kindheit und Adoleszenz (Warschburger), Risikofaktoren im Kindes- und Jugendalter (Kiess), medikamentös induzierte Adipositas (Lederbogen), soziale und psychosoziale Auswirkungen der Adipositas – gewichtsbezogene Stigmatisierung und Diskriminierung (Hilbert), Adipositas und psychische Komorbidität (Herpertz), metabolisches Syndrom und Depression (Löwe), Tabakabhängigkeit bei Essstörungen und Adipositas (Schröter & Batra), „Adipositas als Suchterkrankung“ (Albayrak & Hebebrand), „Impulsivität und Adipositas“ (Müller) sowie um Adipositas und Binge-Eating-Störung (Becker).

Anschließend folgen Beiträge zu den Themen Prävention der Adipositas (Müller & Plachta-Danielzik), Behandlung der Adipositas in Kindheit und Adoleszenz (Wabitsch), familienbasierte Ansätze der Behandlung (Wiegand & Ernst), Modediäten und kommerzielle Programme (Fritsche), Ernährungstherapie der Adipositas (Hauner), Behandlung der Adipositas – Sport und körperliche Aktivität (Platen), Verhaltenstherapie der Adipositas (Benecke), Verhaltenstherapie in der aktualisierten S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas (Teufel), medikamentöse Therapie der Adipositas (May & Jordan), Gewichtsstabilisierung (de Zwaan), adipositaschirurgische Therapieoptionen (Wolf), psychosomatische Aspekte der Adipositaschirurgie (Herpertz & de Zwaan), Behandlung der Adipositas bei Diabetes mellitus (Kulzer), Telemedizin und andere Medien in der Adipositasbehandlung (Holzapfel). Am Ende des Buches findet sich schließlich ein sogenannter „Serviceteil“, der allein aus einem Stichwortverzeichnis besteht.

Fazit

Das von Prof. Dr. Stephan Herpertz, Prof. Dr. Martina de Zwaan und Prof. Dr. Stephan Zipfel herausgegebene Handbuch Essstörungen und Adipositas (2015, 2. Auflage), das unter Mitwirkung von über 80 weiteren Autorinnen und Autoren entstand, enthält Beiträge sehr unterschiedlicher fachlicher Qualität. Als Nachschlagewerk ist es, beispielsweise was körperliche Folgen von Essstörungen und andere medizinische Aspekte anbelangt, für Fachleute gut geeignet, will man Essstörungen und Adipositas allerdings tiefergehend verstehen oder sich etwas kritischer mit der Thematik auseinandersetzen, wird einem dieses Buch allein wenig weiterhelfen. In der Lehre erscheint es als Zusatzliteratur für Studierende, die bereits viel zum Thema gelesen haben, ergänzend einsetzbar.

Das 606 Seiten umfassende Werk, das selbst in den Kapiteln, die sich mit Psychotherapie beschäftigen, in weiten Teilen mit wenig Empathie und eher sezierendem Blick daherkommt, kann von der verstehenden Qualität her den Büchern von beispielsweise Hilde Bruch, Susie Orbach, Margret Gröne, Jürg Liechti, Renate Göckel, Eva Wunderer und anderen diesbezüglich nicht das Wasser reichen. Selbst wenn man einfach Autobiographien Betroffener liest, wird man Essstörungen besser verstehen können, als wenn man dieses Handbuch von vorne bis hinten durcharbeitet. Wissenschaftlichkeit, Sachlichkeit und professionelle Distanz müssen nicht zwangsläufig emotionale Kälte bedeuten, das ist seit den Jahrzehnte alten Arbeiten von Hilde Bruch eigentlich längst bekannt. Einige wenige Beiträge in diesem Buch beherzigen dies auch. Einen empathischeren und dennoch ebenso wissenschaftlich fundierten Zugang zu dem Thema bietet beispielsweise das Praxishandbuch Soziale Arbeit mit Menschen mit Essstörungen von Wunderer et al. (2015), vgl. die Rezension.

Rezension von
Prof. Dr.phil. Dr.rer.nat. Annemarie Rettenwander
Professorin für Psychologie – Organisationspsychologie, Kommunikationspsychologie und Psychologie der Essstörungen an der Hochschule Niederrhein/ Mönchengladbach
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Es gibt 20 Rezensionen von Annemarie Rettenwander.

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Zitiervorschlag
Annemarie Rettenwander. Rezension vom 03.06.2016 zu: Stephan Herpertz, Martina Zwaan, Stephan Zipfel (Hrsg.): Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer (Berlin) 2015. 2., überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-642-54572-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19707.php, Datum des Zugriffs 10.09.2024.


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